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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Schmid, Wolfgang Maria: Passauer Waffenwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0333

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ii. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

Ql

lieh als eine unverstandene Nachahmung
des Passauer Wappentieres zeigen, stammen aus
anderen Städten. Denn für Passau selbst, wo eine
ganz bedeutende Zahl von Werken der Plastik und
Malerei das Stadtwappen den Klingern bezw. der
Beschau der Messerer ständig vor Augen führte,
wo das Handwerksinteresse eine recht deutliche
Wiedergabe des Beschauzeichens verlangte, wird
man eine schlecht geschlagene oder falsch stili-
sierte Wolfsmarke nicht annehmen dürfen. In
Abb. 3 habe ich eine Anzahl solcher Marken wie-


Abb. 2. a. München. Nat. Museum, Ende 13, J. — b. ebenda,
1. H. 14. J. — c. nach Leitner, Waffensammlung des öster.
Kaiserhauses IX. 6, Ende 14 J. — d. Leitner, II. 5, 14. J.
— e. Leitner, II. 8, 1, LI. iq. J. — f. München, 1. H. 15. J.
— g. ebenso. — H. ebenda, Ende 15. J. — i. Leitner, III,
4, 1. H. 16. J.
dergegeben, welche sofort den Unterschied auf-
weisen. Die Rückenlinie geht direkt in den
Schweif über, das eine Idinterbein hängt daher
in der Luft; es fehlt die Andeutung der Krallen;
das ganze Bild ist unnatürlich in die Länge ge-
zogen, oft auch nicht mit vielen kleinen Meissei-

hieben, sondern in langem Linienzug hergestellt.
Schliesslich ist noch zu beachten, dass mit Beginn
des 16. Jahrhunderts das Passauer Wappen den
Wolf auch mit gehobenem buschigen Schweif
bringt, eine Form, die vielleicht auch auf die Klin-
genmarke übergegangen ist.
Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts, d. h. der
Zeit, in der die einzelne Klinge gemäss der ganzen
Ausbildung der Waffentechnik nicht mehr die
Wertschätzung genoss, wie im Mittelalter vor Ein-
führung der Feuerwaffen, wird wohl auch der Ruf


a h ■ c • d.. e. f,

Abb. 3. a. Kat. d. Waffsmlg. Kuppelmayer 200, 1. H. 15. J.
— b. Leitner X. Mitte 16. J. — c. Kuppelmayer 252, 1. LI.
17. J. — cl. ebenso 256, 2 H. 17. J. — e. Waffsmlg. Gimbel
406, 2. H. 16. J. — f. ebenso, Ende 16. J.
der Passauer Klingen nachgelassen haben. Die
Stadt selbst, welche jahrhundertelang durch ihr
über ein weites Gebiet sich erstreckendes Salz- und
Weinhandelmonopol Reichtümer und Ansehen er-
worben hatte, steigt um diese Zeit infolge der ge-
änderten Weltlage herab von der Höhe ihres Ruh-
mes und tritt aus der Reihe der ersten süddeutschen
Handelsstädte zurück. Dies macht sich nachge-
wiesenermassen auch im Absatzgebiet der heimi-
schen Industrien, so der Leinen- und Wollweberei,
geltend, und so werden wir von dieser Zeit an
auch unter den in Sammlungen erhaltenen Klingen
wohl nur sehr selten mehr dem echten Passauer
Wolf begegnen.
 
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