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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 11
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Schalk, Karl: Die Fehde des Ritters Thomas von Absberg gegen die Grafen von Öttingen, den schwäbischen Bund und insbesondere gegen Nürnberg und andere Reichsstädte 1520-1528 mit Bezug auf die von den Beteiligten geführten Waffen und ihre Kleidung
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0340

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324

III. Band.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

Erschlagung eines Wirts bei Schönstein (B.-A. Bogen)
Nussberger hatte damals einen ,,spiess und ein
feuerslagende püchsen. Der Wirt, bei dem sie
nächtigten, erklärte mit Rücksicht auf die Büchse,
er leide keine ,,verpotne werh in seinem hauss“.
Es kam zu einem Raufhandel mit dem Wirt, wo-
bei sie Cristoph Schönsteiner von einander brachte.
Später kam der Wirt „mit einem plosen langen
peidenhender, den er davor nit bey sich gehabt
in die stuben“. Der Schönsteiner brachte sie zum
zweiten Male auseinander. „Zum dritten als er, saget*
uss der stuben gangen und vermeint, der wirt het
sich an sein rue schlaffen gelegt, und [er] wider in
die stuben geen wollen, wer der wirt vor der
stubentür mit dem plosen paidenhender ge-
standen, und als er ine ersehen, war er ime zuge-
eilt und besorgt, er wurd ine hauen, ine mit der
piichs über den köpf geslagen, er het aber nit ver-
meint, das er diss schlags solt gestorben sein.
S. 491 (aus: Einem Verhöre Veit Scharpfs):
Ein notorischer Unterschleifer, Wiebold Reüssier, der
Wirt zu Dettenheim (A.-B. Weissenburg), der am
12. Januar 1529 in Nürnberg hingerichtet wurde
(S. 509), „hab in seinem neu gepauten hauss zwey
gewelb oben darein gemacht, zwischen denselben
sey ein loch gewesen, daryne sich einer wol ver-
pergen mögen. Dasselb loch hab ime, Veytten der
wirt zaigt und gesagt, woll das zurichten, das er
ein guthen gesellen mög darynn behalten [als
Schlupfwinkel]. Derselb wirt sey auch allweg mit
harnisch auf ein reutet* gerüst gewesen“.
S. 494 (aus: Eucharius Schilts Verhör zu
Lauging): Unter den Teilnehmern einer geplanten
Unternehmung bei Öhring (Württemberg) war auch
des Hans Jorg von Aschhausen Bub, Karl genannt,
„des alters, das er das künftig jar das harnisch
antun moclit.“
S. 603 J. 1528. (Prozedur bei der peinlichen
Frage Hans Odernwelders), Wirtes des Zoll-
hauses in Berg (Vorstadt Donauwörts). Nach 3 güt-
lichen fragen „nachvolgend zu 3 malen gar lere uf-
gezogen“. „Mer zu 2 male mit einem geringen
gewicht, biss in 70 pfundt haltend, aufgezogen, weiter
ein mal mit einem schweren gewicht, bei ander-
halb - zenten aufzogen, darnach abermalen ein fart
mit obgemelten gewichten under einest angehenkt
und aufgezogen“.
S. 510 J. 1528, 10. Dez. (aus: Thetlich hand-
lung beim Ge fr es). Beim Ausritte von ITof war
der Nürnberger Kaufntansohn Fritz Neuner, der in
Begleitung reiste, in der Nähe von Conradsreuth
(B.-A. Hof) von fünf Reitern angefallen worden.
Der erste Reiter ist „verkappt“ gewesen, „hat an-

gehabt einen graen einfachen kemlin reytrock, die
ermbel mit angehefften falten, rot hosen und kappen,
neu gemacht zwen Stiefel auf beheimisch mit dreyen
felzlein, zwen schwarze plechene h and schuh,
ein graen hut. mit einer hirnhauben, ein
schwert, hat den Nordlinger (Cunradt Nordlinger,
einer aus der Reisegesellschaft Neuners) geschlagen
und gefangen10), schwerdt mit ime getauscht. Der
ander reutter hat angehabt einen graen gescheut
beiten huet und ein zündpüchsen. Der drit-
reuter hat angehabt einen graen kemlin reytrock
ganz abtragen, und beschaben, ascherfarb hosen
und ein kragenhemd mit dreyen gülden kettlin
dareingenet, einen graen hut mit einer hirn-
hauben, hinden im ruck einen zwerkschnitt und
hat des reuters schwerdt. Der vierd reuter
hat angehabt einen kemlin rock, eine praune kappen,
ruck und krebs mit langen schossen, auch schürz
und erbeb Der fünft reuter hat angehabt einen
graen kemlin rock, ein taschen uff dem arsch mit
einem gurt und einen graen hut, ein rote kappen,
fornen am part offen und an der spitz mit einem
haften zugemacht“.
S. 529 J. 1531 (Hans Thomas’ Ende). Hans
Thomas von Absberg, ein Mann von grossem per-
sönlichen Mut, von väterlicher Sorge um Frau und
Kinder, war in Verfolgung von wirklichen oder ver-
meintlichen Rechtsansprüchen zu einem Geächteten
(einem Banditen) geworden. Ein günstiges Geschick
bewahrte ihn davor, in die Hände einer dem
schwäbischen Bunde angehörenden Reichsstädte,
namentlich Nürnbergs zu fallen. Sein adeliger
Name hätte ihn da wohl weder vor der peinlichen
PTage noch vor dem Henkerschwert geschützt, ob-
wohl man sonst milder mit einem führenden, die Ge-
walttaten veranlassenden Ritter, als einem armen
verführten Knechte oder Unterschleif gebenden
Wirte verfuhr. Hans Thomas ging in tiefem Schlafe
in ein besseres Jenseits hinüber. Ein abscheulicher
Jude in Altenzedlitz (Markt in Bezirkshanptmanschaft
und Gerichtsbez. Tachau in Böhmen) namens Salo-
mo n, ein notorischer Diebshehler (S. 388), dem auch
der Absberger seine geraubteBeute billig zu verkaufen
pflegte, machte ihn trunken, „dass er auf dem tisch ent-
schlafen, und ihme mit einem faustrohr einen schuss
ins herz geben und mit hilf eines andern juden ihme
der köpf mit kolben zerschlagen und ihne also
wie einen wüthenden hund, ehe er recht aufwachen
können, in seinen Sünden ermordet den 24. juni
1531, allda er den 3. Juli zu Altenzedlitz auf dem
kirchhof in einer ecken begraben worden.“
16) In der Berührung mit dem Schwert lag die Aufforderung,
sich gefangen zu geben.
 
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