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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 12
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Diener von Schönberg, Alfons: Knebel an Jagdblankwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0362

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346

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

liebster Dank für ihre liebenswürdige Unterstützung
ausgesprochen.
Die älteste dem Verfasser bekannt gewordene
Darstellung eines Jagdspiesses mit knebelartigen
Ansätzen unter der Klinge befindet sich auf einem
antiken Cippus zu Parma, siehe Abb. i.2) Dar-
gestellt ist ein Venator oder Bestiarius, d. h. ein


für den Tierkampf, die venatio, bestimmter Gladiator
niederen Ranges. Er hält in der Linken den
mannshohen Spiess, unter dessen rautenförmiger
Klinge zwei starke, nach der Spitze zu geneigte,
knebelartige Ansätze sichtbar sind.
Es folgt die der ersten zeitlich jedenfalls sehr
naheliegende Darstellung des schlafenden Jägers


von einem Sarkophagrelief des kapitolinischen Mu-
seums in Rom, die etwa aus dem 2. Jahrhundert
n. Chr. stammt und gewöhnlich als Endymion ge-
deutet wird. (Abb. 2.3)) Der über die Schulter
des Jägers gelegte Spiess zeigt unter der blattförmigen
Klinge deutlich einen kurzen, starken, geraden
2) Reproduziert nach Demmin, Kriegswaffen, 3. Auflg.
S. 252.
3) Reproduziert nach Brockhaus; 14. Auflg. Bd. V.'S. 1039.

Knebel; die Waffe nähert sich also bereits stark
der Form, die wir dann in der späteren Zeit finden.
— Bei beiden Darstellungen beachte man die Be-
ziehung der Waffe zur Jagd.
Spiesseisen mit geraden Knebeln finden sich
auch in dem Psalterium aureum vom Ende des
8. Jahrhunderts dargestellt.
Von jetzt an können wir uns aber an erhaltene
Originalwaffen halten, die uns noch unmittelbarer
Aufschlüsse geben, als die nun allmählich reichlicher
fliessenden Bildquellen.
Da bewahrt zunächst das Plistor. Museum zu
Dresden in seinem Saale A zwei Jadspiesse aus
dem 9. und 10. Jahrhdt. (Abb. 3 u. 4.) Der eine


Abb. 3. 3a. Abb. 4. 4a.

zeigt unter der langen Klinge an dem kurzen Halse
derselben zwei derbe, wagerechte Ansätze. Bei
dem anderen verläuft die nur halb so lange Klinge
zunächst in einen sehr langen Hals, der hinten die
Tülle bildet, und an dessen hinterem Teile sich
zwei kurze, hakenförmige, aus dem Eisen selbst ge-
schmiedete Ansätze befinden, die dem Knebel ent-
sprechen. Sie weisen schräg nach vorn und zeigen
also eine gewisse Ähnlichkeit mit denen an dem
Spiesse des antiken Bestiarius.
Hierbei sei nicht verfehlt, darauf hinzuweisen,
dass diese beiden Waffen (ebenso wie die folgende
Fig. 5) eine auffallende Ähnlichkeit mit denen auf-
weisen, die als sogen. „Lanze des Heiligen Mau-
ritius“ bezeichnet werden und von denen die eine
 
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