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Zeitschrift für historische Waffenkunde.
III. Band.
Einrichtung, dass der Panzer aus einzelnen Teilen
besteht, die mittels Schleifen beweglich aneinander
befestigt sind, vor den sonst dargestellten Hunde-
panzern auszeichnet.
Abb 19 und 20, die wir der Güte des Herrn
Majors Lossnitzer verdanken, bringen zwei Teile
der Intarsien des Jagdzimmers auf der Veste Coburg
zur Anschauung, die nach Zeichnungen Wolff
Birkners in Bayreuth ausgeführt sind und mit denen
Herzog Johann Casimir zu Anfang des 17. Jahrhdts.
ursprünglich die Trinkstube auf Schloss Ehrenburg
schmückte. Hier sehen wir die ganze Jagd sich
vor unseren Augen abspielen. Natürlich ist dabei
zu bemerken, dass die verschiedensten Phasen der
hinten läuft einer auf allen Vieren an. Der Bär
im Vordergrunde dagegen ninmt die Jäger aufrecht
an und sucht sich mit der rechten Tatze einen ihm
schon im Körper steckenden Spiess herauszuziehen,
während er mit der linken bemüht ist, sich 'der
drohenden Bärenfeder zu erwehren, indem er sich
gegen deren Knebel stemmt, — ein Vorgang, von
dem in der Folge noch die Rede sein wird. —
Dafür, dass der Knebel schon in den ältesten
Zeiten wegen des hier ausgeführten Zweckes —
die Sau im Anrennen aufzuhalten —- an der Sau-
feder angebracht war, diesem Zwecke also auch
ganz sicher sein Entstehen verdankt, haben wir
ein Beleg aus sehr früher Zeit: Kein anderer als
Jagd gleichzeitig nebeneinander und, der knappen
Fläche halber, auf einen in Wirklichkeit unmöglichen,
kleinen Raum zusammengedrängt dargestellt sind.
Bei der Saujagd (Abb. 19) wie bei der Bärenjagd
(Abb. 20) führen die Jäger keine Feuerwaffen, son-
dern lediglich Blankwaffen, •— Spiess und Hirsch-
fänger, — und beide Jagden kennzeichnen sich als
,,eingestellte Jagen“. Abb. 19 zeigt rechts das An-
laufen einer Sau, weiter links das Abfangen. Auch
hier sehen wir wieder zwei gepanzerte oder ,,ge-
jackte“ Hunde. Damit auch der Humor zu seinem
Rechte kommt, sehen wir vorn in der Mitte zwei
über den Haufen gerannte Jäger; bei der Bärenjagd,
Abb. 20, hat einer hoch auf einem Baum seine
Zuflucht gesucht. Rechts vorn wird ein Bär, der
sich im Netze verstrickt hat, abgefangen, links
Xenophon (ca 430—354 v. Chr.) ist hier unser
Gewährsmann. In seinem „Kynegetikos“, dem
,,Buche über die Jagd“, schildert er ausführlich auch
das Auflaufen-lassen der Sau und gibt dabei
deutlich den Zweck des Knebels an, uns so gleich-
zeitig den Beweis liefernd, dass schon ein halbes
Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung der Knebel
als ein notwendiger Bestandteil des Schweinsspiesses
erkannt worden war. Denn Xenophon bringt in
seinem Werke nichts Neues, von ihm Erfundenes,
das er nun seinen Mitbürgern bekannt machen
will, er gibt vielmehr gleichsam eine zusammen-
fassende Darstellung des Waidwerkes, wie es sich
bis zu seiner Zeit praktisch entwickelt hat und
darum weiter ausgeübt werden muss. An dem
philologischen Streite, ob der ,,Kynegetikos“ von
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
III. Band.
Einrichtung, dass der Panzer aus einzelnen Teilen
besteht, die mittels Schleifen beweglich aneinander
befestigt sind, vor den sonst dargestellten Hunde-
panzern auszeichnet.
Abb 19 und 20, die wir der Güte des Herrn
Majors Lossnitzer verdanken, bringen zwei Teile
der Intarsien des Jagdzimmers auf der Veste Coburg
zur Anschauung, die nach Zeichnungen Wolff
Birkners in Bayreuth ausgeführt sind und mit denen
Herzog Johann Casimir zu Anfang des 17. Jahrhdts.
ursprünglich die Trinkstube auf Schloss Ehrenburg
schmückte. Hier sehen wir die ganze Jagd sich
vor unseren Augen abspielen. Natürlich ist dabei
zu bemerken, dass die verschiedensten Phasen der
hinten läuft einer auf allen Vieren an. Der Bär
im Vordergrunde dagegen ninmt die Jäger aufrecht
an und sucht sich mit der rechten Tatze einen ihm
schon im Körper steckenden Spiess herauszuziehen,
während er mit der linken bemüht ist, sich 'der
drohenden Bärenfeder zu erwehren, indem er sich
gegen deren Knebel stemmt, — ein Vorgang, von
dem in der Folge noch die Rede sein wird. —
Dafür, dass der Knebel schon in den ältesten
Zeiten wegen des hier ausgeführten Zweckes —
die Sau im Anrennen aufzuhalten —- an der Sau-
feder angebracht war, diesem Zwecke also auch
ganz sicher sein Entstehen verdankt, haben wir
ein Beleg aus sehr früher Zeit: Kein anderer als
Jagd gleichzeitig nebeneinander und, der knappen
Fläche halber, auf einen in Wirklichkeit unmöglichen,
kleinen Raum zusammengedrängt dargestellt sind.
Bei der Saujagd (Abb. 19) wie bei der Bärenjagd
(Abb. 20) führen die Jäger keine Feuerwaffen, son-
dern lediglich Blankwaffen, •— Spiess und Hirsch-
fänger, — und beide Jagden kennzeichnen sich als
,,eingestellte Jagen“. Abb. 19 zeigt rechts das An-
laufen einer Sau, weiter links das Abfangen. Auch
hier sehen wir wieder zwei gepanzerte oder ,,ge-
jackte“ Hunde. Damit auch der Humor zu seinem
Rechte kommt, sehen wir vorn in der Mitte zwei
über den Haufen gerannte Jäger; bei der Bärenjagd,
Abb. 20, hat einer hoch auf einem Baum seine
Zuflucht gesucht. Rechts vorn wird ein Bär, der
sich im Netze verstrickt hat, abgefangen, links
Xenophon (ca 430—354 v. Chr.) ist hier unser
Gewährsmann. In seinem „Kynegetikos“, dem
,,Buche über die Jagd“, schildert er ausführlich auch
das Auflaufen-lassen der Sau und gibt dabei
deutlich den Zweck des Knebels an, uns so gleich-
zeitig den Beweis liefernd, dass schon ein halbes
Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung der Knebel
als ein notwendiger Bestandteil des Schweinsspiesses
erkannt worden war. Denn Xenophon bringt in
seinem Werke nichts Neues, von ihm Erfundenes,
das er nun seinen Mitbürgern bekannt machen
will, er gibt vielmehr gleichsam eine zusammen-
fassende Darstellung des Waidwerkes, wie es sich
bis zu seiner Zeit praktisch entwickelt hat und
darum weiter ausgeübt werden muss. An dem
philologischen Streite, ob der ,,Kynegetikos“ von