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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 12
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Wandolleck, Benno: Zur Geschichte des sächsischen Revolvers
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0383

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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tritt aus der Walzenrast, und der Umsatzhebel kann
die Walze drehen. Während bei den gewöhnlichen
Smith und Wesson Rev. diesen Systems die Kimme
im Daumenstollen des Hahns liegt, ist dem säch-
sischen Revolver ein starkes Standvisier auf die
Mitte des Gestelles gesetzt worden, ausserdem hat
der Revolver eine auf der Krümmung des Schaftes
liegende S'chiebersicherung erhalten. Die Waffe
ist 27 cm lang und wiegt 900 g, der Lauf misst
139 mm, und ist kantig. Er hat 6 Züge, die
0,1 nun tief eingeschnitten sind. Das Kaliber be-
trägt 10,7 mm. Die Walze hat 5 Patronenlager,
sie ist 30,5 mm lang; die Lager haben vorn 11,2
hinten 11,8 mm Durchmesser, das abgesetzte Hülsen-
lager ist 21 mm lang. Das Zahnrad ruht in einer
Ausfräsung des Stossbodens. Der Abzug liegt in
der Art der amerikanischen Taschenrevolver, nur
durch seitliche Backen geschützt, frei. Diese Backen
und der Abzug sind auffallend kurz. Der Schaft
hat glatte Nussholzschalen und annähernd die Form
des Schaftes des Rev. M. 83, an ihm ist ein Ring
für den Tragriemen. Ausserdem gab es ein etwas
erleichtertes, feiner ausgeführtes Modell für Offiziere.
Hier ist der Schaft abgestutzt und mit Fischhaut
versehen; Gewicht 880 g. Wie schon bemerkt,
hatten diese Revolver Randzündung, später sind sie
wohl zur Centralzündung abgeändert worden,
wenigstens ist bei den mir vorliegenden Exemplaren
der Sammlung Werner die Hahnrippe bis auf eine
Warze fortgefeilt. Die Waffe war höchst unprak-
tisch, schon wegen der Teilung beim Faden oder
Entladen, dann wegen des gefährlichen Abzuges
und der sehr wenig zweckdienlichen Sicherung.
Da der Hahn keine Ruhrast hat, musste der Schnabel
resp. die Rippe vorsichtig zwischen zwei Patronen-
böden gesetzt und dann die Sicherung vorgeschoben
werden. Beim Einstecken in das Futteral schob
sich die Sicherung leicht auf.
Diese Umstände haben wohl veranlasst, dass
bald das in Preussen angenommene M. 79 und dann
später das für die ganze deutsche Armee bestimmte

M. 83 eingeführt wurde. Das Modell 1883, das die
deutsche Armee noch jetzt besitzt, ist aus dem
preussischen M. 79 hervorgegangen, indem der Lauf
bedeutend verkürzt und die Richtung und Form
des Schaftes verändert wurde, ausserdem erleich-
terte man das Herausnehmen der Walzenachse durch
eine andere Vorrichtung. Während das M. 79
1 k 343 g wog, hat M. 83 nur ein Gewicht von
940g. Das Kaliber ist bei beiden 10,55 mm- Der
Hahn hat zwei Rasten, und eine gute Sicherung
liegt an der linken Seite. Die Visierkimme ist in
den Hinterrand des Gestelles eingeschnitten. Der
Abzug hat einen grossen Abzugsbügel, der Schaft
mit Riemenring ist mit glatten Nussholzschalen be-
kleidet. Der Revolver besitzt keine Entladevor-
richtung. Zum Entladen muss entweder die Walze
herausgenommen und mit der Achse die Hülsen
herausgestossen werden, oder der Mann muss ein
Stäbchen bei sich führen, mit dem er die Hülsen
zur Ladeklappe herausstösst. Rev. M. 79 hat eine
Länge von fast 34 cm, M. 83 nur eine von fast
26 cm. Diese auch sehr antiquierten Modelle zeigen,
dass die deutsche Armeeleitung mit Recht wenig
Wert auf den Revolver legt. Allerdings wird wohl
auch hier der Revolver dem Rtickstosslader weichen
müssen und dann in der deutschen Armee nur
noch der Geschichte angehören.
Was nun noch das von Thierbach erwähnte
Coltsche Prinzip betrifft, so ist zu sagen, das M. 79
und 83 in Bezug auf Schaltung und Arretierung
auf diesem Prinzip beruhen, die Arretierung des
sächsischen Revolvers ist jedoch wie die seines
Vorgängers Sharps eine ganz andere und eigent-
lich direkt den alten Drehlingen anlehnend, sie
rangiert mit unter einer ganzen Anzahl teils vor,
teils kurz nach Colt in Verkehr gekommener Waffen,
die andere Arten der Schaltung und Arretierung
zeigen.
Der sächs. Rev. ist übrigens sehr selten ge-
worden, so dass es mir bis jetzt nicht gelungen ist
ihn für meine Sammlung zu erwerben.
 
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