Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI issue:
Heft 12
DOI article:
Fachnotizen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0387

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12. Band.

Zeitschrift für historische Waffcnkundc.


Helm der Rüstung auf der Wartburg.

zufinden, waren erfolglos. — Kann vielleicht einer der
Herren Fachgenossen eine Auskunft geben?
von Cr an ach.

Teil der nebenstehenden Rüstung.
Der seinen Maassen nach zierliche mittelgrosse Harnisch
ist in allen seinen Teilen mit Ätzstreifen geschmückt. In
der Mitte der Streifen erblickt man in flotter Zeichnung
gefältelte Wolken auf vergoldetem Grund; daneben
Bänder mit feinem Flechtornament, ähnlich, wie es auf
dem Turnierharnisch des Markgrafen Georg Friedrich von
Brandenburg-Bayreuth im historischen Museum zu Dresden
(C. 6 a und b) zu finden ist. Als Verfertiger dieser Gar-
nitur wird gleichfalls Wilhelm v. Worms d. j. angenommen.
Der geschlossene Helm zeigt auf beiden Seiten je ein

Helmfund. Dass alte Helme irnfmodernen Haus-
halt recht verschiedenen und nicht immer gerade den
reinlichsten Zwecken dienen müssen, das dürfte in
Sammlerkreisen bekannt sein. In einer Schaller z. B.
kochten italienische Erdarbeiter ihre Polenta, Eisenhüte
krönten in der Umgebung von Lienz die Kirchturm-
spitzen1); ich selbst fand gehenkelte Morioris als Wasser-
kübel vor, und Schützenhauben mussten sich zu noch
untergeordneteren Diensten missbrauchen lassen. Auch
die hier abgebildete Zischägge erfuhr ein ähnliches Ge-
schick: sie bildete gar den Bestandteil eines Tonwerkzeuges.
Über die Herkunft dieser Zischägge brachte ihr

i) Graf Wilczek, Erinnerungen eines Waffensammlers, S. 9.
47*

XVI. Jahrhunderts !), welcher dem Fierzog Johann Wilhelm
v. Weimar (reg. 1567—1573) zugeschrieben wird. Augen-
scheinlich ist der Harnisch aus der Werkstatt eines sehr
geschickten Plattners hervorgegangen; auch die Ätzmalerei
lässt die Hand eines gewandten Zeichners erkennen.
Obgleich weder Meister- noch Beschauzeichen zu finden
sind, die sich vielleicht an den fehlenden Verstärkungs-
stücken zur Bildung des Turnierharnisches befunden
haben, könnte man nach Stil und Technik den bekannten
Plattner Wilhelm von Worms d. j. als Verfertiger der
Rüstung vermuten.

eingeätztes geflügeltes Flammenbündel, zur Hälfte von
einem Spruchband umgeben mit den Worten: lucemque
metumque (Licht und Furcht) (vergl. Abbildg.). Das
Flammenbündel, welches durch die erwähnten Worte
gleichsam erläutert wird, da ja durch die Flamme Licht
aber auch Furcht und Schrecken erzeugt wird, kehrt auf
den Hinterflügen, Meuseln und Kniebuckeln als Orna-
ment wieder.
Bei dem grossen Wert, welchen das 16. Jahrhundert
auf Rüstungen im allgemeinen wie auf deren Aus-
schmückung im besonderen legte, und in Anbetracht der
damaligen Sitte, seine Devise auch auf Waffen anzu-
bringen, ist es wahrscheinlich, dass zwischen dem Träger
des Prunkharnisches und dem obigen Spruch eine direkte
Beziehung besteht.
Meine bisherigen Bemühungen, eine solche heraus-
 
Annotationen