Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

DOI Artikel:
Donner von Richter, Otto: Von alten und neuen Porträts in London, [2]
DOI Artikel:
Hann, Pauline: Die retrospektive Ausstellung in New-York
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0195

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150 von alten und neuen Porträts in London, von Dtto Vonner-von Richter — Die retrospektive Ausstellung in New-Pork

und wurde von Heinrich VIII. öfters zu wichtigen diplomatischen Sendungen benutzt, so daß der Name des
Bildes, „Die Gesandten" für ihn nicht ganz ungeeignet wäre." In der That enthält die Windsor-Sammlung
zwei Zeichnungen, welche Sir Thomas Wyat darstellen. Sie scheinen in etwas vorgerückterem Alter gezeichnet
zu sein, denn der Bart ist länger, die Züge sonst denen auf dem Bilde wohl im allgemeinen ähnlich, aber —
diese Zeichnungen zeigen blaue Augen, während jene auf dem Bilde braun sind. In dem Gelehrten aber glaubt
Woltmann den bekannten Bibliothekar Heinrichs VIII., John Leland, erkennen zu dürfen, der mit Wyat in
Cambridge studiert hatte, im Leben sein Freund war und ihn nach dem Tode in einer lateinischen Nänie feierte.
Sein Geburtsjahr ist nicht genau bekannt, soll aber ungefähr in die letzten Jahre König Heinrichs VII.
(gest. 1509) fallen. Dies würde also auch mit dem angegebenen Alter von 25 Jahren aus dem Buche stimmen.

(Den Schluß im nächsten Hefte.)

Die rcnospektlde Aufstellung
in Oew-Uork.

von p. Dann (Nervyork).

ber die amerikanische Kunst zu
schreiben, wäre wohl um fünfzig
Jahre zu früh, aber von der Kunst in
Amerika ist Ersprießliches zu berichten.

In Newyork haben in diesem Herbste
drei große Ausstellungen stattgefunden, alle
gut besucht, alle erfolgreich; und so darf
man wohl behaupten, daß, wenn die Kunst-
ausübung auch noch nicht auf der höchsten
Stufe steht, das Kunstinteresse wenig zu
wünschen übrig läßt. Die Kolumbus-Aus-
stellung wurde bereits früher erwähnt, die
Herbstausstellung der Akademie, die vorige
Woche geschlossen wurde, erhob sich nicht
über die platte Mittelmäßigkeit, aber die
„retrospektive Ausstellung", mit welcher das
jüngere Element der amerikanischen Künstler-
schaft die »Lociet)' ol American Trusts«
ihr neues Prachtgcbäude (bestimmt, ihr, den
Architekten und dem Salmaguudi-Radierer-
Klub ein Heim zu bieten) eröffnet hat,
gewährt einen vollen und interessanten Über-
blick über die Leistungen dieser Gesellschaft
seit den fünfzehn Jahren ihres Bestehens.
Noch deutlicher als bei den älteren Aka-
demikern, unter welchen doch die Jnneß,
Harte, Wood auf eigenen Pfaden wandeln,
fällt dem Beschauer hier der vollständige
Mangel au Originalität und die über-
raschende Anciguuugsfähigkeit der ameri-
kanischen Maler ins Auge. Eine nicht geringe
Anzahl von Bildern muß man ein zweites-
mal daraufhin ansehen, ob sic nicht etwa
Namen aus der Barbizon-Schule tragen.
Ährenfelder im vollen Sonnenlicht, wie sie Millet gemalt, begegnen uns dreimal, das eine von Bruce Crane wäre
nicht unwürdig, mit dem Namen des großen Meisters gezeichnet zu sein; da sehen wir zwei holländische Sittenbilder,
das eine das Innere einer Hellen, von der Sonne durchleuchteten Wirtsstube, den verstaubten, durstigen Gast am
Tische, das hübsche Schenkmädchen mit dem Delfter Kruge in der Thüre. Das Bild hat die lichten Farben der
Pleinairisten, aber Charakter und Stil erinnern an die alten holländischen Genremaler, ebenso wie das zweite,
die Blumenstickerin; die Bilder sind von einem Amerikaner, der den Namen Millet trägt — und in Ant-
werpen ausgebildet worden ist. John Sargent, der sich mit seinen Porträts die Newyorkcr oberen Zehn-
tausend im Sturm erobert hat, ist mit nicht weniger als fünf Bildern vertreten, die das kecke Erfassen der Phy-
siognomie, die unvergleichlich leuchtenden Farben, die virtuose Stoffmalerei und Pose — Carolus Durans, seines
Lehrers zeigen. Sargent ist übrigens einer der wenigen, die nicht ausschließlich mit dem geliehenen Kalbe Pflügen,

Der Stadt Brügge wird die Verfassung verliehen, von A. de vriendt.
 
Annotationen