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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Die Jahresausstellung der Düsseldorfer Künstler
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Die IahreFauFfkellung der Düsseldorfer Aünstlcr.

ie im vergangenen Jahre, so haben wir auch Heuer
zwei „Jahresausstcllungen" statt einer. In der
Kunsthalle ist die eine, vom Verein „Düsseldorfer Künstler"
zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe veranstaltet; in
den Räumen der Schulteschen Kunstansstellnng die andre,

welche von der „Freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler"
und ihren Freunden arrangiert ist. Beide weisen eine
ansehnliche Zahl interessanter und gediegener neuer Werke
auf und geben, wenn auch kein vollständiges — da doch
noch mancher hervorragende Meister nicht vertreten ist,
— doch annähernd ein Bild des gegenwärtigen Kunst-
schaffens in Düsseldorf. Die Gründe, weshalb die Jahres-
ausstellung der Düsseldorfer Künstler getrennt veran-
staltet wird, sind dieselben wie im vergangenen Jahre:
interne Vereinsfragen, die seinerzeit hinlänglich erörtert
worden sind. In der bei Eduard Schulte veranstalteten
Ausstellung der „Freien Vereinigung" erregt ein großes

Bild von Alexander Frenz, der bisher nur mit
kleineren Arbeiten vor die Öffentlichkeit getreten ist, „Das
goldene Zeitalter", ein besonderes Interesse. Der sehr
begabte junge Künstler ist vor kurzem in dem Wett-
bewerb um den Staatspreis in Berlin, ein Reisestipen-
dium für Italien, und in demjenigen um das zum
gleichen Zwecke gestiftete Reisestipendium der
Abraham-Witter-Stiftung der glückliche Sieger ge-
wesen, und wird demnächst seine Reise nach Italien
antreten. Sein „Goldenes Zeitalter" ist ein poesie-
volles vornehmes Bild, und der junge Meister zeigt
Sinn für Formenschönheit, eigenartige und fein-
sinnige Empfindung und ein hochentwickeltes male-
risches Können. Das in großen Dimensionen aus-
geführte Bild, welches das idyllische Familienglück
einer Satyr- oder Panfamilie in einer schönen
idealen Landschaft darstellt, ist ein Hauptan-
ziehungspunkt der diesjährigen Ausstellung dieser
Künstlergruppe. Noch ein anderer junger Künstler,
W. Spatz, ein Sohn unserer Stadt, tritt nach
eineni einjährigen Aufenthalt in München mit
zwei größeren und einem kleineren Bilde vor das
Publikum. Sein „Gang zur heiligen Familie" und
„Die heilige Familie begiebt sich auf die Flucht"
sind in der Intimität der Auffassung und Dar-
stellung an Fritz von Uhde erinnernde, fein em-
pfundene Bilder, die trotz des Anklangs an den
genannten Meister eine durchaus eigenartige, künst-
lerische Physiognomie haben. Der Zug der Hirten,
die sich an einer Mauer entlang zu der in einem
verstohlenen Winkel befindenden heiligen Familie be-
hutsam schleichen, ist sehr originell erdacht und mit
einem gemütvollen Humor dargestellt, wie wir
ihn in Bildern der alten deutschen und nieder-
ländischen Meister finden. Dieselben Vorzüge hat
seine „Heilige Familie, die sich auf die Flucht
begiebt". Joseph, eine trefflich gezeichnete Rücken-
figur, ist im Begriff, die Pforte einer Mauer
zu schließen; Maria, die das Jesuskind mit mütter-
lich zärtlicher Geberde an die Brust drückt, hält
den Esel am Zügel, der sie und das Kind tragen
soll. Die koloristische Behandlung dieses Bildes
ist fast noch reizvoller, wie die des vorgenannten.
In beiden ist eine poetische, ausdruckvolle Stim-
mung. Die Bilder von Spatz, und das kleinere,
„Mater" betitelte, welches sehr gut im Ausdruck
ernster inniger Mutterliebe ist, gehören zu den
originellsten Erscheinungen der diesjährigen Frühjahrs-
ausstellungen. — In der Weise seines ehemaligen Lehrers
E. von Gebhardt, stellt L. Feldmann das „Begräbnis
des Jünglings zu Rain" nach Lukas VII, 11, dar.
Dieser Künstler hat sich ganz in die Empfindung und
Anschauungsweise seines Meisters eingelebt und erreicht,
wie dieser, eine außerordentliche Kraft in individuellem
Ausdrucke. Wie im vorigen Jahre ist auch in diesem
Theodor Rocholl in der Zusammenstellung der „Freien
Vereinigung" glänzend vertreten. Er hat sein soeben
im Aufträge der Verbindung für historische Kunst ge-
maltes großes Bild „Ein Hoch auf den König" aus-

Carilas. von A. wittig.
 
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