Der Büd)er[ammler
haben einen Ganzpergamentband mit fehr wirkungsvoller Einbandzeichnung von Preetorius er-
halten, 50 Exemplare der „Bettlerin“ neben den vorzüglichen Kalbslederhandbänden Ganzperga-
mentbände mit aufgedruckter farbiger Radierung (A. Köllner in Leipzig). Ein reizendes Gefchenk-
bändchen ift Mörikes „Schah“ in Rotleder gebunden.
Da die „Luxusdrucke“ — der Name ift nicht umzubringen — noch immer reißend Abfafe finden,
kommen zu den bewährten Verlegern ftändig neue. Mit großem 3utrauen dürfen wir die Leitungen
von Richard Kleißbad) in Pjeidelberg verfolgen, den „diefelbe freudige Leidenfchaft“, wie
einft 1914 bei der Gründung feiner Monatsfchrift „Die Argonauten“, trieb, „in weiterer Fahrt die
Anker zu lichten“, und der nun „unterm Schuh der alten Gottheiten“ „Die Drucke des Argo-
nautenkreifes“ herausgibt. Es liegen vor: Jean Paul, „Die wunderbare Gefellfchaft in
der Neujahrsnacht“ mit 38 Lithographien von Klalter Becker (Oktavformat in 3 Ausgaben,
150—275 M.), Ernft Blaß, „Über den Stil Stefan Georges“ (Oktavformat in 3 Ausgaben,
75—200 M.), Klieland, „Auszug aus Lucians Nachrichten vom Code des Peregrinus“
mit 10 Lithographien von Rudolf Schlichter (Quartformat in 3 Ausgaben, 150—350M.), Gogol,
„Der önhold“ mit 74 Lithographien von Klalter Becker, ins Deutfche übertragen von Kurt
öüildhagen (Folioformat in 3 Ausgaben, 325— 600 M.). Außerdem gab der Verlag außerhalb diefer
Reihe heraus für die Freunde des Ärgonautenkreifes Jean Pauls „Rede des toten Chriftus
vom Kleltgebäude herab, daß kein Gott fei“ mit 16 Lithographien von Klalter Becker
(Quartformat in 2 Ausgaben) und Fjeine, nDie Bäder in Lucca“ mit 7 Radierungen von
Martin E. Philipp (Quartformat in 3 Ausgaben, 175—500 M.). Den Cext druckte KI. Drugulin
in Leipzig, die Lithographien Friedrich Hornung in Heidelberg, die Radierungen O. Felfing in Leipzig;
die Pjaadeinbände (Ganzpergament, Halbpergament, Buntpapier oder weißes Bütten) arbeitete Otto
Heinifd) in Heidelberg und für das Heine-Buch Karl Eichhorn in Heidelberg; das Papier ift durch-
weg handgefchöpftes Büttenpapier von J. KI. 3anders; die Schrift alte Antiqua verfchiedener Grade.
In Klalter Becker hat der Verlag eine ftarke Kraft mit eigener Art gewonnen, der das Skizzen-
hafte, Groteske, Formlofe und Moderne Jean Pauls und das Gemifch von Realität und Phantaftik
bei Gogol ausgezeichnet illuftriert hat, karikaturenhaft verzerrend, leicht übertreibend, das Dämo-
nifche Gogols noch beffer als die Nebelwelt Jean Pauls. Er zeichnet vorzüglich verzierte Initialen.
Aber das Problem der völligen Harmonie zwifchen Cype, Safe und Bild ift nicht überall gelöft. In
der „Klunderbaren Gefellfchaft“ ift jede Illuftration genau dort in den Cext eingeftellt, wohin fie
gehört, ebenfo im „Unhold“, und dadurch find nun die Illuftrationen regellos über die Seiten zer-
ftreut. Da ße außerdem den Safefpiegel in der Breite nicht ausfüllen, wird der Eindruck des Cypo-
graphifchen gefchädigt. Oder wollte Becker auf diefe Kleife der Einordnung feiner Lithographien
das Klillkürliche und Bizarre beider Dichtungen fteigern? In der „Rede des toten Chriftus“ haben
die Illuftrationen die Breite des Safefpiegels, und fo ift hier der Eindruck wefentlid) beffer. Es
fällt ferner die Ungleichmäßigkeit der Farbe der Steindrucke auf, vor allem in der „Rede“ und im
„Unhold“, und bei diefem Druck ift auch der Schriftgrad zu klein, er ift bei einem Seitenformat
von 43X35 cm der gleiche wie in der „Rede“ mit einem Seitenformat von 29x23 cm und hat
doch außerdem noch das Gegengewicht gegen die erheblich größeren Illuftrationen zu halten. Klenn
folche Mängel nicht nachhaltig wirken, fo ift das der ftarken Kraft der Bilder zu danken, die mit
ihrem feelifchen Gehalt packen. Der Klielanddruck mit feiner befonders fcfeönen Antiqua und den
exprefponiftifchen, bizarren, höchft ergöfelichen Lithographien von Schlichter läßt diefe Mängel im
3ufammengehen von Schrift und Bild nicht fo pchtbar werden, weil hier der Druck der Bilder
tadellos ift, und erfdjeint mir als der befte der Reihe. Im Heine-Druck pnd die galanten, kecken
Radierungen von Philipp das Gelungenfte; es ift übrigens fehr zu billigen, daß die Illuftration auf-
hört, wo Heine, fein Chema aufgebend, die Fehde gegen Platen beginnt. Die Schrift ift ßcher
abpchtlid) mit Rückßcht auf die feinen Bilder Philipps in kleinem Grade gewählt worden, aber
eine etwas kräftigere Cype wäre dod) wohl möglich gewefen. Aber auch \)ier pnd leider wieder
diefe Radierungen eingeklebt! Das fchmerzt förmlich! Der Neudruck des Gefpräches von Ernft
Blaß über den Stil Stefan Georges ift ein fchönes 3eugnis dafür, daß der lypographifch vollendete
Safe feine Klirkung auch ohne Beiwerk und 3>erat ausübt. Der Verlag von Richard Kleißbad)
zeigt mit diefen Veröffentlichungen ein fo ernftes Klollen, daß er Anfprud) auf eine ernfte Kritik
erheben darf, und die hervorgehobenen Mängel verhindern nicht zu rühmen, daß feine Drucke ßd)
durd) die Gediegenheit des Materials auszeichnen und das rechte Verßändnis für das fdjöne Buch
zeigen.
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haben einen Ganzpergamentband mit fehr wirkungsvoller Einbandzeichnung von Preetorius er-
halten, 50 Exemplare der „Bettlerin“ neben den vorzüglichen Kalbslederhandbänden Ganzperga-
mentbände mit aufgedruckter farbiger Radierung (A. Köllner in Leipzig). Ein reizendes Gefchenk-
bändchen ift Mörikes „Schah“ in Rotleder gebunden.
Da die „Luxusdrucke“ — der Name ift nicht umzubringen — noch immer reißend Abfafe finden,
kommen zu den bewährten Verlegern ftändig neue. Mit großem 3utrauen dürfen wir die Leitungen
von Richard Kleißbad) in Pjeidelberg verfolgen, den „diefelbe freudige Leidenfchaft“, wie
einft 1914 bei der Gründung feiner Monatsfchrift „Die Argonauten“, trieb, „in weiterer Fahrt die
Anker zu lichten“, und der nun „unterm Schuh der alten Gottheiten“ „Die Drucke des Argo-
nautenkreifes“ herausgibt. Es liegen vor: Jean Paul, „Die wunderbare Gefellfchaft in
der Neujahrsnacht“ mit 38 Lithographien von Klalter Becker (Oktavformat in 3 Ausgaben,
150—275 M.), Ernft Blaß, „Über den Stil Stefan Georges“ (Oktavformat in 3 Ausgaben,
75—200 M.), Klieland, „Auszug aus Lucians Nachrichten vom Code des Peregrinus“
mit 10 Lithographien von Rudolf Schlichter (Quartformat in 3 Ausgaben, 150—350M.), Gogol,
„Der önhold“ mit 74 Lithographien von Klalter Becker, ins Deutfche übertragen von Kurt
öüildhagen (Folioformat in 3 Ausgaben, 325— 600 M.). Außerdem gab der Verlag außerhalb diefer
Reihe heraus für die Freunde des Ärgonautenkreifes Jean Pauls „Rede des toten Chriftus
vom Kleltgebäude herab, daß kein Gott fei“ mit 16 Lithographien von Klalter Becker
(Quartformat in 2 Ausgaben) und Fjeine, nDie Bäder in Lucca“ mit 7 Radierungen von
Martin E. Philipp (Quartformat in 3 Ausgaben, 175—500 M.). Den Cext druckte KI. Drugulin
in Leipzig, die Lithographien Friedrich Hornung in Heidelberg, die Radierungen O. Felfing in Leipzig;
die Pjaadeinbände (Ganzpergament, Halbpergament, Buntpapier oder weißes Bütten) arbeitete Otto
Heinifd) in Heidelberg und für das Heine-Buch Karl Eichhorn in Heidelberg; das Papier ift durch-
weg handgefchöpftes Büttenpapier von J. KI. 3anders; die Schrift alte Antiqua verfchiedener Grade.
In Klalter Becker hat der Verlag eine ftarke Kraft mit eigener Art gewonnen, der das Skizzen-
hafte, Groteske, Formlofe und Moderne Jean Pauls und das Gemifch von Realität und Phantaftik
bei Gogol ausgezeichnet illuftriert hat, karikaturenhaft verzerrend, leicht übertreibend, das Dämo-
nifche Gogols noch beffer als die Nebelwelt Jean Pauls. Er zeichnet vorzüglich verzierte Initialen.
Aber das Problem der völligen Harmonie zwifchen Cype, Safe und Bild ift nicht überall gelöft. In
der „Klunderbaren Gefellfchaft“ ift jede Illuftration genau dort in den Cext eingeftellt, wohin fie
gehört, ebenfo im „Unhold“, und dadurch find nun die Illuftrationen regellos über die Seiten zer-
ftreut. Da ße außerdem den Safefpiegel in der Breite nicht ausfüllen, wird der Eindruck des Cypo-
graphifchen gefchädigt. Oder wollte Becker auf diefe Kleife der Einordnung feiner Lithographien
das Klillkürliche und Bizarre beider Dichtungen fteigern? In der „Rede des toten Chriftus“ haben
die Illuftrationen die Breite des Safefpiegels, und fo ift hier der Eindruck wefentlid) beffer. Es
fällt ferner die Ungleichmäßigkeit der Farbe der Steindrucke auf, vor allem in der „Rede“ und im
„Unhold“, und bei diefem Druck ift auch der Schriftgrad zu klein, er ift bei einem Seitenformat
von 43X35 cm der gleiche wie in der „Rede“ mit einem Seitenformat von 29x23 cm und hat
doch außerdem noch das Gegengewicht gegen die erheblich größeren Illuftrationen zu halten. Klenn
folche Mängel nicht nachhaltig wirken, fo ift das der ftarken Kraft der Bilder zu danken, die mit
ihrem feelifchen Gehalt packen. Der Klielanddruck mit feiner befonders fcfeönen Antiqua und den
exprefponiftifchen, bizarren, höchft ergöfelichen Lithographien von Schlichter läßt diefe Mängel im
3ufammengehen von Schrift und Bild nicht fo pchtbar werden, weil hier der Druck der Bilder
tadellos ift, und erfdjeint mir als der befte der Reihe. Im Heine-Druck pnd die galanten, kecken
Radierungen von Philipp das Gelungenfte; es ift übrigens fehr zu billigen, daß die Illuftration auf-
hört, wo Heine, fein Chema aufgebend, die Fehde gegen Platen beginnt. Die Schrift ift ßcher
abpchtlid) mit Rückßcht auf die feinen Bilder Philipps in kleinem Grade gewählt worden, aber
eine etwas kräftigere Cype wäre dod) wohl möglich gewefen. Aber auch \)ier pnd leider wieder
diefe Radierungen eingeklebt! Das fchmerzt förmlich! Der Neudruck des Gefpräches von Ernft
Blaß über den Stil Stefan Georges ift ein fchönes 3eugnis dafür, daß der lypographifch vollendete
Safe feine Klirkung auch ohne Beiwerk und 3>erat ausübt. Der Verlag von Richard Kleißbad)
zeigt mit diefen Veröffentlichungen ein fo ernftes Klollen, daß er Anfprud) auf eine ernfte Kritik
erheben darf, und die hervorgehobenen Mängel verhindern nicht zu rühmen, daß feine Drucke ßd)
durd) die Gediegenheit des Materials auszeichnen und das rechte Verßändnis für das fdjöne Buch
zeigen.
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