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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 1
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0072

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Ausheilungen

angeregt wird, bei nächßer paffender Gelegen-
heit einem Künftler einen derartigen Huftrag zu
erteilen, fo ift auch ein praktifcher Erfolg durch
diefe Äusftellung erzielt. — Im zweiten Saale
werden koftbare altdeutfdje 3eichnungen aus
dem Bepge der graphifchen Sammlung gezeigt.
Hlbrecht Hltdorfer, ttlolf Huber, Holbein, Burg-
mair, Cranad), Hans v. Kulmbad), Jürg Bren u. a.
find hier mit erlefenen ttlerken vertreten.
Leopold 3ahn.
Ausheilungen in New York
Die neuefte Kunftbewegung fcheint fich auch
hier mehr und mehr durd)zufegen und weiteres
Intereffe zu erwecken. Ja, es pebt aus, als hätten
pd) einige ihrer Verteidiger vorgenommen, felbft
das breite Publikum, und fei es auch zunächft
mal erp durch diverfe „shocks“, anzulocken, damit
es pd) allmählich an das Neue und den ver-
änderten Gepd)tspunkt gewöhnt. So ift es wohl
aufzufaffen, daß jegt in einem der großen GQaren-
häufer, bei Cüanamaker, eine Äusftellung neu-
per Franzofen und anderer Künftler (nur die
deutfcben pnd rigoros ausgefchloffen) zu feben
ift, die u. a. Matiffe, Picaffo, van Dongen, Derain,
Dufy und Marie Laurencin vorführt, Cüie weit
diefe Pionierarbeit, die pd) der des Metropolitan-
Mufeums und anderer Mufeen in verfd)iedenen
Städten der Vereinigten Staaten anfchließt, pofi-
tiven Erfolg haben wird, muß abgewartet werden.
Einem leider vor einigen Jahren jung geftor-
benen Modernen, Frederick R. Shaler (wohl
urfprünglid) Schaller), hat man in den Änder-
fon Galleries eine würdige Gedäd)tnisausftel-
iung bereitet. Äus allerlei Äbl)ängigkeiten zeigt
pd) hier fd)on ein tüeg, den der Verftorbene
einem ficher ftarken Talent gemäß in konfequenter
(Ueife gegangen fein würde. Von kubiftifd)en
Verfuchen, in denen Bewegungsmotive die Fjaupt-
note fpielen, gelangte Shaler zu der geradezu
monumentalen, auf den einfachften Grundele-
menten aufgebauten Darftellung eines Hur*des,
die diefes Thema vollkommen zu erfd)öpfen
fcheint. Das iß in (Uabrbeit eine Nachfchöpfung.
In denfelben Galleries hatten pd) vorher zwei
Rumänen recht laut breitgemad)t, von denen
der eine ein ins Cüilde umgefd)lagener Fjodler
zu fein fd)ien.
Bei Daniel hält Älbert Bloch, der kürzlid)
erp aus München zurüdegekehrt ift, eine Ein-
mannsfehau ab, die fo manche, namentlich ruf-
pfd)e Einßüffe aufweift. In der „Vipon des
Sommers“ aber, die den Künftler vier Jahre lang
befchäftigt hat, ift ihm ein ganz eigener ttlurf
gelungen. Es peht aus, als hätte er nicht eher
geruht, als bis er pd) fähig fühlte, die urfprüng-
lid)e Vipon aus ßct) heraus reßlos auf die Lein-
wand zu projizieren. Es ift eine wahrhafte
Vipon, ein Traumgebild blühender, wie Echos
das Bild durchziehender Farben und phantape-
voller und phantapeanregender Formen, die wol)l

von der fogenannten Realität ausgegangen pnd,
pe aber nun weit hinter pd) laßen und wie fd)we-
bend ihr eignes Leben führen.
Im (Ilhitney Studio Club kommen derhiefige
Führer der Modernen, der aus Italien ßammende
Jofeph Stella, und Fj. E. Schnackenberg zu
Klorte. Stella zeigt u. a. Blumenßudien, die aus
einer Liebe ßammen wie Dürerfd)e 3eid)nungen.
Seine abftrakten Gemälde weifen eine außer-
ordentliche geiftige Konzentration auf. Schnacken-
bergs Frücbteßilleben leben ihre eignen rhyth-
mifchen und farbigen Reize.
Noch ein alter „Exprefponiß“ war jüngft l)ier
zu fehen, der der ganzen Bewegung um ein Jahr-
hundert voraus war, der Myftiker tüilliam
Blake, deffen letzte, noch auf feinem an feligften
Traumbildern reichen Todeslager gefebaffene
3eid)nungen zu Dantes Divina Comedia bei
Scott und Fowles auf viele wie eine Offenbarung
wirkten.
Erwähnt inüffen auch noch werden die bei
E. Kley he ausgeftellten Farbenftiftzeichnungen
von Max von Reddinghaufen, einem der
verfchiedenen deutfehen Künßler, die nach Ämerika
verfchlagen worden pnd. Es pnd fpontane Ein-
drücke von Landfchaften, die im Geifte des Künft-
lersfefte, konzentrierte, faß wie gemeißelte Formen
annebmen, und die durch eine kühne, Fjimmei
und Erde zu einer großen Einheit zufammen-
fd)weißende Farbengebung beftechen.
Daß deutfebe Kunß ganz langfam und gleich-
fam durch ein Hintertürchen hier jegt wieder
eindringt, beweiß die diesjährige Äusftellung
farbiger Reproduktionen für Schulen und tüobn-
räume, die die Ämerican Federation of Hrts
wieder unter Leitung des Mr. Eaton abl)ält.
Von diefer trefflichen Beftrebung war fd)on vor
einem Jahre einmal die Rede. Heuer ßnden pd)
nun ein paar deutfebe Blätter auf ihr, zwar noch
etwas in die Ecke gedrückt, aber pe pnd doch
immerhin vorhanden: ein oder zwei Bauernßücke
nach Leibi und eine bei Meißner & Buch in
Leipzig gedruckte Landfcbaft. Äuf die für diefe
3wecke befonders geeigneten Teubnerfcben far-
bigen Originalßeinzeicbnungen hat man offenbar
noch verzichtet, weil pe wohl gar zu auffällig
gewefen wären. Vielleicht bringt pe die näcbß-
jäprige Äusftellung und fegt damit das Siegel
unter die Rückkehr „normaler“ Beziehungen! F.
Von Künftlern und Gelehrten
Dr. Paul Eridj Küppers f
Äm 7. Januar iß Paul Erid) Küppers, der
künftlerifcbe Leiter der Keßner-Gefellfcbaft in
Hannover, nach kurzem Leiden im Älter von
33 Jahren der Grippe erlegen.
Ein tragifeber 3ufall hat es gefügt, daß das
vorliegende Heft die legte fd)riftftellerifd)e Ar-
beit diefes ausgezeichneten Kopfes veröffent-

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