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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 11
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0511

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Von Künftlern und Gelehrten — Der Kunftmarkt

eine Reibe, zum Ceil früher Urübner, Ojoma,
Deußer, Bre&, E. R. Weiß, Jawlenfky. Somit in
gefcfrmackvoller Äuswabl zufammengeftellte Mo-
mente aus der Gefd)id)te des Imprefßonismus
mit einheitlich eingegliederter Fortfetjung in die
Kunß der Gegenwart. <h.
Von Künftlern und Gelehrten
Im Älter von 74 Jahren ift in Regensberg bei
OÜrid) der frühere Direktor des Sd)weizerifd)en
Landesmufeums, Dr. Fjeinricb Ängft, geftorben,
der fid) um den Hufbau diefer bedeutenden
Sammlung große Verdienfte erworben bat. — In
München ßarb bodjbetagt der bekannte Ärdßtekt
Georg v. Fjauberriffer, der Erbauer des
neuen Münchner Ratbaufes, der St. Paulskircbe,
des Wiesbadener Kurbaufes und zahlreicher bay-
rifcber Kircbenbauten. — Hls Nachfolger des
nach Köln berufenen Dr. Fjans Secker wurde als
Direktor des Danziger Stadtmufeums der wiffen-
[chaftliche Fjilfsarbeiter am Kaifer-Friedricb-
Mufeum, Dr. W. Manowfky, berufen. — Im
Älter von 67 Jahren ftarb in Laren der Land-
fcbafts- und Genremaler Kever. Er ift nicht
denkbar ohne Jozef Israels, den er wie Neubuys
nach der fentimentalen und poetifcben Weife
fortfe^te. Seine Farben haben ftets etwas Süß-
liches, feine 3eicbnung ift uncbarakterifiifd),
fd)lapp und ftammelnd. Gleichwohl erzielte er
ftarke Verkaufserfolge. Sein Werk fließt mit
dem Begriff zufammen, den man ßcb nament-
lich in Ämerika von bolländifcber Very-Nice-
Malerei zu machen pflegt. — Willem d e 3 w a r t,
der Schüler von Jacob Maris, feierte am 16. Mai
feinen 60. Geburtstag. Er ift vor allem ein Maler
von Stilleben und fetß farbentecbnifd) wie natur-
beobachtend die Überlieferungen der Fjaager
Schule fort. Im Pulchri Studio-Saale, Qaag, wurde
ihm zu Ehren eine Äusftellung feiner Werke ver-
anftaltet. Das Fjaager „Gemeendemufeum“ kaufte
unlängft von ihm ein ganz in braunen Conen ge-
haltenes Copfftilleben.
Der Kunftmarkt
Vom amerikanifdjen Kunftmarkt
Die folgenden Catfachen werden ohne viel
Kommentar wohl auch die überzeugen, wie es
um den bießgen Kunftmarkt beftellt ift, die fid)
immer noch den lieblicbften Illufionen hingeben,
als ob hier alles zu guten Preifen abfehbar fei:
1. Die Firma P. W. Frend) & Co., eine der
bedeutendften und gead)tetften in New York, die
ßd) fdjon feit längerer 3eit in Geldfdjwierig-
keiten befunden hatte, da fo gut wie keine
größeren Verkäufe ftattfanden, die regelmäßigen
Äusgaben aber febr hohe waren, ift nun öffent-
lich verklagt worden, weil ße einem Bankinßitut
Konten von Kunden verkauft habe, die in Wirk-

lichkeit nicht exißierten oder bereits beglichen
worden feien. 3U folcben Mitteln hat die Not
getrieben! Die Firma hatte gehofft, einen febr
wichtigen Verkauf nod) abfd)ließen zu können,
der ihre Lage erleichtert hätte. Äls es nicht
dazu kam, war das Ende da. Und nun ver-
langen Gläubiger, darunter einer der Duveens,
der Mr. „Charles of London“, daß die Gefchäfte
der Firma in die Fjände eines gerichtlichen Ver-
walters gegeben werden. Wenn nicht bald eine
Befferung auf dem Kunftmarkt eintritt, fo wer-
den ßd) noch andere „Stürze“ ereignen!
2. Die dänifdje Firma Winkel & Magnuffen
brachte zahlreiche franzöfifche Gemälde der im-
prefßoniftifchen Schule herüber und ließ ße hier
verweigern. Das Refultat war ein febr un-
günftiges für ße, weil der Äuktionsmarkt ganz
im allgemeinen fcßlecbter und fchlechter ge-
worden ift, trotj nicht geringer Lebhaftigkeit bei
freilich febr kleinen Preifen, und weil im be-
sonderen faft eine Ärt Käuferboykott auf dem
Bild er markt zu befteben fcbeint. Ällerlei andere
Kunftgegenftände werden dod) wenigftens noch
gekauft. Bilder aber gehen, wie man auf eng-
lifd) fagt, betteln! Und ganz ähnlich iß es da
in der amerikanifcben Provinz beftellt, wie mir
aus ßcßerfter Quelle von einem Fjerrn mitgeteilt
wird, der feit Monaten mit beften Einführungen
von Stadt zu Stadt reift und von alten Meißern
nichts, von modernen amerikanifcben Künftlern
nur einiges Wenige verkaufen konnte.
5. Es wurde gemeldet, daß am 15. Mai bei
George Petit in Paris eine bedeutende Samm-
lung alter Meifter aus Ämerika verßeigert wer-
den foll. Das allein fpricbt Bände! Um nur
ein einziges Beifpiel anzuführen, was hier für
alte Meifter außerhalb des Kreifes der „Unßerb-
licben“ gezahlt wird, erwähne ich, daß eine
ganz vortreffliche „Falkenjagd“ des Baßano,
461/2X661/, ind)es groß, gut erhalten, nicht mehr
als $ 125 auf einer Verfteigerung alter Meifter
am 27. März eintrug. Und hier ßnd deutfcbe
Verkäufer, die von derlei Bildern weit über
$1000, ja $2C0Q erwartet hatten!
4. Der größte Ceil der Sammlung und Äus-
ftattung des verftorbenen Erzherzogs Ludwig
Victor brachte auf einer Äuktion nur $ 7565,
darunter eine Frankenthaler Frübßücksgarnitur
aus dem 18. Jahrhundert $ 200. Nach Äbzug
der Koften und Steuern wird gar wenig übrig
geblieben fein. Ein Senor Sagafeta hatte die
Sammlung en bloc aufgekauft. Ob er dabei auch
nur auf feine Koßen gekommen fein wird? Es
kann eben nicht dringend genug davor gewarnt
werden, allerlei Kunftgegenftände hierher auf
den Markt zu fenden in der Erwartung guter,
ja womöglich glänzender Refultate. Scbwerße
Enttäufcbung und eventuell fogar Verlufte müffen
die unvermeidlichen Folgen fein. Der Markt
hier kann gegenwärtig höchßens noch das Äller-
beße und Seltenße aufnehmen. Für zweit- oder
 
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