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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 16
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Der Büchersammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0719

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Ein neuer Band der Meifterwerke der ttleltliteratur mit Originalgrapbik (Verlag
von Dr. Julius Schröder in München) ift immer ein neuer Beweis für den Ernft, die Ge-
diegenheit und den fieberen Gefcbmack diefes Unternehmens. Der feebfte und der neunte
Druck find erfdjienen: Schillers Glilbelm Cell mit 17 Fjolzfcbnitten von Bruno Gold-
fchmitt und Der achtzehnte Pfalm mit 16 Bildern auf den Stein gezeichnet und ge-
fchrieben von Ädolf Ferd. Schinnerer, beide von Dr. C. dolf & Sohn in München gedruckt
und von Knorr & fjirth in München mit der Hand gebunden, in verfchiedenen Äusgaben, die ficb
vom Schönen bis zum Luxus fteigern, auf ftarkem Japan- oder echt rheinifchem Bütten mit dem
fchönen von Sepp Frank herrührenden Verlagsfignet als öCIafferzeicben, in Ganz- oder Fjalb-
pergamenteinbänden, die Illuftrationen zum Cell außerdem noch befonders in Handdrücken auf
Japan in Mappe (der Cell: 1500—6000 M.; der Pfalm: 1000—3000 M.). Der Druck des dilhelm
Cell entfpricht in Format und Äusftattung dem der „fd)Warzen Galeere“ und ift wieder ein Höhe-
punkt deutfeher Bucbkunft fowobl durch die vollendete Druckleiftung (eine etwas variierte Neu-
deutfeh, Cicero) als durch die wieder meifterbaften, echt deutfdjen Holzfchnitte von Bruno Gold-
feh mitt, der ftärkften Kraft des Verlages, einem der ftärkften deutfeben Illuftratoren überhaupt.
Fünf balbfeitige vor jedem Äufzug und neun ganzfeitige Hoizfchnitte illuftrieren den Cext; zwei
weitere faffen fymbolifd) den Inhalt des Scbaufpiels zufammen: am Anfang Geßler in Ceufelsmaske
auf einem Drachen als Criumpbator reitend, am Schluffe der unter den Krallen des Adlers ficb
windende befiegte Drache; und ein Holzfchnitt prangt monumental auf dem Vorderdeckel des Ein-
bandes: zwei als Ceufel gebildete Söldner neben dem aufgerichteten Geßlerbut, deffen Feder fid)
wie eine Schlange um die Stange windet. Das Buch in allen Einzelheiten und als Ganzes ein
machtvoller Ausdruck des Geiftes, der im Sdjaufpiel lebt. — Der achtzehnte Pfalm zeigt die
neuefte Form des Liebhaberbuches, das gefebriebene Buch in Druckwiedergabe, aber mit der 3utat
der Illuftration und zwar der Illuftration als Hauptfacbe; denn jede der 32x38 cm großen Seiten
wird meift zu drei Vierteln von einer 3eicbnung ausgefüllt, unter der dann nur noch Raum für
vier bis zehn Schriftzeilen bleibt. Auf diefe lüeife kann ein intimer Charakter, den fonft das
bandgefebriebene Buch erftrebt, nicht erzeugt werden; ihn fcbließt auch fchon das große Format
aus, und ihm widerftreben auch die ftark gefühlten, bewegten Bilder, die in Ekftafe verfemen. Das
bandgefebriebene Buch hat aber noch eia anderes 3iel: es will perfönlidf) wirken; und das ift hier
erreicht. Die Bilder und die gefchriebenen (Horte des Pfalmiften entftammen derfelben Hand und
taffen in ihrer wirkfamen Einheit uns nachempßnden, wie tief der Künftler die in gewaltiger Sprache
ausgedrückten Gedanken gefühlt hat. Er ging mit feiner Schrift nicht auf ornamentale dlirkung
aus, wollte kein Buch fcijreiben, das den alten zum Verwecbfeln ähnlich ift, verzichtete daher auf
Farbe, Initialen, Füllftücke, Schwünge und Federzüge und wählte die einfache deutfehe Gebraucbs-
febrift, in der nichts an Mühe und Arbeit erinnert, wie jemand einen Cext, den er liebt, für fid)
niederfdbreibt, um ihn um fo nachhaltiger zu empfinden, und, wenn er ein Künftler ift, noch durch
Bilder den Sinn der Klorte unterftüben und fteigern will. Diefer perfönliche Charakter macht das

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