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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 19
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0824

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Ausheilungen

alten und eines modernen Künftlers vereinigen.
Den Beginn machen die 3eid)nungen von Lio-
nardo und Michelangelo, von denen im ganzen
30 Originalarbeiten gezeigt werden.
Der kürzlich verdorbene Leon Bonnat hat
feine Sammlungen, die aus gegen 300 wertvollen
Ipandzeicpnungen beftepen (vor allem 3eid)-
nungen von Ingres, Rembrandt, Raffael, Lionardo
da Vinci) den ßaatlicpen Mufeen gefchenkt unter
der Bedingung, daß das Vermächtnis dauernd
dem Mufeum feiner Vaterftadt Bayonne ein-
verleibt wird. Diefem hat Bonnat bereits außer-
dem 200000 Fr. zum Unterhalt überwiefen und
außerdem ein Kapital, aus dem jährlich ein Preis
von 12000 Fr. an einen aus Bayonne gebürtigen
Künftler verteilt werden kann. Daß Bonnats
obengenannte Stiftung nicht direkt, fondern auf
dem Umweg über den franzöpfchen Staat er-
folgte, foll feiner Vaterftadt Entiaftung von der
fonß fehr großen Erbfchaftsfteuer bringen. n.
Ausheilungen
Deutfdje Kunftausftellung im FJaag
In den Klubräumen der Haager Künftlerver-
einigung „Pulcpri Studio“ wurde am 9. September
eine feit langem vorbereitete Äusftellung deut-
fcher Malerei eröffnet, die des weiteren auch in
Hmfterdam und in Rotterdam gezeigt werden
foll. Das Unternehmen geht von der deutfcp-
niederländifcpen Vereinigung, Siß Berlin aus, die
mit der Auswahl der Bilder Dr. Max Osborn
und P. 5- Opmert beauftragte. Diefer Auswahl
ift nachzurühmen, daß pe mit großer Qualitäts-
kenntnis und mit kulturpolitifcpem Verantwort-
lichkeitsgefühl erfolgte. Man war fiel} bewußt,
was man tat, als man in ein fo vorurteilerfülltes
Land wie die Niederlande deutfehe Bilder der
leßten fünfzig Jahre fcpickte. Den fehr günftigen
Eindruck der Auswahl kleidete der Direktor des
i^aager Stadtmufeums Dr. van Gelder in die
Cüorte, das bisher noch keine Äusßellung deutfehe
Malerei in Rolland gezeigt worden fei, die der-
artig zuverläffig die Kenntnis des Beßen der
deutfehen Produktion vermittle; und der eigent-
liche Eröffnungsredner, Minifter Viffer, ermahnte
feine Landsleute von ihren Vorurteilen gegen
ausländifche Kunß abzugehen und von diefer
Gelegenheit Schönes zu genießen, reichlich Ge-
brauch zu machen. Der Eröffnungsakt nahm
alfo einen recht erfreulichen Verlauf, auch info-
fern, als pch der propagandiftifche Gedanke, der
felbftverftändlich aus der Veranftaltung hervor-
gegangen iß, pch nicht verßimmend in den Vorder-
grund drängte. Die deutfehe Kunß prcpt in der
Art ihrer hiefigen 3urfcpaußellung nicht die erfte
auf der tüelt zu fein und den Vogel abzufepießen,
fondern pe läßt dem Geiße und dem Können
anderer Nationen alle ihre Rechte; pe ordnet
fiep mit ruhiger 5 elf er Willigkeit in das Net?j gei-
ftiger Beziehungen ein, das von Land zu Land,

von Volksart zu Volksart heute und zu aller
3eit gefponnen werden muß. 3u dem forg-
fältig angelegten Katalog, der den Lefern auch
ein paar Anhaltspunkte über die Lebensdaten
der Künftler und über die Herkunft der Bilder
gibt, hat Max Osborn als Vorwort eine Dar-
ftellung der malerifcben Entwicklung in Deutfcp-
land während der leßten 50 Japre gefeprieben.
Die Äusftellung, welcpe 236 CQerke zäplt, umfaßt
Ölgemälde, öüafferfarbenblätter und Scpwarz-
Kleißdruck; diefe Glerke find in vier geräumigen
Sälen eindrucksvoll aufgehängt. Da es hier
niept der Ort ift, die Bilder zu befepreiben oder
zu kritiperen, weil diefelben famt und fonders
bekannt find, feien nur ein paar Namen erwähnt,
um damit anzuzeigen, welchen Geficptspunkten
die Auswahl gefolgt ift. Von Menzel gibt es
Ölgemälde wie den „Blick aus dem 3iuimer des
Künftlers“ (1847) und das „3ietpenbildnis“, dazu
eine große Menge grappifeper Skizzen und aus-
gefüprter Blätter; von Liebermann u. a. die
„Scpußerftube“ aus der Berliner Nationalgalerie,
dazu Radierungen und Lithographien; vonUrüb-
ner ein der Galerie Cafpari gehöriges Reiterbild;
von Upde „Unfer täglich Brot gieb uns heute“
(Berliner Nationalgalerie); von 3ügel „3wei
Küpe“ (GalerieFjeinemann, München); von Fjaber-
mann„Studienkopf“(NeuePinakothek, München);
von Fjagemeißer „Kliefe am Kläffer“ (Galerie
Fjeinemann, München); von L. Corintp zwölf
Klerke, darunter das Familienbildnis aus Pots-
damer Privatbepß; von Slevogt Radierungen
und Fjolzfcpnitte; von Cpoma „Die tüiefe mit
Pappeln“ aus dem Befi^e des Barmer Kunßver-
eins; von Sperl „Mädchen im Garten“ (Kölnifcper
Kunftverein);vonKalkreuth„Rekonvalefzenz“ (Ga-
lerie Fjeinemann) von Leibi fünf Klerke; von Lem-
bach ein Bildnis Bismarcks (Befißer der deutfehe
Gefandte im Fjaag); von Feuerbach neun (Uerke,
darunter das fepöne Selbftbildnis als junger
Mann; von 5- von Marees „Die vier Lebensalter“
(Berliner Nationalgalerie); „ÄbendlicpeKIaldfzene“
(Prof. Georgi, München); von Klinger die Kland-
gemälde aus der Villa Älbers in Steglitj, dazu
Radierungen aus den 3üklen „Dramen“ und
„Eine Liebe“. Die Abteilung der zeitgenöfpfchen
Kunft erweift fiep mit merken von Barlach, Beck-
mann, Feininger, Fjeckel, Moderfopn, Nolde ufw.
als befonders anziehend. Klenn die Befürchtung
beßand, das polländifche Publikum werde diefe
Proben heutigen deutfehen Kunftwollens ab-
lehnen, fo ßellte diefe Befürchtung pep erfreu-
licperweife als unbegründet heraus. Q.
Äusftellung Paula Moderfohn in
Dresden
Eine fepöne und umfaßende Äusftellung von
Paula Moderfopn - Becker in der Ricpterfcpen
Kunßpandlung erinnert uns wieder einmal daran,
daß diefe feltene Frau und Malerin in Dresden
geboren ift. Das Stadtmufeum pat diefer Cat-

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