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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 21
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0899

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Der Kunftmarkt

Niederfädjfifdje Kunft
Unter diefem Gefamttitel erfcheint im Bremer
Angelfachfenverlag eine neue Folge von po-
pulären kunjtgefd)id)tlid)en Einzeldarftellungen,
für die der Großkaufmann Ludwig Rofelius
und V. C. Habicht als Herausgeber zeichnen. —
Slie das Vorwort der Herausgeber bemerkt,
gibt es hervorragende Denkmäler der nieder-
fäd)pfcben Kunft, die überhaupt noch nicht oder
nur unzureichend wiffenfchaftlich behandelt find.
Diefem Mangel abzuhelfen, foll die neue Samm-
lung berufen fein, von der bisher 2 Bände aus
der Feder V. C. Habichts vorliegen, nämlich
Band I: „Der Roland zu Bremen.“ Band II:
„Die goldene Cafel der St. Michaeliskirche zu
Lüneburg.“ Einem gut gedruckten Bildanhang
von etwa 12 Cafeln ift bei jedem Band ein
kurzer Cext voraufgeftellt, der durch einen
knappen Apparat von Anmerkungen Entlaftung
erfährt. Das heißt auch diefe Buchfolge wird nicht
fehr viel mehr bringen als man fonft in guten
halbpopulären kunftgefchicbtlichen Auffätjen zu
lefen gewohnt ift. Inwieweit pe berufen er-
fcbeint, wichtige kunftgefchichtliche Probleme
tiefgründig zu erhellen, kann erft die 3ukunft
lehren. Die erften beiden Bände find etwas
dünnflüffige Nahrung, die nicht nach jedermanns
Gefchmack ift und auch der Cüiffenfchaft nicht
unbedingt behagen wird. Äls weitere Koft-
proben follen in gleicher Äusftattung und Anlage
folgende Bände erfcßeinen: „Die niederfächpfchen
Klöfter des Mittelalters“, „Das Evangeliar Hen-
richs des Löwen“, „Die St. Michaeliskirche zu
Hildesheim“, „Der Fürftenhof zn Ulismar“ und
„Der nieder fächpfche Barockplaftiker L. Münfter-
mann“ u. a. m. Erft wenn davon ein Ceil vor-
liegt, wird ein abfchließendes Urteil über den
ÖJert des Unternehmens möglich fein, das heute
zunädbft fehr viel mehr als rein lokales Intereffe
kaum beanfpruchen kann. B.
Der Kunftmarkt
Bevorftebende Verweigerungen
Berlin
Die am 14. November in Rudolph Lepkes
Kunftauktionshaus ftattfindende Verweigerung von
Gemälden alter Meifter umfaßt Klerke verfchie-
dener Schulen von der Mitte des 16. Jahrhunderts
an bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Ka-
talog weift u. a. folgende Namen auf: M. v. Ro-
mersvale, B. G. Cuijp, D. Ryckaert, C. v. Haarlem,
A. di Leone, A. Coypell, R. Lefevre, R. Jordan,
A. Schüßler, E. Magnus ufw. Ferner gelangen
einige englifcße und franzöfifcße Farbendrucke
zum Ausgebot.
Bonn
Das Antiquariat M. Lemper| verfendet fo-
eben den Katalog der bekannten Sammlung

Dr. Erich Prieger, deren Verweigerung vom
7. bis 10. November vor Weh gehen foll. Der
2300 Nummern und Abbildungen zählende Katalog
gliedert pch in einen theoretifchen und einen
praktifchen Ceil. Der erfte Ceil enthält in über
1000 Nummern eine reiche Sammlung älterer und
neuerer fflerke über Gefcbichte und Cheorie der
Mufik, Äftbetik, Oper, Canz ufw., der zweite
Ceil eine nicht minder umfangreiche Sammlung
gedruckter praktifdjer Mupk mit einer großen
Anzahl von Originalausgaben, darunter die ganz
hervorragende Kollektion der GUerke Beethovens,
die großen Gefamtausgaben von Joh. Seb. Bad)
(Bachgefellfchaft), Händel (Händelgefellfchaft),
Mozart, Purcell, Schüfe ufw. Der Katalog zeigt
klar die große Bedeutung diefer Spezialfamm-
lung von Büchern und Inftrumenten, die der im
Jahre 1913 verftorbene Mupkforfcber Dr. Prieger
zufammengetragen hat.
Brüffel
In der Galerie Georges Giroux pndet am
16. und 17. November eine fehr bedeutende Ver-
weigerung moderner Gemälde, alter Möbel und
Capifferien ufw. Watt, die u. a. franzöpfche und
englifche Möbel des 18. Jahrhunderts, Ceppidße
von Aubuffon und Brüffel zur Auktion bringt.
Leipzig
Der Katalog der Verweigerung der Alber-
tina-Dubletten liegt nunmehr vor. Er reiht
pd) feinen Vorgängern, den Boernerfchen Auk-
tionskatalogen, würdig an und wird nicht nur
als bibliophile Koftbarkeit, fondern auch als
willkommenes Handbuch (mit den Schätjungs-
preifen) in manche Bibliothek wandern. Auf
die Qualität des Materials wiefen wir bereits
hin. Sein Umfang — 1602 Nummern, aber ein
Vielfaches davon an Blättern — ift innerhalb
des fpeziellen Gebietes, dem es angehört, dem
franzöfifchen Kupferpich des 18. Jahrhunderts,
wahrhaft ausgedehnt in jeglicher Ridjtung. Es
fehlt keiner der bedeutenden Maler und Stecher
diefes glorreichen Jahrhunderts geiftvoller Koket-
terie, von (Xlatteau und Lancret bis Fragonard
und Greuze, von B. Äudran bis Le Prince und
G. Demarteau. Der letztere ift in feltener Reich-
haltigkeit vertreten und ein „Reproduktions-
künftler“, der noch heut auf dem Gebiet der
Cüiedergabe von Handzeichnungen „gefährlich“
werden könnte. Es iß übrigens die dertfchäijung
der Handzeicbnung ein bedeutungsvoller Grad-
meffer für das künplerifche Emppnden jener
3eit. Der Kupferftich mit all feiner technifchen
Rafpniertheit erreichte demgemäß auch in der
Uliedergabe der 3ei<hnung fo gut wie alles.
Selbft die um Handzeichnungen anders üblichen
Strid)iimrahmungen, oft in mehreren Farben,
wurden nachgebildet und die Stiche bis zu diefen
befdjnitten, um ganz im Sinne der 3eichnung
behandelt werden zu können (worauf auch im

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