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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 22
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Göbel, Heinrich: Holländische Wandteppich-Manufakturen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0912

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Ähnlich liegen die Ver^ältnijje bei der feßon erwähnten Manufaktur des Joris Nauwinck.
Er befitjt (1629) außer feiner Ämfterdamer Klerkftatt in der Calverftraet ein Atelier in
„de winkel van tapitserye tot Scßoonßoven“ \ Maßgebend für den Meifter waren waßr-
fcßeinlicß die billigeren Loßn- und Lebensverßältniffe des kleinen Ortes. Die Scßoon-
ßovener Klirkerkolonie geßt im übrigen auf den Ausgang des 16. Säkulums zurück.
J. F. Petit berichtet 1615 in den „Eygentlycke bescßryvinge der vrye Nederlandscße
provincien“: „Onlancx (um 1600) ßebben de Fjeeren Magistraten daer (Scßoonßoven) aen-
gelockt veel tapytwerckers, soo uyt Vlaenderen, als uit Brabant, die daer seßoone ende
costelicke tapyten maecken welgßesocßt ende vercocßt der stadt ter eere en tot profyt,
der borgeren“. f). van Berkum fußt in feiner „Bescßryving der Stadt Scßoonßoven“
(S. 332/333) auf der gleicßen Quelle: „eenige van de door ßun (die Scßoonßovener
Klirker) gemaakte Capyt-stukken worden nog gezien, in de Vergader-Kamer van de
Staten van Fjolland, in den PJaag“.
Nauwincks Ämfterdamer Betriebe entftammt eine Jofepßsfolge; ein Probeftück geßt
im Oktober 1631 an einen Sr Cornelius de Vogel „omme ’t selve te senden tot de stad
Graeve“. Es kann fieß, dem Einßeitspreife naeß zu urteilen (3f. 4 ft.), nur um gängige
Klare geßandelt ßaben. Am 20. November des gleicßen Jaßres bezießt Meifter Joris
für eine Abraßamsreiße, „Äbraßams offerßande“, von aeßt Beßängen, den Reftbetrag
von 645 Gulden 10 Stuivers. 1639 tritt der Meifter mit dem Rate der Stadt Leiden
in Verbindung. Der Recßnungsbeleg vom 15. Juni 1639 im Leidener Ordonnantieboek
(N. fol. 102) gibt ausfüßrlicßen Auffcßluß über die Art des Auftrages. Es ßandelt fieß
um elf kleinßgurige Verdüren, neun Klandteppicße und zwei Paßftücke unter denFenftern,
mit insgefamt 240 Quadratellen; der Einßeitspreis wird mit fieben Gulden normiert.
Fünf Ceppicße der Folge pnd verloren gegangen, den Reft — feeßs große Beßänge —
birgt das Ratßaus zu Leiden. Die Arbeit fteßt über dem Durcßfcßnitt; Frauengeftalten
beleben die Vorderbüßne, präeßtige Gärten, Cerraffen und Scßloßanlagen feßließen die
Szene. Die pßotograpßifcße Aufnaßme bereitete infolge der ungünstigen Belicßtung
Scßwierigkeiten, die Abbildung vermittelt nur unvollkommen die Eigenart der Beßänge.
Dunkelgrün und Braun erfeßeinen als markantefte Farben.
Klann die Nauwinckfcßen Ateliers ißre Pforten feßließen, entzießt fieß zunäcßft meiner
Kenntnis. 1675 ift in Scßoonßoven ein Meifter Franz Guys tätig; er fteßt mit dem
Goudaer (Hirker Joßannes Scßeerder in gefcßäftlicßer Verbindung.
Die maßgebende Ämfterdamer Manufaktur zu Beginn des 18. Säkulums verkörpert fiel)
in dem Unternehmen des aus Oudenaarde 1697 eingewanderten Alexander Baert. Am
21. November 1698 feßließt der Rat mit dem Meifter einen Vertrag daßin geßend ab, daß
feinen Sößnen (Joßann, Alexander, Jakob) und Cöcßtern dasEinbürgerungsrecßt gewäßr-
leiftet wird; die Klirker genießen Freißeit von Stadtzoll und Klacßtdienft; die Miete für
das Atelier an der Utrecßter Pforte wird auf jäßrlicß 150 Gulden, ab 1. Mai 1692, feft-
gefebt1 2 3. Der waeßfenden Bedeutung des Unternehmens entfpreeßend, eröffnet Baert zu
Beginn des Jaßres 1701 einen Verkaufs- und Ausftellungsraum im 3entrum der Stadt
„aan de linkerßand voor de lakenßal“. (Fortfeßung folgt im näcßften §eft.)

1 7. Dezember 1629. Contraet over een gescßil dad Dirck Semey ßat ter eenre ende Joris Nauwincx
ter andere wegens ßet gedeelte dat deze laatste ßeeft in de winkel van tapitserye tot Scßoonboven.
Notaris Klarnaerts, pak. 90, cabier 38.
3 Ref. v. Cßef. IX, blz. 49. Aanteekening van de Roever. Jan Half; Alexander Baert, Capijt-
maker; in Amsterdamsd} Jaarboeckje voor 1904; S. 104 ff.

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