eidelbergcr Ieillmg.
Kreisverkündigmlgsblatt fur den Krcis Heidelberg und aintliches Berkündigungsblatt für dic Amts- nnd Amts-
Gerichtsbezirke Hcidelbcrg und Wicsloch unü den Anitsgerichtsbezirk Neckargeniünd.
Dienstag, 3 Zuli
* Polirische Umschau.
Heidelberg, 1. Zuli.
* Außer den bereits gebrachten Nachrichten
über drei in Böhmen vorgefallene Treffcn sind
inzwischen Mittheilungen über weitere Gefechte
eingegangen: Einzelne Dcpeschcn hierüber lan-
teten etwas ungenau und unklar, z. B. üdcr
die Treffen bei Nachod und Münchengrätz.
Jn den prcußischen Staatsorganen, denen
aber, wie namcntlich der Cölner Zeitung, in
solchen Dingen wenig Glauben beizumessen
ist, wurden sie als Siege der Preußen ge-
fchildert, während dem österreichische Berichte
daS Endresullat der Zusammenstöße auf der
ganzen Gefechtslinie als günstig schildern und
den beabsichtigten Zweck der Verhinderung ei-
ner Vercinigung der zwei preußischen Haupt-
armeen als erreicht angeben. Die Sache läßt
sich nach den beiderseitigen Berichten wohl da-
hin vereindarcn: Die Kaiserlichen und ihre
Verbüudeten, die Sachsen, haben im Großen
und Ganzen strategifche Vorthcile^ davonge-
tragen, während in tactischer Bcziehung an
einzelnen Punkten, bcsouders da, wo erhebliche
prcußische Uebermacht entgegenstand, woruuter
die besten preußischen Truppen, z. B. die Gar-
den, der Ausgang einzelner Zusammenstöße
allerdings zweifclhaft war, die Preußen sogar,
z. ^8. bei Gitschin, momentane Vortheile davon-
getragen haben mögcn. Einen strategischen
Sieg aber wagen selbft die preußischen Be-
richte nicht für sich in Anspruch zu n'ehmen.
Der Feldzugsplan Benedek's wird auch den Un-
eingeweihten immer klarer. Er will offenbar
seine Feinde in dcm böhmischen Gebirgskcfscl
einschlicßen, ihnen den AuSgang durch's Nie-
sengebirge nach Schlcsien verlcgcn, sowie den
Nückzug durch's Erzgebirge nach Sachsen ab-
schneiden. Zu letztcrcm Endzwecke sind wohl
hauptsächlich die Bayern über Plauen in
Sachsen einmarschirt. Das Gclingen dieses
Planes hängt natürlich von der noch zu lie-
fernden Hauptschlacht ab.
Die neuesten Dcpcschen lauten für die^Bun-
dessache nicht bcsonders günstig. Offtcielle Nach-
richten sind noch nicht eiugctroffen, da jedoch
das Telegramm aus Wien (s. u. Wien 1. Juli)
datirt, so ist an der Nichtigkeit wenigcr zu zwei-
feln. Hiernach hätten die Preußen das Gablenz'sche
und das sächsischeCorps in der Nichtung nach Kö-
niggrätz zurückgedrängt, wobei nach preußischen
osficiellen Angaben die Oesterreicher und Sachscn
2—4000 Todte und Verwundete und mehrere
Tauseud Gefangene und vicle Kanonen cinge-
büßt hätten. Preußischcr Seits zählte man nur
einen Verlust von gegen 1000 Mann Der
stattgehabte Kampf bci Gitschin hatte offenbar
znm Zwcck, daS preußische Ceutrum zu durch-
brcchen und eine Vereinigung der drei preußi-
schen Armcccorps zu vcrhindern. Jst auch cine
solche zwischcn dcr Armee dcs Prinzen Fricd-
rich Karl und jener unter dem Bcfehle des
GeneralS Hcrwarth von Bittenfcld stchendcn
sächsischen erfolgt, so ist es jcdoch bis heute
nicht gclungen, dem Kronprinzcn die Hand zu
reichen, was durch die am 27. Abends von
General Namming in Bcsitz genommcne Posi-
tion bci Groß-Skalitz vcrhindcrt wurde. Nach
einer amtlichen Dcpcsche des GcneralS v. Stein-
metz an den König von Preußen vom 29.
hätte jedoch die preuß. Armee auch am28.einen
Sieg errnngen und Skalitz wicdcr erobert.
Bestätigt sich diescS, so stäude der Vcreini-
gung sämmtlicher prcußischer ArmeccorpS wahr-
scheinlich nichts mehr im Wege. Wie die
Lagc gegenwärtig beschaffen, ist einer Ent-
scheiduugsschlacht jeden Augenblick entgegenzu-
sehen, da auch in den jüngsten Tagen die in
Mähren aufgestellten Armeccorps nordwärts
sich gewendet haben und die österreichischen
Streitkräfte nunmehr concentrirt sein werden.
Eine officielle Verküudigung des preußischen
Ministers des Jnnern meldet, daß die hanno-
ver'schen Truppcn am Morgen des 29. Juni
die Waffen gestrcckt habcn. Andere Mitthei-
lungcn fehlen zwar; bei der Bestimmtheit der
Angabe läßt sich indeß an deren Richtigkeit
nicht zweifeln.
Ein in Frankfurt vom 30. Juni cingetrof-
sene diplomattsche Depesche aus dcm österrci-
chischen Hauptquartier in Böhmen von dcfli
nämlichen Tage, 11 Uhr Morgens, mcldet:
Die Armee ist im bestcn Zustand, cine Schlacht
steht unmittelbar bevor.
Von gestern an ist der gesammte Fahrpost-
verkehr nach Preußen von Süddeutschland aus
eingestellt.
Während in Berlin am 29. v. M. „in
Folge der eingetroffenen Siegesnachrichten" die
Stadt mit Fahncn geschmückt war und unter
den Linden eine unabsehbare Menschenmenge
wogte, welche wicderholt unter stürmischen
HurrahS nach dem Könige verlangte, der öfters
am Fenster erschien; während auch in Köln
äm W- V-.M^ wegen des angeblichen sicgreichen
Kampfes der Preußen bei Nachod die Cascrnen
beflaggt waren, wo doch die Vercinigung der
beiden prcußischcn Hauptarmcen vcrcitelt wurde
und die Oesterrcicher die beabsichtigte Stellung
einnchmen konnten, begrüßt die halbamtliche
„Wieuer Abendpost" die Nachrichten von den
glücklichcn Kämpfen der Nordarmce mit folgen-
den Worten: „Die Siegeshoffnungcn, wclche
im Süden durch eine so glänzende Erfüllung
gekrönt worden, sind durch die glückliche Action
des gestrigen Tages — wir wählen absichtlich
den bescheidcnsten AuSdruck — auch im'Nordcn
krästiger als je geworden. Mit athemloser Span-
nung sehcn wir den nächsten Ereignisscn ent-
gegen. Möglicher, ja wahrscheinlichcr Weise
setzt sich heute der Kampf fort, welcher gestern,
nachdem die östcrreichischen Truppen die beab-
sichligte Aufstellung erzwungen hatten, abge-
brochen wurde. Jn diesem vielleicht cntscheiden-
dcn Augenblicke sind wir mit unscren ganzen
Hcrzen, mit unseren heißesten Wünschen bei
unserer herrlichcn Nordarmee. Dcr gestrige Tag
und seine Erfolge sind unS Bürge dafür, daß
dcr KricgSruhm des östcrreichischen Heeres sich
neu bewähren wird in alter Kraft. Der Segen
der gutcn Sache, des hingebeudsten Muthes der
Armee, der unbcugsamcn Entschlosscnhcit ihrcs
Führers ruht auf den Waffcn OestcrreichS "
Den Transport von Gütern und Passagieren
nach dem Niederrhein besorgen nur noch, aber
regelmäßig, die Notterdamcr Boote, welche un-
ter holländischer Flaggc fahren. Jhre Mani-
fcste und sonstigen SchiffSpapicre werden übri-
gcüs von deu preußischcu Wachtposten schr ge-
nau durchgesehen, die von dcn Neisenden auch
die Lcgilimationen zur Einsicht verlangen.
Vom Kriegsschauplatz.
Ueber daS Gcfccht bei Podol werden dem
„Nürnb Corr." uoch folgende iuteressante Ein-
zclnheiten aus Prag, 28. d., mitgethcilt: „Der
Angriff erfolgtc bercitS vorgcstern Abends 9
Uhr und wurde theilwcife die ganze Nacht durch
gekämpft. Oesterreichischer Scits stand Anfangs
nur die Brigade Poschacher dcm überlcgcnen
Feinde gegenüber, welcher nach und nach an
s beiden Ufern der Jser bei 30,000 Mann in's
Treffen führte. Die Oesterreicher, später von
zwei Brigaden Sachsen unterstützt, welche sich
sehr tapfer hielten, suchten den Feind wieder
über den Fluß zu treiben, wobei an einex der
dortigen Zserbrücken Martini- und König von
Preußen-Jnfanterie und daS 18.Jäger-Bataillon
in großcs Gedränge kamen, da der Fcind weit
in der Ueberzahl war und die Zündnadel-Ge-
wehre ihre Wirkung thaten. Viele wurden da--
bei in den Fluß gestürzt und ertranken. Noch
ärger war es bei dem Sturme auf Podol und
auf ein Wirthshaus bei dem Brückenübergang
über die Jser. Von diesen Gefechten wurden
bis Mittag 145, Nachmittag 4 Uhr wcitere
120 Verwundcte nach Prag gebracht, mehrcre
folgten noch bis Mitternacht. darunter viele
Sachscn und auch einige Preußen. Die Schwer-
verwundeten wurden in Jung-Bunzlan unter-
gebracht. etwa 100 Mann mit 30 Offizicren
kamen nach Prag (vorwiegend Jäger vom 26.
und 32. Bataillone, Husaren und Ärtilleristen).
Nührend war der Empfang der Verwundeten.
Fast ganz Prag war dazu bis Mitternacht auf
den Bcinen, und so groß die allgemeine Er-
bitterung gege« die Preußen ist, vergaß man
doch über ihrem Elende und ihren Wunden
des Haffes gegen den Feind und war kaum
weniger eifrig, ihnen Labung, Bier, Wein, Ci-
garrcn rc. zu reichen, als den LandeSkindcrn
und verwundeten Sachscn. Slava-, Eljen- und
Hochrufcn begrüßen durch die Stadt jeden
Wagen mit Vcrwundeten, und rciche Opfer an
Geld, Wein und allen möglichen Gegenständen
werden täglich für sie gebracht."
Ein amtliches Telcgramm der „DarmsK Z."
auö Wien, 30. Juni, Mittags, meldet: „Auch
gcstern nur Unbcdeutendes auf der ganzen Linie.
Dcr Kampf des 10. Corps Gablenz am 27.
Juni bei Trautenau crnft, abcr sicgreich-. Erz-
herzog Leopold an Nierenleiden crnstlich er-
krankt. General Weber übernimmt das Com-
mando des achten Corps. Heutige „Wiener
Zcitung" erklärt gestern eingetrosfene Nach-
richten von der Nordarmee vollkommen bcfcie-
digend. Atte CorpS befinden sich in ursprüng-
lich festgesetzten angewiesenen Positionen. Voll-
ständigstc Discrction sci vor unmittclbar bevor-
stehender Hauptschlacht mehr als je Pflicht. Das
Publikum möge sich nicht bcunruhigen, sclbft
wcnn kurze Zcit von der Nordarmee alle Nach-
richten ausbleiben. Ein Thcil der Wiener
Garnison ist nordwärts abgegangen."
Die „Bohemia" bringt folgende Notizen über
das Treffcn bei Nachod-Josephstadt am 27. d.:
„Der Znsammenstoß erfolgte früh Vormittags;
die Prenßcn hatteu eine vortrcfftiche Höhcnpo-
silion inne; mit Erbitterung wurde um das
Dorf Studnitz gekämpft, das in Flammen auf-
ging. Das Ungcstüm deS Angriffs unserer Trnp-
pcn warf die Gegner, welche auch durch küe
Geschützrescrve arg mitgenommen wurden. Dcr
Ersolg war ein durchaus siegreicher; die Preu-
ßen ließen auf dem Gcfechtsfeld ihre Verwun-
deten zurück." — Ein Extrablatt deS „Prager
Tagcsboten" mcldet aus Münchcngrätz, daß das
Treffen sich am 28. erneucrte und mit großer
Hartnäckigkcit gckämpft wurde. Die Jsarbrücke
wurde in Braud gesteckt. Auch bei Dauba wurde
am 24. heftig gekämpft.
Horitz, 28. Juni. Die Prcußen zeigten
sich vor Iicin. Batteriefeucr vor der Stadt.
Liechtenftcin-Husaren und Jägcr stchcn dem
Feiude gegcnüber; Preußen ziehcn sich zurück.
Horitz, 28. Juni. Der Nückmarsch der
Preußen von Jicin war von kurzer Dauer.
Kreisverkündigmlgsblatt fur den Krcis Heidelberg und aintliches Berkündigungsblatt für dic Amts- nnd Amts-
Gerichtsbezirke Hcidelbcrg und Wicsloch unü den Anitsgerichtsbezirk Neckargeniünd.
Dienstag, 3 Zuli
* Polirische Umschau.
Heidelberg, 1. Zuli.
* Außer den bereits gebrachten Nachrichten
über drei in Böhmen vorgefallene Treffcn sind
inzwischen Mittheilungen über weitere Gefechte
eingegangen: Einzelne Dcpeschcn hierüber lan-
teten etwas ungenau und unklar, z. B. üdcr
die Treffen bei Nachod und Münchengrätz.
Jn den prcußischen Staatsorganen, denen
aber, wie namcntlich der Cölner Zeitung, in
solchen Dingen wenig Glauben beizumessen
ist, wurden sie als Siege der Preußen ge-
fchildert, während dem österreichische Berichte
daS Endresullat der Zusammenstöße auf der
ganzen Gefechtslinie als günstig schildern und
den beabsichtigten Zweck der Verhinderung ei-
ner Vercinigung der zwei preußischen Haupt-
armeen als erreicht angeben. Die Sache läßt
sich nach den beiderseitigen Berichten wohl da-
hin vereindarcn: Die Kaiserlichen und ihre
Verbüudeten, die Sachsen, haben im Großen
und Ganzen strategifche Vorthcile^ davonge-
tragen, während in tactischer Bcziehung an
einzelnen Punkten, bcsouders da, wo erhebliche
prcußische Uebermacht entgegenstand, woruuter
die besten preußischen Truppen, z. B. die Gar-
den, der Ausgang einzelner Zusammenstöße
allerdings zweifclhaft war, die Preußen sogar,
z. ^8. bei Gitschin, momentane Vortheile davon-
getragen haben mögcn. Einen strategischen
Sieg aber wagen selbft die preußischen Be-
richte nicht für sich in Anspruch zu n'ehmen.
Der Feldzugsplan Benedek's wird auch den Un-
eingeweihten immer klarer. Er will offenbar
seine Feinde in dcm böhmischen Gebirgskcfscl
einschlicßen, ihnen den AuSgang durch's Nie-
sengebirge nach Schlcsien verlcgcn, sowie den
Nückzug durch's Erzgebirge nach Sachsen ab-
schneiden. Zu letztcrcm Endzwecke sind wohl
hauptsächlich die Bayern über Plauen in
Sachsen einmarschirt. Das Gclingen dieses
Planes hängt natürlich von der noch zu lie-
fernden Hauptschlacht ab.
Die neuesten Dcpcschen lauten für die^Bun-
dessache nicht bcsonders günstig. Offtcielle Nach-
richten sind noch nicht eiugctroffen, da jedoch
das Telegramm aus Wien (s. u. Wien 1. Juli)
datirt, so ist an der Nichtigkeit wenigcr zu zwei-
feln. Hiernach hätten die Preußen das Gablenz'sche
und das sächsischeCorps in der Nichtung nach Kö-
niggrätz zurückgedrängt, wobei nach preußischen
osficiellen Angaben die Oesterreicher und Sachscn
2—4000 Todte und Verwundete und mehrere
Tauseud Gefangene und vicle Kanonen cinge-
büßt hätten. Preußischcr Seits zählte man nur
einen Verlust von gegen 1000 Mann Der
stattgehabte Kampf bci Gitschin hatte offenbar
znm Zwcck, daS preußische Ceutrum zu durch-
brcchen und eine Vereinigung der drei preußi-
schen Armcccorps zu vcrhindern. Jst auch cine
solche zwischcn dcr Armee dcs Prinzen Fricd-
rich Karl und jener unter dem Bcfehle des
GeneralS Hcrwarth von Bittenfcld stchendcn
sächsischen erfolgt, so ist es jcdoch bis heute
nicht gclungen, dem Kronprinzcn die Hand zu
reichen, was durch die am 27. Abends von
General Namming in Bcsitz genommcne Posi-
tion bci Groß-Skalitz vcrhindcrt wurde. Nach
einer amtlichen Dcpcsche des GcneralS v. Stein-
metz an den König von Preußen vom 29.
hätte jedoch die preuß. Armee auch am28.einen
Sieg errnngen und Skalitz wicdcr erobert.
Bestätigt sich diescS, so stäude der Vcreini-
gung sämmtlicher prcußischer ArmeccorpS wahr-
scheinlich nichts mehr im Wege. Wie die
Lagc gegenwärtig beschaffen, ist einer Ent-
scheiduugsschlacht jeden Augenblick entgegenzu-
sehen, da auch in den jüngsten Tagen die in
Mähren aufgestellten Armeccorps nordwärts
sich gewendet haben und die österreichischen
Streitkräfte nunmehr concentrirt sein werden.
Eine officielle Verküudigung des preußischen
Ministers des Jnnern meldet, daß die hanno-
ver'schen Truppcn am Morgen des 29. Juni
die Waffen gestrcckt habcn. Andere Mitthei-
lungcn fehlen zwar; bei der Bestimmtheit der
Angabe läßt sich indeß an deren Richtigkeit
nicht zweifeln.
Ein in Frankfurt vom 30. Juni cingetrof-
sene diplomattsche Depesche aus dcm österrci-
chischen Hauptquartier in Böhmen von dcfli
nämlichen Tage, 11 Uhr Morgens, mcldet:
Die Armee ist im bestcn Zustand, cine Schlacht
steht unmittelbar bevor.
Von gestern an ist der gesammte Fahrpost-
verkehr nach Preußen von Süddeutschland aus
eingestellt.
Während in Berlin am 29. v. M. „in
Folge der eingetroffenen Siegesnachrichten" die
Stadt mit Fahncn geschmückt war und unter
den Linden eine unabsehbare Menschenmenge
wogte, welche wicderholt unter stürmischen
HurrahS nach dem Könige verlangte, der öfters
am Fenster erschien; während auch in Köln
äm W- V-.M^ wegen des angeblichen sicgreichen
Kampfes der Preußen bei Nachod die Cascrnen
beflaggt waren, wo doch die Vercinigung der
beiden prcußischcn Hauptarmcen vcrcitelt wurde
und die Oesterrcicher die beabsichtigte Stellung
einnchmen konnten, begrüßt die halbamtliche
„Wieuer Abendpost" die Nachrichten von den
glücklichcn Kämpfen der Nordarmce mit folgen-
den Worten: „Die Siegeshoffnungcn, wclche
im Süden durch eine so glänzende Erfüllung
gekrönt worden, sind durch die glückliche Action
des gestrigen Tages — wir wählen absichtlich
den bescheidcnsten AuSdruck — auch im'Nordcn
krästiger als je geworden. Mit athemloser Span-
nung sehcn wir den nächsten Ereignisscn ent-
gegen. Möglicher, ja wahrscheinlichcr Weise
setzt sich heute der Kampf fort, welcher gestern,
nachdem die östcrreichischen Truppen die beab-
sichligte Aufstellung erzwungen hatten, abge-
brochen wurde. Jn diesem vielleicht cntscheiden-
dcn Augenblicke sind wir mit unscren ganzen
Hcrzen, mit unseren heißesten Wünschen bei
unserer herrlichcn Nordarmee. Dcr gestrige Tag
und seine Erfolge sind unS Bürge dafür, daß
dcr KricgSruhm des östcrreichischen Heeres sich
neu bewähren wird in alter Kraft. Der Segen
der gutcn Sache, des hingebeudsten Muthes der
Armee, der unbcugsamcn Entschlosscnhcit ihrcs
Führers ruht auf den Waffcn OestcrreichS "
Den Transport von Gütern und Passagieren
nach dem Niederrhein besorgen nur noch, aber
regelmäßig, die Notterdamcr Boote, welche un-
ter holländischer Flaggc fahren. Jhre Mani-
fcste und sonstigen SchiffSpapicre werden übri-
gcüs von deu preußischcu Wachtposten schr ge-
nau durchgesehen, die von dcn Neisenden auch
die Lcgilimationen zur Einsicht verlangen.
Vom Kriegsschauplatz.
Ueber daS Gcfccht bei Podol werden dem
„Nürnb Corr." uoch folgende iuteressante Ein-
zclnheiten aus Prag, 28. d., mitgethcilt: „Der
Angriff erfolgtc bercitS vorgcstern Abends 9
Uhr und wurde theilwcife die ganze Nacht durch
gekämpft. Oesterreichischer Scits stand Anfangs
nur die Brigade Poschacher dcm überlcgcnen
Feinde gegenüber, welcher nach und nach an
s beiden Ufern der Jser bei 30,000 Mann in's
Treffen führte. Die Oesterreicher, später von
zwei Brigaden Sachsen unterstützt, welche sich
sehr tapfer hielten, suchten den Feind wieder
über den Fluß zu treiben, wobei an einex der
dortigen Zserbrücken Martini- und König von
Preußen-Jnfanterie und daS 18.Jäger-Bataillon
in großcs Gedränge kamen, da der Fcind weit
in der Ueberzahl war und die Zündnadel-Ge-
wehre ihre Wirkung thaten. Viele wurden da--
bei in den Fluß gestürzt und ertranken. Noch
ärger war es bei dem Sturme auf Podol und
auf ein Wirthshaus bei dem Brückenübergang
über die Jser. Von diesen Gefechten wurden
bis Mittag 145, Nachmittag 4 Uhr wcitere
120 Verwundcte nach Prag gebracht, mehrcre
folgten noch bis Mitternacht. darunter viele
Sachscn und auch einige Preußen. Die Schwer-
verwundeten wurden in Jung-Bunzlan unter-
gebracht. etwa 100 Mann mit 30 Offizicren
kamen nach Prag (vorwiegend Jäger vom 26.
und 32. Bataillone, Husaren und Ärtilleristen).
Nührend war der Empfang der Verwundeten.
Fast ganz Prag war dazu bis Mitternacht auf
den Bcinen, und so groß die allgemeine Er-
bitterung gege« die Preußen ist, vergaß man
doch über ihrem Elende und ihren Wunden
des Haffes gegen den Feind und war kaum
weniger eifrig, ihnen Labung, Bier, Wein, Ci-
garrcn rc. zu reichen, als den LandeSkindcrn
und verwundeten Sachscn. Slava-, Eljen- und
Hochrufcn begrüßen durch die Stadt jeden
Wagen mit Vcrwundeten, und rciche Opfer an
Geld, Wein und allen möglichen Gegenständen
werden täglich für sie gebracht."
Ein amtliches Telcgramm der „DarmsK Z."
auö Wien, 30. Juni, Mittags, meldet: „Auch
gcstern nur Unbcdeutendes auf der ganzen Linie.
Dcr Kampf des 10. Corps Gablenz am 27.
Juni bei Trautenau crnft, abcr sicgreich-. Erz-
herzog Leopold an Nierenleiden crnstlich er-
krankt. General Weber übernimmt das Com-
mando des achten Corps. Heutige „Wiener
Zcitung" erklärt gestern eingetrosfene Nach-
richten von der Nordarmee vollkommen bcfcie-
digend. Atte CorpS befinden sich in ursprüng-
lich festgesetzten angewiesenen Positionen. Voll-
ständigstc Discrction sci vor unmittclbar bevor-
stehender Hauptschlacht mehr als je Pflicht. Das
Publikum möge sich nicht bcunruhigen, sclbft
wcnn kurze Zcit von der Nordarmee alle Nach-
richten ausbleiben. Ein Thcil der Wiener
Garnison ist nordwärts abgegangen."
Die „Bohemia" bringt folgende Notizen über
das Treffcn bei Nachod-Josephstadt am 27. d.:
„Der Znsammenstoß erfolgte früh Vormittags;
die Prenßcn hatteu eine vortrcfftiche Höhcnpo-
silion inne; mit Erbitterung wurde um das
Dorf Studnitz gekämpft, das in Flammen auf-
ging. Das Ungcstüm deS Angriffs unserer Trnp-
pcn warf die Gegner, welche auch durch küe
Geschützrescrve arg mitgenommen wurden. Dcr
Ersolg war ein durchaus siegreicher; die Preu-
ßen ließen auf dem Gcfechtsfeld ihre Verwun-
deten zurück." — Ein Extrablatt deS „Prager
Tagcsboten" mcldet aus Münchcngrätz, daß das
Treffen sich am 28. erneucrte und mit großer
Hartnäckigkcit gckämpft wurde. Die Jsarbrücke
wurde in Braud gesteckt. Auch bei Dauba wurde
am 24. heftig gekämpft.
Horitz, 28. Juni. Die Prcußen zeigten
sich vor Iicin. Batteriefeucr vor der Stadt.
Liechtenftcin-Husaren und Jägcr stchcn dem
Feiude gegcnüber; Preußen ziehcn sich zurück.
Horitz, 28. Juni. Der Nückmarsch der
Preußen von Jicin war von kurzer Dauer.