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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Wtllltlbtrgcr Itilung.

»» 08 - Prns x»mlZi-drl>» t A. 3 tr.

Mittwoch, IO October


Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeirung" nebft Beilnqe „Heidelber-
ger ^ainilienblätter" für das mit 1.
October 180« begonnene 4. Quartal
werden forttväkrend anqenommen.

Die ^rpedition

* Politifcbe Umfckuu.

Heidelberg, 9. Ociober.

Der Gesammlverlust für daS Großherzoqthum
Hesjcn in Folge deö mil Preußen abgeschlosie.
ncn Friedenö bezisicrl sich aus 18^ Q.-Mei»
len mit 63,788 Einwohncrn.

Das Derlincr Kabiuet läßt in Wien erklären,
eö werde Beusl'S Ernennung alS cineu Akt
fortgesetzlcr politischer Feindseligkeiten aufsasicn.

Ein schles. Blatt meldet, Hcrr v. Benft habe
als Bcdingungen seineS EinlrillS in daS öster.
Ministerium „vollständigen Bruch mit den Tra-
ditionen einer kirchlichen Politik und dem Con-
cordate und vollständigen AuSgleich mil Ungarn
aus Grundlage des DualiSmuS" gcstcllt.

Nach eincm Telegramm der Patrie aus Ka-
nea hal am 27. Sept. zu Rethymne eine Ver-
sammlung der Häupter deS AnfstandcS und
kandiolisch>r Patrioten Statt gcsunden. Die
Mchrheit bcschloß, im Kampfe cinzuhalten und
in Verhandlungen mit Mustapha Pascha ein-
zutrelen. — Dassclbe Blalt hat cin Telegramm
aus GuaymaS, wonach am 18. August die
französijch.merikanischen Truppcn wicder Ala-
nzoS crobert habcn. _

Oeutfcdl., nd.

KarlSruhe, 8. Oci. Durch höchste» Briehl Seiner
Königl. Hoheit deS Großherzogs wird Obcrst von
Echilling vom Almcecvrps ^aus sein Ansuchcn der

nachgtsuchle lkntlassung auS^ drm großh. ArmeecorpS;
die Oberlirutenante DoII uud Müller nnd Liculenanl
Luy. Aussichldoificirre bri deu Feldhospilalern, wcrden,
und zwar dcr Eistcre in daS FcstungSa>tillcricbataillon.
der Andere in das 3. J»f.-Ncgimenl. und der Lrylrre
in daS 5: Jn»..Rrgimeur vcrseyi.

werdcn aus 1. Oclober d?J. anS großd. ArmeecorpS
enllassen: Gregor Klein deim 3. 2"l -Rcgim.. Joseph
Holzhauer beim 2. FüsilicrbalaiUoil, Karl Bögle

KarlSrube, 7. Oct. Nachoem FLlle dcr
Rindcrpest in Vorarlbcrg und in der Schweiz
(Kanton St. Gallen) vorgckommcn sind, hat
sich dic großh. Regierung nach dem Vorgang
dcr Nacbbarstaaten zur unverzüglichcn Erlas-
sung eineö EinfuhrvcrdotS für dic entjprechcn-
den Tbiergattunzen (Rinder, Schafe, Liegcn)
und Thierproducte auf der ganzen Lande-grenzc
gegcn die Scbweiz und Oesterreich, und soweit
eS sich um Thiere oder Thierproducte handelt.
die auS der Sckweiz oder auS Oesterreich kom.
men, auch an dcr französtschcn Grcnze veran-
laßt gesehcn. Zugleich sind die Behördcn zur
strengsten Durchführnng dicser Maßnahme an-
gcwicscn wordcn.

Die wisienschaftlicken Forschungen der letzten
Iahre haben nämlich ergcbcn, daß die Nindcr-
pcst sich nicmalS sclbstständig in Westcuropa
cntwickclt. sondern in dcu Sleppcn von Ungarn
und Rußland ihre -Entstehung nimmt. Von
dort gelangt sie cinzig und allcin durch Ein-
schlcppung nach Wcsten. Dicje Einschleppung
ift abcr ungemcin erleichtert durch die an-
steckcndc Nakur dcr Krankheit, welche in dieser
Bcziehung fast einzig dastcht. Dcr Transport
krankcr Thiere inSbeiondere gibt der Seuche
einc unfehlbare Verbrcikuug, und cin einzigeS
von ihr ergriffeneS Thier reicht hin, den Bich-
stand eines ganzen LandeS zu gcfährden. Jst
sie einmal auSgebrochen 'und zu einiger Aus-
brcitung gclangt, so vcrnichtet sie, wie viel-
fache Erfahrungen zcigen, in dcn westeuropäi'
schen Ländern nahezu den gesammtcn Blehstaud
der davon betrosicnen Gegend. Zur Anstcckung
bcdars eS nicht einmal der unmittelbaren Be-
rührung; vielmchr genügcn schon die AuSdün-
stungen und Entlecrungen der angcslccktcn
Thicre, die Verbreitung deS KrankhcitSkelmS
durch die Lufl, dic Benützung von Geschirr-
stücken, ja nach den von dcm kaiscrl. französischen
Ministcrium deS Ackerbaucö und dcr össeutli-
chen Arbeiteu im Septembcr v. I. ertheilten
Bclehrungen daS GraS der Wciden. wo kranke
Thiere sich lagertcn. die Flüssigkeiten. anS wcl.
chcn sie ihren Durst stillten. Scibst mcnschliche
KleidungSstücke. die Wolle der Schafe, die Fcllc
lebender Thiere können den KrankhcitSstosi in
sich aufnchmen und weitcr tragen.

Gegcn diese ganz ungehcure AusteckungSkraft
der verhccrenden Krankhcit — deren Gcsahr
noch dadurch crhöht wird, daß angcstrcktc Thiere
mchrere Tage lang mit allen Anzcichen voll-
kommenster Gesundheit den KrankhcitSstoff in
sich tragcn — gibt eS nur einc sicherude Ab-
wehr — den strengfteu Abschluß deS LandeS
gegen die Gcgenden, von wclchen die Gesahr

droht, und im Fall dennoch erfolgender An-
steckung dic Vorkehr unnachsichtlicher Maßnahmen
zur Eindämmung des Hcrdes der Krankeit. *)
Durch Bersäumung dieser Maßnahmen hat
dcr Viehstand in Großbritannien und Holland
während dcS vergangenen Jahres Verheerungen
erlittcn, die alS förmlicher Nückgang dcS Volkö-
woblstaudcS dezeichnet werden müsscn.

Angesichts diescr Thatsachen und im Auschluß
an dic, wic bereitS erwähnt, von deu Nachbar.
staaten gctroffcnen Anordnungen hiclt cs bie
großh. Regierung für ihre Pflicht. keinen Au-
genblick mit den Vorkehrungen zu säumcn, durch
ivclche einzig und allcin daö Land vor dieser
ungeheuern, in die unmittelbare Nähe nnserer
Grenze gcrücktcn Gcfahr zu bewabren ist. (K Z.)

-j- Aus Badcn, 6. Oct. Die Pcnsionsfrage
der in> letzten Kriege verstümmelten Soldateu
regelt sich nach dem Gesetz vom Iahr 1837,
wornach die Beträge so klcin ausfallen, daß
dcr nothdürftigste Unterhall keineSwcgs gcsichcrt
ist. Die HilfSvercine haben abcr eine Summe
von etiva 20,000 fi. zusammengebracht, welche
dcn Znvaliden, dcren Zahl nicht groß ist, zu
Gute kommen soll. Neicht auch dicS nicht aus,
so wird weitere Unterstützung, sei eS durch die
Negicrung odcr Privatwohlthätigkeit, nicht auS-
blcibcn.

Stuttgart, 7. Octbr. Adreßentwurf der
Abgeordnetcncommission:

Euere Köiügiiche Majestät!

stellen sollten, so muß unS doch unvrrwehrt sein, daran

*) Eine l ieraiif bezüglicke Jnstruction deS Ministe-
riums deS Jnnern ist in Rr. XX deS Ccnlralverord»

Achwurgerichtsverhandlungen.

Freiburg, 1. Oct. Heute stand, drS MorkS
angrklagt, drr vormaligr Actuar Karl August

er vielfacke Händel gehabt, 5. April d. Z.

lung wiedrrbolte der AngeklAgte sein frübrrrS Ge-
ständniß, gidt auch den bestimmtrn Vorsah der
Tödtung und die VorauSficht deö eingrtrrtrnrn Er-
folgS zu, will abrr nur. durL dir Brschimpfungrn
und Angriffr SritenS der Wittwe Hrrcher gereizt, tn
augenblicklichrr Vrrrgtheit dte vrrbrrchrrische Hand-
lung brgangen habrn. Der grvßb. StaatSanwalt
hält die Anklage deS MordS aufrrcht er brbauptrt,
taß Wannenmacher den drstimmtrn Entschluß der
Tödtung mit Dorb'balt grfaßt, wrnn gleicd nur
im Affrct auSgrführt dabe. Drr Vertbrtdiger da-
gegen brstreitet drn Vordrdacht. jedenfalls abrr die

Nimmt nur den Thatbrstand drS Todtschlags an.
Die Geschwornrn traten in thrrm Wahrsp»uch der

Ansicht drr Vertheidigung bri, nahmen überdieS I
dcn StrafmildcrungSgrund des § 21l) St.-G.-B

durch Kränkungen von Seitrn der Hercher hrrvor-

Vrranlaffung gegrbrn habe. Der GerichtShof rrließ
nunmrhr grgrn den Angrklagten wegrn TottschlagS
ein auf 15 Jadre (worunter 6 Zahre Ginzelhafk)
ZuchthauS lautendrS Erkrnntniß.

Dom Neckar, 2. Oct. Der Vrrgleich von drm
hritrrrn Sonnrnbl'ck, wrlchrr in ben dunkeln Ernst
drr Tagr hineinfällt, ist schon bäufig gebraucht und
mißbraucht worden. Es sei gestattrt, zwischen ernste
politischc Nachricktrn dir Geschichte einrS wirklichrn
„SonnenblickrS" ohue alle Dergleichung rilizuschte-
ben. Virlleicht wird fie, obglrich wayr, zur Erhci-
terung dirnen. Ein ländlicher Gesangverein
von 22 Mitgliedkrii fuhr vor eintger Zeit in dte
nahe grlegrne Stadt, man sagt, rS sei nach Het-
j delberg grwrsen, um sich pbotographiren zu laffrn.

! Drr bewährte Künstler gruppirt die harmonische
Schaar aus's'Vortbrilhaftrste im Frrirn. „Zrtzt
einen Augrnblick Ruhr, metne Herren! wrnn ich I
! btttrn darf... so!" Er ntmmt daS Negattvbtld I

mtt in daS grhrimnißvolle Stübchen in seincm Hause
nebrn dem gewöbnlichen Aufnahmeraum und kommt
alsbald mit der Nachricht wieder herauS, die ein-
zelnrn Prrsonen seten vortreffiich herauSgekommen.
Daraufhtn werdrn 22 Abzüge deS GruppenbildeS
brstellt und nach Ginficht rines ProbebildrS durch
ein Mitglied deS GesangveretnS angefrrtigt und
abgrsandt. Ader, o Schrecken! alS man bie Köpfe
nachzählt, find statt 22 deren 23 vorhanden, und
nach grnauer Musterung rrgibt fich, vaß bei der

eine nicht zu der Gesellschaft gehörige Perfönlichkett,
im Riicken derselbrn stehend, mtt auf daS Bild
grkommen war, und zwar — ein Polizeidiener.
Wrigerung der Pbotographirten, daS Bilb mit der
poltzrilichen Brauffichtigung anzunrhmrn, Wrige-
rung drS Photographrn, daS im Urbrtgen gelun-
gene und überbteS von einem der Abgebildeten ge-
prüfte Bild zurückzunehmcn, Procrß; diese Reihen-
folge von Ereigniffen ist naturgcmäß. Der AuS-
spruch der GerichtSbebörde soll zu Ungunsten drS

dazu wohi wirder tn'S Frcte begibt? (B. Lz.)
 
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