Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 205-230 September
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0323

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wtidtlbergkr Ieitulig.

M 23«


Sonntag, 30 September

L8«6.

* Politische Umschnu.

Heidetberg, 29. September.

* Französitche und belgische Journale (be-
londcrs dic Jndependance) tragen sich mit dem
seltsamen Projecte, daß auf den Rath der fran-
zösischen Regierung Aegypten zu einem consti-
tutionellen und von dcr Pforte nnabhängigen
Staat, nach dem Vorbild FrankreichS, gcmacht
werden solle (nämlich mit einer Art vou Re-
präsentantenkammer, und ciner permanenten
Versammlung, die den daatsrath odcr Senat
vorstellen soll rc.). Dcr Regent Aegyptens,
Jömail Pascha. soll sich angeblich deßhalb zu
einem solchen Schritte entschlossen haben, um
für den voraussichtlichen Fall dcs Zusammen-
sturzes des türkischen Reichs wenigstenS Aegyp-
ten als selbstständigen, lebensfähigcn Staat sicher
zu ftellen. Die Pforte wird sehr wahrschsinlich
nicht leicht geneigt sein, auf einen solchen Plan
einzugehen; sollte sie sich jedoch unter dem
Drucke, den Frankreich zu Gunsten Aegyptens,
das immer sein Schützling war, hiezu verstehen,
so wäre eben damit nur die orientalische Frage
um einen Schritt näher gerückt. Denn die
übrigen Großmächte, vornehmlich Rußland und
Eugland, würden cinen solchen Griff auf die
Jntegrität des türkischen Neichs, der nur den
Vortheil Frankreichs bezwecken würde, keincn-
falls ruhig hinnehmen.

Wie man der „Magdeb. Ztg." schrcibt, er-
streckt sich die Amnestie nicht bloß auf das alte
Preußen, sondern auch auf die annexirten
Staaten, so daß also beispielsweisc Johannes
Ronge, der im Nassauischcn angeklagt ist, von
jcder Strafe frei bleibt. wenn ihn die Richter
verurtheilen. Die Amnestie erstrcckt sich auch
auf Martin May von Altona rc.

Die Kosten der Einzugsfeierlichkciten betra-
gcn für die Stadt Berlin 250,000 Thlr.

Aus Böhmen berichtet die „A. Z.": Soviel
jetzt bekannt. sind von den prenßischcn Truppen
in unserm Land über 3000 an dcr Cholera
gestorben, davon 875 Mann in den Prager
Spitälern.

Dcr auf den 25. d. festgesctzte Beginn des
Rücktransportes des sächsischen Heeres wnrde
plötzlich wieder abbestellt, und ist der Tag, wann
er beginnt, noch nicht bekannt.

Jn Manchester hatte am 24. eine große
Reformdemonstration mit glänzcndem Erfolge
statt. Hunderttausend Personen nahmen daran
Theil. Alle Städte Lancashire^s ließen Zu-
stimmungsadresfcn überrcichen. Hr. Bright
hielt eine Rede unter stürmischem Beifall; er
griff die Tories heftig an und erklärte, er

Festlichkeitcn am Bord des Dampfschiffes
„Nova Scotian".

Wenn EintraLt und die Bcreitwilligkktt, Ieden
glücklick zu sebkn und beizutragen zum Glncke An-
derer, eine R'tse bei nickt günstiger Wrtterung
konnte angenehm machen, so war es die mit der

und heute hier ankam, indem sie bot, was ge-
wünsckt werden konntc. Mit einer gtoßen Anzahl
Reisender verschiedener Völker und Sprachen auf
ibrcm Wege nach der neuen Welt, entweder in der
hoffnungsvollen Aussicht auf eine neue Heimatb,
oder freudigen Willkommen in der älten, bot sie
ein Bilb des gefellsckaftlichen Lebens. — Sobald
als die ersten unangenebmen Gefühle, welche sich

Mitreisenden erwrcken, schien Iedermann Betrach-
tungen angestellt zu haben über die Frage: waS
kann ich'tbun. um der allgemeinen Unterhaltung

werde eine energische Politik zu Gunften der
Wahlreform befolgen. Es herrschte größter
Enthusiasmus.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 28. Sept. Wie dic KarlSr.
Ztg. vernimmt, ist zwischen den badischen und
bayerischen Commiffären in Würzburg ein Be-
triebsvertrag vereinbart worden. Die Oden-
waldbahn wird übrigcnL. nicht vor dcm 1. No-
vember dem Betrieb übergeben werden köunen,
da die Einrichtungen im Bahnhos zu Würz-
burg nicht früher herzustellen sino. Es ist zu
hoffen, daß bis dahiu auch die Eisenbahnbrücke
über den Nhein bci Mannheim für dcn Eisen-
bahnvcrkchr in Stand gesz-tzt sein wird.

Karlsruhe, 28. Scptbr. Der Präsident
des Ministeriums des Jnnern, Hr. Dr. Jolly,
wird sich zum Vortrag bei Sr. Königl. Hoheit
dem Großherzog nach der Mainau begeben.

(K. Z )

(-) Bom Bodensee, 27. Sept. Wenn
wir unsere jetzige Stimmung mit jener wäh-
rend den vorigen Monaten verglcichen, so sind
wir versucht, die Erlebnifse für einen fieberhaften
Traum zu halten. Als ein Traum können unö die
Erlebnisse erscheinen, weil wir, wcil vom Kricgs-
schauplatz enlfernt, die schweren Ereignissc des
Krieges imr mitfühlen konnten, nicht aber selbft
erdulden mnßtcn. Darnm war jedoch die
schmerzliche Theilnahme an dem harten Schick-
sal aller unsercr deutschen Brüder gewiß keine
geringe. Eben darum aber wollen wir gemein-
sch.aftlich mit denen, die fo viel gelitten haben,
daran arbeitcn, daß der Frledc nns Allen jenc
Segnungen bringen möge, welche geeignet sind,
dic Lciden zu lindern und einer bessern Zu-
kunft den Weg zu bahncn. Hiezu erachten wir
vor Allem nothwendig die Wicderherstellung
der während des Kricges darniedergclegcnen
Handels- und Verkehrs-Verhältnisse. Die ma-
teriellen Zustände sind es, dencn zuerst wieder
aufgeholfen werden muß, und in dieser Bezie-
hung ist uns die Anssicht tröstlich, daß wir
fortan Theil nehmen können an dcm norddeut-
schen Zollverein. Wir schcn dies als unbe-
dingte Nothwcndigkeit zum Wiedererblühen der
gesunkencn Zustände an, nnd wenn auch die
Staatseinnahmen künftig nicht mehr die frü-
here Höhe crreichen solltcn, so sind es doch die
fleißigen Bürger, wclche durch regen Gewcrbs-
betricb nnd vermehrten Absatz ihre Einkommens-
quellcn wieder öffnen und ihre Vermögenszu-
stände wieder verbessern können, da unser Ver-
kehr doch hauptsächlich mit dem Norden besteht

sebr rühmliches war, mag aus dem Programm der
zwei Liebhaber-Concerte hervorgehen, zu dercn Ab-
haltung der freundliche Capitain den Salon den

Sache zu unterstützen, und muß mit Anerkennung
gesagt werden, daß deren lebhafte Betheiligung zur
Verherrlichung der Sacke wesentlick beitrug Man-
ckes Herz zitterte bei Mad. Russoll's „O, finge

Long'S komiscken Darstellungcn, welche mit einer
Art von Ernst gcführt wurden, die fie doppelt
läckerlick machten und zum allgemeinen va Oapo
binrissen. — Die Grosckenpfeife, welckc eine glän-
zende Rolle spielte, war in den Händen des Hcrrn
Rothsckild kein so veräcktlickeS Jnstrument, als eS
zu sein scheint. — Dcukschland ebenfalls, daS durck
Dr. Brnn vertreten war, ließ seine alten Melo-
dien hörcn, eS vcrgaß die gezogenen Kanonen nnd

und wir ohne denjelben vom großen Markte
ausgeschloffen wären. Was die geistigen Jn-
tereffen betrifft, so wollen wir nnsere Thätig-
keit vor Allem auf die innern Angelegenhcilcn
unsercs engern Vaterlandes vcrwendcn. Jn un-
serer Gesctzgebung ist Mancbcs zu vervollstän-
digen, was bisher alß Halbhcit erschicncn ist,
und wir sind dcr Ansicht, daß auch bci der
energischsten Verwaltung Manches nicht ganz
durchgeführt werdcn konnte, wcil es nur halb
im Gcsetze stnnd. Ein Beispiel hievon haben
wir in dem Gesetze von 1860 übcr dic Civil-
ehe. Jn diescr Sache können wir sreilich cben
so wenig als hinsichtlich des Schulgcsetzes auf
ein übercinstimmendes Zusammenwirken aller
Parteicn zählcn, aber hoffen wollen wir, daß
die Besprechung disser Staatsangclegenhciten
mit mehr Rnhe und wenigcr Parteifcindlichkeit
stattfände, als vor dem Krieg, der wohl auch
in diescn Bcziehungen das Blut abgekühlt ha-
ben dürftc. Die Grnndlagen sind cinmal ge-
setzlich gelegt, und es scheint uns nicht wahr-
scheinlich, daß die Rcgierung und die Kammern
davon abgehcn werdcn; vielmchr glauben wir,
crwarten zu dürfen, daß daranf fortgcbaut und
das Gebäude zu Ende geführt wird.

Aus Baden, im Septbr. Die Brochüre
„Der badische Verrath rc." flndet in dcr Angs-
burgcr Allgemeinen Zeitung cine größere Ent-
gegnung. Zn solcher wird die Brochüre als
ein Pamphlet bezeichnet, wclches in erstcr Reihe
dcn Zweck habe, die Schuld der Kriegführung
bei dem 8. Armeccorps dem Prinzen Älcxander
abzunehmen und auf einen andern zu werfen;
es sei hierzu mit zufällig erlangten Bruchstücken
aus Akten, gcstohlenen Tclegrammcn rc. cine
Combination zufammengcstellt worven, welche
für den Sachverständigen Nichts beweise und
nur für den großen Haufen berechnct gewesen
wäre. Dic Beisammenhaltung der badischen
Division sei denen Lrgerlich und das Commando
dersclben durch Prinz Wilhelm vollends ein
Dorn im Auge gewesen, welche das badische
Militär gerne unter die andern Corps vertheilt
und seiner Selbstständigkeit beraubt gcsehen häl-
ten. Die dem Prinzen in den Mund gclegten
Aeußerungen vor dem Kriege werdcn als un-
wahr widersprochen. namentlich aber über die
aus den cinzelncn Gefechtsmomenten gezogenen
Schlüffe thatsächliche Widerlegungen gcgeben.
Ueber die Handlungen uach dem Nikolsburger
Frieden gibt die Entgegnung interessante Fak-
tas, denen gegenüber die Behauptungcn der
Brochüre freilich entkräftet sind.

Dnrmstadt, 26. Septbr. Das Resultat
des letzten Krieges scheint auch unserem Kriegs-

^ Scklusse der Unterhaltungen wurde eine Samm-
^ lung zu Gunsten des Fonds für sckiffbrückige See-
! leute veranstaltet, die ein Ergebniß von vier Gui-
^ neen lieferte, welcke der Capitain so freundlick sein
! wird, der Gesellsckaft bei seiner Rückkunft nack Li-
l verpool zu überliefern. — Wenn herzliche Wünsche

sckaft abgestattet worden war, wurde ein donnern-
des Hock auf den Lapitain Wylie und die Offi-
! ciere. sowie diejenigen, welcke zur a-llgemeinen Be-
lustigung beigktragen, auSgebrackt. — Jetzt ist AlleS
vorüber, Männer, Weiber, Kinder, welcke Liver-
pool mit uns verließen, finb glücklick in Canada
angekommkn, aber Niemand davon im Bcsitze eines
Gedächtniffes wird diese Rcise vergrssen. oder die
Freundlichkrit derjenigen, mit wclcken wir das
Vergnügen hatten, zusammen zu kommen. — DaS
freundliche Betragen des Capitains Wylie und sei-
 
Annotationen