Htidclbtrgtr Zeilung.
182.
Sonntag, S August
Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monaie
August und Aeptember mit 42 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Zeitungsträgern, sowie der Expedition Untere
Ncckarstraße Nr. 13 v.
H Zeitbetrachtunaen.
II.
Jn wenigen Wochen — das sagt unö ein
Rückblick auf die jnngstvergangene Zeit — ha-
ben wir ein Stück Weltgeschichte erlebt, das,
äußerlich genommen, den Werth eincS Jahr-
hundertS aufwiegt. Das sicgreiche Vordringen
dcr preußischcn Waffcn auf allen Gebieten, die
sie durchzogen, ist — Dank der lange geübten
Tüchtigkeit und einer ausgezeichnetcn Führer-
schaft — ohne Beispiel; bei den NeichStruppen,
wie man das Bundesheer auch ohne Satyre
wohl nennen kann, leidcr nur Stückwerk ohne
Einheit und Lcuchten des Genics, wenn es auch an
verschiedcnen auszcichnenden Zügen nicht fehlte.
Schon die Kriegsrüstungen des 7. und 8. Ar-
mcecorps, die der Hessen ausgenommcn, crhiel-
ten durch Zaudern einen schlaffen und verlege-
nen Character. Jm Fclde selbst kam's vor lau-
ter Umherirren nach Fühlung und Auseinan-
derreißung der Thcile zu keiner einzigen und
Entscheidung bringenden Schlacht; bei vercin-
zelten Gefechten und Trcffen siegend zurückwei-
chen, war das fast tägliche Loos. Einzeln wur-
den die Abtheilungen, deren längst erwartete
Verbindung große Ziele HLtte erreicben und
auch Frankfurt vor seinem traurigen Geschicke
hatte schützen können, von. dem.Nachrücken der
Feinde zurückgedrängt, der immer in rechter
Stärke aufzutreten und feste Position einzuneh-
men wußte. Es ist auch ohne Beispicl in der
Geschichte, daß eine Neichsarmee von 120,000
Mann von einem Occupationsheere gcdrängt
und geschlagen wird, das kaum 40,000 Mann
zahlt. Und wcndeu wir unsere Blicke vom Maine
weg in die nördlichereu Gegenden, so entdecken
wir auch da nichts als Zusammenhangslosigkeit
unv Schläfrigkeit, während Großes auf dem
Spiele stand. Die Ergebung der heldenmuthigen
Hannoveraner bleibt trotz aller Nechtfertigungs-
versuche der mit schwerem Vorwurfe Belastetcn
ein dunkleS Blatt in der Geschicbte diescs Feld-
zuges. Der traurige Vorgang könnte die vielen
interessanten Mittheilungen über Personen und
Verhältnisse, wozu er Anlaß gab, in unserm
Gedächtniß wieder auffrischeu; wir gehen besser
darübcr hinweg und überlasfen das schließliche
Urtheil der unparteiischen Geschichte. Zu diesen
Das Gefecht bei Tauberbischofsheim.
Wir entnehmen der in TauberbischofSheim er-
schemenden „Tauber" nachfolgenbe Schilderung des
am 24. Juli daselbst stattgefundenen Kampfes.
Dte Würtemberger, die letzten der hier durchmar-
schirten Bundestruppen, hatten darnach den Auf-
trag, TauberbischofSheim und dte Ausgänge aus
dem Thal längs der Straße nach Würzburg zu
fichcrn. Mittags 1 Uhr wimmelte der Marktplatz
nock von solchen, als plötzlich vom Wölflisberge
her Schüsse vernehmbar wurden. Die Stadt leerte
fich tm Nu vom letzten Rest der zerstreuten Trup-
pen, und im Fluge gings über dte Taubrrbrücke
der Würzburger Straße entlang. Ein Bataillon
der würtemberger Zäger machte Kehrt, theilte fich
in der obern Stavt in zwei Theile, der rine zog
gegen den neurn Friedhof, der andere auf der
Straße gegen Königheim, bog am Ende der Stadt
links ab, um in geborgener Stcllung den Feind
zu erwarten. Vom Friedhof her war schon daS Ge°
knatter des Kleingewehrfeuers vernrhmbar, alS
dirse den anstürmenden Feind gewahrten. Sie ließen
ihn bis auf etwa 20 Schritte herankommen, traten
Erwägungen, die wir in ernster Ruhe und ohne
Bitterkeit anstellen, gibt uns der Ausgang des
Kricgs und das starke Kriegsbudget, an dem
wir mit allen unsern Mitbürgern cinen em-
pfindlichen Antheil haben, ein volles Recht.
Unser Militärwcsen bedarf einer gründlichen
Umänderung, und wahrlich nicht bloß an Pickel-
hauben nnd Stiefeln. Jm prcußischen Volks-
heere, das eben die glänzendsten Siege erfochten,
liegt theilwcise das Vorbild.
* Politifche Urnschcru.
Heidelberg, 4. August.
Das in Frankfurt crschcinende Wochenblatt
deS Nationalvcreins gehört ebenfalls zu dcn
von Sciten der k. prcuß. Vcrwaliuug unter-
drücktcn Blät,tern. Die Redaction setzt in seiner
letzten Nummer, dcrcn Ansgabe noch gestattct
wurde, die Abonnenten davon in Kenntniß,
hofft jedoch, das Blatt in kurzer Frist wieder
erscheinen lassen zu können.
Die „Berl. B.-Ztg." rechnet aus, „wie sich
nach dem Friedensschluß die finanzicllcn Ver-
hältnissc Ocsterreichs für die Zuknnft stellcn
werden." Als Gesammtschnld Oesterrcichs beim
Ende deS Krieges berechnet sie die Ziffer von
circa 3558,000000 fl., vorausgesetzt, daß die
Beendigung des Krieges wirklich sofort erfolgt.
Deutschland.
Karlsruhe, 3. August. Die Mittheilung,
der Präsident deS Ministcriums der auswärti-
gen Angclegenheiten, Hcrr v. Frey*dorf, sei
nach Bcrlin gereist, ist,. wie die Karlsr. Ztg.
hört, irrthümlich.
Mannheim, 3. Aug. Nach soebcn er-
haltener Mitthcilung aus Mainz ist dort gc-
stern Abend der Waffenstillstand angenommen
worden und die Schifffahrl frei.
Tauberbischofsheim, 29. Juli. Bei
der bedeutenven Last dcr Einquartierung durch
preußischc Truppcn, die uns seit Dienstag br-
troffen, und der während bieser Zeit beinahe
stündlich sich erncuerndcn Requisilionen ist ein
sühlbarer Mangel an Lcbensmittcln bei uns
eingetretcn. Jn dieser Klemme nun traf ge-
stern noch folgendes Schreiben ein: „Dem gr.
bad. Bezirksamt Bischofsheim wird hierdurch
auf Befehl des Hrn. Generals v. Fließ aufge-
geben, zur Verpflegung der Division v. Fließ
zum 31. Juli, früh 9 Uhr, 12,000 Laib Brod,
ü 5 — 6 Pfund, 80 fcttc Ochsen, 10 fette
Schweine, 50 fette Hämmel, 12 Ctr. gebrann-
ten Kaffee, 12 Ctr. Salz, 1400 Ctr. Hafer,
240 Eimer gutes Bier, 2000 Flaschen vorzüg-
lichen Wein sür Offlciere, 240 Eimer guten
niederstreckte. Darauf zogen fie fich in Eile zurück.
Der Fetnd, in der Meinung, noch weiteren Wtder-
stand in dcr Stadt zu findrn, zögerte anfangs, vorzu-
dringen, als einige Muthige, ganz an die Häuser gc-
drängt, weiterzogen. ESfolgteetne ganze Eompagnie
nach, bie unter Hurrahrufcn die Stadt durchströmte,
alle Straßenecken besetzend. Vom neuen Rathhaus aus
wurden ven die Anlage herabkommenden Truppen-
resten noch einige Schüsse nachgesenbet, ohne jedoch
zu treffen.
Der Fetnd sammelte fich indessen und setzte die
Verfolgung der Würtemberger fort. Seine Haupt-
stellung riahm er bei der Tauberbrücke, im Tauber-
bett und im Verhau der städtifchen Anlagen. Die
Waffergräben beS TauberthaleS abwärts gegen
Hochbausen boten ihm eine gedeckte Stellung, von
welcher auS er den Abziehenden etn verheerendes
Keuer nachsandte, deren Nachschub vom rechts ab-
biegenden Edelsbergwcg biS wett den Berg hinauf
die Würzburger Straße bedeckte. Nachdem die Wür-
tembrrger den nachzirhenven Feind gewahrten, zogen
fie fich rechtS und linkS von der Straße ab und
erwiederten vom Berge auS das Feuer kräftig.
Landwein, 16,000 sehr gute Cigarren für Offi-
ciere, 240,000 gute Cigarren, 400 Ctr. Kar-
toffeln von diesem Jahre, 60 Ctr. guten Speck
nach Greusenheim einzuliefern. Die dortige
Ortsgemeinde wird die Liefcrungsgcgenstände
gcgen Quittung übernehmen. Sollte sich das
Magazin der Division v. Fließ.nicht mehr in
dem genannten Orte befinden, so sind die Lie-
ferungsgegenstände der Division v. Fließ nach-
zuführen und wird die Ortsbehördc Greusen-
heim angeben, wohin. Jm Falle die obigen
Einlieferungen nicht in dem gqnzen ausgeschrie-
benen Umfange erfolgcn, hat der Amtsbezirk
eine hartc Gcldstrafe zu gewärtigcn, außerdem
wird gegen die betreffenden Orkschaften nach
der Strenge der Kriegsgesctze verfahren nxrden.
Schließlich wird dcm Bezirksamte anfgegcben,
die Transporte unter Beglci.tung zuverlässiger
Füh'rer die Tour über Werbach, Neubrunn,
Helmstadt, Uettingen nach Greuscnheim diri-
giren zu lassen. Reichenberg, 28. Juli 1866.^
Feldintendantur der königl. preuß. Division v.
Fließ. v. Schweerer."
Stuttgart, 3. Aug. Der „W. Staats-
Anz." bringt folgende Mittheilungen:
„Siutljiarl, 2. Au-,. Der Güteeverkehr von und
na^Baykril ist s^,ohl vis Nö^ dü^cii , a^ls ^
tiven Abschluß des Waffcnstillstand.S aber schon heule
Von der Jaxt, 2. Aug. Die Preußen
waren heute früh noch nicht in Dörzbach; heute
Abcnd wird, wie es heißt, Neuenstadt am Kocher
besctzt. (Sch. M.)
Frankfurt, 30. Juli. Der preuß. Chef
der Eisenbahn- und Telegraphenlinien, Herr
Simons, hat binnen 16 Stunden eincm Uebel-
ftande abgeholfen, an deffen Beseitigung feit
mehreren Jahrcn vergeblich gearbeitet wurde.
nämlich die telegraphische Verbindung zwischen
dem Main-Weser- und Hanauer Bahnhof; eine
höchst einfache Sache, über die seit Jahren die
betheiligten Regierungen sich nicht zu einigen
vermochten.
der Brücke die Tauber, zog fich jenseitS derselben
bts zur Lorenzicapelle, kam so den Würtembergern
auf der linken Sette bei und richtete unter den-
selben große Verhcerungen an. Während dieser
Zeit war es der würtembergischen Artillerte gelun-
gen, die Höhen deS Edelberges, sowie des Ham-
bergs zu erreichen. Diese eröffnete nun auf dte
Tauberbrücke und Stadt sowohl, wie auf die un-
terdessen auf dem Wölfltsberge aufgefahrenen feind-
lichen Batterien etn wohlgezieltes. mörberischeS Feuer.
Die erste entsandte Granate sprengte einen preußi-
schen Munitionswagen in dte Luft; weitere Kugeln
machten die Bedtenungsmannschaft zwcier Batterien
kampfunfähtg. Die beigezogene Reservemannschaft
hatte nock nicht 3 Schüsse abgefeuert, als eine
weitere Kugel 5 Mann uiid 2 Pferde niederriß.
Auf diese Wetse wurden 2 Batterien bemontirt,
und mußte die Reserveartillerie, Oldenburger, bei-
gezogen werden. (Schluß f.)
Die „Gazette de France" brivgt folgende Anek-
dote, die, nach der Nteberlage ver ttalienischen Flotte
vor Liffa, ziemlich pikanter Natur ist. Vor etwa
182.
Sonntag, S August
Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monaie
August und Aeptember mit 42 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Zeitungsträgern, sowie der Expedition Untere
Ncckarstraße Nr. 13 v.
H Zeitbetrachtunaen.
II.
Jn wenigen Wochen — das sagt unö ein
Rückblick auf die jnngstvergangene Zeit — ha-
ben wir ein Stück Weltgeschichte erlebt, das,
äußerlich genommen, den Werth eincS Jahr-
hundertS aufwiegt. Das sicgreiche Vordringen
dcr preußischcn Waffcn auf allen Gebieten, die
sie durchzogen, ist — Dank der lange geübten
Tüchtigkeit und einer ausgezeichnetcn Führer-
schaft — ohne Beispiel; bei den NeichStruppen,
wie man das Bundesheer auch ohne Satyre
wohl nennen kann, leidcr nur Stückwerk ohne
Einheit und Lcuchten des Genics, wenn es auch an
verschiedcnen auszcichnenden Zügen nicht fehlte.
Schon die Kriegsrüstungen des 7. und 8. Ar-
mcecorps, die der Hessen ausgenommcn, crhiel-
ten durch Zaudern einen schlaffen und verlege-
nen Character. Jm Fclde selbst kam's vor lau-
ter Umherirren nach Fühlung und Auseinan-
derreißung der Thcile zu keiner einzigen und
Entscheidung bringenden Schlacht; bei vercin-
zelten Gefechten und Trcffen siegend zurückwei-
chen, war das fast tägliche Loos. Einzeln wur-
den die Abtheilungen, deren längst erwartete
Verbindung große Ziele HLtte erreicben und
auch Frankfurt vor seinem traurigen Geschicke
hatte schützen können, von. dem.Nachrücken der
Feinde zurückgedrängt, der immer in rechter
Stärke aufzutreten und feste Position einzuneh-
men wußte. Es ist auch ohne Beispicl in der
Geschichte, daß eine Neichsarmee von 120,000
Mann von einem Occupationsheere gcdrängt
und geschlagen wird, das kaum 40,000 Mann
zahlt. Und wcndeu wir unsere Blicke vom Maine
weg in die nördlichereu Gegenden, so entdecken
wir auch da nichts als Zusammenhangslosigkeit
unv Schläfrigkeit, während Großes auf dem
Spiele stand. Die Ergebung der heldenmuthigen
Hannoveraner bleibt trotz aller Nechtfertigungs-
versuche der mit schwerem Vorwurfe Belastetcn
ein dunkleS Blatt in der Geschicbte diescs Feld-
zuges. Der traurige Vorgang könnte die vielen
interessanten Mittheilungen über Personen und
Verhältnisse, wozu er Anlaß gab, in unserm
Gedächtniß wieder auffrischeu; wir gehen besser
darübcr hinweg und überlasfen das schließliche
Urtheil der unparteiischen Geschichte. Zu diesen
Das Gefecht bei Tauberbischofsheim.
Wir entnehmen der in TauberbischofSheim er-
schemenden „Tauber" nachfolgenbe Schilderung des
am 24. Juli daselbst stattgefundenen Kampfes.
Dte Würtemberger, die letzten der hier durchmar-
schirten Bundestruppen, hatten darnach den Auf-
trag, TauberbischofSheim und dte Ausgänge aus
dem Thal längs der Straße nach Würzburg zu
fichcrn. Mittags 1 Uhr wimmelte der Marktplatz
nock von solchen, als plötzlich vom Wölflisberge
her Schüsse vernehmbar wurden. Die Stadt leerte
fich tm Nu vom letzten Rest der zerstreuten Trup-
pen, und im Fluge gings über dte Taubrrbrücke
der Würzburger Straße entlang. Ein Bataillon
der würtemberger Zäger machte Kehrt, theilte fich
in der obern Stavt in zwei Theile, der rine zog
gegen den neurn Friedhof, der andere auf der
Straße gegen Königheim, bog am Ende der Stadt
links ab, um in geborgener Stcllung den Feind
zu erwarten. Vom Friedhof her war schon daS Ge°
knatter des Kleingewehrfeuers vernrhmbar, alS
dirse den anstürmenden Feind gewahrten. Sie ließen
ihn bis auf etwa 20 Schritte herankommen, traten
Erwägungen, die wir in ernster Ruhe und ohne
Bitterkeit anstellen, gibt uns der Ausgang des
Kricgs und das starke Kriegsbudget, an dem
wir mit allen unsern Mitbürgern cinen em-
pfindlichen Antheil haben, ein volles Recht.
Unser Militärwcsen bedarf einer gründlichen
Umänderung, und wahrlich nicht bloß an Pickel-
hauben nnd Stiefeln. Jm prcußischen Volks-
heere, das eben die glänzendsten Siege erfochten,
liegt theilwcise das Vorbild.
* Politifche Urnschcru.
Heidelberg, 4. August.
Das in Frankfurt crschcinende Wochenblatt
deS Nationalvcreins gehört ebenfalls zu dcn
von Sciten der k. prcuß. Vcrwaliuug unter-
drücktcn Blät,tern. Die Redaction setzt in seiner
letzten Nummer, dcrcn Ansgabe noch gestattct
wurde, die Abonnenten davon in Kenntniß,
hofft jedoch, das Blatt in kurzer Frist wieder
erscheinen lassen zu können.
Die „Berl. B.-Ztg." rechnet aus, „wie sich
nach dem Friedensschluß die finanzicllcn Ver-
hältnissc Ocsterreichs für die Zuknnft stellcn
werden." Als Gesammtschnld Oesterrcichs beim
Ende deS Krieges berechnet sie die Ziffer von
circa 3558,000000 fl., vorausgesetzt, daß die
Beendigung des Krieges wirklich sofort erfolgt.
Deutschland.
Karlsruhe, 3. August. Die Mittheilung,
der Präsident deS Ministcriums der auswärti-
gen Angclegenheiten, Hcrr v. Frey*dorf, sei
nach Bcrlin gereist, ist,. wie die Karlsr. Ztg.
hört, irrthümlich.
Mannheim, 3. Aug. Nach soebcn er-
haltener Mitthcilung aus Mainz ist dort gc-
stern Abend der Waffenstillstand angenommen
worden und die Schifffahrl frei.
Tauberbischofsheim, 29. Juli. Bei
der bedeutenven Last dcr Einquartierung durch
preußischc Truppcn, die uns seit Dienstag br-
troffen, und der während bieser Zeit beinahe
stündlich sich erncuerndcn Requisilionen ist ein
sühlbarer Mangel an Lcbensmittcln bei uns
eingetretcn. Jn dieser Klemme nun traf ge-
stern noch folgendes Schreiben ein: „Dem gr.
bad. Bezirksamt Bischofsheim wird hierdurch
auf Befehl des Hrn. Generals v. Fließ aufge-
geben, zur Verpflegung der Division v. Fließ
zum 31. Juli, früh 9 Uhr, 12,000 Laib Brod,
ü 5 — 6 Pfund, 80 fcttc Ochsen, 10 fette
Schweine, 50 fette Hämmel, 12 Ctr. gebrann-
ten Kaffee, 12 Ctr. Salz, 1400 Ctr. Hafer,
240 Eimer gutes Bier, 2000 Flaschen vorzüg-
lichen Wein sür Offlciere, 240 Eimer guten
niederstreckte. Darauf zogen fie fich in Eile zurück.
Der Fetnd, in der Meinung, noch weiteren Wtder-
stand in dcr Stadt zu findrn, zögerte anfangs, vorzu-
dringen, als einige Muthige, ganz an die Häuser gc-
drängt, weiterzogen. ESfolgteetne ganze Eompagnie
nach, bie unter Hurrahrufcn die Stadt durchströmte,
alle Straßenecken besetzend. Vom neuen Rathhaus aus
wurden ven die Anlage herabkommenden Truppen-
resten noch einige Schüsse nachgesenbet, ohne jedoch
zu treffen.
Der Fetnd sammelte fich indessen und setzte die
Verfolgung der Würtemberger fort. Seine Haupt-
stellung riahm er bei der Tauberbrücke, im Tauber-
bett und im Verhau der städtifchen Anlagen. Die
Waffergräben beS TauberthaleS abwärts gegen
Hochbausen boten ihm eine gedeckte Stellung, von
welcher auS er den Abziehenden etn verheerendes
Keuer nachsandte, deren Nachschub vom rechts ab-
biegenden Edelsbergwcg biS wett den Berg hinauf
die Würzburger Straße bedeckte. Nachdem die Wür-
tembrrger den nachzirhenven Feind gewahrten, zogen
fie fich rechtS und linkS von der Straße ab und
erwiederten vom Berge auS das Feuer kräftig.
Landwein, 16,000 sehr gute Cigarren für Offi-
ciere, 240,000 gute Cigarren, 400 Ctr. Kar-
toffeln von diesem Jahre, 60 Ctr. guten Speck
nach Greusenheim einzuliefern. Die dortige
Ortsgemeinde wird die Liefcrungsgcgenstände
gcgen Quittung übernehmen. Sollte sich das
Magazin der Division v. Fließ.nicht mehr in
dem genannten Orte befinden, so sind die Lie-
ferungsgegenstände der Division v. Fließ nach-
zuführen und wird die Ortsbehördc Greusen-
heim angeben, wohin. Jm Falle die obigen
Einlieferungen nicht in dem gqnzen ausgeschrie-
benen Umfange erfolgcn, hat der Amtsbezirk
eine hartc Gcldstrafe zu gewärtigcn, außerdem
wird gegen die betreffenden Orkschaften nach
der Strenge der Kriegsgesctze verfahren nxrden.
Schließlich wird dcm Bezirksamte anfgegcben,
die Transporte unter Beglci.tung zuverlässiger
Füh'rer die Tour über Werbach, Neubrunn,
Helmstadt, Uettingen nach Greuscnheim diri-
giren zu lassen. Reichenberg, 28. Juli 1866.^
Feldintendantur der königl. preuß. Division v.
Fließ. v. Schweerer."
Stuttgart, 3. Aug. Der „W. Staats-
Anz." bringt folgende Mittheilungen:
„Siutljiarl, 2. Au-,. Der Güteeverkehr von und
na^Baykril ist s^,ohl vis Nö^ dü^cii , a^ls ^
tiven Abschluß des Waffcnstillstand.S aber schon heule
Von der Jaxt, 2. Aug. Die Preußen
waren heute früh noch nicht in Dörzbach; heute
Abcnd wird, wie es heißt, Neuenstadt am Kocher
besctzt. (Sch. M.)
Frankfurt, 30. Juli. Der preuß. Chef
der Eisenbahn- und Telegraphenlinien, Herr
Simons, hat binnen 16 Stunden eincm Uebel-
ftande abgeholfen, an deffen Beseitigung feit
mehreren Jahrcn vergeblich gearbeitet wurde.
nämlich die telegraphische Verbindung zwischen
dem Main-Weser- und Hanauer Bahnhof; eine
höchst einfache Sache, über die seit Jahren die
betheiligten Regierungen sich nicht zu einigen
vermochten.
der Brücke die Tauber, zog fich jenseitS derselben
bts zur Lorenzicapelle, kam so den Würtembergern
auf der linken Sette bei und richtete unter den-
selben große Verhcerungen an. Während dieser
Zeit war es der würtembergischen Artillerte gelun-
gen, die Höhen deS Edelberges, sowie des Ham-
bergs zu erreichen. Diese eröffnete nun auf dte
Tauberbrücke und Stadt sowohl, wie auf die un-
terdessen auf dem Wölfltsberge aufgefahrenen feind-
lichen Batterien etn wohlgezieltes. mörberischeS Feuer.
Die erste entsandte Granate sprengte einen preußi-
schen Munitionswagen in dte Luft; weitere Kugeln
machten die Bedtenungsmannschaft zwcier Batterien
kampfunfähtg. Die beigezogene Reservemannschaft
hatte nock nicht 3 Schüsse abgefeuert, als eine
weitere Kugel 5 Mann uiid 2 Pferde niederriß.
Auf diese Wetse wurden 2 Batterien bemontirt,
und mußte die Reserveartillerie, Oldenburger, bei-
gezogen werden. (Schluß f.)
Die „Gazette de France" brivgt folgende Anek-
dote, die, nach der Nteberlage ver ttalienischen Flotte
vor Liffa, ziemlich pikanter Natur ist. Vor etwa