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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0243

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Heidelbtrger Zeitung.



Freitag, 7 September


__ Aus die „Heidelberger

Zertung" kann man sich
noch für den Monai
Zeptember mit 21 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten und Zeitungs-
trägern, sowie der Erpedition, Untere Neckar-
straße Nr. 13».

* Politische Umscdau.

Heidelberq, 6. September.

Das Nerteste iu den Verhandlungen mit
Sachsen ist uach dem „Fr. Journ." ein bedeu-
tender Fortschritt, der endlich nach hartnäckigem
Straubcn von letzterer Seite zu Stande ge-
kommen ist. Sachsen räumt den Königsstein ^
ciner pcrmanenten preußischen Besatzung. Dieser
Punkt i.st erledigt, nachdem König Johann,
widcrwillig zwar, aber da selbiger zu ciner
eonllitio sioo qus non gemacht worden war,
stch damit einverstanden erklärt hat. Dagegen
bestätigt die „Kreuzzeitung", daß die Verhand-
lungen mit Meiningen in Folge dcr fortwäh-
renden Weigerung des Herzogs, die Bedingun-
gen Preußens für den Eintritt in den nord-
deutschen Bund anzunehmen, abgebrochen sind,
fügt aber hinzu, Preußen habe in Aussicht ge-
stellt, daß, ialls eine Uebertragung der Regie-
rung des Herzogthums an den Erbprinzen,
welcher Beweise seiner preußenfreundlichen Ge-
stnnung stets gegeben habe, erfolgen sollte, dem
meiningen'schen Lande besondere Opfer nicht
auserlegt werden würden.

Unter den hessischen FriedenSbedingungen
stndet sich auch die Aufhebung der Rheinzölle
auf der hessischen Stromstrecke und wird in
Folge dessen das Mainzer Rheinzollamt auf-
gelöst werden. Der Eintritt dcs lang ersehnten
Zustandes wird mit dem 1. Januar kommen-
den Jahres geschehen.

Dem Gesetzgebenden Körper in Frankfurt
wurde eine Vorlage wegen seiner Reconstitui-
rung gemacht. Darnach wird derselbe ermäch-
tigt, in communalen Angelegenheiten selbststän-
dig zusammenzutreten und zu beschließen. Wie
das „Frankf. Journal" bestätigt, soll jedoch
die Oeffentlichkeit bei den Sitzungen ausge-
'schlossen sein.

Die Bürgerschaft Bremens verhandelte in
ihrer Sitzung vom 29. Aug. über daS Wahl-
gesetz zum Parlament. Von einer Seite war
der Antrag gestellt, dasselbe dahin zu amen-
diren, daß die Wählbarkeit und Wahlberechti-
gung aus die zum norddeutschen Bund gehöri-
gen Deutschen eingeschränkt, serner, daß den
Parlamentsmitgliedern vollkommene Redefrei-
heit zugesichert werde. Die Bürgerschaft nahm

die erste Bestimmung an, die zweite dagegen
nicht, da dieselbe nichl in das Wahlgesetz ge-
höre.

Die „Zeidl. Corresp." schreibt: „Zuverläs-
sige Berichte, dic wir auö Wien erhalten haben,
gehen dahin, daß trotz aller gegemheiligen Be-
hauptungen der Rücktritt des Grafen Mens-
dorff nahe bevorstehe. Als mögliche Nachsolger
nennt man Hrn. v. Hübner uud Hrn. Prokesch
v. Osten. Unverkennbar ist die Wiener Politik
noch in der Gährung begriffen; bie nach Osten
weiscnde Staatsralson scheint noch nicht durch-
drinqen zu können, obwohl die starken slavischen
Elcmente liach Osten hindrängen."

Bezüglich der GrenzfeststeUung zwischen
Oesterreich und Ztalien wird behauptel, den
Verhandlungen hierüber sei die ehemalige Be-
grenzung der Nepublik Venedig zu Grunde ge-
legt und der ganze Garba-See, der Jdro-See,
das Elschthal bis Calliano und vielleichl eiu
Theil des Brenlo - Thales würoen zu Jchlien
kommen.

Der „Moniteur" berichtet in seinem Bullelin,
das Berliner Cabinet stehe in Unterhanolung
mit dem Kursürsten von Hessen unb dem Herzog
von Nassau, um diese beiden Souveräne zur
freiwilligen Abdankung zu vermögen; in diejem
Falle würde ihnen preußischer Seilö der Besttz
ihres Hausvermögens zugesicherl.

Nach langen und gründlichen Lersuchen, die
in dem Lager von Chalons vorgenommen wor-
den sind, und auf Bericht der Arlilleriecom-
mission hin, hat sich die srauzösische Regierung,
wie das „Memor. dipt." anzeigl, sür die dest-
nitivc Einführung deö Chassepol'schen Hinter-
ladegewehres in der französischen Armee ent-
schieben. -

Die Note, welche die italienische Regierung
in Antwort auf die MittheilunA über den Ab-
schluß des Friedens zwischen Preußen und
Oesterreich an den preußischen Gesandten in
Florenz gerichlet hat, lautet: „Florenz, den 27.
August. Dcr Minister der äußern Angelegen-
heitcn Sr. Maj. des Königs von Jlalieu hat
die Ehre, den Empfang der Nole vom 25. d.
M. zu bestätigen, welche Se. Exc. der Hr. v.
Usedom, außerord. Gesandter Sr. Maj. des
Königs von Preußen, an ihn gerichtet. hat, um
der Regierung des Königs den zu Prag zwi-
schen Preußen und Oesterreich unterzeichneten
Frieben zu notificiren, und um gleichzeitig den
Wunsch auszudrücken, daß die herzlichen Be-
ziehungen der beiden alliirten Mächte fortbe-
stehen und sich in Zukunft noch befestigen mögen.
Mit Befriedigung hat die Regierung des Königs
in dem Artikel 2 des am 23. d. M. von den

Bevollmächtigten Preußens und Oesterreichs
unterzeichneten Vertrags ein Pfand für den
baldigen Abschluß eiües gegenseitigen Fricdens
zwischen Oesterreich und Jtalien gesehen. Jn
der festen Zuversicht, daß dieses Resultat in
Kürze wirklich erreicht wird, behält sich der
Unterzeichnete vor, alsdann der Regierung Sr.
Maj. deS Königs von Preußen davon Kenntniß
zu geben. Die Regierung des Königs ist sehr
angenchm von den Wünschen berührt, welche
die Regierung Sr. Maj. des Königs v. Preu-
ßen in Bezug auf dic Fortdauer der Allianz
beider Staaten auch nach der gegenwärtigen
Periode äußert, und ihre eigenen Anschauungen
stimmen hiemit herzlichst überein. Wir legen
großen Werth auf die Bande der Sympathieen
nnd der gemeinschaftlichen Jnteressen, welche
dic italienische und die deutsche Nation mit ein-
ander zu verbinden bestimmt sind. Diese Bande
werden stch in der Zeit der Ruhe, welche die
Vereinigung Venetiens mit der Halbinscl her-
beisühren wird, nur noch enger schließen. Das
Verständniß, welches zwischen Preußen und
Jtalien herrscht, wird noch eine weitere Ent-
wicklung gewinnen, wenn wir erst, wie Preu-
ßen schon jetzt, Frieden mit unsern Nachbarn
haben wcrden. Die Regierung des Königs
wird, so weit es an ihr ist, nichts verabsäumen,
um dauernd den beiden Ländern die gegensei-
tigen Vortheile einer bleibenden Freundschast
zu sichern. Die Unterzeichnete u. s. w. Vis-
conti Venvsta."

Fürst Karl hat am 29. Aug. unter großem
Jubel der Bevölkerung in Jassy seinen Einzug
gehalten, nachdem er von der Geistlichkeit und
dem Magistrat vor der Barriere der Stadt em-
pfangen worden war. Dcr Fürst wird bis
Montag hier bleiben und dann dic Rückreise
nach Bucharest «ntreten. Während seincS Auf-
enthalts in Jassy soll der Fürst Zusammcn-
künfte mit eincm deßhalb dorthin entsendeten
russischen General haben, um mit diesem wegen
einer Heirath mit einer Prinzessin von Leuchten-
berg zu verhandeln.

D e u ^ s ch l ^ n^d. ^

bataill^n zum 4. Jnfanterierkgimenl Prinz Wildelm,
Major Geres vom 2. Ersatzbat. zum 3. Jnf.-Reg.,
Major Waizenegger vom 1. Ersatzbat. zum 2. Jnf.-

voä 3. Ersatzbat. zum 2. Jnf.-Reg. König von Preußen,
Hauptm. Medik vom 1. Ersätzbat. zum 2. Jnf.-Neg.
König von Preußen, Hauvtmann Eisinger yom 2.
Ersatzbat. zum 4. Jnf.-Reg. Priuz Wilhelm, Hauptm.
Müller vom 3. Ersatzbat. zum b. Jnf.-Reg., Hauptm.

Ein Bleistift, der Glück bringt.

Es finb jetzt ungefähr acktzehn Monate, schreibt
ein Pariser Blatt, daß Herr L., ver eine beschei-
dene AnsteUung in einem Pariser Bankhause hatte,
fich eines Morgens in sein Comptoir begab und
an einem Hause vorbeipassirte, an dessen Thiire
ein altes Weib Schretbrequifiten verkaufte. „Kau-
fen Sie mtr einen Bleistift ab, mein Herr," rief
dic alte Frau, „das wird Ihnen Glück bringen."
L. hatte wenig Zeit und eilte vorbet, ohne die
Bitte der Frau zu erfüllen. Aber diese war hart-
näckig. „Kaufen Ste einen Bletstift um einen Sou,"
rief fie, „das wird Ihnen Glück bringen." — „Mei-
netwegen," sagte L. lachend, nahm den Bletstift
und zahlte ihn. — Am nächsten Morgen wieder-
holte fich die Scene. „Kaufen Sie mtr einen Blei-
stift ab, das wird Ihnen Glück bringen." — „Aber
gute Frau, das wären ja schon zwei Bleistifte und
ein doppeltes Glück." — „Nehmen Sie nur, man
hat nie Glück genug." L. kaufte und ging lachend
wetter. Seitdem ging er ein Iahr lang jeden Mor-
gen an der alten Frau vorbei und kaufte ihr täg-
lich einen Bleistift ab. Nur hatte er die Vorficht, I

um seinen Schreibtisch nicht zu sehr mit Bleistiften
zu überladen, den thm überreichten Stift stetS in
die kleine Büchse, welche die Frau auf ihrem La-
den stehen hatte, zurückzugeben. — Das Glück aber,
das thm versprochen war, blteb aus. L. blieb ein
Costimis mit sehr bescheidenem Gehalte. GineS
Morgens fand er die alte Frau wicht an ihrem
Platze. Er sragte nach ihr, aber Niemand kannte
thre Wohnung. Der junge Mann bedauerte das
Verschwinden seiner Bleistiftfrau, die thm jeden
Morgen so herzlich Glück wünschte. Da bekommt
er dieser Tage ein Schreiben von einem Notar,
in dem thm angezeigt wird, daß die W ittwe M. Z.,
ambulante Schretbrequifiten-Verkäufertn, gestorben
sei und ihn zum Untversalerben eingesetzt habe. Die
Erbschaft bestand in einem Landhause, mehreren
Weingärten und 73,000 Francs in baarem Gelde.
„Ich stehe am Rande bes Grabes," heißt es im
Testamente, „und habe weder Verwandte noch
Freunde. Herr L., wohnhaft in Paris, Straße..
Nr. ..., der mir ein ganzes Iahr lang täglich
einen Sou schenkte und dem ick immer versprach,
daß ihm dieses Almosen Glück bringen werde, soll
mein Erbe sein. Ich habe mir seine Adresse ver-

schafft und ernenne ihn hiermit zum Universal-
erben." — L. bleibt Buchhalter, hat aber seine be-
scheibene Wohnung dieser Tage mit einer bessercn
vertauscht. Während des AuSräumens aus der
Wohnung fiel ein Gegenstand auS seiner Schub-
lade zu Bodcn. Er sieht nach und findet einen
Bleistift. Es war der erste Bleistift, den ihm die
alte Frau vor 18 Monaten verkauft hatte. Er hat
ihn unter einen Glassturz gelegt und wird ihn bis
an sein LebenSende aufbewahren.

Iffezheim bei Baden, 3. Sept. Das zweite
Pferberennen hat heute ftattgefunden. Die
schlkmme Witterung hat viele Besucher, namentlich
die Damenwelt, vom Erscheinen abgehalten, und
ba ist es denn natürlich, daß ber Glanz der Ge-
sellschaft nicht der gewohnte war, znmal da auch
heute, wie vorgestern, die fürstlicke Tribüne un-
besucht blieb. Deffenungeachtet war das Rennen ein
sehr schönes, und man konnte um so mehr bemer-
ken, daß die Theilnahme der Fachmänner von Iahr
zu Jahr eine immer größere wtrd; benn 34 Pferde
erschienen heute auf der Bahn, 139 waren ange-
meldet. Es fanven 6 Rennen statt. .1. PreiS
 
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