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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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tidelbrrgcr Zeilung.

Kreisverkündigimgsblatt fiir den Kreis Heidelberg und aintlichcs Verkündigungsblatt für die Amts^ und Aints-
. Gerichtsbezirke Hcidelbcrg unü Wicsloch unö dcn Amtsgerichtsbezirk Ncckargemiiiid.

Nk 1SL


D»! nerstag, s Zuli


* Politifche Umschau.

Herdelberg, 4. Zuli.

* Die Berichte vom Krieflsschauplatze, auf
dem eiue momentane Waffenruhe eingetreten
ist, nehmen fortwahrend dir allgcmeine Auf-
merksamkeit in Anspruch, um so mchr, da. sich
in den jüngsten Tagcn sonst nirgends politische
Begcbenheiten von irgend einem Belange zuge-
tragen haben. Ein Herüber- und Hinuber-
schwanken des WaffenglückS kommt nun in allcn
Kriegen vor. Die Hauptsache ist immer die,
ob die Frage, daß das Vertrauen auf die öster-
rcichische HeereSleitung alS uncrschütterlich zu
betrachten sei, bejaht werdcn kann. Es ist
immer schwer, hierüber ein Urthcil zu fällen,
obwohl nicht abzusehcn ist, wie cs die österr.
Heerführer rechtfertigen wollen, daß Punkte,
die sie selbst als strategisch wichtige erkanntcn,
mit auf die Dauer offenbar unzurcichen-
der Macht wider die in Böhmen einrückendcn
prcußischen Colonnen, die sich durch nachziehende
Truppcn fort und fort verstärkten, gehalten
wcrden solltcn. Das österreichische Heer war in
der Regcl unüberwindlich, wcnn es gut ge-
führt war. Es gilt dics von den Zeiten
Montccueuli's und des Prinzen Eugen bis auf
die Periode deö Erzherzogs Karl und Nadetzki..
Wo es unterlag, war nur schlechte Führung
die Schuld. Möchtcn doch die Fehler dcs Jahres
1859, wo man Gelegenhcit genug hatte, recht
bittere Erfahrungen zu machcn, vermiedcn wcr-
den. Daß von Seite der sonst kriegSlüchtigen
und kernhaften bayerischen Armee, die abcr
von einem 70jährigen Greise gcführt, viel zu
langsam zu Werke gegangcn wird, daß zu
wenig geschah, nm die hannovcr'schen Truppen
rechtzeitig von dcn sie umzingelnden Feinden zu
entsctzen, bcklagt nicht nur die großdeulsch-
demokratische Ncue Frankf. Ztg., sondcrn sclbst
die großdcutsch-conscrvativc Postzeitung, die mit
ihrem Urtheil in dcrgleicheüDingen sonst äußerst
vorsichtig uud zurückhalkend ist. — Dcn prcußi-
schen Naubzügen im Nassauischen wird endlich
durch beträchtliche Verslärkung der Besatzung
dcr BuudkSfestnng Mainz, welche jene Gegcn-
den dominirt, cin für allemal ein Ziel aesetzt
worden sein.

Die „Wiener Abcndp." vom 30. Juni bringt
au der Spitze ihres Blattes folgende patriotische
Ansprache: „Ju dcr politischen Situation herrscht
uuvcrändert die vollsländigstc Ruhe. Die Augcn
der Welt sind anf den gewaltigen Kampf ge-
richtet, in wclchem sich Ocsterreich und Prcnßen
in dicscn Tagen mcffen werden. Mit jeder
Stnnde rückt die Entscheidung näher heran;
wir hcgen die feste Zuversicht, daß sie der Gc-
rechtigkeit unserer Sache entsprechcn wird. Wir
wünschcn nicht mchr. Sonnenklar uud entschie-
den, wie Ocstcrreichs Necht ist, möge auch dcr
Sieg ein unzwcifclhafter und entschiedcner sein.
Vertraueusvoll oyne Zagen schcn wir den näch-
stcn Ereiguisscn cntgegen. Die herrlichcn Pro-
ben, wclche unscre Armec wiederum von ihrer
allbcwährten Kraft abgelegt, stnd das verhei-
ßungsvolle Vorspiel dcs Drama's, das sich vor
nnsercn Blickcn vollzichen soll. , Der lctzle Act
wird erfüllen, was uns der Prolog in so er-
hebender Wcise in Aussicht gcstcllt hat."

Vom Kriegsschaupkatz.

Vom böbmischen Krieizsschauplatz.

Die „Presse" gibt folgcnde Uebersicht übcr die
Kämpfe in dcn lctztcn Tagcn des Jnni:

Bekanntlich entspann sich am 27. Jnni blngs dcr gan-
zm Linie ein furchtbarer Kampf. Das Korps des F.M.L.

FMM v. Gablenz^hatle augen^einlich die schwierigfte

^Jn den Kämpfen ^vom 27. und 28. v. M. hielt F.
^arken^^ des 28. v^.^M.^fah

Ueber das Gefecht von Skalitz vom 27. Juni

auf.

Glcichzeitig wüthcte auch an der strategisch-
wichtigen Jserlinie nnd bei Trautenau
dcr Kampf. Hier fochtcn das östcrreichische
Corps unter Clam Gallas und dic Sachsen.
Cs mag genügen, wenn wir hier ein Gefecht
besondcrs inS Auge faffen: das bei Mün chen-
grätz am 28. Juni. Dasstlbe war fnrchtbar.
Wie fast immer, schreibt man dem „Nürnb. Corr." —

>^I ^

dirt. Gleichzeitig wnrde auch niieder bei Podol und Brezina
gekämpft. Da gestern prelißijche Borponen vor Jnng-
bunzlan erschienen und die Teiegraphenapparate auf Be-
febl von dort schleunigst hieher gerettet wmden, die Beam-
ten und fast alle Bewohner sich aus der Stadt flüchteten.

Reichstadt untz diiemes^haben sie ^ehr bcfestigte Stel-

stärkungen nach den Angriffspunkten Münchengrätz rc

Wenn die vortrcffliche österreichische Armee
trotz beispielloscr Bravour den Erfolg nicht an
ihre Fahne zu fcsseln vcrmocht hat, so mögen
verschiedene Ursachen zusammenwirken; die
hauptsächlichste ist abcr ohne Zweifel die, daß
sie überall in der Minderzahl und meist in
ganz unvcrhältnißmäßigcr Mindcrzahl war.

Hoffentlich wird in der bcvorstchenden Haupt-
schlacht die österreichische Armee in voüer Stärkd
znr Stelle sein. Ueber andere Ursachen deS
MißgeschickS der österreichischen Waffcn ein an-
dcres Mal.

Die Fcstung Ioscfstadt wird nun in Folge
der veränderten Aufstellung der österreichischen
Nordarmee eine wichtige Nolle spiclcn; bishcr
der Angelpunkt und das Pivot des Hecrcs, ist
diese Veste für die nächstcn Tage dcsscn vorge-
schobene Spitze. Wcnn auch dicsclbe nicht be-
sonders stark ist und einer rcgelrcchten Belage-
rung mit gezogcnen Gcschützen nicht lange wi-
dcrstehcn dürfte, so ift sie doch immerhin schr
respcctabcl als Stützpunkt der Operationen un-
mittelbar und während einer Schlacht. Sic bil-
det gewiffcrmaßen einen fcsten Brückenkopf, der
in die fcindlichcn Stcllungcn hincingreift.

Der klcine Moniteur schrcibt: Dic Oester-
reichcr bicten, zwischcn Joscphstadt und König-
grätz dicht zusammengcdrängt, uach alhen Seiten
hin die Front. Die Umgebung bcider Plätze ist
überschwcmmt und es sollen sich sclbst Kano-
nenboote dort auf dem Wasser befinden. Der
Monilcur berechnet, daß etwa 600,000 Mann
in der erwartetcn Schlacht der vicr Hccre zu-
sammcnstoßen können. Nur der unwahrschcin-
liche Fall cincs frciwilligcn Nückzugs dcr Ocster-
reicher vor der Schlacht könnte diese hinaus-
schicben und mchr nach Südcn vcrlegen. Allcin
in dicscm Falle, wie im Falle cincs Siegeö der
Prcußcn, wäre eS diesen frcigegcben, bis nach
Pardnbitz vorzudringen. sich auf dcr Bahnstrccke
von Pardub'tz nach Prag zu vercinigen und
eine sehr vorthcilhafte Stellnng einzunehmen.
Nicht allein wäre alsdann bcinahe ganz Böh-
men in ihren Händcn, sondern, im Bcsitz der
Linien zwischcn Wien und München, würden sie
gleichzcitig beide Hauptstädte bedrohen. Wenn
im Gegenthcil Bcnedek siegt, so mnß er sich
nicht nnr bei Joscfstadt und Königgrätz behaup-
ten, sondcrn er muß anch den Feind auS Büh-
men werfen.

Der Eindrnck dcs Nückzngs Benedeks in
Wicn war cin schr schmerzlicher.

So sagt die „Ncue frcie Presse": Hiernach
habcn die „kleinercn Gefechte", von denen die
Wiener Zcitnng sprach, doch eine mehr als un-
tcrgeordncte Bedcutung gehabt nnd dürfte ein
störcnder Einflnß auf den Opcrationsplan allcr-
dingö nicht gclcngnet werdcn können. Wir con-
statircn dieS mit blutendem Herzcn. ES ist kein
 
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