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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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Undelbergrr Zeitlillg.

Kreisverkünüigiiiigsblatt siir den Kreis Heiüelberg unü amtlichcs Verkünüigungsblatt für die AintS- nnd Amts-
Gerichtsbczirke Hcidelbcrg unü Wicsloch und dcn AuitsgcrichtSbezirk Ncikargciiiiiiid.



Mittwoch, Ä Zuli


* Polilifche Umschau.

Heidelberg, 3. Juli.

* Wenn wir gestcrn von kinem den Oestcr-
reichern günftigen strategischen Nesultate sprachen,
so hatten wir die Lage der Dinge im Auge, wie
diese sich nach den am Samstag Abend einge-
troffenen Tclegrammen gcstaltet hatten. Dcr
vollständige Hcrgang deS Trcffcns bei Gitschin
war damals noch undekannt. Dort wakGablenz
mit scinem Armeccorps und den Sachsen an-
fänglich sicgreich, mußte sich jedoch vor den mit
Ucbermacht nachrückenden preußischen Streit-
kräften später bis zur österreichischen Haupt-
armee, die bei Kyniggrätz Stellung gcnommen
hat, znrückziehen. Die endliche Enlschcidung
hängt von dem Nesultate der Hauptschlacht ab,
die dort ohne Zweisel gclicsert werden wird,
die viellcicht in dicsem Augenblick schon im
Gange ist. Dcr Ausgang klcinerer vorbcreiten-
der Gcfcchte nnd Trefsen ist eben iu allen
Kriegcn abwechselnd, und die Kricgsgeschichte
aller Feldzüge liesert wohl kaum ein Bcispiel
dafür, daß bci solchen Actioncn immer nur ein
Theil allein im Vorthcile war. Doch könncn
wir hierbei nicht umhin, folgende Fragen auf-
zuwerfcn: Nach dcn Wiener Berichtcn sclbst
steht es außer Zweifcl, daß es dic Hauptabsicht
der kaiserlichcn Gcnerale war, eine Vereinigung
der vcrschiedenen von Sachsen und Schlcsien
nach Böhmen eingedrungencn prcußischenArmee-
corps zu hindern. Wcnn nun Gitschin cin ent-
scheidender Pnnkl war, wenn es galt, hier eine
preußische Ansstcllung im Ccntrum zu durch-
brechen, wcshalb schickte man dorthin nur ein
(österreichisches) ArmeccorpS, wclchcs dcm an-
dringenden Fcind auf die Dauer unmöglich ge-
wachsen scin konnte, nnd nicht eine größere
Trnppenmacht? War es ferncr so ganz un-
möglich, dcr bravcn hannovcrschcn Armee recht-
zeitig Hilfe zu schickcn, sci cs von Franksurt
über Fulda aus, sci es vom bayerischen Frankcn
durch den Thüringer Wald? WcShalb lasscn
endlich die Baycrn mit ihrer großen Armee,
die sie anf dcn Beincn habcn, übcrhanpt bis
jetzt so wcnig von sich hören? Hinsichtlich des
8. Armcccorps wollen wir diese Frage nicht
anfwcrfen. Die verschicdcnartigcn Bcstandthcile
dieses Hecrcs, wclche theilwcise noch nicht ge-
hörig in feldtüchtigem Zustande warcn, lassen
hier eine Zögcrung eher erklären.

DaS Ergcbuiß der bis jctzt vorlicgcnden Nach-
richten auS Böhmen dürfle in Vcrbiudung mit
den neucstcn Telegr. Folgcndcs scin. Pie prcuß.
Armec ist nach anfänglichem Zurückweichcn in
entschiedenem Vorrücken bcgriffcn. Die Vcr-
eiuigung der Armee des Kronprinzen mit der
deS Prinzen Friedrich Karl steht, wenn dieselbe
nicht bcrcitö crfolgt ist, in AuSsicht. Bcide
Armcen haben nach dcn Schätzungen der östr.
Blälter mit den Neservcn znsammen eine Stärke
von 270,000 Mann. Dicse Trnppen stehen
zwar in FciudeSland, haben jcdoch, nachdem die
Eisenbahn von Zittan nach Ncichcnbcrg nnd
von Liebcnau nach Turnau wicder hcrgcstcllt
worden ist, gcsicherte Verbindung mit Sachsen
und ^Lchlcsicn. Mit lctztcrcr Provinz ist der
Verkehr durch die zwischen dem Niesengcbirge
nnd dcm Glatzcr Gcbirgskcssel liegcnde Gegend
keincöwegs beschwcrlich, da dicsclbe cln Hügcl-
land bildct, über welchcs cine Menge Wcge,
namcntlich cine große Straße von Trautenau
nach Landeshut führt. Anch die Vcrbiudung
nach Osten mit den schlcsischen Fcstungcn Glatz
und Neisse schcint gesichert. Auf der andcreu
Seite stützt sich die österrcichischc Armce, wenn

gleich zurückgedrängt, auf zwei starke Festungen.
Die erste dersclbcn, Zosefstadt, hinter welchc sich
das Gros der Armce zurückgezogcn hat, an dcr
Vcreinigung dcr vo'm hohen Niescngebirge
zwischen Hohenelbe und dem schlcsischen Warm-,
brunn herabkommenden Elbe mit der von Neu--
stadt und 'den Ausläufern des westlichen Glatzer
Kessels fließenden Mettau gelegen, und alS
Knotenpuukt der Pardubitzer und dcr Schwado-
witzer Flügelbahn von größtcr Wichtigkeit, ift
auf eine Belagcrung gänzlich vorbercitet; die
früher rcizenden Anlagen und hundcrtjährigcn
Baumgänge sind gefallcn und Heerdcn waiden
innerhalb der Wälle zur weiteren Verprovian-
tirung. Die Festung Köuiggrätz bietet gcsicherte
Verbindungcn mit Mähren, Prag und Wien.
Die Stärke dcr österreichischen Armee ist nicht
genau bckannt, nach einer Mitthcilung der
Militärzeitung haben jcdoch am 24. und 25.
Inni 200,000 Oesterreicher die Gegend von
Wildcnschwerdt nach Böhmcn passirt.

Vom Kriegsfchauplatz.

Ucber die Kämpfe in Böhmen liegt heute
der Bericht des Kronprinzen an den König von
Preußen vor. Das Schreiben, welches die
„Köln. Ztg." im Stande ist, zuerst mittheilen
zu könncn. behanvelt die Gcfechte bei Nachod
und Skalitz, datirt aus Neinerz, 27. d., und
lautel wörllich wie folgt:

liche Trnpveil anf dem Nückziuie, dcgleitet von dein Fener
imscrcr Gcschütze. Eincr Abtbeiliing deS t. Ulaneii-

m ^^i n ci^i^ ^ c ^^ütze

geschen mid ihnen im Namcii Enrer k. Maj die aller-
höcliste Aiierkciiiiiiiig aus.icsprochen haite. kchrte ich iiach
Nachod znrück. Der Kamps dcS heuti.ien Ta.ieS gcreicht
dcm General v. Stcinmetz nnd dem 5. ArmeecorpS zur
Ehre. Jch k.niii nicht gcnug deS LobeS übcr die autzei-
gewöhiiliche Nnhe der juii..eii Truppen sagen. Alle
Waffen haben in ErMung ihrer Schuldigkeit rühm-

habcr der 2. Arniee."

Hieran schlicßt sich folgendc amtliche Depesche
über dcn folgenden Tag: „BrcSlau, 29. Juni,
1 Uhr 15 Min. früh. Ew. Maj. mclde ich
vom 28. Juni eincn zwciten Sieg, hcißcr und
blutigcr, wie am 27. Vicl Verlust an Ossicie-
rcn und Mannschaftcn, doch der Vcrlust des
FcindcS entschieden größer. Wicdcr eknigc Tro-
phäen erobcrt, die Zahl noch ungcwiß. Zahl-
reiche Gcfangcne gemacht. Skalitz ist in mci-
nen Händcn. Gegcn mich nach aufgefundcnem
Bcfehl Bencdek'S hcute Erzherzog Leopold mit
dem scchStcn und achtcn Corpö. Meine Trup-
pen sind nach zwei Schlachten noch voller Muth
und Freudigkeit Sie brechen in lautcn Jubel
aus. Stcinmctz."

Der amtliche Bericht des Commandirendcn
dcr Nordarmce an den ersten Generaladjutan-
ten des Kaisers und der Armee, FML. Grafen
Crenncville, über daö Trcffen bei Trautenau
lautct: Hanptqnartier Joscphstadt am 28. Znni
1866. Jm Nachhange zn mcincm telcgraphi-
schen Bcrichte vom Abend dcs 27. bczüglich dcr
Gcfechte bci Podol und Skalitz bcchre ich mich,
Ew. Excellenz anch über jcnc Begebenhciten in
Kenntniß ;u setzen. wclche im Laufe des 27tcn
bei Trantenau vertiefcn. Die Meldung hier-
über vom 10. Armeccorps langte hcute um
halb 2 Uhr Morgcns hicr an. Um 6 Uhr
Morgcns fand die Avantgarde, Brigade Oberst
Mondcl, dcs von Schurtz in dcp Vorrückung
bcgriffenen Armeccorps, Trautenau besctzt und
schritt zum Angriff. Dcr Kampf war lebhaft
und würde nach und nach von,allen Truppcn
dcs Armeccorps gcnährt. Nach Aussage dcr
Gcfangcnen sollen cs drci Brigadcn des crstcn
Corps gewescn seig, die der Gegncr zur Be-
hauptung seiner Stellung nach und nach inS
Gcfccht warf. Nach hcißem und blutigcm
Kampfe war nm ^9 Uhr Trautcnau in nn-
scrcr Gewalt, doch dauerte das Fcucrgcfccht,
obzwar schwach, noch znr Zcit dcr Absenkung
dcs GefcchtbcrichtS — 9 Ubr — fort. Nach-
dem sich das 10. Armcecorps so in dcr Stcl-
lung bei Trautcnau festgrsctzt hatte, erfuhr
FML. Gablenz auf vcrtraulichem Wcge, daß
der Feind um 4 Uhr-Nachmittagö eine starke
Drigade gegcn Eipel entsendel habe, um ihn
in Flanke und Nückcn zu bcdrohcn, und bezog
hierauf, um dcm Feinde auch dort die Spitze
zu bicten, untcr Nücklassung von nur eiuer
 
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