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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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N» I8V. Mittwoch, I» August

* Politifche Umschau.

Heidelberg, 14. August.

Die „Rheinische Ztg." schreibt: „Der Patrie
wird aus Berlin gemeldct, daß das deutsche
Parlament, wclches uächstens einberufen wer-
den soll, nur auS Abgeordncten der Länder
nördlich vom Main zusammergesetzt sein wird.
Diese Linie, fügt das Blatt hinzu, ist ausdrück-
lich in den zu Nicolsburg unterzeichneten Acten-
stücken als die TrennungSlinie zwischen Nord-
und Süddeutschland bezeichnet worden. Hiernach
würde es feststehen, daß Nord- und Südbcutsch-
lanv künftig nur in einem interuationalen Ver-
hältnisse zu einander stehen sollen. Die preuß.
Fcudalpartei hätte also vorläufig ihren.Willen;
es wird sich zunächst fragen, ob das prcußische
Abgeordnetenhaus der politischen und, wie wir
heute hören, auch volkswirthschaftlichcn Thei-
lung DcutschlandS seine Zustimmung ertheilen
wird. Vor vier Monaten erklärte Graf Bis-
marck es für die Aufgabe Preußens, Deutsch-
land vor dem Schicksale Polens zu bewahren.
Sollen die Siege Preußens die Folge haben,
dasielbe Schicksal über Deutschland kommen zu
lasien, welches dem deutschen Bunde als Schreck-
bild vor Augen gestellt wurde, wenn er nicht
auf das preußische Neformproject einginge? Jst
nicht der Krieg unternommen worden, um die-
ses Reformproject durchzuführen, und hat nicht
schon dadurch allein unscre Regierung die hei-
lige Verpflichtung übernommen, Deutschland mit
Ausschluß von Orsterreich als Ganzes zusam-
menzuhalten? Die liberale Partei des Abgeord-
netenhauses hat dieser Politik, die mit dem
rechteu Namen zu bezeichnen wir Anstand neh-
men müsien, deu entschiedcnsten Widerstand ent-
gcgenzusetzen. Gelingt es ihr nicht, die Regie-
rung auf andere Wege zu briugen, so ist es
an dem Parlamente, Deutschland davor zu be-
wahren, daß die blutigen Opfir deö Krieges
nicht zu seinem Untergange gebracht' worden
stnd."

Man telcgraphirt der „Köln. Zcitung" aus
Floreuz, 11. Aug.: „Heute ward der Waffen-
stillstand zwischen Oesterrcich und Jtalicn auf
der Basis der militärischen Occupation, wie sie
jetzt steht, abgeschlosien. Einem amtlichen Ber-
liner Telegramme zufolge hat Preußen Oester-
reich zu wisien gethan, cs werde Ztalien in
seinem Besitze von Venetien unterstützen."

Die „Darmst. Ztg." meldet unterm II.Aug.:
„Oeffentliche Blätter haben für das Großher-
zogthum Hesien gegen die Provinz Obcrhesien
eine Entschädigung durch die bayerische Rhein-
pfalz in Aussicht gestellt. Der Abtretung jener

Provinz wurde jedoch in officieller Weise nie-
mals gedacht und es beruht demuach eben so
der Austausch lediglich auf einer Fiction."

Der Adrcßentwurf dcs preuß. HerrenhauseS
hofft, nach dem Auslritt Oesterreichs aus dem
deutschen Bunde würden die Beziehungen Preu-
ßens zu Oesterreich nicht mehr getrübt werden;
er anerkennt die uneigenuützige Vermittlung
einer auswärtigen Macht; er hoffl ferner, die
getrennten Thcile der Monarchic werden nun
verbundeu werden, die küuftigcn Grenzen wer-
den Prcußen Sicherheit gewähreu und die Macht
der preußischcn Monarchie unabänderlich durch
die steigcnde Kraft uach Außeu unb das mnere

Nach der ^vou Profissor H. v. Treitschke
neuerdings veröffentlichten Broschüre wurde vou
Seiten der preußischcn Regierung am 15. Juni
die provisorische Verwaltung Hannovers dem
Hrn. v. Bennigseu angetragen, von diesem aber
abgelehnt.

Die Pariser „Standarte" glaubt versichern
zu könncn, daß die eingclcitete Unterhaudlung
bezüglich cincr Enlschädigung für Fraukreich in
den Formen größter Herzlichkeit zwischen Preu-
ßen und Frankreich fortgeführt werde.

Nach Wiener Mitthcilungen hätte die öster-
reichischc Corvette Dandolo die preußische Cor-
vette Lineta in den mexicanischen Gewäsiern,
wo sich beide begegnet, geschlagen. (Die Blätter
von Vera-Cruz bis zum 14. Juli geheud, ha-
ben hiervon noch nichts erwähnt.)

Die „Fränk. Ztg." veröffenllicht die An-
sprache, welche der k. k. Feldmarschall-Lieutenant
Graf v. Neipperg in Ansbach am 6. an die
aus dem Verbande des 8. Armeecorps scheidende
und nach Oesterreich zurückkehrende Brigade
Hahn gehalten hat. Graf Neipperg sprach in
dersclbcn seine volle Anerkennuug der „Aus-
dauer, Disciplin und Tapferkeil" der ganzen
Brigade aus; constatirte, daß ber Aschaffenburg
nicht das ganze 8. Armeecorps, sondern „die
Oesterreichep allein gekämpft HLtten. Niemaud
ihnen zu Hilfe gekommen sei, sic allein gegen
einen dreifach stärkeren Feind jeden Fußbreit
Boden vertheidigt hattcn." Unter Bezugnahme
auf die Zeitungsangabe: bas (italienische)
Regiment Wernhardt sei bei dem erwähnten
Treffen zum Feinde übergegangen, sprach Graf
Neipperg folgende Worte: „Hier stehen (auf
dieselben deutend) die 3 Bataillone dieses Re-
giments, die Reihen gelichtet nur durch Todte
und Verwundete. Soldaten des Regiments
Wernhardt, ich sage euch für eure Haltung
meinen Dank. Jhr habt treu eure Pflicht
gethan, treu dem Fahneneide,den ihrgeschworen."

Ein würtembergischer Corpsbefehl.

tm stillen Taubergrunde überfielen, traf bei dem
schwäbischen Thetlc bieses Heeres einer jcner Lorps-
befehle etn, durch welche die würtembergischc Mili-

hat. Es ist der Corpsbefehl Nr. 90 vom 7. Iult
1866, seinen Inhalt bildet die Aufnahme der
Hunde von Milttärpersonen, behufs der Besteue-
rung. Wir wollen denselben der Oeffentlichkeit
nickt vorenthalten. Von jeher galt eS bei kriege-
riscken Nationen als ein BeweiS deS größten Mu-
thes und der männlichen Tüchtigkeit, wenn mitfin
im Sturm fich überstürzrnder Ereigniffe, wenn mit-
ten in dräuendsten Gefahren das Band der Ord-
nung nicht um einen Zoll gelockert ward, und mst
Bewunderung wird es die Welt erfüllen, wenn fie
erfährt, wie mitten in den Zurüstungen zu einem
daS Vaterland in setner Ertstenz bedrohenden Kriege
daS Mintsterium deS KrtegeS so viel Kaltblut fich

auf unendlichen Kreuz- und Querzügen gegen die
Preußen marschirten, ve^lor das königltche Mt-
nisterium auf dem Charlottenplatz Nr. 6 selbsr den
geringstcn Köter nicht aus dcm Auge, der mit dem
hintersten Officiersbedienten gegen Preußen zuFelde
gezogen war. Einen Zug von solcher U.mficht wetß
die Gesckickte selbst von dem seligen Carnot nicht
zu, berichten, der dic Feldzüge der großen Armee
von Paris auS geleitct hat. Welch' rin Glanz fällt
auf die Heldensöhne unsereS Landes, denen ihr
Vorgesetzter in Mttte von Strapatzen und Entbeh- !
rungen aller Art zumuthen durfte, in das nach- !
stehende Protokoll seinen Dienstgrad und Namen,
Gattung und Farbe seineS HundeS einzutragen!
Etne solche Tabeüe ausfüllen und dann sterben, —
gibt eS etn schöneres LooS für etneiz VaterlandS-
vertheidiger? Wahrlich, ein so biS inS Kleinste
wohl regierter Staat kann nicht zu Grunde gehen,
er überlebt, wenn nicht andere, doch fich selbst.

„Corpsbefehl Nr. 99.

Auf Ansuchen deS k. FtnanzmtnisteriumS fieht
fich das Kriegsministcrtum veranlaßt, zum Zwecke


Die „Italie" findet sich veranlaßt, es an
heilsamen Rathschlägcn fürPreußen und Deutsch-
länd nicht fehlen zu lasien. „Wir zollen den
Triumphen PreußenS und der Neugestaltung
Deutschlands unsern vollen Beifall, und wir
empfindcn ebensowenig Bedauern mit dcn kleinen
Königen und Herzogcn Deutschlands, wie mit
ven ehemaligen Fürsten Jtaliens. Aber vor
Allem ifi es erforderlich, daß die Freiheit nicht
zum Opfer gebracht und der altmodische Des-
potiSmus nicht durch > einen neumodischen ersetzt
wcrde. Die preußische Rcgicrung hat sich als
zu aufgeklärt gezcigt, um nicht zu begreifen,
daß wenn sic Deutschland durch die Verheißung
der Freihcit erobert hat, sie es nur durch Ge-
währung der Freiheit behalten kann.

Deutschland.

Karlsruhe, 9. Aug. Wegeff Ablebens
Scincr Hohcit des Prinzen Anlon zu Hohen-
zollcrn legt dcr großherzogliche Hof von heute
an auf 8 Tagc Trauer an, und zwar nach
der 4. Stufc der Trauerordnung.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Großher-
zogin hat Sich gnädigst bewogcn gefunden, die
Frciin Luisc Gayling von Altheim in Höchstihre
Dienste als Ehrenfräulein zu berufen.

Karlsruhe, 12. Aug. Der „Schw. M."
schreibt: Am meiften unter den Orten der
Taulwrgegend hat Gerchsheim gelittcn. Man
schatzt, abgesehen von Ncbenverluftcn, den Scha-
den für jede einzelne Familie allein durch Ver-
nichtung der Felder und Wegnahme des Vich's
auf durchschnittlich 400 fl. — Die Centralstelle
für Landwirthschaft hat durch eigene Abgeordncre
dic Gegend bcsichtigen und Belehrung ertheilen
lasien. — Der neueste halbamtliche Artikel der
KarlSr. Ztg. über norddeutschcn Staatenbund
und Zollverein hat sehr trübe Aussichtcn für
die nächste Zukunft eröffnet. Doppelter Grund,
den Druck der öffentlichen Meinung zu fteigcrn!
— Nach einem Wcrlheimer Blatl sind dort
nicht 14 Militärs an der Cholera gestorben,
vielmchr ift die größere Hälfte dieser Zahl an-
d'ern Krankheiten und Wunden erlegen.— Die
Hamburger Truppcn sind in dem gleichen Blatt
als Trager der Krankheit in besondcrs gefähr-
licher Form bezeichnel. — Sehr gerühmt wiro
die Humanität und die Umsicht des in Mos-
bach commandirenden preußischen Generals v.
Weltzien.

Karlsruhe, 13. Aug. Ueber die Voll-
endung der Odenwald-Bahn erfahren wir
Folgendes: Die Eisenbahn-Strecke Mosbach-
Osterburkcn (7 Stunden) soll dem regelmäßigen
Betricb schou in den nächsten Tagen, wo mög-

gaben folgende Bestimmungen zu geben:

1) Dicjenigen Angehörigen des Feldcontingents,
welche am 1. Iuli 1866 in Würtemberg standen
und an diesem Tage im Befitz von Hunde» fich
befanden, haben diese — ohne Unterschied, ob fie
dieselben mit fich führen oder über die Dauer deS
AusmarscheS anderweitig untergebracht haben —

testens biS 15. Iult d. I. dem betreffenden Regt-
mentSquartiermeister anzuzeigen.

2) Von denjenigen Hunden (von MilitLrperso-
nen), welche am 1. Iult 1866 fich nicht in Wür-
temberg befanden, ist eine Anzrige pro 1. Iuli
nicht zu erftatten, da die gesetzliche Angabe nur dte
im Lande befindlichen Hunde trifft.

3) Diejenigen Militärpersonen, welche am 1. Juli
1866 nicht in Würtemberg standen, aber tm Lande
bei «ihren Angrhörigen oder bei Dritten einen oder
mehrere Hunde zurückgelaffen haben, baben dafür
zu sorgen, daß von ihrem Hundebefitz an ihrem
gewöhnlichrn Wohnort (GarnisonSort) rechtzeitig —
spätestenS btS zum 15. Auli — durch den derma-
 
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