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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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tidtllmgtr Ztilung.

N 22L. Sonntag, 2-r Scptember

G Die neue Münzeinheit für
Deutschland.

Vlelfach wird in Süddrulschland der Wunsch
auSffesprochen, dah sür selbcS eine neuc Müuz-
einhcit geschaffe» werde. So kürzlich in der
„A. A. Ztg.", welede daS Einfrankcnstück dazu
emxfahl. Die (altc) „Bad. LaudeSztg." ver-
langtc in Nr. 212 (Beilage) für Dentjch-
land eine neuc Münzeinheit, und zwar eine
folchc im Werthe von drci Franken, welcke
„nahezu in der Mitlc zwischen dem preutzischen
Thalcr und dem jkddeutschen Guldenstückk steht
nnd cbenso daS arithmetische Miltel von sämml-
lichcn gegenwärtigen in Europa vorhandenen
Münzen bilden würde."

ES jeien demnach:

5 THIr. » 3 Franes — 15 Frankcn — 12
engl. Schilling Diese Angabe ist nicht richtig.
15 FrcS. ffnd 7 Gnlden, aber 12 engl. Schil-
linge mehr, nämlich 7 fl. 12 kr. Dcr Schil-
ling ist — 36 kr. südd. W., und daS Pfund

— 12 fl. oder 20 Schilling.

Es sällt sckon dcßwcgcn daS ganze Argu-
ment deS VersasserS znsammen, doch abgeseheu
davon, halten wir a»S andcrn Gründcn diesen
Vorschlag für unpraktisch.

Wcder Preußcn, noch Frankreich, noch
Oestcrreich werden an ihrer gegenwärtigen
Münzcinhcit nnd deren geltcndcr Stückc-
lung zu Gunsten SüddentschlandS etwaS
ändern. Süddeutschland wird sich nach diesen
Dreicn richten müssen, entweder dadurch, daß
eS cine Münzeinheit wahlt, dic als solchc uud
in ihren Stnckelungen in einfachcn, wo möglich
dczimalcn VcrhäHnisscn fich bewegr, deren lctz-
tcre ffch leicht in jenc der andern Münzein-
heitcn ninietzen lasscn, oder dadurch, daß es die
sranzösische, odcr prcußische oder österreichische
Münzcinhcit geradczu annimmt unter dcr Vor-
auSsctzung, daß man in Süddeutschlaud die
gcgcnwärlige Münzcinhcit verlassen wlll.

Gegcnwärtig bat Prcußcn bckanntlich den
30 Thalersuß, Süddcutschland (Bayern, Nassau,
Badcn , Würtemberg, Hcsscn nnd Frankjurt)
den 52'/r Guldenfuß und Oesterreich den 45-
Guldensuß.

DaS österrcichische Münzsystem steht
sowohl mit dem französijchcn (italieuischen,
belgijchen, schweizerischen) als mit dem prcu-
hischen Münzlysteme in einem zur gcgensei-
tigen Werthberechnüng äußerst vortheilhaflen
Verhältniß.

ES sind nämlich:

2 Thlr. preuß. — 3 fl. österr. — 3'/- fl. südd.

1 , --1'/- c, -1-/. „ „

('lO Sgr.) — >/- ,, — 35 kr. „

Vs Thlr. „

(5 Sgr.) „ — „ — 17V,kr.„

Theilt man den östcrr. Gulden in 100 Theile
(österr. Neukrcuzer), so ist ein österr. Krcuzcr

— dcm sünften Theile eineS prcußischcn Silber-
groschcnS, demnach sind 5 Kreuzcr — 1 Sgr.
und 25 kr. vder Gulden österr. — >/, Thlr.
preuß. oder 17'/? kr. südd. Wi

Achnlich günstig zur Bcrechnung ist da§ Ver-
hältniß dcS österreichischen Münzsystems
znm französijchen.

ES ist nämlich:

1 Gllldcn österr. — 2V, FrancS.

10 " " ^25 "

100 österr. Kreuzer sind — 250 Ccntimes.

1 „ , ist --- 2'/. „

2 „ „ sind — 5 „

Ü0 „ „ „ — 25 „

oder t/j Frc.

20 „ „ --- 50 Ct. --- >/, Frc. u.

40 „ „ ----IFrc.

Würde man als Münzeinheit in Süd-

deutschland ein 3-Frankenstück (also nach
gegcnwärtiger südd. W. cin stück im Werthc
von 1 fl. 24 kr.) und alS kleinste Münze hie-
von den hundertsten Theil (Pfenning nach der
a. B. LdSztg.) prägen, so hätte dieser Psenning
einen Werth von b>/,o„IcIS Krcuzer (iüdd. W.)
uud der neuc Silbergroschen daS zehnsache da-
von, aljo 8>/w Kreuzcr.

Diese Stückelüng läßt stch ader, wie leich!
erstchtlich, wedcr mit der französischen noch preu-
ßischcu, noch östcrrcichischcu Stückelung in ir-
gend lcichle Bcrcchnung bringen.

ES wären nämlich 3 sranzösische CcntimeS
glcich eineni ncuen süddcutschcn Pfenning und
30 Centimes -- 1 Sgr. ncue südd. W. Dcr
sranzös. Frank wäre demnach 3>/z Sgr. ncue
südd. W. und ließe stch dicseS Berhältuiß mit
dem sranzösischrn nic gut bcrcchnen. Der Fran-
kcn wäre auch 33,3333.... süddeutjchc Pfcn-
ningc. Ein ncucr süddeutjcher Thalcr oder
Guldcu s 1 fl. 24 kr. wäre — 0,8 prcuß.
Thaler uud 1,2 österr. Gnldcn. Es wären
serncr 100 östcrr. Kreuzsr — 83,333 ....
südd. Pfcnningc u. s. w.

ES ist abcr bci eincr künftigen Ncugkstal-
lung unjcrer süddcutschcn Münze — wcnn wir
nicht die Münzeinhcit einer dcr drei gcnann-
tcn Staaten annchmen wolltcn — auf zwci
Dinge hauptsächlich zu schen:

1) daß in der Stückclung der Münzcinheit
daS Dezimaljystem durchgesührl wcrde
(aljo.... 5 . 10 . 15 . 30.... 50 kr.-
Stücke bei eincr Hundertthkilung);

2) daß die Stückeluug in einem jehr ein-
fachen und lcicht bcrcch cnbare n Ver-

.hältnisse zur Stückelung der franzö-
sischen, östcrrcichischen und preußijchcn
Münzcinhcit stche.

Bei der Erwägung aber , welchcr Münzcin-
heit und welchcr Stückclung der Vorzug zu
geben sei, dürsten noch solgendc Pnnkte in Be-
tracht zu ziehcn sei»:

1) Welche Münzeiilhcit -utspricht dcrGrößc
dcr bish.erigen süddeutschen (1 Gulden)
am dcsten, der Thaler s 1 fl. 45 kr., der
projcclirtc n 1 fl. 24 kr., ver österrcich.
Guldcn s 1 fl. 10 kr. «dcr der Frank
ü 28 kr.?

2) Welche Berechnung ist in dem Verkehre
angemeffcner, die durch Dczimalcn oder
durch Größen, wclche durch 2, 3 und 4
stch theilen lassen? Was erleichtert die
Buchsührung am uieisten?

Wir glauben, daß nach dem Mitgetheilten
fürSüddeutschland die österreichijche Münz-
einhcit am angemejsensten wäre. Je-
denfalls abcr ist zu wünschen, daß, wenn
Süddeulschland seine diSherige Münz-
ciuheit verläßl, cögcradezuentweder
die preußijche, oder sranzösischc oder
östcrrcichischc annimmt und nicht für
8 Millionen Binnenländer einc neue
ausstellt.

Eine Münzeinheit abcr von 3 Frankenstücken
wäre, wsnn sie je in AuSsicht geuommen wer-
dcn wollte, woran wir sehr zweifcln, sowohl
für Süddeutschlaud alS sür ganz Deutjchland
entschieden zu verwerfen.

' Politiscke Umsckau.

Heidelberg, 22. Septcmber.

Das „DreSd. Journ." vom 21. bezeichuet
die Wlencr Nachricht, daß der Frieden zwijchen
Preußcn und Sachscn bereitS abgeschlossen, alS
versrüht, und fügt hinzu: Die Vcrhandlnngen
wegen cincr Miliärconvention sind allcrdingS
biS zu einem sehr güustigen Stadium vor-
gcschrittcn.

Der „Preußische StaatSanzciger" berichtigt
die von ihm gcbrachte Rachwcisung der dieSsei-


j tigen und feindlichen Verlustc an Osstzieren
und Mannjchaflen während dcs Fkldzugc«
von 1866. Darnach ist bei dcr Zahl der
Verwundeten und Geblicbenen zn lesen: scit-
dem an Wundeu rc. gestorben 120 Offiziere
nnd 2881 Mann (nicht 143 Otfizicre und
5454 Mann, wie irrthümlich gedruckt war),
so daß der Gesammlverlust an Todten stch aus
284 Ofstzicre uno 5454 Mann beläuft.

AuS Bcrlin wird gcmcldct: Am Dienstage
hat die Ratification dcs VertrageS, welchcr
zwijchcn der preußijchen Regierung nnd dem
Kuriürstcn von Hcssen über die dcmsclben zu
zahlendc JahreSrcntc abgeschlosjcn worscn ist,
stattgcfuuden. Dcr Kurfürst wird dic Beamtcn
und daS Militär von dem ihm geleistcten Eidc
in Folge diejcr Vcrcinbarnng entbinden. Dem
Kursürstcn ist sein gesammtcS Privatvermögcn
sichcr gestcllt, über cic Höhe der Ncntc vcr-
lautet noch nickt« BestimmteS; die „N. St. Z."
bczeichnct diesclbe im Betrage der srühercn Apa-
nage. Dcm Kursürstcn siud zwci Schlöffer in
Änrhcssrn vcrdlicbcu, welche derselbc auck ipälcr
zu jeinem Ausenthalle zu ivählen berechtigt ist.

Deutscklnnd.

Karksruho, 20. Sept. Man hofft nach
dem Schw. M. anf eine Einignng der bisheri-
gcn Mittelpartei in der 2. Kainmer mit der
srüheren Fortschrittspartei, wcnn auch viclleicht
untcr Besckränkung auf dic dcutschc Politik,
alsv ohne Einfluß der innercn badischen Fra-
gen. Allgemcin wenigstenS herrsckt dic-Ansicht,
daß in der änßern Frage die badische Kammcr
nicht hinter der bayrijchen zurückbleiben kann.
— WaS da« Gesetz übcr dic KriegSkostcnauS-
gleichung anlangt, so ist dessen Vorlage wohl
al» sichcr anznnehmen. BcsondcrS intcrejffrt
sind dic am iiieisten bctroffencn Gcmeinden an
dcm Prcistarif, wclchcr der AuSgleichung zu
Grunde gelegt wird, und sic hoffcn dabei anf
Berücksichtignng ihrer Wünjchc, weil Dauer
und geographischer Umsang dcr Lastcn verhält-
nißmäßig klein waren, svmit daS Land dic Ver-
thcilung leicht ertragcn kann.

Freiburez, 22. Sept. Gcstern Abend
wurde dem gegenwärtig hier wcilcndcn Slaats-
rath Lamey cin Fackelständchcn gebracht. Hie-
raus fand in 'der Harmonie cin sehr zahlreich
bcsuchtkS Bankctt statr, bci wclchem namcnllich
auch dic Spitzen der hiksigen Bchörden vertre-
tcn warcn. Auf die Begrüßung von Scitc deS
Präsidcntcn der Harmoniegesellschaft dankte der
Gcseiertc in bcrzlichcr Weise sür den frcund-
lichcn Empsang und brachte am Schlusse seiner
längern Rede.ein Hoch auS auf die Stadt Frci-
burg, wclchc er seine zweite Hcimath nannte.
I» allen noch folgeiidrn Trinksprüchcn zcigte
sich überall die größte Anhänglichkeit an die
Person iind dic Grundsätzc deS vcrchrten Ga-
stcS. — Auck feicrte gcstein im Convict dahier
cine Anzahl kath. Gcisllichcn ihr vierzigjährigeS
Dienstjubiläum. Von dcn 27 im Jahre 1826
in den Priestcrstand getrctencn Gcistlichen waren
18 anwesend.

Frankfurt, 18. Scpt. Solltcn auch in
Bcrlin über die politische Einthcilung dcr ein-
vcrlcibten Länder Hcsscn, Nassau und Frank-
surt noch keine dcfiuiliven Entjchiidungen ge-
troffen sein, so vcrlautet doch nach dcr K. Z.
so viel, daß diesclben wahrschcinlich Eine Pro-
vinz mit mehrercn Regiirungöbezirken bildcn
wcrden. Die Verlkgung des Ober-PräsidiumS
nach Kasscl dürfte jicher sein.

Stuttgart, 20. Sept. Von dcn 14 Mil-
livncn dcS ncuen StaatSanlehenS ist schvn ein
sv dedenteuder Thcil baar einbczahlt, daß die
8 Millionen nach Berlin bereiis verabsolgt und
dasür die dcponirten StaalSobligalivnen zurück-
gezogen werdcn konnten.
 
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