N» LSS. Samstag. »». Zuli
Besteüungen auf die „Heidelbexger
Heirung" uebst Beilage „Heidelber-
ger Fauttlienblätrer" für das mit
Juli 18«6 begonnene 3. Quartal
werden fortwäkrend angenommen.
Die Expedition
* spolitische UmfcL>«u.
Heibetberg, 13. Juli
* Das „erfreuliche" Ergebniß dcr Abgeord-
netenwahlen in Preußen (wie es die ministe-
xiellen Blatter neunen) hat 143 Reactionäre
geliefext und nur 74 Fortichrittsmänner und
Z6 Altliberale. Da nun letztere (das linke
Eentrum) in der Geldfrage auch mit der
Rcaction gehen, jo hat das Ministerium Bis-
marck eine Mehrheit von 98 Stimmen! Ja
selbst von der FortschrittSpartei werdeu viele
fpecifische Preußen, z. B. Waldeck, Ziegler rc.
für BiSmarck sein. Man hatte in dem außer-
p.reußischen Deutschland bishevchie und da noch
gehostt, das preußische Volk werve wenigstens
jn dieser hochwichtigen inneren Beziehung fest-
halten ur)d etwas sür seine Freiheit thun.
Allein die Befürchtung Andcrer, und zwar der
Meisten in Deutschland, scheint sich immer mehr
zu bestätigen, daß das preußische Volk die
absolule Zunkerh.errschaft nicht auf-
halten kann. Vo" Seiten des übrigenDeutsch-
,lands und Süddcutschlands insbcsondere wiro
unter diesen Umständen wenig geschehen kön-
nen, um das preußische Volk gegen seine Junker
zu unterstützen, noch weit wcniger wird man
stch unter die preußischc Hegemonie mit Bis-
marck an der Spitze crgebcn. ja mrt Mer
Macht und Ausdaucr, gleich wie die wackeren
Bayern bei Kissingen, dagegen kämpfen,
bamit das von einer gewissen Partei fort und
sort in AuSsicht gestellte unbedingte „Heil der
preußischen Oberberrlichkeit" nur bei einer libe-
ralen nationalen Regierung möglich werden kann.
ILenn Preußen in Dentschland herrschen wiü, so
soll cs vor Allem selbst deutsch werden u. bej-
sexe politischeAuslände in seinemJnnern schaffen.
Rachdem es selbst Jahrelang gegen eine reac-
tionäre Regierung angckänlpft, bei allen Ver-
ffammlungen einen Krieg Preußens gegen
Dcutschland als fluchwürdig erklärt, sällt es
plötzlich, nachdem das Waffenglück dem Bis-
marck'schen System günstig, demselbcn in die
Arme und kehrt damit Deutschland den Rücken.
Die nach innen Wld außen bis jetzl einge-
,s.chlagene Bahn Bismarck's ist dje der augen-
Meinlichsten Rechtsverletzung und ^unbefugtcr
Pergewaltigung, auf der eS in Süddeutsch-
Iand und wohl auch im außerprcUßischen Nord-
deutschland stch nimmermehr Gönner und An-
Länger schaffen wi.rd. Je.mächtiger Preußen
werden sollte, desto starrer wird auch der Mi-
Litärstoat werden, und die von seinen wenigen
^obrednern in Baden und Süddeutschland in
AuLsicht gestellte, siberale Wiedergedurt dürste
unter diesen Umständen wohl noch sehr lang.e
auf sich warten lasscn. Nicht das Glück, nur
daS Unglück kann für den norddeutschen Zun-
. kerstaat hierin eine Ae.n.deruug und Besseru.ng
Mielen und es a.uf den für ihn ajlein hell-
hxivgenhen Wcg ciner politischen Versöhnung
mit den übrjgen cheutschen Pundesgenossen M
rückführen-
Vprn KriebsFchaupiatz
Nach 'einkm Berichte aus dem preuß. Haupt-
quartier vom 5. Juli in der „Köln. Ztg." be-
tragen die Verluste der preußischen Armee am
3. Zuli an Todten und Verwundeten uugefähx
8000 Mann. Ds4 4. Armeecorps (sächsisches)
hat die größten Perluste exljtten, und die Jn-
fastcrieregimentex der Diviston Fransecky zahl-
ten -m Akeud kaum die HLlftc der Mannjchaft
und nur den fünften Theil der Officiere. Nach
demselben Berichterstatter wird auch die Schlacht
von Königgrätz dcShalb merkwürdig bleiden,
„weil sehr beoeutende Reiterkämpfe Mann ge-
geu Ma»n darin vorkameu und die preußische
Cavaüerie die österreichische entschieden warf.
Das 12. Husarenregimenl (thüringische) ritt
drci österreichische Jnfantericbataillone über den
Hanfen, wgrd dann abcr vvn den unggrifchen
Regimcntern Liechlenstein und König von Preu-
ßen Husaren (das Regiment, welcbeS sich 1859
in Ztalien uuter dem Oberst v. Edelöheim so
auszeichuete) und Wallmoder Cürassieren heftig
angegriffen; daö 4. Ulgnen- und 3. Dragoner-
regimenl eiltcn de» Huiareu mit vcrhanglen
Zügeln zur Hülfe und warfen nach heftigem
Kampfe nnd nicht geringen Verlusteu zuletzt die
österreichische Reiterei gänzlich. Auch daS 3. und
5, Husaren-, das 2. Dragoner- und 11. Ula-
ncnregiment haben sich wicdexholl mit feindli-
cher Cavallerie gehörig herumgehauen. Der Kö-
nig wje auch der Krouprinz sind längere Zeit
im heftigsten Feuex gewejcn, und letztexer joll
dcn Säbel haben ziehen müsse,u, um sich gegen
fcjndliche-Hufaren zu vertheidigen.
D.em „Nürnb. Corresp." wird ans Prag
vom 6. Juli gcschrieben: Die Phystognomie
Prags ist nach dev niederschmelternden Ereig-
nissen der letzten Tage eiue ganz verzweifclle.
Täglich lreffeu verfprengte Soldaten ein, oeren
Erzählungen über Einzclhüten der letzlen Ge-
fcchte, befonders bei.KöniggrLtz, haarfträubend
sind, und, wenn aüch uur zur Hälftc wahr, die
Wuth der Soldaten über ihre Führer' sehr wohl
erklärcn. Clam Gallaö muß besonders in den
Gefechten bei Gitfchin gauz unsinnige Disposi-
tionen getroffen haben. Daß seine Soldaten seit
3 Tagen nichts gegessen hattcu, habe ich schon
erwähnt, neu ist, daß die meisten ohne Palro-
nen zur Schlachtbank,gefühn wurden und ganze
Regimenter im ärgsten Kugelregen ohne weite-
res Commandy, als das: hier und dort zu blei-
ben, ausharrtcn, bis der Fcind ganze Reihen
und Glieder in allev Ruhe uiederges.choffcn hatte,
Das Regimenl Khevenhüllcr wurde in elnen
Sumpf dirigixt, in welchcm das ganze Regi-
meist bis auf Wenige wehr- und hülflos nieder-
gejchossen wurde. DaS 18. Zägerbataiüon schoß
mechrere Stunden lang auf das Regiment Kö-
nig von Preußey, bis es bei Tagesanbruch des
IrrthuMs gewahr wurde. Sein Oberst wurde,
als er voll Uumuth darüber seinen Säbel zer-
brechen wollte, von einer KanonenkuLel Letrof-
fen. Ein Thejl des RegimentS Gyulei gerieth
in einen Teich uud alle ertrauken odcr wurden
vpu dcn Preußen crschoffen, bis auf den Fah-
nenttägcr Kopanic, dem auch die Fghne zu ret-
ten gelaug. Daß österreichische Bataillone und
AbthejlunLen stMdenlang, in Thälern uud
Schluchten aufgestclll. dem Feue.r der die Höhen
hesetzt haltmden Prenßen ausgesetzt blieben,
wird von mehreren Orten erzählt. Die schau-
derhaftesten Dinge aber werden von dem lin-
ken Flügel der Oestcrreicher m der Schlacht bei
Könjggrätz erzählt, der nmflügelt und vom Cen-
lrum durch das Eindringeu des Feindes abge-
schnitten wqr, ohne daß sein Commandflnt sich
veranlaßt fand, bavon dem Centtum Nachricht
zu geben.
WLen, 40. Zuli. Die „Presse" schreibt:
Der Anmqrsch wr siegreiche-n S.ndarn,ee gegen
Wien hat die militärische Lqge mit esnem Mal
Wkl>ntlich.zu unsern Gunsten unigestaltet. We""
es guch wachrscheinlich ist, daß eiye nickt un-
bedeuttnde Truppenmacht Venelien bis zur de-
finitiyev Uebergabe an Frankreich besctzt halten
wjrd, so läßt sich doch annchmen, daß minde-
ftens eine Armee von 130,000 bis 450.000
Mann herangezogen werden kqnn. Wir glau-
be.n, tzaß die Preußen, welche bei dem Abgang
jchneller BeförderungSmMel auf die Benützung
der Heerftraßen angewiesen sind, Wien vor dem
Einmarsch der Südarmee kaum erreichen können.
Selbst ein Angriff der Preußen auf Wien
könnte in sicherer Erwartung der heranrücken-
den Südarmee kräfttg zurückgewicsen werdeu,
da außer der bereits aus Laibach herangczoge-
ncn Reserve der Südarmee noch das Corps
des F.-M.-L. Gablenz, der gestern hier ein-
traf, heule und lnorgen in Wien angelangt
sein wird. Erzherzog Albrccht soll am 12. d.
hicr eintreffen.
Die Wiedcrbesetzung der vakanten Pollen bei
Fer Uordarmee soll nach der „Debatte" bereils
erfolgt sein. An die Stelle des G.-M. Kris-
manic wurde G.-M. Baumgarten zum Che^
der OperationSkanzlei ernannt. Das Com-
mando des 1. Corps führt derzeit G.-M. Graf
Gondrecourt, des 4. G.-M. Zaitsch und des
8. G.-M. v. Wcber.
Bertin , 40. Jnli. (Amtlich.) Die wie-
derholten Anträge der österreichischen Regierung
im prcußischen Hauptquarticr auf Abschluß eines
Waffenstillstandcs Oit dem Anerbieten, die
Festungen Aosephstadt und Theresienstädt den
j preußischxn Truppen einzuräumen, stnd von
Sr. Maj. dem König nicht annehmvar be-
funden worden.
Die dem Feind in der Schlacht bei König-
grätz abgenommenen Gefangpnen und Trophäen
mehren sich nock fortwghrend. Bis zum,7.
d. M. waren 20,000 Gefangenc und 145 Ka-
nonen constaürl.
Pardubitz, 10. Juli. Mrch amtlicher Zu-
fammenstellung beträgt dieGcsammtzahl der in
der lctztcn Schlacht und nachher croberten Ge-
fchützc jetzt 180; auch sind neuerdings 400 gc-
füllte Munitionswagen genommen worden.
Hohenmauth, 11. Juli. Das Haupt-
quartier des Königs ist nach Zwittau verlegt.
Die Besetzung von Prag fteht bevor, bildet je-
doch nur einen untergeordneten Zweck. Den
Oesterreichern ist ein beträchilicher Lebensmittel-
transporr abgeuommen worden. Der Herzog
von Mecklenburg-Schwcrin ist znm Comman-
danten des zweiten Neservecorps ernannt, daS
nach Leipzig gehen wird. Dcr Adjutant Sckweiml
wurde von Parduvitz nach Petersburg gesandt.
Die Armee marschirt aus Brnnp. Die Grrnzen
und der Süden von Schlesien stnd von Trup-
pen entblößt.
Wien, 11. Juli. Der „Kamcrad" kann
„nack den sichersten Qucllen" mitthejlen, ckaß
„die Nordarmee fcit drei Tagen wieder in voll-
fter geordneter Kriegsberxjlsckaft marschirt, und
daß nur die schmerzlichen Lücken an Officieren
und Mannschast Zeugniß von den überstande-
nen verhängnißvyllenKämpfen gcben." Ferner
ist der „Kamerad" zu der Mittheilung ermäch-
tigt, ^daß Se. Maj. der Kaiser die gemesseu-
sten Befehle gegeben ,hat, unverzüglich die Um-
änderung der im hiesigen k. k. Artilleriearsenal
bcfindlichen Gewehre in Hinterlader in An-
griff zu nehmen, und die neuen Gewehre nach
Maß ihrer Vollendung parthieweise an die k. k.
Nordarmee zur Bewaffnung der Jnfanterie-
truppen zu senden. Die Gewehre werden nach
dem Lindner'schen System mit EinheitSpatrone
umgeändcrl.
Der „Nat.-Ztg." zufolge chaben das brandew-
burgische Füsiljerregiment Nr. 35, das 7. bran-
denburgische Jnfqnterieregiment Nr. 60, und
daS 8. brandenburgische Jnfanterie.-Rcgiment
Nr. 64 Befchl erhalten, sich zu dem Truppen-
theil zu begeben, welcher gegen das Bundes-
corps operirt.
Worms, 10. Zuli. Der hiesigen Zeituna
wird aus Kreuznach gemcldct, daß am 4.
Juli ein Trupp prcuß. Soldaten die hefsische
Takine Theodorshalle überrascht und die Kasse
unb Bücher mit Beschlag belegt hal. Die Sa-
line wurde förmlich nebst allen Arbeitern und
Besteüungen auf die „Heidelbexger
Heirung" uebst Beilage „Heidelber-
ger Fauttlienblätrer" für das mit
Juli 18«6 begonnene 3. Quartal
werden fortwäkrend angenommen.
Die Expedition
* spolitische UmfcL>«u.
Heibetberg, 13. Juli
* Das „erfreuliche" Ergebniß dcr Abgeord-
netenwahlen in Preußen (wie es die ministe-
xiellen Blatter neunen) hat 143 Reactionäre
geliefext und nur 74 Fortichrittsmänner und
Z6 Altliberale. Da nun letztere (das linke
Eentrum) in der Geldfrage auch mit der
Rcaction gehen, jo hat das Ministerium Bis-
marck eine Mehrheit von 98 Stimmen! Ja
selbst von der FortschrittSpartei werdeu viele
fpecifische Preußen, z. B. Waldeck, Ziegler rc.
für BiSmarck sein. Man hatte in dem außer-
p.reußischen Deutschland bishevchie und da noch
gehostt, das preußische Volk werve wenigstens
jn dieser hochwichtigen inneren Beziehung fest-
halten ur)d etwas sür seine Freiheit thun.
Allein die Befürchtung Andcrer, und zwar der
Meisten in Deutschland, scheint sich immer mehr
zu bestätigen, daß das preußische Volk die
absolule Zunkerh.errschaft nicht auf-
halten kann. Vo" Seiten des übrigenDeutsch-
,lands und Süddcutschlands insbcsondere wiro
unter diesen Umständen wenig geschehen kön-
nen, um das preußische Volk gegen seine Junker
zu unterstützen, noch weit wcniger wird man
stch unter die preußischc Hegemonie mit Bis-
marck an der Spitze crgebcn. ja mrt Mer
Macht und Ausdaucr, gleich wie die wackeren
Bayern bei Kissingen, dagegen kämpfen,
bamit das von einer gewissen Partei fort und
sort in AuSsicht gestellte unbedingte „Heil der
preußischen Oberberrlichkeit" nur bei einer libe-
ralen nationalen Regierung möglich werden kann.
ILenn Preußen in Dentschland herrschen wiü, so
soll cs vor Allem selbst deutsch werden u. bej-
sexe politischeAuslände in seinemJnnern schaffen.
Rachdem es selbst Jahrelang gegen eine reac-
tionäre Regierung angckänlpft, bei allen Ver-
ffammlungen einen Krieg Preußens gegen
Dcutschland als fluchwürdig erklärt, sällt es
plötzlich, nachdem das Waffenglück dem Bis-
marck'schen System günstig, demselbcn in die
Arme und kehrt damit Deutschland den Rücken.
Die nach innen Wld außen bis jetzl einge-
,s.chlagene Bahn Bismarck's ist dje der augen-
Meinlichsten Rechtsverletzung und ^unbefugtcr
Pergewaltigung, auf der eS in Süddeutsch-
Iand und wohl auch im außerprcUßischen Nord-
deutschland stch nimmermehr Gönner und An-
Länger schaffen wi.rd. Je.mächtiger Preußen
werden sollte, desto starrer wird auch der Mi-
Litärstoat werden, und die von seinen wenigen
^obrednern in Baden und Süddeutschland in
AuLsicht gestellte, siberale Wiedergedurt dürste
unter diesen Umständen wohl noch sehr lang.e
auf sich warten lasscn. Nicht das Glück, nur
daS Unglück kann für den norddeutschen Zun-
. kerstaat hierin eine Ae.n.deruug und Besseru.ng
Mielen und es a.uf den für ihn ajlein hell-
hxivgenhen Wcg ciner politischen Versöhnung
mit den übrjgen cheutschen Pundesgenossen M
rückführen-
Vprn KriebsFchaupiatz
Nach 'einkm Berichte aus dem preuß. Haupt-
quartier vom 5. Juli in der „Köln. Ztg." be-
tragen die Verluste der preußischen Armee am
3. Zuli an Todten und Verwundeten uugefähx
8000 Mann. Ds4 4. Armeecorps (sächsisches)
hat die größten Perluste exljtten, und die Jn-
fastcrieregimentex der Diviston Fransecky zahl-
ten -m Akeud kaum die HLlftc der Mannjchaft
und nur den fünften Theil der Officiere. Nach
demselben Berichterstatter wird auch die Schlacht
von Königgrätz dcShalb merkwürdig bleiden,
„weil sehr beoeutende Reiterkämpfe Mann ge-
geu Ma»n darin vorkameu und die preußische
Cavaüerie die österreichische entschieden warf.
Das 12. Husarenregimenl (thüringische) ritt
drci österreichische Jnfantericbataillone über den
Hanfen, wgrd dann abcr vvn den unggrifchen
Regimcntern Liechlenstein und König von Preu-
ßen Husaren (das Regiment, welcbeS sich 1859
in Ztalien uuter dem Oberst v. Edelöheim so
auszeichuete) und Wallmoder Cürassieren heftig
angegriffen; daö 4. Ulgnen- und 3. Dragoner-
regimenl eiltcn de» Huiareu mit vcrhanglen
Zügeln zur Hülfe und warfen nach heftigem
Kampfe nnd nicht geringen Verlusteu zuletzt die
österreichische Reiterei gänzlich. Auch daS 3. und
5, Husaren-, das 2. Dragoner- und 11. Ula-
ncnregiment haben sich wicdexholl mit feindli-
cher Cavallerie gehörig herumgehauen. Der Kö-
nig wje auch der Krouprinz sind längere Zeit
im heftigsten Feuex gewejcn, und letztexer joll
dcn Säbel haben ziehen müsse,u, um sich gegen
fcjndliche-Hufaren zu vertheidigen.
D.em „Nürnb. Corresp." wird ans Prag
vom 6. Juli gcschrieben: Die Phystognomie
Prags ist nach dev niederschmelternden Ereig-
nissen der letzten Tage eiue ganz verzweifclle.
Täglich lreffeu verfprengte Soldaten ein, oeren
Erzählungen über Einzclhüten der letzlen Ge-
fcchte, befonders bei.KöniggrLtz, haarfträubend
sind, und, wenn aüch uur zur Hälftc wahr, die
Wuth der Soldaten über ihre Führer' sehr wohl
erklärcn. Clam Gallaö muß besonders in den
Gefechten bei Gitfchin gauz unsinnige Disposi-
tionen getroffen haben. Daß seine Soldaten seit
3 Tagen nichts gegessen hattcu, habe ich schon
erwähnt, neu ist, daß die meisten ohne Palro-
nen zur Schlachtbank,gefühn wurden und ganze
Regimenter im ärgsten Kugelregen ohne weite-
res Commandy, als das: hier und dort zu blei-
ben, ausharrtcn, bis der Fcind ganze Reihen
und Glieder in allev Ruhe uiederges.choffcn hatte,
Das Regimenl Khevenhüllcr wurde in elnen
Sumpf dirigixt, in welchcm das ganze Regi-
meist bis auf Wenige wehr- und hülflos nieder-
gejchossen wurde. DaS 18. Zägerbataiüon schoß
mechrere Stunden lang auf das Regiment Kö-
nig von Preußey, bis es bei Tagesanbruch des
IrrthuMs gewahr wurde. Sein Oberst wurde,
als er voll Uumuth darüber seinen Säbel zer-
brechen wollte, von einer KanonenkuLel Letrof-
fen. Ein Thejl des RegimentS Gyulei gerieth
in einen Teich uud alle ertrauken odcr wurden
vpu dcn Preußen crschoffen, bis auf den Fah-
nenttägcr Kopanic, dem auch die Fghne zu ret-
ten gelaug. Daß österreichische Bataillone und
AbthejlunLen stMdenlang, in Thälern uud
Schluchten aufgestclll. dem Feue.r der die Höhen
hesetzt haltmden Prenßen ausgesetzt blieben,
wird von mehreren Orten erzählt. Die schau-
derhaftesten Dinge aber werden von dem lin-
ken Flügel der Oestcrreicher m der Schlacht bei
Könjggrätz erzählt, der nmflügelt und vom Cen-
lrum durch das Eindringeu des Feindes abge-
schnitten wqr, ohne daß sein Commandflnt sich
veranlaßt fand, bavon dem Centtum Nachricht
zu geben.
WLen, 40. Zuli. Die „Presse" schreibt:
Der Anmqrsch wr siegreiche-n S.ndarn,ee gegen
Wien hat die militärische Lqge mit esnem Mal
Wkl>ntlich.zu unsern Gunsten unigestaltet. We""
es guch wachrscheinlich ist, daß eiye nickt un-
bedeuttnde Truppenmacht Venelien bis zur de-
finitiyev Uebergabe an Frankreich besctzt halten
wjrd, so läßt sich doch annchmen, daß minde-
ftens eine Armee von 130,000 bis 450.000
Mann herangezogen werden kqnn. Wir glau-
be.n, tzaß die Preußen, welche bei dem Abgang
jchneller BeförderungSmMel auf die Benützung
der Heerftraßen angewiesen sind, Wien vor dem
Einmarsch der Südarmee kaum erreichen können.
Selbst ein Angriff der Preußen auf Wien
könnte in sicherer Erwartung der heranrücken-
den Südarmee kräfttg zurückgewicsen werdeu,
da außer der bereits aus Laibach herangczoge-
ncn Reserve der Südarmee noch das Corps
des F.-M.-L. Gablenz, der gestern hier ein-
traf, heule und lnorgen in Wien angelangt
sein wird. Erzherzog Albrccht soll am 12. d.
hicr eintreffen.
Die Wiedcrbesetzung der vakanten Pollen bei
Fer Uordarmee soll nach der „Debatte" bereils
erfolgt sein. An die Stelle des G.-M. Kris-
manic wurde G.-M. Baumgarten zum Che^
der OperationSkanzlei ernannt. Das Com-
mando des 1. Corps führt derzeit G.-M. Graf
Gondrecourt, des 4. G.-M. Zaitsch und des
8. G.-M. v. Wcber.
Bertin , 40. Jnli. (Amtlich.) Die wie-
derholten Anträge der österreichischen Regierung
im prcußischen Hauptquarticr auf Abschluß eines
Waffenstillstandcs Oit dem Anerbieten, die
Festungen Aosephstadt und Theresienstädt den
j preußischxn Truppen einzuräumen, stnd von
Sr. Maj. dem König nicht annehmvar be-
funden worden.
Die dem Feind in der Schlacht bei König-
grätz abgenommenen Gefangpnen und Trophäen
mehren sich nock fortwghrend. Bis zum,7.
d. M. waren 20,000 Gefangenc und 145 Ka-
nonen constaürl.
Pardubitz, 10. Juli. Mrch amtlicher Zu-
fammenstellung beträgt dieGcsammtzahl der in
der lctztcn Schlacht und nachher croberten Ge-
fchützc jetzt 180; auch sind neuerdings 400 gc-
füllte Munitionswagen genommen worden.
Hohenmauth, 11. Juli. Das Haupt-
quartier des Königs ist nach Zwittau verlegt.
Die Besetzung von Prag fteht bevor, bildet je-
doch nur einen untergeordneten Zweck. Den
Oesterreichern ist ein beträchilicher Lebensmittel-
transporr abgeuommen worden. Der Herzog
von Mecklenburg-Schwcrin ist znm Comman-
danten des zweiten Neservecorps ernannt, daS
nach Leipzig gehen wird. Dcr Adjutant Sckweiml
wurde von Parduvitz nach Petersburg gesandt.
Die Armee marschirt aus Brnnp. Die Grrnzen
und der Süden von Schlesien stnd von Trup-
pen entblößt.
Wien, 11. Juli. Der „Kamcrad" kann
„nack den sichersten Qucllen" mitthejlen, ckaß
„die Nordarmee fcit drei Tagen wieder in voll-
fter geordneter Kriegsberxjlsckaft marschirt, und
daß nur die schmerzlichen Lücken an Officieren
und Mannschast Zeugniß von den überstande-
nen verhängnißvyllenKämpfen gcben." Ferner
ist der „Kamerad" zu der Mittheilung ermäch-
tigt, ^daß Se. Maj. der Kaiser die gemesseu-
sten Befehle gegeben ,hat, unverzüglich die Um-
änderung der im hiesigen k. k. Artilleriearsenal
bcfindlichen Gewehre in Hinterlader in An-
griff zu nehmen, und die neuen Gewehre nach
Maß ihrer Vollendung parthieweise an die k. k.
Nordarmee zur Bewaffnung der Jnfanterie-
truppen zu senden. Die Gewehre werden nach
dem Lindner'schen System mit EinheitSpatrone
umgeändcrl.
Der „Nat.-Ztg." zufolge chaben das brandew-
burgische Füsiljerregiment Nr. 35, das 7. bran-
denburgische Jnfqnterieregiment Nr. 60, und
daS 8. brandenburgische Jnfanterie.-Rcgiment
Nr. 64 Befchl erhalten, sich zu dem Truppen-
theil zu begeben, welcher gegen das Bundes-
corps operirt.
Worms, 10. Zuli. Der hiesigen Zeituna
wird aus Kreuznach gemcldct, daß am 4.
Juli ein Trupp prcuß. Soldaten die hefsische
Takine Theodorshalle überrascht und die Kasse
unb Bücher mit Beschlag belegt hal. Die Sa-
line wurde förmlich nebst allen Arbeitern und