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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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Wdklbkrgtr Zkitung.

M 188


Sonntag, 12 August


* Politische Umschau.

Heidelberg, 11. August.

Wie ans andcru Gcgeuden Würtemberg's
kommen auch auS Oberschwaben dcm „Tchw.
M." Znschriftcn zu, die einen Umschwuug der
politischen Stimmung beurkundcn uud sich im
Juteresse dcr Eiuiguug Deutschlands dafür aus-
sprechcn, „die jctzt einzige deutsche Großmacht
zu stärken und Achtuug gcbieteud gcgcn das
Ausland zu machen" rc. —Die „Ulmer Schuell-
post" spricht sich in mehreren „die Friedeus-
adrcssen" überschriebencn Artikeln im Siuue des
ZusammcnbleibenS mit dem deutscheu Norden
aus. ' ' ...

DcrBerlincr „Pnblicist", ein officiöses Blatt,
stcllt eiucn Vergleich zwischcn der preußischen
und der franzöfischcn KriegSmacht an uud kommt
dabei zu dem Nesultate, daß Preußcu vollkom-
men in der Lage ist, es mit Frankreich aufzu-
nehmen, indem die preußische Armce nicht bloß
qualitativ,. sondern auch numcrisch der franzö-
sischen bedentend überlcgcn sei. Wic der Publ.
findct, würde Frankreich in den crstcn Moua-
ten nach Ansbruch dcs KricgcS Prenßen nur

208.000 M. Jnfanterie uud 25 Gardebataillone
mit Neitcrei und Artillcrie, im Ganzen höchstens

280.000 bis 285,000 Mann entgcgeustellen
köuueu, während Prcußen mit dcn B<1taillonen
seiucr Verbüudeten im Ganzcn 620,000 Mann
stark sein würde.

Der preußische „Staatsauzeiger" publicirt
amtlich dcn Wortlaut der Wasfenstillstandsver-
träge niit Bayern, Hessen-Darmstadl, Baden
und Würtemberg. LetztcreS hatte zugleich Waf-
fenstillstand für Nassau bcautragt, was aber
General v. Mautcuffel, weil cr dazu kcine Loll-
macht hatte, abgrlehnt ha>

Nach der „Nordd. Allg. Ztg." hat sich gestern
Abcnd in Folge der Auffordcruug der Hcrrcn
Graf Bcthnsy-Huc, Graf Nenard nnd Freiherr
v. d. KneseÜeck-Karve untcr dem Namcn „freie
conscrvativc Verciniguug" cine ncue Fraction
deS Abgeordnctenhauses constituirt. .

Die weimarischcn Truppen sollen zur Bc-
schuug Schleswig - Holsteins mit verwendet
werdcn.

Jn einer jüngstenS in Berlin erschie-
nencn Broschüre: „Die Nothwendigkeit einer
nenen Partetbiltzung", von Julian Schmidt,
dcm Kritiker, Litcrarhistorikcr und späteren
Publicistcn, Ncdacteur der wciland Bcrl. Allg.
Ztg., gilt dem Verfasscr als Aufgabe der na-
tionalcu Partci im preußischcn Landtage: kräf-
tigc Untcrstützung dcr deutschen Politik des
Grafen Biömarck und Festhalten an dcn libe-

ralen Principien. die zugleich die altpreußischen
sind.

Nach eingelangteu brieflichen Mitthcilungcn
in Frankfnrt aus unterrichtcten Cirkcln in Pa-
ris bcfindet sich der Kaiser Napoleon seit seiner-
Nückkchr aus Vichy ernstlich unwohl uud crregt
seiu Zustand in Hofkreisen lebhafte Besorgniß.

Der Discouto in Frankfurt ift auf 5 pEt.
herabgesetzt.

Deutschland.

Karlsruhe, 10. Ang. Das hcute erschie-
nene llkegbl. Nr. 46 cuthält (außer Personal-
nachrichten):

I. Verfüguugen und Bekanntmachungcn der
Miuisterien. i) Bekanutmachnng oes großh.
Miuisteriums des großh. Hauses und der aus-
wärtigcn Angelegenheiten. Die Ertheilung dcs
Erequatur an den Consul der Argeutiuischen
Nepublik, Wilhelm Köster in Mannheim bc-
trcffend. 2) Bckanntmachung des großh. Ju-
stizministerinnis. Die Vorbereitnngen zum öf-
fcntlichcn Dienst im Notariatsfach bctrcffeud.
Darnach haben Sc. Königl. Hoh. dcr Groß-
herzog mit höchster Entschließung auö großh.
Staatsministcrium vom 26. d. M. daS Juftiz-
ministcrium zu ermächtigen geruht, als Vtotare
auch dicjenigcn NotariatScandidateu auzustellcn,
welche nach Becndig»ng der in § 1 dcr Vcr-
ordnung vom 18. Sept. 1849 vorgeschricbenen
Studieu, im Laufe des nächsten L-pätjahrs, eine
vom Jnstizministerium nach Anleitung deS § 2
der augeführten Verordnung vorzunehmende
Prüfung mit Erfolg bestehcn, und sovaun nach
zweijährigcr praktischer Ucbung den in § 2 der
allerhöchstcn Verordnnng vom 24. Zuli v. Z?
gcforderteu Nachwcis licfcrn. DieS wird niit
dcm Anfngen bekanut gemacht, daß über den
Termin der hienach abznhaltenden theorelischcn
Prüfnng im NotariatSfach weitere Bckaunt-
machnng nachfolgcn wcrde. 3) Bekanntmachung
dcs großh. Finauzministcriums. Verorduung:
Die Anfnahme eineS AnlchenS für dcn Staats-
Eiscnbahnbau betreffend. Dadurch wird — in
Gemäßheit dcs Gesetzes vom 2l. April 1866,
wodnrch die Eisenbahnschuldcntilgungskasse er-
mächtigt ist, den Kapitalbctrag, welchen der
durch daö Eiscnbahubaubudget für 1866 und
1867 vorgeschene Bau von Eisenbahuen in
Anspruch nehmcn wird, untcr Aufsicht und Lci-
tung dcö Finanzministcriums im Wege von
Staatsanlchen beiznjchaffen — mit höchster Er-
mächtigung Sr. Königl. Hoheit des Gr«ß-
herzogs aus großh. Staatsministerium vom
4. d. M. vcrorbnct, was folgt:

8 1. Die Elseubahnschlitdentitguilgskasse ist ermäch-

1) Die Schuldschcine sind zu 5 Procent verzinSlich';
sie wcrden in Stücken zn 1000 fl., 500 fl., 200 fl. und
iOO^ fl.^ süddculscher^ Währnn^>>dsoi^veitso 1 che in der

^3)^ Dieselben sind von Seiten der GlSubiger unauf-
1. Angust 1873 bis 1876 im Nenuwerth in jährlichen

ist gleichbald durch das Ne.nerungsblatt und andcre
öffentliche Blätler bckannt zu machen. Mit dcm Ein-
lösungslermin hört die Verzinsuug der verloosten Schuld-

H. Diensterledigung. ^Der NotariatSdistrict
WieSloch II.

Karlsruhe, 10. August. Wie wir hören,
wcrden beilänfig 400 Militär-Zugpferdc un-
verweilt in der mittlcrcn Landesgegend verstellt.
Die großh. BezirkSämter der Krcise Karlsruhe,
Baden und Offenburg sollen bereitS anfgcsor-
dert worden sein, Landwirthe zur Ucbernahme
dicser Pfcrde in Vorschlag zn bringen. Wir
glauben manchen Landwirthen einen Dienst zu
erweisen, indem wir sie auf diese Maßnahme
aufmcrksam machen, damit sie ungesäumt ihre
Anmeldung machen.

Stuttgart, 8. Aug. Der Gesammtvcrlust
dcs würtembergischcn TruppencorpS bcträgt an
Todten: Officiere 8, Untcrofficiere 9, Soldaten
49; an Vcrwnndetcn: Officiere 18, Untcroffi-
ciere 73, Soldaten409; an Vermißtcn: Offi-

3. Antheil am Gefecht auf der tzöhe Mifchen
Gerchsheim beziehungsweife Vberattert-
heim und Aifl
am 25. Iult 1866. (Schluß.)

Um die Verbindung mit dcn übrigen Divisionen
des 8. Armrccorps brsser zu rrhalten, rückte die
Division am 25. früh wteder aus der nach dem
Gefecht bet Wcrbach bezogencn Aufstcllung vor, und
stand mit dcr Avantgarde bei Stetnbach mtt der
1. Brigade hinter diesem Orte und mit der 2. Bri-
gade rückwärts Unleraltertheim.

welche Befehle rasch auf einander folgten.

Als indcssen Nachckittags starke preußische Colon-
nen in der rechten Flanke vorrückten und ein Ge-
fecht mit bayerischen Truppen bei Helmstadt fich
entspann, beschloß der Eommandirende der Divi-
fion, dte in der Flanke bedrohte Stellung zu ver-
lassen und hinter Oberalterthetm zurückzugchen und
dorten Stellung zu nchmen.

In der Stellung angelangt, während bei Gercks-
heim ein heftiger Artilleriekampf der Reserveartille-
rie gegen eine von Taubcrbischofsheim vorrückende
feindliche Colonne sich entspann, nnd die preußi-
schen Truppen bei Helmstadt Terrain gewonnen,
wurden die staffelförmig an der Straße lirgenden
beidcrseitigen Waldrändcr besetzt, währeud die Ar-
tillerie links auffuhr und rückwärts derselben die

1. und 3. Division sich sammelten.

Der Geschützkampf vor Gerchsheim zicht sich
nach und nach auf die Höhe, und die beiden postir-
ten badischen Batterien nehmen nach halber Schwen-
kung Theil an demselben, während die 1., 3. und
4. Division und die Neservereiterei (die beiden
erstern mit Rücklassung zweier Bataillone) durch
den rückwärtigen Wald defiliren und durch die !

2. Division ersctzt werden.

Bald steht die 2. Division allein auf drr Höhe; '
auch die 2. Brigade defilirt aus Mangel an Raum
und geht biS auf die Höhe von Kist; die beiden
Batterien führcn den Kampf mit AuSdauer und ^
Glück sort, denn daS fetndliche Feuer wurde zu-
sehendS fchwächer, die BataiUone stehen frst, wäh-
rend die Granaten rtngsum einschlagen.

Bald darauf ist derselbe vom Feind genommen,
die zwei Bataillone der 1. und 3. Division ziehen
ab, und es bildet somit das 2. Bataillon deS Leib-
GrenadierregimentS die äußerste Nachhut und drckt
den Rückzug durch das lange Walddcfilä.

Mit Mühe bricht sich die Divifion auf der durch
Truppen, Wagen und Geschütz vielfach verstopften
Straße Bahn, urd es gelingt dem Commandiren-
den endlich, die Division früh 3 Uhr nördlich von
Kist im Bivouac zu vereinigen.

Der Verlust der Divifion am 23. beträgt: 15
Todte, worunter 3 Officiere; 56 Verwundete, wor-
unter 3 Osficiere; 1 Officter gerieth in Gefangen-
schaft; 53 Vermißte und 25 Pferde.

Am 24. verlor die Divifion: 7 Todte, 60 Der-
 
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