UMlbkrgkr Zkilung.
M 263
Donnerstag, 8 November
«8K«.
Auf die „Heidelberger
' T ^ Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
November und December mit 42 Kreuzern
abonniren bei allen Postanstalten, den Boten
und Zeitungsträgern, sowie der Expedition,
Untere Ncckarstraße Nr. 13 u.
* Polirische Umschau.
Heidelberg, 6. November.
Wie verschiedenen Blättern gemeldet wird,
beabsichtigt der Ausschuß des Nationalvereins
am 17. November in Berlin zusammenzutreten,
um über Ort, Zeit und Tagesordnung der
diesjährigen allgemeinen Vcreinsversammlung
Beschlüsse zu fassen. Ebenso soll am 11. No-
vember in Stuttgart eine Versammlung ehe-
mals großdeutsch Gesinnter a«s verschiedenen
Ländern stattfinden. Die Jdee geht zunächst
von großdeutschen Mitgliedcrn der württember-
gischen Kammer aus, und Zweck der Versamm-
lung ist eine Besprechung im Sinne der Grün-
dung eincs selbstständigen unabhängigcn Süd-
bundes. Aus Bayern dürfte eine starke Be-
theiligung an diescr, von Demokraten und Con-
servativen gleichmäßig unterstützten Vcrsamm-
lung, zu erwarten sein. Die Einladung ist wie
der „A. Abendztg." geschrieben wird, u. A. un-
terzeichnet von Gch. Rath Welker, Geh. Rath
Mittermaier, Prorector Hitzig, Altbürgermeister
Spcyerer und Karl Grün von Heidelberg; Graf
v. Berlichingen von Mannheim, Pxofessor Neu-
mayr und Richter Croissant von Frankenthal,
Beck, Feder, Kaiser und Frhr. v. Edelsheim
nebst Parteigenossen von KarlSruhe, deßgleichen
Tafel, Becher-, Probst, Oesterlen mil ihren Par-
teigenossen von Stuttgart; endlich den bayeri-
schen Abgeordneten Kolb und Hohenadel und
dem Kammerpräsidenten Profesior Pözl. Die
Eingeladenen wollen die Wiederherstellung ei-
nes die sämmtlichen deutschen Volksstämme um-
fasienden politischen Bandes auf söderativer
Grundlage unter Sichcrstellung der berechtigten
Selbstständigkeit und der freien constitutionellen
Entwickelung der Einzelstaaten, wie sie bereits
in der Reichsverfasiung von 1849 mit den
Grundrechten des deutschen Volkes einen Aus-
druck gesunden. Bis zu dieser allseitig anzu-
strebenden Wiedervereinigung der ganzen Na-
tion dürfen jedoch, sagt die Einladung, die
deutschen Südstaaten mit ihren 9 Millionen
nicht in ihrer biSherigen Jsolirtheit verharren,
sondern sie können nur durch treues Zusam-
menwirken in einem aus freiheitlichen Grund-
lagen beruhenden, durch die volle Wchrkraft
deS Volkes geschützten Verein Sicherheit für die
Moltke über den letzten Krieg.
Die Wocbenschrtft„Daheim"veröffentlicht in ihrer
Nummer vom 6. d. ven Bericht über einen Besuch
beim General v. Moltke, dem GeneralstabS-Chef
der preußischen Armee. Der Verfaffer theilt unter
Anderem die folgenden bemerkenswerthen Aeuße-
rungcn Moltke'S über den letzten Krieg mit:
„Hohe, achtungswerthe, gewichtige Stimmen hat-
ten fich hören lassen und meinten, daß in einem
deutschen Kriege Preußen nicht den ersten Schuß
thun dürfe; alletn der Konig, nachdem er alle
seine Räthe gehört hatte, erkannte glücklicher Weise,
daß jedes weitere Abwarten den Staat in wirk-
liche, handgreistiche Gefahr brächte. Da ergriff er
dte Initiative des HandeinS, so wie Oesterreich die
der Rüstungen ergriffen hatte. und durch diesen
Act schrieb rr für die ganze Folge dem Gegner
das Gesetz vor. Ich habe dte feste, unumstößliche
Ueberzengung, daß, «enn man daS Ueberschreiten
der fächsischen Grenze nur um wenige Tage ver-
zögert hätte, wir heute die Schlachtfelder deS ver-
floffenen Krieges auf der Landkarte von Scblefien
suchen müßten. Ss war ein kühner und glücklicher
Wahrung ihrer Ehre, ihrer staatlichcn Existenz
und allcr Jnteresien ihrcr Bürger finden.
Bei dem letzten großen Avancement in der
preuß. Armee sind ernaunt resp. versetzt: 7
commandirendc Generale, sämmtlich Adlige; 12
Divisionscommändeure, sämmtlich Ädlige; 38
Brigadecommandeure, davon 37 Adlige, 1 Bür-
gerlicher; 37 Negimentscommaudeure, davon 32
Adlige, 5 Bürgerliche. Von diesen letzterwäh-
ten d bürgerlich^n Regiments-Kommanveuren
gehören 3 der Artillerie, 2 der Jnfanterie, kei-
ner der Kavallerie an.
Einer Versicherung der „Leipz. Ztz." zufolge
erging vor vier Jahrcn, nach der Entlasiung
deS Ministeriums Auerswald uud vor dem Ein-
tritt des Grafen Bismarck, cin Ruf an Hrn.
v. Beust zur Uebernahme des auswärtigen Mi-
nifteriums in Preußen. Hr. v. Beust lchnte
den Ruf damals ab.
Eine Broschüre, welche den Titel führt:
„Oesterreich, Preußen und die Annexirungen.
Eine Stimme aus Hannover", versichert der
erftaunten Welt alles Ernstes, die Bevölkerung
des Landes Hannover werde demnächst in Masie
sich erheben, um den angestammten Welfen-
sürsten mit Jubel zurückzuholen.
Der Abschluß einer Militärconvention zwi-
schen Frankreich und Belgien wird kategorisch
widersprochen und dem festen Entschluß der
Regierung, an der absoluten Neutralität Bel-
giens unverrückt festzuhalten, der bestimmteste
Ausdruck gegeben.
Die Nachricht, welche französische Blätter ge-
bracht haben, daß Holland -einen Vertrag mit
Preußen über die Besetzung der Festung Luxcm-
burg nach Auflösung der Bundesverhältnisie
geschlosicn habe, ist unbegründet.
Ein Telegramm aus Orenburg vom 2. d.
meldet: Obgleich der Emir von Bochara die
gefangenen russischen Kaufleute freigegeben hatte,
traf er Voch kriegerische Vertheidigungsvorbe-
reitungen. Nach Ablauf des zur Beantwor-
tung der dem Emir gemachten Vorschläge fest-
gestellten Termins überschritt Gcneral Krischa-
nowSki die bucharische Grenze und erstürmte
nach achttägiger Belagerung am 2. Octbr. die
Festung Urtibe, wobei er 16 Kanonen und 4
Fahnen erbeutete und viele Gefangene machte.
Die Rusien verloren 3Officiere und lOO Mann
an Todten und Verwundeten. Der Feind hatte
starke Verluste.
D e ri t s ch l a n d.
Karlsruhe, 6. Nov. Die erste Kam-
mer hofft in morgiger Sitzung ihre Geschäfte
zu crledigen, worauf der Landtag vorcrft ver-
j Zug und sein so treffltches Gelingen ein guteS
marschirt werden — und das haben unsere Sol-
daten redlich gethan; jedock» die schließliche Verei-
nigung konnte nur durch Verdrängen des FeindeS
Waffenglücke, daß zehn Tage genügten, um die
Oesterretcher zur Entscheidungsschlacht zu nöthigen.
Ste werden wahrscheinlich alle Einzelnheiten deS
TageS von Königgrätz kennen; er war die Krönung
unseres ganzen FeldzugplaneS, der sich hier tn
setner WirkungSart so vollständig zeigte. Am Mor-
gen dieses TageS standen unsere Streitkräfte auf
einer Front von vier Meilen — fic durften fich in
dieser Ausdehnung nickt angreifen lassen. Unser
offenfiveS Vorgehen hingegcn vereinigte alle EorpS
auf dem Schlachtfelde selbst und verwandelte so den
strategischen Rachthetl der Trennung in den takti-
schen Vortheil einer völligen Umfaffung deS Fein-
deS. Sehen Sie unseren ganzen Vormarsch an,
und Sie werden stets daffelbe finden. Wir waren
mit unseren drei so weit von einander getrennten
tagt werden wird. Der eigentliche Schluß mit
Landtagsabschied wird etwas späler im Regie-
rungsblatt bekannt gemacht werden. Solltcn
die Verhältniffe es nothwendig machen, so würde
die Regierung zur Berufung eincs außerordent-
lichcn Landtags sich entschließen, ein Fall, der
übrigens zur Zeit nicht wahrscheinlich erscheint.
Der Commissionsbericht der ersten Kammer
über den Gesetzesentwurf, die Bcwilligung ei-
nes außerordcntlichen Credits von 1,066,000 fl.
für Beschaffung vorl Hinterladungsgewehren,
dcn Geh. Rath Bluntschli crstattcte, schließt sich
dcn Beschlüssen der zweiteu Kammer über diese
Forderung zmar an, hätte aber doch statt einen
theilweisen, lieber die ganze Bewilligung der
von der Rcgierung gcforderten Summe gesehen.
Denn es sci eine Forderung der nationalen
Pflicht, daß die badischen Truppen in einem
nächsten Kriege als Bundesgenossen Preußens
unter preußischer Führung kämpfen, für wel-
chen Fall unsere Truppen mit den preußischen
gleich bewaffnet sein müßten. Militärische Au-
toritäten sind indeß anderer Ansicht und geben
eine solche Nothwendigkeit nicht ohne weiteres
zu; selbst unser Kriegsminister hat in der zwei-
ten Kammer bei den Verhandlungen über die-
sen Gegenstand eincr ähnlichen Laienstimme ge-
genüber auf Frankreich hingewiesen, wo das
gcsammte Hecr nicht gleiche Bewaffnnng habe,
waS der bckannten Tüchtigkeit französischer Heere
keinen Eintrag thue.
Der CommissionSbericht der ersten Kammer
über den Entwurf eines Kriegskostenausglei-
chungsgesetzeS ist von Dr. Bertheau erstattet.
Auch dieser Bericht schlicßt sich nach mancher-
lei recht gründlichen Bemerkungen über einzelne
Bestimmungen des Gesetzes in seinen Schluß-
anträgen doch ganz der Fasiung der zwciten
Kammer an. Es wird demnach ohne Zweifel
auch diese Vorlage uuverändert in der erstcn
Kammer zur Annahme gelangen, so daß glück-
licher Weise kein Anlaß gegeben wird, die Volks-
kqmmer nochmals zu berufen.
Wie-wir vernehmen, wird auch die Petition
der Stadt Baden in der crsten Kammer in
ähnlicher Weise ihre Erledigung finden, wie
dies in Uebereinstimmung mit dcr Regicrung
in her zweiten geschehcn ist.
Tübinqen, 3. Nov. Der „Allg. Ztg."
wird von hier geschrieben: „Eine sehr unan-
genehme Angelegenheii bewegt seit einer Woche
dic hiesigen Kreise. Ein Artikel« der „Prcuß.
Jahrbücher" über Schwaben und den schwäbi-
schen Charakter, welcher vor einigen Mouaten
erschien, hatte vielfach im Lande verletzt. Die
Regierung, welche selbst Gegenstand heftiger
ohne unser Vordringen zu verhindern, brachte uns
nach menschlichem Berechnen der Siegesgewißheit
näher."
Merkwürdig ist, daß Moltke vielleicht selbst durch
sein Werk über ben italienischen Feldzug dazu bei-
getragen hat, Benedek jenen Namen zu schaffen,
der ihn zum Oberbefehlshaber befördern ließ.
Moltke Lußerte fich denn auch über Benedek mit
achtungsvoller Tbeilnahme: „Ein befiegter Feld-
herr!" sagte er. O, wenn der Laie nur rine ent-
fernte Idee hätte, wae daS zu bedeuten hat! Der
Abend von Königgrätz tm österreichischen Haupt-
quartier! „O, wenn ich mir den vorstelle — solch»
ein verdienstvoller, tapferer General, wie Bene-
dek!" — „Ercellenz," sagte ich, „auS einer mir
sehr glaubwürdtg scheinenden Quelle erfuhr ich vor
kurzer Zeit, daß Genrral Benedek gleich nach dem
Gefechte bet Skalitz nach Wien telrgraphirt habe,
man möge um jeden PreiS Frieden mit Preußen
schließen — war oder ist Ihnen dieS Factum be-
kannt?" Der General sah mich einige Secunden
lang scharf an: „Kann schon möglich sein," meinte
M 263
Donnerstag, 8 November
«8K«.
Auf die „Heidelberger
' T ^ Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
November und December mit 42 Kreuzern
abonniren bei allen Postanstalten, den Boten
und Zeitungsträgern, sowie der Expedition,
Untere Ncckarstraße Nr. 13 u.
* Polirische Umschau.
Heidelberg, 6. November.
Wie verschiedenen Blättern gemeldet wird,
beabsichtigt der Ausschuß des Nationalvereins
am 17. November in Berlin zusammenzutreten,
um über Ort, Zeit und Tagesordnung der
diesjährigen allgemeinen Vcreinsversammlung
Beschlüsse zu fassen. Ebenso soll am 11. No-
vember in Stuttgart eine Versammlung ehe-
mals großdeutsch Gesinnter a«s verschiedenen
Ländern stattfinden. Die Jdee geht zunächst
von großdeutschen Mitgliedcrn der württember-
gischen Kammer aus, und Zweck der Versamm-
lung ist eine Besprechung im Sinne der Grün-
dung eincs selbstständigen unabhängigcn Süd-
bundes. Aus Bayern dürfte eine starke Be-
theiligung an diescr, von Demokraten und Con-
servativen gleichmäßig unterstützten Vcrsamm-
lung, zu erwarten sein. Die Einladung ist wie
der „A. Abendztg." geschrieben wird, u. A. un-
terzeichnet von Gch. Rath Welker, Geh. Rath
Mittermaier, Prorector Hitzig, Altbürgermeister
Spcyerer und Karl Grün von Heidelberg; Graf
v. Berlichingen von Mannheim, Pxofessor Neu-
mayr und Richter Croissant von Frankenthal,
Beck, Feder, Kaiser und Frhr. v. Edelsheim
nebst Parteigenossen von KarlSruhe, deßgleichen
Tafel, Becher-, Probst, Oesterlen mil ihren Par-
teigenossen von Stuttgart; endlich den bayeri-
schen Abgeordneten Kolb und Hohenadel und
dem Kammerpräsidenten Profesior Pözl. Die
Eingeladenen wollen die Wiederherstellung ei-
nes die sämmtlichen deutschen Volksstämme um-
fasienden politischen Bandes auf söderativer
Grundlage unter Sichcrstellung der berechtigten
Selbstständigkeit und der freien constitutionellen
Entwickelung der Einzelstaaten, wie sie bereits
in der Reichsverfasiung von 1849 mit den
Grundrechten des deutschen Volkes einen Aus-
druck gesunden. Bis zu dieser allseitig anzu-
strebenden Wiedervereinigung der ganzen Na-
tion dürfen jedoch, sagt die Einladung, die
deutschen Südstaaten mit ihren 9 Millionen
nicht in ihrer biSherigen Jsolirtheit verharren,
sondern sie können nur durch treues Zusam-
menwirken in einem aus freiheitlichen Grund-
lagen beruhenden, durch die volle Wchrkraft
deS Volkes geschützten Verein Sicherheit für die
Moltke über den letzten Krieg.
Die Wocbenschrtft„Daheim"veröffentlicht in ihrer
Nummer vom 6. d. ven Bericht über einen Besuch
beim General v. Moltke, dem GeneralstabS-Chef
der preußischen Armee. Der Verfaffer theilt unter
Anderem die folgenden bemerkenswerthen Aeuße-
rungcn Moltke'S über den letzten Krieg mit:
„Hohe, achtungswerthe, gewichtige Stimmen hat-
ten fich hören lassen und meinten, daß in einem
deutschen Kriege Preußen nicht den ersten Schuß
thun dürfe; alletn der Konig, nachdem er alle
seine Räthe gehört hatte, erkannte glücklicher Weise,
daß jedes weitere Abwarten den Staat in wirk-
liche, handgreistiche Gefahr brächte. Da ergriff er
dte Initiative des HandeinS, so wie Oesterreich die
der Rüstungen ergriffen hatte. und durch diesen
Act schrieb rr für die ganze Folge dem Gegner
das Gesetz vor. Ich habe dte feste, unumstößliche
Ueberzengung, daß, «enn man daS Ueberschreiten
der fächsischen Grenze nur um wenige Tage ver-
zögert hätte, wir heute die Schlachtfelder deS ver-
floffenen Krieges auf der Landkarte von Scblefien
suchen müßten. Ss war ein kühner und glücklicher
Wahrung ihrer Ehre, ihrer staatlichcn Existenz
und allcr Jnteresien ihrcr Bürger finden.
Bei dem letzten großen Avancement in der
preuß. Armee sind ernaunt resp. versetzt: 7
commandirendc Generale, sämmtlich Adlige; 12
Divisionscommändeure, sämmtlich Ädlige; 38
Brigadecommandeure, davon 37 Adlige, 1 Bür-
gerlicher; 37 Negimentscommaudeure, davon 32
Adlige, 5 Bürgerliche. Von diesen letzterwäh-
ten d bürgerlich^n Regiments-Kommanveuren
gehören 3 der Artillerie, 2 der Jnfanterie, kei-
ner der Kavallerie an.
Einer Versicherung der „Leipz. Ztz." zufolge
erging vor vier Jahrcn, nach der Entlasiung
deS Ministeriums Auerswald uud vor dem Ein-
tritt des Grafen Bismarck, cin Ruf an Hrn.
v. Beust zur Uebernahme des auswärtigen Mi-
nifteriums in Preußen. Hr. v. Beust lchnte
den Ruf damals ab.
Eine Broschüre, welche den Titel führt:
„Oesterreich, Preußen und die Annexirungen.
Eine Stimme aus Hannover", versichert der
erftaunten Welt alles Ernstes, die Bevölkerung
des Landes Hannover werde demnächst in Masie
sich erheben, um den angestammten Welfen-
sürsten mit Jubel zurückzuholen.
Der Abschluß einer Militärconvention zwi-
schen Frankreich und Belgien wird kategorisch
widersprochen und dem festen Entschluß der
Regierung, an der absoluten Neutralität Bel-
giens unverrückt festzuhalten, der bestimmteste
Ausdruck gegeben.
Die Nachricht, welche französische Blätter ge-
bracht haben, daß Holland -einen Vertrag mit
Preußen über die Besetzung der Festung Luxcm-
burg nach Auflösung der Bundesverhältnisie
geschlosicn habe, ist unbegründet.
Ein Telegramm aus Orenburg vom 2. d.
meldet: Obgleich der Emir von Bochara die
gefangenen russischen Kaufleute freigegeben hatte,
traf er Voch kriegerische Vertheidigungsvorbe-
reitungen. Nach Ablauf des zur Beantwor-
tung der dem Emir gemachten Vorschläge fest-
gestellten Termins überschritt Gcneral Krischa-
nowSki die bucharische Grenze und erstürmte
nach achttägiger Belagerung am 2. Octbr. die
Festung Urtibe, wobei er 16 Kanonen und 4
Fahnen erbeutete und viele Gefangene machte.
Die Rusien verloren 3Officiere und lOO Mann
an Todten und Verwundeten. Der Feind hatte
starke Verluste.
D e ri t s ch l a n d.
Karlsruhe, 6. Nov. Die erste Kam-
mer hofft in morgiger Sitzung ihre Geschäfte
zu crledigen, worauf der Landtag vorcrft ver-
j Zug und sein so treffltches Gelingen ein guteS
marschirt werden — und das haben unsere Sol-
daten redlich gethan; jedock» die schließliche Verei-
nigung konnte nur durch Verdrängen des FeindeS
Waffenglücke, daß zehn Tage genügten, um die
Oesterretcher zur Entscheidungsschlacht zu nöthigen.
Ste werden wahrscheinlich alle Einzelnheiten deS
TageS von Königgrätz kennen; er war die Krönung
unseres ganzen FeldzugplaneS, der sich hier tn
setner WirkungSart so vollständig zeigte. Am Mor-
gen dieses TageS standen unsere Streitkräfte auf
einer Front von vier Meilen — fic durften fich in
dieser Ausdehnung nickt angreifen lassen. Unser
offenfiveS Vorgehen hingegcn vereinigte alle EorpS
auf dem Schlachtfelde selbst und verwandelte so den
strategischen Rachthetl der Trennung in den takti-
schen Vortheil einer völligen Umfaffung deS Fein-
deS. Sehen Sie unseren ganzen Vormarsch an,
und Sie werden stets daffelbe finden. Wir waren
mit unseren drei so weit von einander getrennten
tagt werden wird. Der eigentliche Schluß mit
Landtagsabschied wird etwas späler im Regie-
rungsblatt bekannt gemacht werden. Solltcn
die Verhältniffe es nothwendig machen, so würde
die Regierung zur Berufung eincs außerordent-
lichcn Landtags sich entschließen, ein Fall, der
übrigens zur Zeit nicht wahrscheinlich erscheint.
Der Commissionsbericht der ersten Kammer
über den Gesetzesentwurf, die Bcwilligung ei-
nes außerordcntlichen Credits von 1,066,000 fl.
für Beschaffung vorl Hinterladungsgewehren,
dcn Geh. Rath Bluntschli crstattcte, schließt sich
dcn Beschlüssen der zweiteu Kammer über diese
Forderung zmar an, hätte aber doch statt einen
theilweisen, lieber die ganze Bewilligung der
von der Rcgierung gcforderten Summe gesehen.
Denn es sci eine Forderung der nationalen
Pflicht, daß die badischen Truppen in einem
nächsten Kriege als Bundesgenossen Preußens
unter preußischer Führung kämpfen, für wel-
chen Fall unsere Truppen mit den preußischen
gleich bewaffnet sein müßten. Militärische Au-
toritäten sind indeß anderer Ansicht und geben
eine solche Nothwendigkeit nicht ohne weiteres
zu; selbst unser Kriegsminister hat in der zwei-
ten Kammer bei den Verhandlungen über die-
sen Gegenstand eincr ähnlichen Laienstimme ge-
genüber auf Frankreich hingewiesen, wo das
gcsammte Hecr nicht gleiche Bewaffnnng habe,
waS der bckannten Tüchtigkeit französischer Heere
keinen Eintrag thue.
Der CommissionSbericht der ersten Kammer
über den Entwurf eines Kriegskostenausglei-
chungsgesetzeS ist von Dr. Bertheau erstattet.
Auch dieser Bericht schlicßt sich nach mancher-
lei recht gründlichen Bemerkungen über einzelne
Bestimmungen des Gesetzes in seinen Schluß-
anträgen doch ganz der Fasiung der zwciten
Kammer an. Es wird demnach ohne Zweifel
auch diese Vorlage uuverändert in der erstcn
Kammer zur Annahme gelangen, so daß glück-
licher Weise kein Anlaß gegeben wird, die Volks-
kqmmer nochmals zu berufen.
Wie-wir vernehmen, wird auch die Petition
der Stadt Baden in der crsten Kammer in
ähnlicher Weise ihre Erledigung finden, wie
dies in Uebereinstimmung mit dcr Regicrung
in her zweiten geschehcn ist.
Tübinqen, 3. Nov. Der „Allg. Ztg."
wird von hier geschrieben: „Eine sehr unan-
genehme Angelegenheii bewegt seit einer Woche
dic hiesigen Kreise. Ein Artikel« der „Prcuß.
Jahrbücher" über Schwaben und den schwäbi-
schen Charakter, welcher vor einigen Mouaten
erschien, hatte vielfach im Lande verletzt. Die
Regierung, welche selbst Gegenstand heftiger
ohne unser Vordringen zu verhindern, brachte uns
nach menschlichem Berechnen der Siegesgewißheit
näher."
Merkwürdig ist, daß Moltke vielleicht selbst durch
sein Werk über ben italienischen Feldzug dazu bei-
getragen hat, Benedek jenen Namen zu schaffen,
der ihn zum Oberbefehlshaber befördern ließ.
Moltke Lußerte fich denn auch über Benedek mit
achtungsvoller Tbeilnahme: „Ein befiegter Feld-
herr!" sagte er. O, wenn der Laie nur rine ent-
fernte Idee hätte, wae daS zu bedeuten hat! Der
Abend von Königgrätz tm österreichischen Haupt-
quartier! „O, wenn ich mir den vorstelle — solch»
ein verdienstvoller, tapferer General, wie Bene-
dek!" — „Ercellenz," sagte ich, „auS einer mir
sehr glaubwürdtg scheinenden Quelle erfuhr ich vor
kurzer Zeit, daß Genrral Benedek gleich nach dem
Gefechte bet Skalitz nach Wien telrgraphirt habe,
man möge um jeden PreiS Frieden mit Preußen
schließen — war oder ist Ihnen dieS Factum be-
kannt?" Der General sah mich einige Secunden
lang scharf an: „Kann schon möglich sein," meinte