Midtlbcrgcr Zeilmig.
Nl 22«
Mittwoch, is September
Die JahreSberjchte der großh. Landcs-Com-
miffäre über die Zustande und Ergcbniffe der
inncrn Vermaltnug sür das Zahr 186S.
(Schlttß.)
1V. Die Gemeindeverwaltung. ,
a. Kreise Constanz und Villingen.
Die Dienstleiftungen der Bürgermeister^ Ge-
meinderäthe und Gemeiuderechner werden im
Dnrchschnitt als rechr befriedigend bezeichnet,
weniger ist dies der Fall in einigen Bezirken
mit den Lciftungcn der Rathsschreibcr.
Die Zahl der aufgestellten Gemeinde-
voranschläge bctrug 391. Hiernach sind im
I. 1866 umlagcfrei 67 Hauptgemeinden und
10 Nebenorte. Dic Umlagen steigen in den
andern Gemeinden nicht übcr 1 fl. von 100 fl.
Steuerkapital. Vorausbeiträge, die bis auf 40
kr. ansteigen, werden in 205 Orten erhoben.
Die Gesammtsteuerkapitalien aller Gemeinden
und Nebenorte belaufen sich auf 121,160,487 fl.
Socialausgaben sind in den meisten Bezirken
nicht ausgeschieden, nur Schulgelder u. Wald-
hütcrlöhne für Privatwaldungen werden als
solche behandelt. Aufla.gen auf den Bürgernutzen
werden erhoben in 91 Gemeinden und 19 Ne-
benorten. Die Einnahmsrückstände und Aus-
gabSreste haben sich bcdeutend vermindert. Dic
«schulden sämmtlicher Gemeinden betrugen am
31. Dezembcr 1864 965,512 fl., das Gesammt-
vermögen 12,618,972 fl.
Die Festsetzung des Bürgergcnusses bie-
tet in vielen AmtSbezirken noch ein reichcs Feld
ersprießlicher THLtigkeit.
Uebereinstimmend mit den Ansichten der an-
dern Landescommissäre werden die Gebühren
der Gemeiirdebeamten nach der Bestim-
mung vom 13. Juni 1864 für zu hoch er-
achtet.
DasursprünglicheZehntkapitalvon 6,180,215
Guiden ist am 1. Jan. 1866 bis auf 1,043,730
Gulden herabgegangen.
Es befinden sich in beiden Kreisen nur 4 Ge-
meindebacköfen, Gemeindewaschhäuser jedoch viel
mehr.
d. Kreise Waldshut, Lörrach und
Freiburg.
Die Bürgermeister und Gemei^debeamten
werden im Allgcmeinen belobt, nur darüber
wird gcklagt, daß die ersteren ihre Dienstzeit
sehr häufig nicht aushallen, was wohl zum
Theil dem niedern Gehalt zuzuschreiben ist.
Noch mehr äußert sich die schlechte Bezahlung
bei den niederen Gemeindedienern.
Es werden erhoben:
Paris, 4. Sept. Wie dcr „Eonstitutionnrl"
arbeit verurtheilt, freiwtllig darum kinkommen, ihre
Strafzeit tn Cayenne anstatt in den Zuckthäusern
des Mutterlandes verbüßen zu durfen. Sie wer-
den bei ihrcr Ankunft von den männlichen Depor-
tirten getrennt und zu Arbelten angehalten, die
mit ihrem Geschlecht und Alter verträglich find.
Nach einer zweijährigen guten Aufführung dürfen
fie in Privatdienste treten und sich mit Sträflingen,
dte durch Arbeit und Bctragen fich auSgezeichnet
haben, verhetrathen. Die Sträflinge, welche nicht
zu lebenSlänglicher Zwangsarbeit verurtheilt sind,
können, je nach Ermcssen dcx Behörden, den Ge-
nuß gewisscr bürgcrlicher Rechte wiedererlangen.
VorigeS Zahr gingen, unter den gleichen Bedin-
gungen, 40 verurtbeilte Frauen nach Eayenne,
und rS hat den Anschein, als ob mit jedem Zahr
eine größere Anzahl fich um die Deportation alS
um rine Vergünstigung bewerben werde.
Umlagen . . . in 486 Gemeinden
Vorausbeilräge. . „ 315 „
Bürgergenußauflagen „138 „
Sociallasten. . . „ 301 „
Umlagefrei.91
Die Umlagen steigen bis zn 1 fl. 56 kr. Die
Einnahmsrückstände und Ausgabsreste haben
sich sehr vermindert.
Das Gesammtvermögen der Gemeindenbettug
(ohne das Vermögen der Freiburger Beurba-
rung mit circa 400,000 fl.) am 21. Dezbr.
1864 21,040.5.12 fl.
Das ursprüngliche Zchnlkapital von 8,435,775
Gulden bestand am 31. Dez. 1865 nur noch
in 578.727 fl.
Gemcindebacköfen sind selten, Waschhäuser
kommen mehr vor.
o. Kreise Karlsruhe, Badcn und
Offe nburg.
Den Bürgermeistern wird ein günstigesZeug-
niß ausgestellt. nur öfter gerügt, daß die Ge-
meinderäthe sich zu wenig um dic eigentliche
Gemeindeverwaltung bekümmern und solche dem
Bürgermeister überlasseu.
Die Gemeindeschulden beliefcn sich am 31.
Dezbr. 1864 auf 2,357,965 fl.
Die Zehntschulden betrugen am 31. Dezbr.
1865 nur noch 412,518 fl.
ll. Kreise Mannheim, Heidclberg
und Mosdach.
Die Leistungen der Bürgermeister werden im
Allgemcinen anerkannt, die RathSschreiber und
Nechner werden bald gelobt, bald getadelt.
Von jcder Gemeindesteuer sind frei 41 Ge-
meinden, Auflagen auf den Bürgernutzen wer-
den entrichtet in 44, Vorausbeiträge zahlen 78,
frei von allgemeinen Umlagen sind 37 Gemein-
den, Umlagen werden gezahlt bis mit 19 kr.
in 190, über 19 kr. in 126 Gemeinden. Die
hohen Gemeindesteuern finden sich in den klei-
nen Gemeinden des BezirkS Buchen, Wertheim
und Eberbach, die meisten steuerfreien Gemein-
den in den Bezirken der Pfalz, dann im Bez.
Adelsheim, Moöbach. Diese Erscheinung läßt
sich also erklären: der Odenwald hatte früher
nur wenige geschlossene Gcmeinden, seine Be-
wohner lebten auf meist zerstreuten Höfen.
Diese wurden allmählich zerstückelt, aus ihnen
bildeten sich die kleinen Gemeinden, die kein
Gemeindegut besaßen. Die Gemeindelasten fie-
len daher lediglich auf die Bürger. Jn der Psalz
dagegen besaßcn die Gemeinden von jeher große
Waidgründc, die weil wenig nutzbar auch zur
Vertheilung nicht reichten. Mit der steigenden
Kultnr wurden fie urbar gemacht. Diese Um-
wandlung fiel aber bereitS in eine Zeit, wo
(Das Kabel.) Aus London, 3. Sept., wird
geschrieben: Vom Great Eastern find gute Nach-
1865. Das Rißende ist gesteru Morgen glücklich
Die electrische Beschaffenbeit des alten Kabels ist
vortrefstich. Aufgefunben wurde daffelbe schon am
10. Angust von den Dampfern Albany und Ter-
rible und sofort an die Heraufschaffung gegangen.
Dieselbe mißlang jedoch, dadie gebrauchtenTaue^tf-
sen, und kein bkssercS Glück.hatte Anfangs der Great-
Eastern, der zwei Tage später zur Stklle kam. Die
MeereStiefe ist dort2400 Faden, eS tst daber ntcht zu
verwundern, daß zu wiederholten Malen, nachdem
man deS KabelS habhaft geworden, die wuchtige
Masse wieder entschlüpfte. Dte noch übrige Arbeit
ist verhältnißmäßig etne leichte, und wtrd der Be-
rechnung nach die zweifache Verbindung drr beiden
Hemisphären in dieser Woche vollendet werden. —
AuS Lonton, 4. Sept., meldet man: Vom Great !
Eastern lauten dte Nachrtchten günstig. Trotz !
SturmeS und RegenS waren sett vorgrstern bis ^
eine willkürliche Vertheilung des GemeindegutS
unter die Bürger nicht mehr zulässig war, so
blieben hier die Almenden erhalten.
Die Einnahmsrückstände und Ausgabsreste
haben sich bedeutend zum Befferen gcstaltet.
Das ursprüngliche Zehntablösungskapital be-
lief sich auf 8.867,149 fl.; am 31. Dez. 1865
ergab sich noch ein Ncst von 456,916 fl.
Gemeindebacköfen gibt es wenige, Gemeinde-
waschhäuser sind in dcn Amtsbcrichten nicht
aufgeführl.
* Pvlitische Umschnu.
Heidelberg, 18. September.
* Ueber die von Kolb und Genossen auge-
strebte Bildungein^s süddentschenBun-
deS äußert sich die „Augsb. Allg. Ztg." in
folgender bcmerkenswerthen Weise: „Der Par-
ticularismus wird in diesem süddeutschen Bunde
sich nur steigern, anstatt gebändigt zu werden;
wir werden je nach dcn Erfolgen der uns um-
gebcuden Mächte, heute dicser, morgen jener
Strömung anheimfallcn; unznsricdene, krank-
haft erregtc Parteien werden ihrcn Mißmnth
über die polilische Ohumacht des Ganzen gegen
die Einzelträger der politischcn Gewalt richten,
und bei dem ersten Slurm wird das mühselig
erbaute Kartenhaus politischer Freiheit mit
sammt unscrer politischeu Epistenz in seinen
eiuzeluen Blättern am Boden'liegen, zur un-
rettbarcn Bcute dem, der mit rascher, kräftiger
Hand zuzugreifen versteht.
Nach der „Darmst. Ztg." ift dic Zahluug
der ganzen Kricgskostenentschädigungssumme am
15. in Berlin erfolgt.
Jn Fraukfurt circulirt ein Memorandum,
welches sich gegen die Annexion verwahrt, da
Frankfurt trotz des Bundesbcfchluffeö nicht
mobil gemacht uud seine Neutralität als Bun-
desstadt nicht verletzt habc.
Nach der „A. Z." gehen Gerüchte darüber,
daß sich eine Quadrupelallianz zwischen, Prcu-
ßcn, Rußland, Amerika, Jtalien, in der oricn-
talischcn Frage vorbereite.
D e u t f ch l a n d.
Karlsruhe, 16. Sept. Seine Köniifi. Hoheil der
Großherzo haben Sich gnäoiqft^ bewogen qesunden:
gestern Mittag 155 (engl.) Meilen Kabel versenkt
unv -eine Strecke von 134 Meilen von der Stelle,
wo im vorigen Zahr daS Kabel riß, zurückgelegt.
Der Great Eastern befand fich gestern in einer
Entfernung von 586 Meilen von Neufundland.
Heidelberg, 17. Sept. (Gingesandt.) Der
in der mufikalischen Welt rühmlichst brkannte Vio--
linvirtuose A. Zirpel ist hier zu feiner Erbo-
lung auf einige Wochen zum Besuch und gibt auf
Wunsch ei.niger Herren und Damen nachster Tage
daS bereits angekündigte Loncert zu Gunsten der
KriegSbeschadigten in der Tauber- und Matn-
gegend. — Schon als Knabe mit der Vtoline —
so zu sagen — verschwägert, hat der Künstler durch
seine fortgesetzten Studten unter Spohr und Nt-
colei fich einen ehrenwerthen Ruf erworben. —
Da der Erlös des ConcerteS, wie wir hören, zum
Vorthetl der tief betroffenen KriegSbeschädigten be-
stimmt tst, so wollen wir nicht verfehlen, daS Publi-
kum zur zahlreichen Thetlnahme einzuladen, alS
damtt zugleich dem vielfach bethätigten Wohlthä-
tigkettSfinn unserer Stadt Rechnung getragen wirv.
Nl 22«
Mittwoch, is September
Die JahreSberjchte der großh. Landcs-Com-
miffäre über die Zustande und Ergcbniffe der
inncrn Vermaltnug sür das Zahr 186S.
(Schlttß.)
1V. Die Gemeindeverwaltung. ,
a. Kreise Constanz und Villingen.
Die Dienstleiftungen der Bürgermeister^ Ge-
meinderäthe und Gemeiuderechner werden im
Dnrchschnitt als rechr befriedigend bezeichnet,
weniger ist dies der Fall in einigen Bezirken
mit den Lciftungcn der Rathsschreibcr.
Die Zahl der aufgestellten Gemeinde-
voranschläge bctrug 391. Hiernach sind im
I. 1866 umlagcfrei 67 Hauptgemeinden und
10 Nebenorte. Dic Umlagen steigen in den
andern Gemeinden nicht übcr 1 fl. von 100 fl.
Steuerkapital. Vorausbeiträge, die bis auf 40
kr. ansteigen, werden in 205 Orten erhoben.
Die Gesammtsteuerkapitalien aller Gemeinden
und Nebenorte belaufen sich auf 121,160,487 fl.
Socialausgaben sind in den meisten Bezirken
nicht ausgeschieden, nur Schulgelder u. Wald-
hütcrlöhne für Privatwaldungen werden als
solche behandelt. Aufla.gen auf den Bürgernutzen
werden erhoben in 91 Gemeinden und 19 Ne-
benorten. Die Einnahmsrückstände und Aus-
gabSreste haben sich bcdeutend vermindert. Dic
«schulden sämmtlicher Gemeinden betrugen am
31. Dezembcr 1864 965,512 fl., das Gesammt-
vermögen 12,618,972 fl.
Die Festsetzung des Bürgergcnusses bie-
tet in vielen AmtSbezirken noch ein reichcs Feld
ersprießlicher THLtigkeit.
Uebereinstimmend mit den Ansichten der an-
dern Landescommissäre werden die Gebühren
der Gemeiirdebeamten nach der Bestim-
mung vom 13. Juni 1864 für zu hoch er-
achtet.
DasursprünglicheZehntkapitalvon 6,180,215
Guiden ist am 1. Jan. 1866 bis auf 1,043,730
Gulden herabgegangen.
Es befinden sich in beiden Kreisen nur 4 Ge-
meindebacköfen, Gemeindewaschhäuser jedoch viel
mehr.
d. Kreise Waldshut, Lörrach und
Freiburg.
Die Bürgermeister und Gemei^debeamten
werden im Allgcmeinen belobt, nur darüber
wird gcklagt, daß die ersteren ihre Dienstzeit
sehr häufig nicht aushallen, was wohl zum
Theil dem niedern Gehalt zuzuschreiben ist.
Noch mehr äußert sich die schlechte Bezahlung
bei den niederen Gemeindedienern.
Es werden erhoben:
Paris, 4. Sept. Wie dcr „Eonstitutionnrl"
arbeit verurtheilt, freiwtllig darum kinkommen, ihre
Strafzeit tn Cayenne anstatt in den Zuckthäusern
des Mutterlandes verbüßen zu durfen. Sie wer-
den bei ihrcr Ankunft von den männlichen Depor-
tirten getrennt und zu Arbelten angehalten, die
mit ihrem Geschlecht und Alter verträglich find.
Nach einer zweijährigen guten Aufführung dürfen
fie in Privatdienste treten und sich mit Sträflingen,
dte durch Arbeit und Bctragen fich auSgezeichnet
haben, verhetrathen. Die Sträflinge, welche nicht
zu lebenSlänglicher Zwangsarbeit verurtheilt sind,
können, je nach Ermcssen dcx Behörden, den Ge-
nuß gewisscr bürgcrlicher Rechte wiedererlangen.
VorigeS Zahr gingen, unter den gleichen Bedin-
gungen, 40 verurtbeilte Frauen nach Eayenne,
und rS hat den Anschein, als ob mit jedem Zahr
eine größere Anzahl fich um die Deportation alS
um rine Vergünstigung bewerben werde.
Umlagen . . . in 486 Gemeinden
Vorausbeilräge. . „ 315 „
Bürgergenußauflagen „138 „
Sociallasten. . . „ 301 „
Umlagefrei.91
Die Umlagen steigen bis zn 1 fl. 56 kr. Die
Einnahmsrückstände und Ausgabsreste haben
sich sehr vermindert.
Das Gesammtvermögen der Gemeindenbettug
(ohne das Vermögen der Freiburger Beurba-
rung mit circa 400,000 fl.) am 21. Dezbr.
1864 21,040.5.12 fl.
Das ursprüngliche Zchnlkapital von 8,435,775
Gulden bestand am 31. Dez. 1865 nur noch
in 578.727 fl.
Gemcindebacköfen sind selten, Waschhäuser
kommen mehr vor.
o. Kreise Karlsruhe, Badcn und
Offe nburg.
Den Bürgermeistern wird ein günstigesZeug-
niß ausgestellt. nur öfter gerügt, daß die Ge-
meinderäthe sich zu wenig um dic eigentliche
Gemeindeverwaltung bekümmern und solche dem
Bürgermeister überlasseu.
Die Gemeindeschulden beliefcn sich am 31.
Dezbr. 1864 auf 2,357,965 fl.
Die Zehntschulden betrugen am 31. Dezbr.
1865 nur noch 412,518 fl.
ll. Kreise Mannheim, Heidclberg
und Mosdach.
Die Leistungen der Bürgermeister werden im
Allgemcinen anerkannt, die RathSschreiber und
Nechner werden bald gelobt, bald getadelt.
Von jcder Gemeindesteuer sind frei 41 Ge-
meinden, Auflagen auf den Bürgernutzen wer-
den entrichtet in 44, Vorausbeiträge zahlen 78,
frei von allgemeinen Umlagen sind 37 Gemein-
den, Umlagen werden gezahlt bis mit 19 kr.
in 190, über 19 kr. in 126 Gemeinden. Die
hohen Gemeindesteuern finden sich in den klei-
nen Gemeinden des BezirkS Buchen, Wertheim
und Eberbach, die meisten steuerfreien Gemein-
den in den Bezirken der Pfalz, dann im Bez.
Adelsheim, Moöbach. Diese Erscheinung läßt
sich also erklären: der Odenwald hatte früher
nur wenige geschlossene Gcmeinden, seine Be-
wohner lebten auf meist zerstreuten Höfen.
Diese wurden allmählich zerstückelt, aus ihnen
bildeten sich die kleinen Gemeinden, die kein
Gemeindegut besaßen. Die Gemeindelasten fie-
len daher lediglich auf die Bürger. Jn der Psalz
dagegen besaßcn die Gemeinden von jeher große
Waidgründc, die weil wenig nutzbar auch zur
Vertheilung nicht reichten. Mit der steigenden
Kultnr wurden fie urbar gemacht. Diese Um-
wandlung fiel aber bereitS in eine Zeit, wo
(Das Kabel.) Aus London, 3. Sept., wird
geschrieben: Vom Great Eastern find gute Nach-
1865. Das Rißende ist gesteru Morgen glücklich
Die electrische Beschaffenbeit des alten Kabels ist
vortrefstich. Aufgefunben wurde daffelbe schon am
10. Angust von den Dampfern Albany und Ter-
rible und sofort an die Heraufschaffung gegangen.
Dieselbe mißlang jedoch, dadie gebrauchtenTaue^tf-
sen, und kein bkssercS Glück.hatte Anfangs der Great-
Eastern, der zwei Tage später zur Stklle kam. Die
MeereStiefe ist dort2400 Faden, eS tst daber ntcht zu
verwundern, daß zu wiederholten Malen, nachdem
man deS KabelS habhaft geworden, die wuchtige
Masse wieder entschlüpfte. Dte noch übrige Arbeit
ist verhältnißmäßig etne leichte, und wtrd der Be-
rechnung nach die zweifache Verbindung drr beiden
Hemisphären in dieser Woche vollendet werden. —
AuS Lonton, 4. Sept., meldet man: Vom Great !
Eastern lauten dte Nachrtchten günstig. Trotz !
SturmeS und RegenS waren sett vorgrstern bis ^
eine willkürliche Vertheilung des GemeindegutS
unter die Bürger nicht mehr zulässig war, so
blieben hier die Almenden erhalten.
Die Einnahmsrückstände und Ausgabsreste
haben sich bedeutend zum Befferen gcstaltet.
Das ursprüngliche Zehntablösungskapital be-
lief sich auf 8.867,149 fl.; am 31. Dez. 1865
ergab sich noch ein Ncst von 456,916 fl.
Gemeindebacköfen gibt es wenige, Gemeinde-
waschhäuser sind in dcn Amtsbcrichten nicht
aufgeführl.
* Pvlitische Umschnu.
Heidelberg, 18. September.
* Ueber die von Kolb und Genossen auge-
strebte Bildungein^s süddentschenBun-
deS äußert sich die „Augsb. Allg. Ztg." in
folgender bcmerkenswerthen Weise: „Der Par-
ticularismus wird in diesem süddeutschen Bunde
sich nur steigern, anstatt gebändigt zu werden;
wir werden je nach dcn Erfolgen der uns um-
gebcuden Mächte, heute dicser, morgen jener
Strömung anheimfallcn; unznsricdene, krank-
haft erregtc Parteien werden ihrcn Mißmnth
über die polilische Ohumacht des Ganzen gegen
die Einzelträger der politischcn Gewalt richten,
und bei dem ersten Slurm wird das mühselig
erbaute Kartenhaus politischer Freiheit mit
sammt unscrer politischeu Epistenz in seinen
eiuzeluen Blättern am Boden'liegen, zur un-
rettbarcn Bcute dem, der mit rascher, kräftiger
Hand zuzugreifen versteht.
Nach der „Darmst. Ztg." ift dic Zahluug
der ganzen Kricgskostenentschädigungssumme am
15. in Berlin erfolgt.
Jn Fraukfurt circulirt ein Memorandum,
welches sich gegen die Annexion verwahrt, da
Frankfurt trotz des Bundesbcfchluffeö nicht
mobil gemacht uud seine Neutralität als Bun-
desstadt nicht verletzt habc.
Nach der „A. Z." gehen Gerüchte darüber,
daß sich eine Quadrupelallianz zwischen, Prcu-
ßcn, Rußland, Amerika, Jtalien, in der oricn-
talischcn Frage vorbereite.
D e u t f ch l a n d.
Karlsruhe, 16. Sept. Seine Köniifi. Hoheil der
Großherzo haben Sich gnäoiqft^ bewogen qesunden:
gestern Mittag 155 (engl.) Meilen Kabel versenkt
unv -eine Strecke von 134 Meilen von der Stelle,
wo im vorigen Zahr daS Kabel riß, zurückgelegt.
Der Great Eastern befand fich gestern in einer
Entfernung von 586 Meilen von Neufundland.
Heidelberg, 17. Sept. (Gingesandt.) Der
in der mufikalischen Welt rühmlichst brkannte Vio--
linvirtuose A. Zirpel ist hier zu feiner Erbo-
lung auf einige Wochen zum Besuch und gibt auf
Wunsch ei.niger Herren und Damen nachster Tage
daS bereits angekündigte Loncert zu Gunsten der
KriegSbeschadigten in der Tauber- und Matn-
gegend. — Schon als Knabe mit der Vtoline —
so zu sagen — verschwägert, hat der Künstler durch
seine fortgesetzten Studten unter Spohr und Nt-
colei fich einen ehrenwerthen Ruf erworben. —
Da der Erlös des ConcerteS, wie wir hören, zum
Vorthetl der tief betroffenen KriegSbeschädigten be-
stimmt tst, so wollen wir nicht verfehlen, daS Publi-
kum zur zahlreichen Thetlnahme einzuladen, alS
damtt zugleich dem vielfach bethätigten Wohlthä-
tigkettSfinn unserer Stadt Rechnung getragen wirv.