Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 231-256 Oktober
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0399

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tidtlbkrgrr Zritiing.

R7; 2L8.


Sonntag, 21 October

«8««.

* Politischc Umschau.

Heidelberg, 20. October.

Die kriegSgerichtlichen Verhandlungen gegen
mehrere österr. Gcnerale der Nordarmee haben
mit der völligen Freisprechung aller Belheilig-
ten geendet (mit Ausnahme des Generalstabs-
chcfs Henikstein, über welchen biS jetzt nichts
mitgetheilt ist). Graf Clam-GallaS, welcher in
der öffentlichen Mcinung am meisten compro-
mittirt war, hat, wie schon gemeldet, ein Hand-
schreiben des Kaisers, das seine vollständige
Makellosigkeit betont, erhalten. Die übrigen
Generale, auch Benedek, sind mit der Verlcihung
von Orden davongckommen.

Der Wiener Gcmeindcrath hat den Antrag,
die aus Venetien kommenden Jesuiten in Wien
znzulassen, mit schwacher Majorität verworfen.

Dcr „Moniteur" bezeichnet den Tod Thou-
venel's als einen großen Verlust für den Kaiser
und das Land, und sagt, daß der Name dieseS
Staatsmannes, an den sich die Erinnerung an
die Anncxion Nizzas und Savoyens an Frank-
reich knüpft, stetS in gutem Andenken bleiben
werde.

Die Wiener „Presse" will wissen, daß Eng-
land sich der Sache deS Königs Georg, soweit
sic das Privatvermögen dessclben bctrifft, ent-
schieden annehmen werde, da der Prinz von
Waleö nach dcm Tode der kinderlosen Herzöge
von Braunschweig und Cambridge Cognat deS
Königs werdc. Auch von Unterhandlungen
zwischen Preußen, Frankreich und Rußland über
eine Garantie der napoleonischen Dynastie (und
zwar auf Anregung Preußens) hat daS Blatt
Wind bekommen.

Deutschl., nd.

Karlsruhe, 19. Octbr. (62. öffcntliche
Sitzung der 2. Kammer.) Schriftführer Kiefer
zeigt den Einlauf von 3 Bittschriften an, dar-
unter 2 von Bürgern der Stadt Pforzheim,
die Presse und die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht betr.

Ministerialpräsident Dr. Jolly legt die
Wahlacten bezüglich der neugewählten Abgeord-
neten Stocker aus Rothweil und Hummel
aus Mannheim vor. Beide Wahlen werden
ohne Discusston genehmigt. Der Abg. Hummel
tritt ein und wird von dem Vorsitzenden be-
eidigt.

Die Tagesordnung führt zur Erstattung und
Berathung von Petitionsberichten.

Fingado berichtet über die Bitte der Ge-
meinde Sauldorf um Abänderung der Bestim-
mung der Ziff. 4 des § 5 des Zehntablösungs-

)*( Das Gastspiel der Frau v. Glotz.

rechtcS. Denn rS schien mit ihr für die drama-
tische Kunst ein selteues Talent für immer ver-
loren, da fie, wie damals allgemein geglaubt wurde,

denkt und Gott lenkt. Wer von dem Genius der
dramatischen Kunst besrelt ist, wie Fr au v. G lotz,
wird früher oder spätrr jenem innern Lritsterne
folgrn, dem ächten und wahrrn Künstlerberufe.
Als Frau v. Glotz mit ihrem Gatten für diesrn
Winter Heidelberg zum Aufenthaltsortr erwählte,
nährten wtr schon im Stillen die Hoffnung, fie zu
einem erneuten Auftrrten auf der Bühne zu be-
wegen, und fie hat ihrer innern Etimme unv den
Bitten aller Kunstfreunde Kolge geleistrt, tndem fie
fich zu einem Gastspiele in dem ihr durch ihre Ka-
milte und die virlen ihr befrrundctcn Familien so
theuern Heidelbrrg entschließt. Irne wetbliche An-

gesetzes. Der Antrag: Ueberweisung zur Kennt-
nißnahme wird ohne Besprechung angenommen.

Ueber die Bitte der Gemeiude Neckarau um
Aufhebung des § 94 des Forstgesetzes, so wie
über eine Beschwerde des Martin Braun von
Sentenhard wegen unrichtiger Anforderung einer
Zehntschuld, geht die Kammer zur Tagesord-
nung über.

Fingado berichtet über die Bitte der Un-
tererheber des Obereinnehmereibezirks St. Bla-
sien um Befferstellung. Antrag: Uebergang
zur Tagesordnung, bezüglich der Bitte um Er-
höhung der Ganggebühreu aber: Ueberweisung
an großh. Staatsregierung zur Kenntnißnahme
und geeigneten Berücksichtigung.

Ministerialrath Regenaüer bemerkt, daß
die großh. Regierung mit neuer Regelung der
Ganggebühren bereits beschäftigt sei. Der Com-
missionsantrag wird attgenommen.

Der Antrag: Uebergang zur Tagesordnung
wird ferner bei folgenden Petitionen angenom-
men: Bitte des Gemeinderaths von Mörtelstein
um Errichtung einer Eisenbahnstelle dortselbst.
Bitte des Gewerbvereins in Oberkirch um Be-
schränkung des Hausirhandels. Beschwerde des
K. F. Gropp von Ninklingen um Vergütung
eines erlittenen Schadens.

Allmang berichtet über die Bittschrist der
Gemeinden des Amts Pfullendors, welche ver-
langen: Abschaffung des Sprunggeldes und
Erhebung von Fohlengeld; der Bedarf von Mi-
litärpferden und Zuchthengsten soll im Lande
angeschafft werden; Herabsetzung der Brannt-
weinsteuer und Befreiung des eigenen Produkts
des Landwirths von jeder Steuer; Verminde-
rung der Salzsteuer; Aufhebung der Fleisch-
accise, soweit deren Bezahlung solche Bürger
betrifft, welche nicht gewerbsmäßig, sondern nur
zum eigenen Bedarf schlachten; Herabsetzung
der Weinsteuer; Beizug der Kapital-und Klas-
sensteuer-Kapitalien der ortsbürgerlichen Ein-
wohner zu sämmtlichen Gemeindeausgaben, und
Beseitigung der Vorausbeiträge der Ortsein-
wohner. Diese Petition, deren einzelne Bitten
schon wiederholt im Hause besprochen worden
sind, erregt eine längere Debatte. Der Abg.
Heilig befürwortet dieselbe bezüglich der 2.,
5. und 6. Bitte. Der Abg. Noder stellt zu
Bitte 2, der Abg. Richter zu Bitte 6 den
nicht unterstützten Antrag auf „empsehlende
Ueberweisung an das gr. Staatsministerinm."

Die Negierungscommissäre Jolly und Re-
genauer erklären sich gcgen Roder's Antrag.
Letzterer gibt auf Anfrage die Erklärung ab,
daß die Bohrversuche auf Steinsalz bis zur
Tiefe von 500 Fuß fortgesetzt worden seien,

und daß man dabei auf Schichten von Stein-
salz, deren eine 42 Fuß Durchmesser betrug,
gerathen sei; doch sei dieses Salz nicht rein
genug, um es verwenden zu können. In der
Nähe des ersten Bohrlochs werde jetzt ein wei-
teres niedergetrieben, um über die Ausdehnung,
Reinheit und Mächtigkeit des Lagers Gewißheit
zu erhalten. Die Bohrversuche seien auch in
den letzten Zeiten niemals ausgesetzt worden.
Gerwig wünscht baldigste Herabsetzung des
Viehsalzpreises.

Kiefer, Beck und Schaaff wünschen, daß
die Bittschrift bezüglich des Ankaufs von Mi-
litärpferden vorerst zurückgelegt werde, bis
Mitglieder des Kriegsministeriums anwesend
seiu werden. Diesem Antrag tritt die Kam-
mer bei.

Der Abg. Obkircher zeigt an, daß der
Commissionsbericht über den zwischen Baden
und Preußen abgeschlossenen Friedensverträg,
der Abg. Sachs, daß jener über das Kriegs-
kosten-Ausgleichungsgesetz druckfertig seien. Die
Kammer genehmigt den Druck der Berichte und
ertheilt dem Abg. Grimm den nachgesuchten
zweitägigen Urlaub.

Schluß der Sitzung.

— Karlsruhe, 18. Okt. Die Commission
der zweiten Kammer für den Entwurf eines
Kriegskostenausgleichungsgesctzcs hat nach ein-
gehenden Berathungen den Berichl nunmehr
festgestellt. Wenn die Ansichtcn im schooße der
Commission auch mituntcr verschieden waren,
so hat sich dieselbe schließlich doch in allen
Fragen geeinigt. Die Kammer hat schon bei
der Wahl der Commission Bedacht genommen,
däß alle Znteressen in dcrselben vertreten sind,
und wenn selbft einzelne sich besonders geltend
machten, wie dies z. B. bei den Vertretern
größerer Städte der Fall war, so mußten solche
bei dem allgemeinen Prinzip unserer Gesetz-
gebung, das keinen Unterschied zwischen Stadt
und Land macht, schwinden. Der Tarif zur
Entschädigung wird im Allgemeinen Befriedi-
gung finden, wenn auch Einzelne nicht ihre
vollen Auslagen erhalten — wie es denn über-
haupt nicht wohl möglich ist, nach allen Sciten
hin ganz voüständig gereckt zu werden. Man
ist unter den Abgeordneten der Ansicht, daß
der Gesetzentwurf ohne MeinungSverschiedenheit
in der Kammer einstimmig angenommeu wird.
Die Commiision bcstand aus den Abgeordncten
Achcnbach, Grimm, Krausmann, Fröhlich, Sachs,
Prestinari, Muth. Wie wir vcrnchmen, hat auch
in der zur Bcralhung nber dcn Bericht dcö
Abgeordncten Obkircher über den Friedensver-
trag gewähllen Commission eine AuSgleichung der

fie auf der Bühne sahcn, in unvergcßlichrm An-
denken bleiben. Wir haben dtc Goßmann in Dorf
und Stadt als Lorchcn gcsehen und dürfen ohne
Anstand die Leistung drr Frau v. Glotz in dte-
scm am Montag, den 22. Dctober, zur Aufführung
kommendrn Stücke neben die drr brrühmken Künst-
lertn strllen. Als Frau v. Glotz tn der Rolle
drr Grisrldis von uns schied und daS hirstge Publi-

ligcm Hervorrufen am Schlusse des Stückcs dte allge-
meinste Anerkennung der meisterhaften Kunstleistung
aussprach, dachten wir nicht, daß wir fie zwei Zahre
nachhrr als Lorchen in Dorf und Stadt wirder zu br-
grüßen das Glück habcn würden. Mit Freude brwill-
kommnen wir das liebenSwürdige Lorcvrn und wün»
schen, daß sie uns noch mit rintgen threr brwährten
Meisterrollrn erfreurn mögr.

Ein neucs Unglück auf dem Montblane.

Der „Allg. Z." schreibt man aus Genf, 16. Oct.:

nißmaßig noch schönen und hellen Wetter Lha-
i mouny fortwährend bcsuchen, befand fich der eng-
i lische Capitän Arkwright nebst Mutter und zwei
Schwestrrn. Am 12. d. unternabm er, von den
! nöthigrn Kührern und einer Schwester begleitet,
> die Erstrigung dcs Montblanc. Miß Arkwrtght
blieb jedoch auf den Grands-Mulets zurück, wo
jctzt bckanntlich die Retsenden rin gutcs Obdach in
eincr Sckutzbütte findrn, die den stolzeu Namen
„Lütel imp^risl cke Lrsocke-LIlllets" führt. Am an-
dern Morgcn srtzte der Lapitän nebst drei Führern
in allrr Frübe sein grfahrvollrS Unternehmen fort.
Um etnigc Stunden Zrit zu gewinnrn, was bei
l den kurzen Tagrn von Wichttgkeit erschten, schlug
^ man einen Weg rin, der srtt 1820 nicht mrhr.
 
Annotationen