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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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kidelbkrgrr Zeilung.

M- 2S2.


Frcitag, 26 October


' PoHtncke 1lmsci,<iu.

Heivelderg. 2k>. Octobkr.
Dcr Abmorsch dcr sächsische» Trupxen aus
Oestcrrcich ist auf de» 27. d. M. sestgestellt
uud soll bis st. Nov. ganz oollcndct sein.

Das „Dresd. Jonrnal" meldet c „Die Com-
inandantur von Königstein ist auf den preußi-
schen General v. Briesen übergegangen, der
sächsische Untercommandant und die Festungs-
beamten verbleibcn in Funktion. Die sächsische
Artilleriebesatzung bleibt -benfalls, die Jnsan-
teriebesatzung ist dnrch preußische Truppen ab-
gelöst und geht nach Pillnitz.

Die „Wiener Abendpost" sagt mit- Bezug
auf die Nachricht, daß die österreichische Regie-
rung die Aufforderung der spanischen Regie-
rung zur Ergreifung gemeinsamer Schritte zum
Schutze des Papstthmns abschläglich beschieden
habe, Folgendes: Wenn auch richtig ist, daß
Spanieu gleich allen katholischen Mächten ein
lebhastes Jnteresse an den Geschicken des Papst-
thums nimmt und die letzteren zum Gegen-
stande von Anregungen gemacht hat, so haben
doch diese niemals den Charakter formulirter
Anträge angenoinmen, der kaiserl. Regierung
konnte sonüt kein Anlaß zu einer Antwort
ivelcher Art immer gegeben sein."

Nach der „Nordd. Allg. Ztg." ist der Frie-
den zwischen Preußen und Meiningen unter
folgenden Bedingungen abgeschlossen: Beitritt
des Herzogthums zu dem norddeutschen Bund,
Verbleiben imZollverein, Beseitigung desThurn
und Taxis'schen Postwesens, Zahlung der Ko-
sten für das preußische Feldpostrelais in Mei-
ningen, unbeschränktc Anlegung und Benützung
. von Telegraphen, Abtreten der Hoheitsrechte des
Hcrzogs in dem Dorfe Abt-Löbnitz an den
König von Prenßeu und schlisßlich Auspfarr-
ung mehrerer bisher in meiningen'schen Paro-
chien gelegenen preußischen Filialen.

Die Palric crsährt, daß dic Unterhandlun-
ge» mit dem Kaiscr Mapimilia n wegen be-
schlcunigter Rückk-Hr dcr franzvsischen Truxpen
auS Mexico bereits angeknüxft jeien. Maxi-
milia» hat di- Nachricht von dcr Krankheit
sciner Gcmahlin (wic dic France crzählt) rm-
pfangcn, dadurch aber in scincm Entjchlussc
sich nicht wankcnd machcn lassen, in Mcxico
a»ch ferncr auSznharren.

Jn Finnland ist der Befehl des Kaisers zur
Einberufung des finnländischen Landtages zum
10. (22.) Januar 1867 oeröffentlicht worden.

D e li t s ch l „ >! d.
Karlsruhe, 23. Oci. 64. öffenlliche Sitz-
ung oer Zweiten Kammer. (Fortsetzung.)

Prästdent o. Freydorf fährt fort: WaS
nun daS Vcrhältniß nach außen bctrifft, jo ioll
der Südbund nach Wortlaut d-S Prager Frie-
den« „eine internationale, nnabhängigc Existenz"
haben. Doch soll dem süddcutschcn Bund,eine
nalionale Verbindung mit dcm Norddeutschcn
Bund frctstehen. Einc jolchc Verbindnng läßt
stch, wcn» ste irgend von Bedeutung nnd Wcrlh
sein soll, nicht ohne Ausgebcn einco Theils dcr
Unabhängigkcit herstellcn, und beide Sätze schci-
nen sich zu widersprechen.

Zur Wahrung und Vcrtheidigung der Un-
abhängigkcit oeS jüddeutschen BundeS und sei-
ner Territorien würdcn vor Allem Geld und
Truppcn nvthig sein. Jch wciß nicht, ob dcr
süddeutsche Bund auch nur daS zum AuSbau
und Unterhaltung dcr Festungcn »ölhige Geld
aufzutrcibcn im stande wäre. Allein der AuS-
bau der Festung Rastatt erfordcrt die Snmme
»on 7—8 Mill. Gnlden.

Aber DaS wciß ich sicher, daß der jiddeutsche
Buud nicht genug Trupxen hat, »m seine Un-
abhängigkeit nach allcn seiten zu behauptcn.

R»r wenn wir unjcre Festnngcn ganz cnl-
blößcn u»d dem Feinde prciSgeben, mögen wir

eine Armee vvn 100- biS 150,000 Mann inS
Feld stellcn können. Es früge sich, ob diese
jcdem Angriff gewachfen wärc, ob man gestützt
anf dicsc Macht jeder gcgen unierc odcr gcgcn
dic deutschen Zntcrcffen verstoßenden Zumuthung
widerstreben und widerstehcn könnte.

Abcr diese Macht kann nur inS Fcld gcstellt
werden, wenn man die Fcstungcn cntdlößt. Will
man diesc, wie natürlich, besctzt und in Ver-
theidigungsstand crhaltcn, fo wird nahezu die
ganze HecrcSmacht deS süddentjchcn Bundcs
durch dic Besetzung dcr Feftungen aufgczehrt.

DaS badischc Contingent vvn 16,000 'lliann
z. B. würdc gerade Lusreichrn, die KricgSbc-
satzung für Rastalt zu stellen, und cS würde
dem Vordringcn deS FeindeS lm Feld kaum ein
ernstlichcr Widerstand entgcgengejetzt wcrden
können.

Der süddeutsche Bund scheint mir daher, anch
wenn er sonst unscren Jntcreffcn entjpräche,
die zur Fristung dcr ihm zugcdachte» intcrna-
tivnalcn unabhingigen Existenz nölhige Macht
nicht zu haben.

DaS stnd jv vorläuftg unscre Bedcnken gegen
dic Gründung dcs süddculjchen Bundc«. NichtS-
dcstoweniger Ivcrden wir dicse Fragc, wenn ste
erst a» unS g-bracht wird, eincr reiflichen Er-
wägung unterziehe».

Doch werdc ich mich bei ctwaigcr Erörtcrung
dieser Frage stets des Vcrhaltenö dcS Staats-
raths RedeniuS in cincr ähnlichen Frage
irinncrn.

ES wnrde in den 20er Jahren daS Prvjcct
cineS süddculschen Zollvereins derathen und bc-
tricben. Nebenius/widcrjctzte stch Dem auj's
entjchicdcnstc, nichl weil cr nichl glaubte, daß
ein folcher Zollvcrcin' im Vcrglcich mit den da-
maligen Zuständen ein Vorthcil für Baden sej
(e§ wärcn ja doch die Zollstölk zwifchen dcn
süddclltschc.n.Staatcn-F^jatstnR^ondern xoeil er
sürchtcte.eS mSchtcpW dic Südstaaten in cinepr
solchcnLeritL-stlNvMbchaglich fühlkn,
daß stc das Bedürsniß der'Einigung de« gan-
zcn DentschlandS nicht mehr empfänden, weil
er in dem süddcutjchen Zollvercin ei» Hindcr-
niß, wcnigstenö cincn Aufschub für den großen
dcutschen Zollverein.sah; und dicje Opposition
gegcn den jüddculjchcn ZollvcrciN hat ancrkann-
ter Maßen die Gründung tkeS deutschen Zoll-
vercinS wesentlich gcförocrt.

W-nn wir nlln-voicrst' kcin Bedürsniß süh-
len nnd kein Jntcresjc haden, dic Grünbung
cines süddeutschc» Bu.i.eS ^»zustreden, nnd
wenn wir ferner wddcr stk uSscpkm Noch iru
national-dcutschen Antcresse wünschen köitnen,
daß das Großhcxzogthum Badcn als ki» schcin-
bar sclbstständiger und unabhängiger Slaat in
der Luft sihnstbc, jo erübrigt nur eine Anleh-
nung an Rorddeutjchlan».

Das B-dürsniß solcher Aulehnung ist schon
i» frühcren Acußcrungcn von dieser Stelle aus
nnd iu--tem Bericht Ihrcr vcrehrlichen Com-
mission so klar auSgcsprochen und nachgewiesen,
daß ich kaum EtwaS hinznzufügcn wüßte.

Sie kcnncn, memc Hcrrcn, die Hindernisse,
wclche znr Zcit chcs AöschluffeS deS FriedenS-
adschluffcS. dcm sofortigcn Anschluß an den
Norddeutjchcn Bnnd cntgegenstandcn.

Diese Histdcrniffc bcslehcH noch heute, «nd
wir müffen auch unS Zurückhaltung anjerlegen,
wollcn wir .njcht unstöthig und vorzcitig Ge-
fahren heraufbcschwörru.^

Jch sage unnöthigcr Weije, dvnn eS 'wird
einc Zeil kommcn, in dkr,.waS jetzt mit.,Ge-
fahr, nicht nnr für un«,' sondern'für daS Ganze
vcrbundcn ist, stch bieS durch dcn »alurnoth-
wendigen Gang der Dinge und Ereigniffe von
sclbst gibt.

Wir müsscn diese Zeit abwarten, und ei»
Mitlcl, dieje Zeil näher hcranzurücken, iiegt in
der Hand d-r jüddeulfche» Bcvölkcrung.

Zch -rinncrc daran, daß cs ursprünglich auch
nicht in dcr Abstcht lag, daS Königrcich Zta-
licn zn voller und ganzcr Einignng gclangen
zu laffcn, daß die Jtaliener bci dem Vollzug
ihreö Einigungswcrkes StaatSverträgenund Wil-
lenöäußernngen cntgegcngchandclt haben, welchc
deutlicher nnd bindendcr warcn, als die in Frage
stchcnvcn Artikel der Nikolsburger Prälimina-
rien und dcS Prager FriedenS (ich erinnerc an
den Zürichcr Vertrag), und daß man sie ge-
währcn licß, weil man erkanntc, daß daS Be-
streben der Einignng nicht in dem Ehrgciz ci-
neS einzelncn StaatSmanncS, oder in einigen
Verschworcnen, sondcrn daß cs in der Nation
wurzle, und daß die auf Verwirkiichung dicseS
Bestrcbcns gerichteten Handlnngen a»S dcm
Bedürfniß und Willcn dcr Nation hervorge-
gangen feien.

E§ war schon vor dcn jüngstcn Ereigniffen
in Süddeutschland stcts die Rede, unfer Ge-
müth weise uns zum Anfchlnß an den Südcn,
nnjer Vcrstand zum Anfchluß an dcn Norden hin.

Nachdcm nnn Oesterreich auS dem neugestal-
teten und ncu zu gcstaltendcn Dcutichland auS-
gefchicden und kein rechter Gegenstand mehr
sür nnfcre gcmüthliche Affeclion vorhanden ift,
dcnkc ich, wir iaffcn porerst dcn Verstand allein
walten, und bewahren unser Gcmüth für künf-
tige Gewinnung eineS engern AnschluffeS deS
ganzen Deulschlands nntcr Preußens Führung
au Ocsterreich.

Die Zcit sür drefe Einigung dkS ganzen
Deutfchiands wird, wenn nicht unerwartele Er-
eigntffe unS zn eincm srühern, raschcn Handeln
drängen, dann gekommcn fein, wenn die füd-
dentschcn Bcvötkerungen dunkte, unbegründcte
Antipathien abgclegt und znr klaren Erkennt-
niß ihrcS cigenen wahren BortheilS und dcr
Grundbedingungcn der künftigen Größe nnd
Macht DcntschlandS gekommen scin wcrdcn,
wcnfi sitz'lsiespMrkknntniß ansjprcchcn und da-
nach handelu.

sic, meinc Herrcn, stnd berusen, der Stim-
mung dcS badischen Volkes AnSdruck zu gebcn.

Jch zwrifle nicht, daß Sie nach dcm großcn
Vorgang der Kaininer dep bayrischen Abgeord-
nelen stch sür rinen thunlichsten Anschluß an
dcn Nordbeutschen Bund aussprcchen werden.

Machen Sie die in dem Commissionshericht
niedergclegten Wünsche zu den Jhrigen, so wird
dic großh. Negierung nicht säumen, in jcdem
Moment Alles zu thun, waS zu dcren Bcr»
wirkstchung führcn kann.

Man verlangt von einer Seite, daß wir den
Anschluß an dcn Norddeutschen Bund, dcn Ein-
tritl in densclben von Bedingungen abbängig
machen.

Jch würde glauben, daß die Absicht der An-
tragsteller, wenn cS ihnen wirkiich um Anschluß
an Norddeutichland, um Herstellung eincs eini-
gen Deutschlands, nnd andererieits um Rettung
dcr innern Einrichtungen und Freiheiten deS
LandeS zn thun ist, durch Zustimminig zu Nr.
II, 2 dcS CommisstonsantragS erreicht und ge-
wahrt wirde.

Hicnach können wir trachten und streben.
Hälte dcr Antragsteller die Berhandlungen über
de» WaffeiistillstandS- und FriedenSvertrag ge-
führt, so würde er gesunden haben, wie schwer
es fnr bcn Schwächcren und Bestegten ist, dem
Stärkercn nnd Sieger Bedingungen zu stellen.

Für unS ist der Anschlnß an Norddeulsch-
latid ein» Existenzfrage; er ist zudcm der einzig
möglichk'WeadUllLcttung der Einhcit Dcutsch-
länds. IPMißen und der Norddentiche Bund
köniien ohne uns existiren, stnd vielleicht sogar
in der VcrthcidigungSstklluiig ohne uns starkcr
alS mit nnS.

Wenn wir unannehmbare Bedingungcn stel-
lcn, wird man unS cinfach abweijen, oder, wenn
dic Zeit vanach angethan ist, und wie mil e>-
 
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