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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0579

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Keidklbtrgrr Irilung.

M 2S«

Sonntag, S Dezember


* Politifcke Umsckau.

HeLdelberg, 8. December.

Die Berufung des Herrn v. EdelSheim nach
Bayern scheint sich nicht zu verwirklichen. An-
knüpfungen sollen aber doch geschehen sein.

Die „Nordd. Allgem. Ztg." berichtet: Die
großherzoglich hessische Regierung habe sich jetzt
bereit erklärt, die am 15. d. M. zu Berlin be-
ginnenden VerfassungSconfcrenzen zu beschicken
nnd die ParlamentSwahlen anzuordnen, wozu
die darmstadtische Negierung bisher noch keine
Vorbereitungen getroffen. Es wird energischer
Anstrengungen bedürfen, diesclben noch recht-
zeitig zu Stande zu bringen. — Nach einer
Depesche der „K. Z." ist der hessische Gesandte
in Berlin, Hr. Hofmann, zum Bevollmäch-
tigten fnr die Minister-Conferenzen bestimmt,
welche den Entwurf der Vcrfassung des nord-
deutschcn Bundes festzustellen haben. — Die
„Kreuz-Ztg." meldet, daß der König von Sach-
sen am 17. d. M. in Berlin eintreffen wird.

Die „N. A. Z." theilt mit, daß die Maß-
regel in Betrcff der Beschlagnahme deö Privat-
vermögens des Königs Georg darin ihre Be-
gründung sinde, daß der König bei seiner Flucht
unzweifelhaft nicht allein Landes-, sondern auch
Privateigenthum außer Landes geschasit habe.

Die Ausrüstung der nach Mexico bestimm-
ten Transportflotte wird nun so schr beschleu-
nigt, daß die Einschiffung der französischen
Truppen gegen Endc Januar bereitö er.solgen
kann.

Der Erzbischof von Toulouse hat nun auch
einen Hirtenbrief in Bezug auf dic Naumung
Noms erlassen. „Dem Papst scine weltliche
Macht uehmen, sei Gottes-, KönigS- und Va-
termord, und Diebstahl dazu. Damit wäre
auch gar nichtS gethan, denn übcrall, wo der
Papst sich aufhalte, sei Rom."

Wie dic „Italie" schreibt, wird Tonello vor
dem 10. in Nom eintreffen; seine Instructio-
nen sind im verjöhnlichsten Sinne abgefaßt.

Dic Nomfahrt der Kaiserin Eugenie gilt
als aufgegeben.

D e u r s cb ! n n d.

Knrlsruke, 7. Dec. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog haben Sich gnadigst be-
wogen gefunden, die unterthänigst nachgesuchte
Erlaubniß zur Annahme und znm Tragen zu
ertheilen: dem vormaligen bcvollmächügten Mi-
nister und außerordentlickcn Gesandten am kö-
niglich bayrischen Hofe, Kammerhcrrn Frhrn.
v. Berckheim, für das ihm von S. M. dem
König von Bayern verliehene Großkreuz des
töniglich bayrischen Verdicnstordens vom heil.

* Muflkalifches.

Aas Äbschiedsconcert von Iean Secker und das
Museumsconcert des hieflgen Instrumcntat-
Vereins.

Heidelberg, 8. Dec. Das Ereigniß dieser Woche
war unstreitig dte am vorigen Dienstag stattgehabte

ihrer noch mit kurzen Worten zu gedenken.

Nock stehen wir vollständig unter dem Eindruck
dieses Concertes. Es wlrd unS diesmal besonders
schwer, selbst eine annähernde Beschreibung von der
ungeheuren Wukung zu geben, welche dassclbe
übcrall zurückließ.

Gallerie dickt besetzt, und wer unsere localen Ver-
hältnisse kennt, hat sick über die ungewöhnlich rege
Theilnahme nur freuen können.

geisterung ließ man die bunte Wrlt der Töne an sich
vorüberztehen. Ein ausgcsuchtcs Programm fesselte

Michael, dem königl. niederländischen General-
konsul Wilhelm D. Ettling in Madrid für
daö ihm von I. M. dcr Königin von Spanien
verliehene Commandeurkreuz des OrdenS Jsa-
bella der Katholifchen, und dem Stadtpfarrer
und früheren ländesherrlichen Decan Dr. Nom-
bach in Tauberbischofsheim für die ihm von
S. M. dem König von Württemberg verliehcne
königl. württ. Goldene Civil-Verdienstmedaillc.

Karlsruhe, 7. Dec. Das heute crschie-
nene Negbl. Nr. 69 cnthält (außer Pcrsonal-
nachrichtcn):

I. Gesetz, die Bcwilligung eineS außerordent-
lichen Credits zum Zweck der Beistellung von
Hinterladungsgewehren betrcffend. Dasselbe
enthält folgende ^Bestimmungen: ^

Erübrigungen an dem oidentlichen Budget der Kriegs-
verivaltung pro 1866/67 Tit. III „Armcecorps" ein-
^ließlick der in demselben Titcl für Heriiellung eineS

sten/E.OOo"fl.^eröffn"l!"'

sterium seiner Zeit besondern Nachweis zu liefern.

H. Unmittelbare allcrhöchste Entschließungen
Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs: Die
Einberufung des landständijchen Ausschusses zur
Prüfung der Staatsrechnungen betreffend.

III. Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1.) Den Gebührenbezug der Ge-
meindebeamten und Gemeindcdiener betreffend.
2) Die Wahl des Decans für die Diöcese
Müllheim betreffend. Der von dicser Diöcc-
sansynode gcwählte Pfyrrcr Vischer in Britzin-
gen hat dic Bestäligung des evangelischen Obcr-
kirchenraths erhalten. 3) Die Aufhebung der
Domänenverwaltnng Neckargemünd betr. a)Die
Domänenverwaltung daselbst wird mit der Do-
mänenverwaltung Heidelberg, und die Amtskasse
mit der AmtSkasse, bezw. dem Hauptsteueramt
alloa vereinigt. b) Die dritte diesjährige Gc-
winnziehung des Lotterieanlehens der Eisenbahn-
schuldentilgungskasse zu 14 Millionen Guldcn
vom Iahr 1845 bctreffend. e) Die Sericn-
ziehung für die 84. Gewinnziehung des Lotterie-
anlehens von 1.4 Millionen Gulden in 35-
Gulden-Loosen vom Jahr 1845 bctresfend. .

Karlsruke, 7. Dec. Die nach dcm
Beschluß der Frankfurter Liquidationscommission
crnanntcn beiden Localcommissionen für die Fe-
stung Nastatt werden schon in nächstcr Zeit ihr
Abschätzüngsgeschäft mit dem beweglichen Bun-
deseigenthum daselbst beginnen. Denn manche
Gegenstände, die in größeren Massen vorhan-

den sind, wie Proviant ». a. erfordern eine
schleunigere Erledigung des GeschäfteS, wenn
sie nicht mehr und mehr unbrauchbar werdcn
sollen. Jst aber die Ausnahme geschehen und
der Abschätzungswerth festgcstellt, so entstcht die
schwierige Frage, was weiter geschehen solle?
Dieses BundeSeigenthum einer öffentlichen Ver-
steigerung auszusetzen, wie weiland die deutsche
Flotte, wird man sich schwerlich entschließen
wollcn; eine gerechte Scheu dürfte davor be-
wahreN. Es bliebe also nichts übrig, alS sie
den Territorialregierungen, denen man die Fe-
stungswerke selbst gleichsam alS herrenlos ge-
wordenes Gut überlassen hat, zu überwcisen
gegen Nachnahme des alS liquid erkannten Ge-
sammtwerthcs.

Es fragt sich aber, ob dieS Festungsmaterial
für kleine Staaten übcrhaupt noch eincn Werth
haben könne? Wir bescheiden uns, diese Frage
nicht näher erörtern zu wollcn; soviel aber ist
gewiß, daß mit ihr die eigentliche Schwicrigkeit
der Sache beginnt. Jn unserem Nachbarlande
Württemberg spricht sich dir öffentliche Mei-
nung immer allgemeincr nicht nur gegcn jede
Uebernahme des bcweglichen Materials in der
frühern Bundesfestung Ulm, sondern auch ge-
gen den Forlbcstand dieser FestungSwerke über-
haupt auS. Mcht nur die Gemeindebehörden
von Ulm, sondern auch die Gemeinden der ge-
sammten Umgegend habcn in gut motivirten
Eingaben an die württembergische Staatsregie-
rung die Demolirung der Festung verlängt, die
nach dcr ucucn Art der Kriegsführung nutzlos
und überflüssig gewordcn, für daS Land Würt-
temberg aber eine unerträgliche Last und zur
Leit cineS Kriegcö geradezu verderblich werden
müßte. Nach diescr in Württemberg bereitS
herrschend gewordenen Stimmung ist kaum zu
erwarten, daß die dortigen Stände sehr gcneigt
sein werdcn, irgend wie die Mittel zurUebernahme
des Ulmcr Festungs-MaterialS zu bewilligen.
Nun haben unsere strategischen Autoritätcn frü-
her stets behauptet, zur Vertheivigung des Ober-
rheinS (gegen Frankreich) sei die Festung Na-
statt unzureichcnd und nutzloS, wenn sie nicht
eine weitere und stärkere Festung in ihrem Nü-
cken habe; dieS hat dic Befestigung von Ulm
herbeigeführt. Würde also diese zum Abbruch
kommen, waö hälte dann Nastatt nach dem Ur-
thcil militärischcr Fachmänner noch für einen
Werth?! Soviel dürfte gewiß sein, beide süd-
deutsche Festungen müßten zusammen bestehen
oder fallen.

-i—I- Vom See, 6. Dec. Der Güter-
verkehr auf dem Bodensee hat noch immer eine
überraschende Höhe, und zwar ist es in erster

haben. Der Glanzpunkt war aber allerdingS das
Quartett der größten aller Meistcr, des Fürsten
aller Fürsten auf dem Gebiete ber Tonkunst, das
Quartett von Beethoven op. 59.

Dieses Quartett enthält eine unendliche Fülle
musikalifcher Gedanken und tst so überauS reick an
Stimmungen allerlei Art, daß dasselbe mit Recht
zu den schönsten und interrssantesten Werken diescs
Tondickters gezählt werden mag. Das Adagio be-
sonderS war von etner ergreifenden Wirkung. Hier

als ob man die Töne nu^ nock aus der Gntfer-
nung hörte. Auck wurde dte Wirkung nicht wenig
erhöht durck den äußerst sckönen Vortrag dex ein-
greifenden Stellen von dem Bratsckisten, wodurch
überhaupt eine Klangfarbe erzeugt wurde, wie man
fie nur srlten in der Lage ist zu hören. Auch müssen
wir den Lellospieler hervorheben, der in dem Sckerzo
die kleinen Solostellen mit eben so viel Geschmack

als Zartheit vortrug. Der letzte Satz, gewiß der
schwerste ber ganzen Lomposition, wurde mir einer
Kühnheit, fast sollten ivir sagen Keckheit, vorgetra-
gen, welcke ber ungeheuren Ferttgkeit, Meisterschaft
über den Stoff und dem wundervolle Zusammenspiel
vollends dieKrone ausfttzten. Diemerkwürvige Gleich-
heit der rhytmiscken Durchführung, das künstlertsche
Maßhalten und das gcsckickte Zurücktreten der übri-
gen bei den hervortretcndrn Stellen des andern,
und mehr nock vielleicht die Innigkeit und die Tiefe
der Auffübrung mackten sich auck hier wieder auf
die glänzenbste Weise geltend. Die Künstler find
wie in einander gewacksen und die vollständige
Uebereinsttmmung in der Verarbeitung des mufi-
kaliscken StoffeS, gepaart mtt riner Leistungsfähig-
keit, welche nur selten in dieser glücklichen Zusam-
mensetzung vorkommy gibt dem Ganzen eine Voll-
endung, eine Vollkommenheit, welche wir wahr-
scheinlick nie mehr so hören werden. — Sprechen
wtr daher wiederholt dem Herrn Jean Becker
unsere dankbare Anerkennung auS für das große
Verbienst, das er fick um die Kammermufik er-
worben hat, und mögen ihn und seine Kunstgenoffen
unsere herzlicksten Wünsche für weitere glänzende
 
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