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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Ueidtlbkrger Zkillmg


Samstag, 13 October

18««.

Bestellungen auf -ie „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilaqe „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Actober 18«6 begonnene L. Quartal
werden fortwäkrend angenommen.

Die Expedition

* Politifche Umfchau.

Heidelberg, 11. Oclober.

Dic mitgetheilten Veränderungen im bayeri-
schen Kabinet (s. Heidelb. Ztg. Nr. 240, Mün-
chen) werden vorerst nicht stattfinden. Von einem
Rücktrittc dcr Minister v. d. Pfordten und
Bomhard soll übrigens auch aus dem Grunde
für den Augenblick keine Rede fein, da sich
gegenwärtig sämmtliche Minister in vollstem
Einverständniß befinden.

Die „Nordd. Allg. Ztg." schrcibt: „Die Zei-
tuugsgerüchte über schon beschlosscne Organi-
sationen in den neuen Provinzen und über
Personalveränderungen sind sämmtlich verfrüht.
Die Angaben über Theilung der Rheinprovinz
in zwei Oberpräsidien ist unbegründet. Vor
Ablauf eiues Jahrcs wird in den ncuen Pro-
vinzen von definitiven Organisatiouen und von
veränderten Abgrcnzungen nicht die Rede sein.
Ebenso unbegründel ist die Nachricht von der
bevorstehenden Ernennung eines Civilgouver-
neurs für Hannover, sowie die Angaben über
Veränderungen in den hannover'schen Land-
drosteien. Älles hierauf Bezügliche ist späteren
Erwägungen vorbehalteu."

Ueber die Aufrechthaltung der Mainlinie
macht sich die France in einer Stuttgarter
Correspondenz schwere Sorgen. Die Südstaaten
sind zwar souverän, aber die französische Drei-
stigkeit will es ihnen verwehren, aus frcien
Stücken mit Preußen zum Schutze der Grenzen
des Gesammtvaterlandes Bündnisse zu schließen.
„Diese Koalitionsbestrebungen, sagt die Frauce,
sind sehr natürlich und nicht zu verhindern;
denn durch den Prager Vertrag und die Auf-
lösung des deutschen Bundes haben die südlichen
Staaten ein unbeschränktes Verfüguugsrecht
über sich crlangt. Es ist aber in die Augen
springend, daß diese Bestrebungen gefahrdrohend
sür das allgemeine Gleichgewicht sind. Preußen
wird dadurch in die Lage versetzt, nicht mehr
nach der Annexion dieser Länder streben zu
müssen, da deren Regierungen den Wünschen
des Berliner Hofes freiwillig entgegenkommen."

Nach der „Opinione" hat der König von
Württemberg beschlossen, sich fortan durch einen
Bevollmächtigten an dem italienischen Hofe ver-
treten zu lassen. .

Ein chinefisches Gleichniß.

Was ist am meiften in einem Staate zu fürch-
ten?" fragte etnst der chinefische Kaiser Hoang
Kong seinen Minister Koang Tckong. „Fürst",
antwortete dteser, nach meinem Dafürhalten ist
nichts mehr zu fürchten, als das, waS man „Rat-
ten in drr Bildsäule" nennt." Hoang Kong ver-
stand diese Metapher nicht, und der Minister er-
klärte fie thm auf folgende Weise: „Ste wissen,
Fürst, daß an vielen Orten zu Ehren der Sckutz-
hetligen Btldsäulcn errichtet sind; dtese find von
Holz, inwendig hohl und auswendig bemalt. Auf
irgend eine Weise ist eine Ratte hineingekommen,
und auf keine Art kann man fie herausbringen.
Feuer darunter zu machen, wagt man nickt, auS
Furcht, daS Holz möchte anbrennen; aber eben
so wenig wagt man, das Bild inS Waffer zu thun,

die Ratte wirv durch die Achtung, welche man vor
dem Bilde hat, gesichert." — „Und wer find diese
Ratten tn der Bildsäule?" fragte Hoang Kong. —
.Das find Leute, welche keine Verdienste haben,
fich aber die Gunst und daS Vertrauen ihreS Kür-
sten rrschleicheu."

D e ti t f ch l a n d.

Karlsruhe, 10. Oct. Das heuke erschienene Rcgie-
r mgSblatt Nr. 58 entbäll (außcr Pcrsoiialnachrichlen):

tenquoie für das Jahr 1867 bclrcffend. Dadurch wird

100 Mann zur Reserve für kais Jabr 1867 bestimMt
siud. Diese Neserve, nach dem Maßstab des 8 7 deS

Karlsruhe, 9^ Ocl/ Äus der 25. öffent-
lichen Titzung der Ersten Kammer tragen
wir noch die Rede des durchl. Präsidenten Sr.
Großh. Hoh. deS Prinzen Wilhelm auSführlich
nach, mit welcher Hochderselbe die Kammer be-
grüßte: „Durchlauchtigste, hochgcehrteste Herren!
Bcvor ich diese Sitzung erösine, sei eS mir ge-
stattet, Sie aufrichtig willkommen zU heißen,
willkommen uach den schweren und sorgenvollen
Stundcn, die feit Vertagung dieses hohen Hau-
ses an Alle sowohl als an den Einzelnen so
zahlreich herangetreten sind, nach den schweren
Sorgen, die Jeder von unS im Einzelnen so-
wohl als für daS große Ganze zu tragen halte.

Niemanden wäre damals wohl eingefallen,
zu hoffen, daß die schweren Ereigniffe, die her-
eingebrochen sind, sich in so milder Weise über
das theure Vaterland verbreiten würden; Nie-
manden wäre eS eingefallen, daß die Opfer,
die wir zn tragen hatten, in einem verhältniß-
mäßig so erträglichcn Maße von uns zu tra-
gen sein würden. Allein der Vorsebung sei ge-
dankt, daß sic es so gnädig mit unserm theuern
badischen Vaterland gemeint hat, daß sie so we-
nig zahlreiche Opfer an Blut und Menschen
und materiellem Gut forderte. Heute gilt es,
den bittern Kelch zu leeren, den wir uns selbst
bereitet haben.

Wir werden ihn aber mit Gottes Hülse lee-
ren mit jenem festen männlichen Willen und
Verstand, der in uns wohnen muß und wird,
und dann werden wir eine Bahn zu einem bes-
sern einheitlichen Lcben betreten, zu einer grö-
ßern Einigkeit des deutschen Vaterlandes, als
es bisher dcr Fall war.

Jn diesem hohen Hause wünsche ich von gan-
zem Herzen, daß jener Frieden wieder heimkeh-
ren möchte, der das hohe Haus theilweise ge-
mieden hat, jener Frieden, der uns nach innen
ftark, nach außen abcr zu einer festcn Stütze
für unsern geliebten Fürsten und unser theures
Vaterland machen wird.

Mit diesem Wunsche eröffne ich diese erste
Sitzung."

Karlsruhe, 10. Octbr. Rede des Präsi-
denten des Ministeriums der auswärtigen An-
gelegenheiten, Hrn. von Freydorf,. in der
zweiten Kammer über den Waffenstillstands-
und Friedensvertrag. (Fortsetzung.)

Von dem Abschluß, nicht zuqleich von dem Jnhalt
dieser Verträge erhictten wir die erste Kenntniß durch
eiu von Hrn. v. d. Pfordten veranlaßteS Telegramm
deS badischen GeschäflSträgere in Wicn vom 27. Juli,
NachmittagS 3 Uhr. Es war darauS zu ersehen, daß

Die Mittheilunq deS Frhrn. v. d. Pfordten laffe dieS
fandten gleichfallS am 27. Juli, Nachmilta .s Lt/, Uhr,

Oesterreich hatte Waffenruhe, und eS waren dadurch

12,000 Mann Oesterreicher außer Gefecht gesetzt.

^ Auch ^ayern^ ^ffen ^Ar^ damalS^

war schon ein Wagen von Wim nach Nikolsburg be-
stellt, als Gesandlschastsbcrichte und Zeitunqsnachrichten
eS zweüelhaft machlen, ob ich bei den damaligen Ver-
 
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