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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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eidtlbkrgtr Ztiluiig.

N» 27L. Mittwoch, November


Mazzini hat an die Römer einen Aufruf er-
lassen, mit allcn Kundgebungen zu warten, bis
die Franzosen abgegangen sind.

Die ofsicielle „Florentiner Zeitung" sagt, der
nahe Verfalltag der Septcmber-Convention muß
die Aufmerksamkeit der Cabinette von Paris
und.Floronz auf die ernsten Jnteresien hin-
lenken, welche in Folge davon zu ordnen sind.
Die beiden Regierungen sind gleichmäßig be-
seelt von dem Wunsche, diese Jnteresien aus-
zugleichen und der Convention eine völlige und
loyale Ausführung zn gebcn. Wie sie über
dieses Ziel übereinstimmen, so ist nicht zu be-
zweifelu, daß sie auch über die Mittel sich ver-
ständigen werden. Die Nachricht, welche einige
französische Journale gegebeu haben, daß die
französische Negierung schon früher mit Jtalien
in dieser Hiusicht Vereinbarungen habe treffen
wollen, und daß Jtalien alle Verhandlungen
darübcr zurückgewiesen habe, ist gänzlich ohne
Grund.

Wie der „Etendard" versichert, ist die innere
Lage Spaniens gegenwärtig nicht völlig be-
ruhigend, wenn man sic nach den in Madrid
getroffenen Maßregeln beurtheilen will. Es ist
dort unter den Befehlcn des General Crispin
Sandaval eine fliegende Colonne gebildet wor-
den, die aus zwei Divisionen besteht. Die erste,
unter General Rey) hält den Nordbahnhof, die
zweite, unter General Clos, den Südbahnhof
desetzt, damit die Truppen von Madrid aus
jederzeit und ungehindert nach verschiedenen
Richtungen hin entsendet werden können. Der
Oberft des Regilnents Asturien ist nach den
Philippinen geschickt worden.

Deutfchland.

Karlsruhe, 17. Novbr. Gestern wurden
von einer Abordnung, bcstehend aus dcm gr.
Polizeiamtmann, dem Oberbürgermeister und
einem Nechnungsbeamten, bei dem hiesigen ka-
tholischen Stadtpfarramte die Schulfondskasie
nebst Rechnungen in Empfang genommen, nach-
dem sich dcr Stadtpfarrer bisher höherer kirch-
licher Anordnung zufolge geweigert hatte, solche
freiwillig an den Staat herauszugeben. Das
Pfarraml berief zu diesem Acte die Mitglieder
dev Stiftungscommission, welche mit ihm eine
Verwahrung zu Protocoll gaben gegen die Ab--
nahme der Kasie und Nechnungen. (L. Z.)

Mosbach, 1,7. Nov. Der Hcrr Präsident
des Ministeriums des Jnnern, Dr. Jolly, be-
suchte gestcrn unsere Stadt auf eitter Rund-
reise, die vom Neckar bis zum Maine geht.
Derselbe besichtigte in Begleitung deS großh.
Amtsvorstandes Staats- und Gemeindeanstal-

ten, und sah sich am Abend als Mittelpunkt
einer zahlreichen Gesellschaft des Richter-, Be-
amten- und Bürgerstandcs. Ein Blick in die
trefflichen Jahresberichte uuserer Landescom-
misiäre beweist, wie gut es ist, wenn die Mi-
nister sich selbst an Ort und Stelle über die
Zustände verlässigen. Darum erscheint unS
auch die Neise des Herrn Präsidenten zeitge-
mäß und als große Wohlthat für unsern Kreis.
Die vvn ihm ausgesprochenen Grundsätze geben
uns Gcwähr, daß er nach Möglichkeit seine
Hülfe da angedeihen läßt, wo man selbst an-
greift, um sich zu helfen. Möge der KreiS
Mosbach dies erwägen und erkennen. (L. Z.)

Neustadt, 19. Nov. Dcr Ausschuß des
protestanlischen Vereins hat heute die demnäch-
stige Berufung eincr Versammlung seiner Mit-
glieder beschlossen und den Vorstand dcs Ver-
einS beauftragt, Herrn Kirchenrath Profesior
Dr. Schenkel in Heidelberg zu dieser Versamm-
lung einzuladen. (Pf. C.)

Mainz, 15. Nov. Die Untersuchung ge-
gen die 32er Landwehrmänner ist seit einiger
Zeit geschlossen. Urtheil ist nur gegcn eine
Anzahl besonders Gravirter ergangen, die sich
noch hier in Festunghaft bcfinden. Für die
übrige Mannschaft ist unter Zurückstellung in
den activen Dienst die Entscheidung vorbehal-
ten worden, und es soll über ihre Führung in
den letzten Tagen des Jahres berichtet werden.
Man zweifelt nicht, daß die Entscheidung des
Königs die Leute das neue Jahr mit Freude
beginnen lasscn wird.

Kassel, 14. Nov Die neu errichteten drei
Armeecorps werdcn, ähnlich wie dics bereitS
bei den übrigcn Corps zu je zweien geschehen
ist, zu ciner Armeeabtheilung zusammengestellt.
Als deren General-Jnspector bezeichnct man
den Herzog von Coburg. Die drei Armeecorps
sollen bis zum 14. November vollständig or-
ganisirt, die einzclnen Truppentheile derselben
in der vorgeschriebencn Stärke completirt und
eben so vollständig ausgerüstet in den ihnen
durch die Dislocation angewiesenen Standquar-
tieren zusammengezogen sein, worauf in den
letzteren Musterungsparaden durch die betref-
fenhen Brigade-Commandeure abgehalten wer-
den. (K. Z.)

Berlin, 14. Nov. Der „Nordh. Z." zu-
folge wäre es einem Einwohner von Nordhau-
sen. gelungen, das preußische Zündnadelgewehr
derartig umzuändern, daß damit die doppelte
Schußfähigkeit erzielt wird. Das genannte Bl.
schreibt: Glaubwürdige Augenzeugen berichten,
'daß mit diesem Gewehr 14—15 Schüsse in der
Minute abgeseuert worden sind. Nachdem der

* Polilifche Umfcbau.

Heidelberg, 20. November.

Der von der prcußischen Rcgierung dem
Landtage vorgelegten Forderung von 1^/zMil-
lionen Thaler, um den preuß. Heerführern,
welche zum glücklichen Ausgange des Krieges
in hervorragcnder Weise beigetragen haben,
eine Dotation als Dank des Vaterlandes zu
bewilligen, glaubt die „Berl. VolkSztg." im
Sinne der großen Majorität des Volkes Fol-
gendeS entgeLncn zu müssen: Dem Gefühl
des Landes entspricht eine recht hochherzige Be-
lohnung der verdienstvollen Führer des Krieges.
Diesem Gesühl künn jedoch nur nn richtigen
Sinue entsprochen werden, wenn man Namen
und Summen kennt und ncnnt, und haupt-
sächlich, wenn der Landesvertrctung hierbei die
Jnitiative überwiesen wird.— Nach dem Zu-
stande des Landes aber scheint uns der jetzige
Zeitpunkt noch nicht der cntsprechende, um
diesem Gefühl Folge zu leisten. Einerseits ist
das Maß der Pflichten des Landes ein noch
sehr großes. Brodlose Familien und Jnvaliden
erachten wir als die dringlichern Gebote der
Unterstützung und Versorgung, wie ja allent-
halben die Pflichtschuid der Ehrenschuld voran-
geht. Andererseits steht dieser Antrag immer
noch vor der ungelösten Budgetfrage und der
vielbesprochenen Lückentheorie. Dem Lanve erst
das volle Recht der Geldbewilligung sichern
und dann seine Hochherzigkeit in Anspruch ueh-
men, dünkt uns der natürliche und gerechte
Weg zur Erledigung der Ncgierungsvorlage.
Dies entspricht nach unserer Auffasiung dem
Gefühl und auch — dem Zustand des
L a n d e s.

Sicherem Vernehmen nach ist die von Wien
nach Berlin gerichtete Anfrage, ob man daselbst
geneigt wäre, die Verhandlungen über den
Handels- und Zollvcrtrag demnächst zu begin-
nen, von preußischer Seite in entgegenkommen-
der Weise beantwortet worden.

Der „Avenir national" enthält ein Tele-
gramm von Brüssel, welches den Tod des
Prinzen v. Wales officiell in Abrede stellt.

Die. Mission, mit welcher General Fleury
nach Jtalien betraut ist, soll zum Zwecke haben,
dem König Victor Emanuel nochmals anzu-
empfehlen, daß er sich nicht zur Annahme Roms
bewegen lasie, wenn selbst ein Plebiscit ihm
die Annexion der päpstlichen Stadt anbieten
sollte, und dem Papsie wiederholt den Rath zu
ertheilen, daß er jeder Demonstration solcher
Art durch weise, dem Geiste der modernen Zeit
entsprechende Concessionen vorbeuge.

Das Neueste in Mordwaffen.

Dle „Gartenlaube", die seit ihrer Wiederzulas-
sung in Preußen abermals einen großen Aufschwung

ihrer Nummer 41 über die neuesten Erfindungen
Dreysse's sebr intereffante, in ihren Einzelhetten
seither noch völlig unbekannt gewesene Aufschlüsse,

Schießversuche das allgemetnste Aufsehen hervorrufen
dürften.

Nach einer kurzen Schilderung des Dreysse'schen
Schießplatzes äußert sich ber Verfaffer bcs angezo-

von dem nur das Rohr eine entfernte Aehnlichkeit
mit einer Schießwaffe verrieth, und bald fah tch

linker Arm handhabte das Gewehr, der rechte El-
lenbogen stützte daffelbe, die linke Schulter hielt
die Waffe. Nach zehn Schüssen eine Pause; ver
alte Herr nickte zufrieden, der Schütze hatte in
allen mögltchen Stellungen auf tausend Schrttte
eine Scheibe von acht Fuß Breite und sechs Fuß
Höhe mtt zehn Schuß zehn Mal getroffen; das
Erperiment wiederholte sich mchrere Male, jedes-
mal mit demselben Erfolg. Zuletzt mußte der
Schütze Befehl zum Schnellfruern erhalten haben,
zehn Schüffe fielen rasch hintereinander, und der
Erfolg ergab acht Treffer; ich beobachtete die näch-
sten zehn Schüsse nach meiner Ubr, sie erforderten
nicht mehr als etnundeinviertel Minute. Das Ge-
wehr wurde bei Seite gelegt, etn ähnliches, an
dem ich nur ein stärkereS Rohr wahrnebmen konnte,
wurde vorgenommen, die Scherbe gleichzeitig um etwa
fünfhundert Schritt hinausgerückt. Das Schießen be-
gann von Neuem; es mußten Erplofions-Geschosse
sein, mit denen geschossen wurde, denn nach jedem
Schuß ertönte von ber Schetbe her, die mir fast

Pfund leichter und zwet bts drei Lhaler billtger,

fehlt; das war ferner die neue Zündnadelbüchse
Dreysse's, welche auf eintausendfünfhundert Schritt
noch Geschütze zu demoliren, Munitionswagen in
die Luft zu senden und mit einem in acht Theile
sich theilenden Geschoß mögltcherweise acht Mann
kampfunfähig zu macken vermag. Statt Schaft
und Kolben hat das Gewehr in gewundener Form
einen Stoßstempel, dessen Schulterstück eine ähn-
liche, aber viel praktischere Form, wie die Schwei-
zer Hakenkappe, hat, vermöge welcher daS Gewehr
fest an der Schulter fitzt; dadurch ist das beschwer-
lichere und unsichere Schießen aus freier Hand be-
seitigt. Die rechte Hand deS Schützen wird völlig
frei ünd kann mit Leichtigkett und größter Schnel-
ligkett von der Patrontasche zur Kammer, von der
Kammer zum Drücker, vom Drücker wiederum zur
Kammer wandern. Beim Laden wtrd das Gewehr
 
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