Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 178-204 August
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0181

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ueidelbrrger Zeilung

M 1SS


Dienstag, 21 August



' Politische Ul»sch«u.

Heidelberg. 20. August.

Die neucftc Nummer des „Rürnb. Corresp."
bringt in einer Münchener Correjpondcnz fol-
gende Details über den augenblicklichcn Stand
d-r FriedenSvcrhandluugen: „Glaubwürdiger
Mitiheilung zufolge besteht Prcußen für dcu
init Bayern abzuschlicßenden Frieden auf Ab-
tretung von Hammelburg und Kijsingen in
Unterfrankcn und Kulmbach iu Obcrsrauken
sammt den dazu gchörigen Bezirken. nachdem
es vvn weilergchenden Fvrderungen (Bayreuth,
Nirnberg und Ansbach) zurückgetrelen. Auch
einc bedeutende Summc für Kriegskosteu wird
vcrlangt. Die Höhe derfelbeu wird zu 12, von
Andern svgar zu 3» Milliouen Gulden ange-
gebcn." (Dcr „Volksbote" spricht von Abtre-
tung des Kulmbacher Gcbicts uud bcs uördli-
chen Theils der Rhcinpfalz. Ersteres würde
wohh die Richtigkeit dicscr Angaden vorauSge-
setzt, zur Vcrgrößeruug vo» Coburg-Golha,
letzterer, der nördliche Theil der Pfalz, oder
nach der anderu LeSart die Bezirke vou Ham-
melburg uno Kissingen, zur Entschädigung vou
Hessen-Darmstadt bestimmt seiu.)

Jn Betreff dcr Kriegsentschädiguug, welche
Preußeu von dcn occiipirten Ländern beansprucht,
Iheilt -ine gute Quelle iu der „Köln. Z." sol-
gendes Wkitere mit: „-Die bis jctzt seststehcnde
Summe soll außer den 20 Millioucn Thalern,
welche Oesterreich baar zahlt, 10 Mill. Thir.
für Sachsen betrageu und 21 Mitliouen Gllldeu,
also clwa 12 Mill. Thaler sür Würtembcrg,
Darmstadt und Fraukfurt zusammeu. Die
Bayern zugcdachte Summe ist noch uicht in
einigcrmaßen sicherer Weise bekannl und wird
viellcicht nach dem Umfauge der GcbictSablre-
tung bemesscn wcrden."

Die „Nalionalzeilung" vermuthet, daß in
Bezug aus dic Provinz Obcrhcssen die Für-
sprache Rußlands durchgedrliligen sei; dann
sährt daS Blatt fort: „Dcr Großherzog foll
sich geweigert habcn, in einen Austaufch Ober-
hcssenS gegen süddeutfchcs Gcbict zu willigen.
Da dte Provinz durchaus iu den „norddeutscheu
Bund" hincinragt, jv wird der Großherzog
uothwendig, wenn nicht auf jedr Coutinuität
verzichtet werden svll, für diesen Landestheil dcm
Buude beitreten müssen."

Ein Theil der baycrijchen Presse ist so tief
gesnnken, daß man sich nicht entblödkt, für den
Anjchluß an Frankreich zu agitiren. Dcr iu
München erscheinende „Neuc Bayer. Kurier"
stelll solgende Sätze auf: „Jetzt, nachdem Ocster-
rcich hiiiausgeworsen ist, uoch von einem Dcutsch-
land reden zu wollen, ist purer Nnsinn; eS
handelt sich also sür uus Bayeru nur noch
darum, unserc Selbstständigkeit mvglichst zu cr-
halten, das Vasallenthum unsercs Königshau-
fes von den Bisiiiarck'icheii Krallen frci zu
halten, durch Anschluß au den großen Nachbar
Frankreich sich zu schützen. Wcr hat Bayern,
Würtembcrg, Badcn, Hesscn vcrgrvßert? Frank-
rcich, Napoleon 1. Zn welcher Periode bildeten
sich unscrc bisher uicht erreichten bayerifchcn
StaatSmäniicr uud Gelchrtc, wie z. B. Mont-
gelas, Reigcrsberg, Feuerbach tc., unsere Heer-
sührer Deroy, Wrede rc. aus? Zur Zeit des
RhkinbuiideS, an der Seitc dcr Frauzosen.
Darum: Lieber cin Bayern in seiner Größe
und Selbstständigkeit erhaltendcS, ja viellcicht
noch vergrößerndeS — Büiidiiiß mit Frankrcich
— alS cin preußisch Bismarck'scheS Heloteu-
thum." Aljo schreibt cin Müncheuer Blatt, der
Neue Bayerische Kurier l

Die „Bayer. Ztg." jchreibt: Bcrichten der
Bevollmächtigteu auS Berlin zufolge habenffich
die Friedensverhandlungen günstiger gestaltct,
und eS darf daS Znstandckommen deS FriedenS
nächster Tage zuvcrsichtlich crwartet werden.

Wegeu der zur. Ratisication nothwendigen Zcit
wird der Waffeiiftillstand »erlängert werden.
Dcr Konig hat zur Förderung der FriedenS-
verhaudlungeu persönlich milgewirkt.

Jn Leipzig wurde cine Vcrsammluug von
Männeru dcr preußenfreundlichcn Partci noch
vor Eintritt in die Verhaudluugen polizeilich
ausgelöst.

Ju St. Petersburg hat am 8. d. M. die
erste Geschworencngerichtssttzung Rußlauds in
dcm cigenS dazu eingerichliteu Saale stattge-
funden.

Deutschlund.

Kurlsruhe, 17. Aug. Jn dem Saalc der
Eintrachtsgcsellschafl hiclt hcutc ciii! Anzahl von
Bürgern und Einwohnern untcr Lcilung des
Advokaten Bujch Versamiiilung uud sprach sich
energisch für Anjchluß au den norddeutschen
Buud aus. Dic Versammlung vcrlangt eS auch
von dcr libcralen Kammerparlei in Preußen
als ein angcborcncS, uuvcräußcrliches dculjches
Recht, daß diejcrZusammclihaiig zwischen Nord
uud Süd aufrccht erhalteu wcrde. Man ging
vou der Ansicht auS, daß zwar Badcn scine
Stellung schon klar genommen habe, daß abcr
doch Karlsruhe eine Pflicht ersüllc, wenn die
Bürgerschast nicht zurückbleibe hiuter dcn Kuud-
gebllngcn der Nachbarstaatcu und insbcsondere
vou Münchcn. Die Stcllnug gegcn die sranzö-
sischen Anjprüchc Ivurde in den Rcden cbeujo
klar geuomuieii; mau hiclt aber dasür, oaß eiue
Ausnahme in die Bcschlüssc zwccklos sei, da die
Haltuug dcs LandcS ourch peu Anschluß an
Prcußcu vou jeibst bcstimmt werde.

Karisruhe, 18. Aug. Dic „Karlsr. Z."
schrcibt: Der zwischcu Baden uud Prcußcn
abgejchlofscnc FriedcnSvcrtrag enthält, wie inan
ersährt, sehr Ivichtige Bestimmungen in Betreff
der HandelS- uud V-rkehrsverhältnisfe.

Es ifl dic Fortdauer des Zollvereins sest-
gesetzt und bestimmt worden, daß in kurzem
Verhandlungen wegen deftnitivcr Rcgelung der
Zollvcreins-Verhältnisse zu beginuen haben.

Dann ist der Zusammentritt eiuer Konserenz
in AuSsicht genommen, um für daS dculsche
Cijenbahiiivestn längst schwer vermißte Normen
fcstzusetzen. ES soll sich dabei insbesoudere um
die Mittcl für die Förderung deS Personen-
und GüterverkehrS, ferner um eine Rcgelung
der Konkurreuzverhältnisse ohne Benachthei-
liguug der allgcmeinen Verlehrsinteressen, daun
um die Aufstelluug gemeiusamer Grundsätze
für die Kouzcjsionirung ueuer-Eiseiibahii-Liuien
rc. handelii.

Endlich ist die Eiustcllung der Erhebung der
SchifffahrtSabgaben auf dcm Rhein vom 1.
Januar 1867 in diescn L-iaatSvcrtrag aufge-
nommen. Eö ist zu erwarten, daß die beiden
anderen deuijchen Ufcrstaaieii glcichzeitig dicjelbe
Maßregel trcffen werden.

KarlSruhe, 18. Aug. Die letzien auS
dem vou der Cholera fchwer heimgesuchlen Ort
Schönscld eing-troffc»eiien Berichte laulen
so günstig, daß man das Erlöfchen dersclben
dort in kurzem erwartc» darf. Am 1ä. d.
sind neue Erkrankiiiigen nicht mehr angemeldet
und nur cin TodeSfall (cines KindeS) einge-
lreten; in ärzllicher Behandlung biieben noch

15 bis 18 Pcrjonen. Schönfeid, ein im Ganzen
wohlhabender Ort, der indessen schon durch
die jüngsten KriegSereignisse hart uiitgenoinmcii
wurdey war bei der letztcn Volkszählung mit
524 Sceleu aufgesührt; von deusclbin sind vom
2. bis 15. August 86 Pcrionen, aljo etwa

16 Proc., an der afialischen Cholera crkrankt,
und 23 Perfonen, 4 bis 5 Proc. der Gefammt-
bevölkerung und etwa 28 Proc. dcr Erkrank-
ten, geftorben.

ES ist kciiiem Zweifcl unterivorfen, daß die
Cholera durch das Hambnrgcr Bataillon in

d-n Odcnwald eingeschleppt wordcn ist. AlS
daS Hamburger Bataillon von Hanfe auS-
marschirtc, herrich!c»dort die Cholcra, nnd cS
kamcn bei demselben auf dcr Eisenbahn-Fahit
und dcn Märschen niehrere Erkranknngen vor.
Am 29: und 30. Zuii wnrden 4 cholerakranke
Hamburger Soldaten in daS Lazarcth zu W-rt-
heim gcfchafft, einer kam bereits todt dori an,
die 3 andern starben kurz darauf. Jhnen
folgten mehrcre cholcrakranke Svldatcn des kgl.
prcnßifchen 36. Znfaiiterieregiments, welchcs
einige Tage lang mit den Hanjeaien in dcn-
jelden Cantoinicmcnts zufammengcicgen hatte.
Unter den hanfeatifchin Soldaten stnd serner
Choleraerkraiikungin in Großrinderfeld, Grüns-
felo und Freudenberg vorgekommen, und an
dicfen Orten in dcr ersten Woche deS August
auch cinzelue Erkrankungen unter dcr Civil-
bevöikerung; doch habcn die letztern FLlle fast
durchgängig cinen guten Vcrlauf genommcn.
Dann find mchrfache TodeSsällc au der die
Cholera bcgleitciidcn Cholerine crfolgt, indem
hochbejahric oder sviist sehr jchwächliche Pcrionen
nichl im Siand gcwejcn sind, den erschöpfenden
Diarrhöen zn Ividerftehcn. Auch aus dcn nahen
bayrijchen Slädten werden Cholerafälle gemeldct,
so 12 aus Miltenberg.

Bon Seiten der großh. Behörden stnd die
eiitjprechendeii Maßrcgeln ergange», um cincr
Ausbrcituiig dcr Epidemic eiitgegcnzntreicn: ins-
besondere sind vvn dcn Bezirksämtcrn Tauber-
difchvfsheim und Weithcim umfaffendc Dcs-
insectioncii in dcn angeführtenOrten angeordnet.
Die Gemarkung Schönfeio ist iu folchcr Wclse
abgefperri, daß Nicmand ohne einen Lrztlichen
Legliiiiiatioiisfchein oicfelbe von außen her be-
tretcii odcr diesclbe verlafsen darf. (K. Z.)

Frunkfurt. 17. Aug. Heute wurde die
frühere Druckerei der „Neuen Frankfurter Ztg."
wicder geöffnel, ohne oaß deßhalb daS Erschei-
nen deS BlatleS vorcrst gcstaitc! wäre. Die
Druckerei von Striit in Frankjurt wurde ge-
ichlossen wegen Separalabdrucks von Artikeln
eiucS süddeutscheii Blaitcs.

Münchon, 17. Ang. Heute ist ein Courier
mit Depeschcn an Herrn v. d. Psordten nach
Berlin abgegangen. Dic Depeschen betreffen
den bevorftehkiisen Friedensabschluß.

Borlin, 16. Aug. Dem hcutigeii zu Ehren
deS Grasen v. BiSmarck, Miiiisters v. Roon
und Geiierallieuteiiaiits v. Moltke im Kroll'-
jchen Etablisiemeiit veranstaltetcn Feste ivohnten
sämintliche Minister bei und nahezu tauscnd
Gäste aus allen Ständen und Partcicn. Der
Präsident des Herrenhauies, Graf Stolberg,
brachte daS Wohl des KSnigs auS, dcr Obcr-
bürgermeister Seidel daS deS Grafen BiSmarck,
Ministers v. Rovn nnd Gcnerall. v. Moltke,'
und General Brand ein Hoch auf die Armce.
Graf Bismarck dankte im Namen der Gescier-
ten und schioß mit einem Hoch aus Bcrlin.
Anf dem Feste manifestirte sich eine enthnsiasti-
sche Stimmung.

Kcrlin, 17. Aug. Jm Herrenhauje wurbe
die Botjchaft deS Königs in Betreff dpr An-
nexionen sofort an eine Cvmmisston von 15
Mitglicdcrn überwiesen.

Borlizl 17, Aug. Jm Abgeordnetenhause
war auf Anlrag des Staaisminisieriiims im
Lanf deS h-ntigen VormittagS aus heute Mittag
1 Uhr eine Sitzung anberaumt worden. Sofort
naib Eröffnung ders-lb-n erhob sich

Miiiisteipräswml Gras Bismarck: Jch habe dem
Hause eiue Botschait Sr. Majestal des Uönigs
milzulheilen (das HauS crhebi sich) ; dieselbe lauiei, wie
ishü

„Wir Wilheim von Goiies Gnadeu, König von
 
Annotationen