eideloerM Zeilung.
Dienstag, 28 August
* Polrtische Umschtt«.
Heidelberg, 27. August.
Der „Slultgarter Beobachter" verlangt, daß
die Kammern keinen Kreuzer der au Preußen
zu bezahlenden Kriegskosten bewilligen, so lange
nicht vollständig Rechenschaft über die'Art und
Weisc der Kriegöführung von Seitc der Bun-
desarmce erstattet sein werdc.
Der zwischcn Würtemberg und Preußen ab-
geschlossene FriedenSv.ertrag stimmt mit dem
zwischcu Preußen und Baden bis auf die
Summe der zu leistenden Kriegsenlschädigung
überein (s. unten).
Dem „Nürnb. Corrcsv." wird folgende wich-'
tige Neuigkeit mitgethcill: „Die Gesundheit des
Frhrn. v. d. Pfordten ist durch die Mühen,
Anstrengungen und Aufregungen der letzten
Zcit so sehr erschültert, daß der Minister auf
dringendes Anrathen seiner Aerzle das Amt,
welches er nur bis zum Abschluß der gegen-
wärtigen Wirrnisse und daun der Friedens-
verhandlungen in Berlin zu behalten sich ent-
schließen konnte, jetzt, nachdem der Friede.ge-
sichcrt ift, niederlegen wird. Hr. v. d. Psordten
wird inveß uoch als Minister vor den Kam-
mern die Politik der Regierung zu vertheidi-
gen suchen. Nebenbei glaubt man versichern
zu können, daß dcr alS sein Nachfolger ge-
nannte Fürst Hohenlohe bis jetzt keine Aus-
sicht hat, an die Stelle des Frhrn. v. d. Pfordten
berufen zu werden."
Officiös wird bestätigt, daß Hr. v. Roggen-
bach in den preußischen Staatsdienst treten
wird, und zwar soft derselbe cine Stcllung
bei dcr Führung der deutschen Angelegenheitcn
einnehmen.
Die FriedenSvcrhandlungen mit Sachscn ha-
ben am Montag begonnen. An Kriegskosten
verlangt Preußen 20 Millionen Thaler.
Stettiner Blättern zufolgc wird der Kur-
fürft von Hcssen nach der Schwciz übcrsiedcln.
Deutfchland.
Karlsruhe, 2s. Aug. Durch höchsten Befehl vom
23.d.M. wird Major v. Sch äffer vom 3. Dragoner-
regimeut Prinz Karl zum Commandanten des (1.) Leib-
Dragonerregiments ernannt, uud Major Knittel,
Commandant der Ersatzabtheilung der Reiterei. wird
zum 8. Dragonerregiment Prinz Karl versetzt. Der auf
Kriegsdauer reactivirte frühere LeutnantOtto Rheinau
vom 5. Jnfanterieregiment erhält die unterthänigst nach-
gesuchke Entlassung aus dem großh. Armeecorps.
Karlsruhe, 25. Aug. Wir erhalten den Wortlaut
ches zwischen Baden und Preußen abgeschlossenen Frie-
densvertrags:
„Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden
und Seine Mcijestät der König von Preußen, geleitet
von dem Wunsche, Jhren Völkern die Segnungen des
Friedens zü sichern, haben beschlossen, Sich über die Be- .
stimmungen eines zwischen Jhnen abzuschließenden Frie-
densvertrags zu verständigen, uud zu Jhren Bevollmäch-
tigten ernannt, nämlich:
Seine Königl. Hoheit der Großherzog von Baden:
den Präsidenten Allerhöchstihres Ministeriums des
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, Kam-
merhenn,rc. Rudolf v. Fveydorf;
Seine Majestät der König von Preußen:
Seinen Ministerpräsidenten und Minifter der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Grafen Otto v. Bis-
marck-Schönhausen, Ritter des ^Schwarzen-
stimmungen übereingekominen sind:
Art. 1. Zwischen Sr. Königl. Hoheit dem Großher-
zog von Baden und Sr. Maj. dem König von Preußen,
Zeiten bestehen! ^
Art. 2. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von
Baden verpflichtet Sich behufs Deckung eines Theils der
Königl.^Hoheit der Großherzog von Baden^der,im § 7
des Waffenstillstands-Bertrags 6. ä. Würzburg, den 3.,
August 1866 übernommenen Entschädigungsverbindlich-
Art. 3. Se. Königl. Hoheitz der Großherzog von Ba-
den leistet für die Bezahlung^ dieser Summe Garantie
durch Hinterlegung von badischen Staatspapieren oder
durch Beibringung der Bürgschaft der Direction der
Disconto-Gesellschaft dahier.
Att. 4. Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von
Baden steht das Recht zu, obige Entschädigung ganz oder
theilweise unter Abzug eines Disconto's von 5 pCt. per
Jahr früher zu bezahlen.
2üt.^9. Unmittelbar nach ^leisteter Garantie in Ge-
aus dem Nhein, und zwar jowohl der Schiffögebühr —
Tarif zur Uebcreinkunfl vom 31. März 1831 — als
uiw XVII zu der Uebereink^u,l vom 31. März 1831
Badeu ^rkeum die Bestinnnuiigen des zwischcn Preußen
und Oesterreich zu Nikolsburg am 26. Jnli 1866 ab-
geschlossenen Präliminarvertragö au und lritt denjelben,
soweil sie dic Zukunft Deulschlands betreffeu, auch Sei-
nerseits bei.
Art. 11. Die Natification des gegenwärtigen Ver-
trags rrsolgt bis spätestens 21. August d. I.
Zu Urküud dcssen habeu dic beiderseitigen Bevoll-
mächtiglen diesen Vertrag in doppelten Eremplaren un-
terzeichnct und ihre Siegel beigedruckt.
So gescheben zu Berlin, den 17. Aug^ 1866.
Karlsruh-, 24. Aug. Die Frequcnz und
Einnnbmcu dcr badischcn Bahn vom verflosseu-n
' Monat Juli zcigcn, wie uuter den bcstandenen
Vcrhällnissen nichl anderS zu crwarten gewesen,
cincn mcrklichcn Rückschlag gegen die Ergebnisse
dcs entlPrcchendcn Monatö im Vorjahr. Der
GeschästS- und TPristenverkehr, welch' letzlerer
gerade iin Monat Jnli seinen Höhcpnnkt zu
crreichen pflegt, lag darnieder, nicht mindcr
dcr Gülerverkehr, wrlcher unter den kriegerischen
Ereignissen in nähcrer und ferncrer Umgebung,
sowie unter der zeilweijcn völligen Stockung
der Rheinschifssahrt und dem Darniederliegen
dcr geschLsllichen Unternehmungen schwer zu
lciden hatte. Gleichwohl behauptetc der innere
Vcrkehr des Landes sorlhin einc Bclcblhcit,
welche eS nichl rathsam erscheinen lich, zu
eincr erhcblichen Neduktion der kursplanmißigcn
Züge zu jchreitcrn; und es verdient erwLhnt
zu werden, daß ungeachtet der stch manchmal
massenhaft drLngenden Eptrazüge mit Militir
und KriegSausrüstnngs-GegenstLiid-n nicht cin
kurSplanmLßiger Zng aus dcr badischen Bahn
ausgefallen; und niebt minder verdient crwihnt
zu wcrdcn, daß gleichzeitig lücht -in UnglückS-
. fall aus der Bahn zu beklagen ist. Besondcrs
> lcbhast war in dcr Zcit, wo die nördlichcn
Linicn zwischen Frankrcich und dcn östlich gc-
legenen LLndern (Baycrn, Oesterreich) gesperrt
warcn, dcr Personen- und Güterverkehr anf
der Linie Kehl-Mühlacker.
Jm Juli 188k bclief stch die anf dcn badi-
schen Bahnen bcfördertc P-rsonenzahl — un-
gcachtct dcr mil Eptrazügen bcsördertcn badischen,
württembergischcn, österreichischen, preußischen,
sachsen-weimarischen nno rcußischcn Trnppen —
anf 367,850, dazn 14,742 Zlnr. GcpLck und
26 Equipagcn. An Vich wurdcn besördert
37,262 Stück, Güter 1,764,268 Ztnr. Die
Einnahme auS Personenverkehr war 254,642 fl.,
auS Gepäck-, Equipagen- und VichlranSport
34,491 fl-, anS GütcrtranSport 357,960 fl.,
im Ganzen 647,094 fl. Jm Juli 1865 hatte
der PersonentranSport betragen 489,556, Ge-
Pick 22,786 Ztnr., Eqnipagen 27, Vieh 16,026
Slück, Gütcr 2,247,601 Ztnr., und die Ein-
nahmc aus PersonentrauSport 406,558 fl., aus
GcpLck-, Equipagen- nnd VichtranSport 44,638
fl., auS GütertranSporr 549,289 fl. Ungeachtet
350,000 fl. gegen daS Ergebniß dcS MonatS
Juli 1865 aufweist, stelll stch die Gesammt-
cinnahme der Monale Januar bis Znli 1866
mit 5,825,463 fl. noch um mehr als 300,000 fl.
höher als die Einnahmc dcS entjprechcnden
ZcitraumS im Vorjahr. Hinstchtlich der ncn
eröstneten Bahnstrcckc Ostcnburg-Haujach mag
noch crwihnt wcrde», dajz sie im ersten Monat
ihres Betriebs zum TranSport von 20,235
Pcrjonen nnd von 30,306 Zlnr. Gul bcnützt
Knrisruhe, 25. Aug. Dcr Abgcordnctc
Faulcr hat sein Mandat njedergclegt.
Stuttgart, 24. Aug. Einc königl. Ver-
ordnung hebt das Verbot dcr Ansfuhr von
Provianl und KriegSmaterial nach Prcußen
und dcn von prcußischcn Truppcn bejctzten
Gebieten wiedcr aus.
Maiuz, 24. Aug. WLHrcnd heute bereits
dic Ouarticrmacher vom 36. prcußischcn Rc-
giment hier eingeirostcn stnd, wird jchon mor-
gen der Einmarsch der künstigcii prcnßischen
Besatzung, 10—12,000 Mann stark, von der
Division Göbcn beginnen, nnd am Sonntag
vollstindig geschehen sein.
Augsburg, 24. Aug. Jn heutiger Siz-
zung des BundcsiagS traf die Bundcsvcrsamm-
lung nvch einige Versügniigen in VerwallungS-
angelegenheiten, und beschloß sodann, nachdem
in Folgc der Kricgsercignisse und der FricdenS-
verhandlnngcn der deulsche Bund als aufgelöst
betrachtct werden muß, ihre THLtigkcit mit der
heutigen Sitzung zu becndigen, anch hiervon
die bei ihr beglaubigten Vertreter auswLrtiger
Regierungen zu benachrichtigcn.
Bcrlin, 23. August. AbgeordnetcnhanS.
8. ^itzung. ^ ^ ^ ^ d t
Das Haus der Abaeoibneleii wotle beschließen, zu
Alinea II. nach den Worlen: „sich cnlwickeln tönne"
FolgendcS einzuschaNeil: DieseS vvn Euer MasestLI de-
gonnene grotze Werk der Neugestaliung Deulschlands
aus nalionaler Grundtage. womik Preußen die Bahn
scrner naküllichen Machl und Culiursphäre beschrillen;