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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0583

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tidtlbrrqtr Ztitunq.

R» 2S1. Dienstag. 1». D-zember

' Politische Umscbau.

Heidelberg. 1V. D-cembcr.

Die AeitungSnachricht über die Eidesentbin-
dung der hannöver'schen Oifiziere dnrch die Ver-
mitliung EnglandS bestätigt stch nach der Nordd.
AÜH. Ztg." Nlchl.

Nach der „Patrie" ift eine Convention über
die päpstliche Schuld unterzeichnet.

Der Pariser „Moniteur" vom 9. bestätigt
die Unterzeichnung dcs HandelsvertragS mit
Oesterreich, welcher bereits am 1. Januar in
Wirksamkeit treten werde.

Die -Srance" erfährt ans sicherer Quelle,
daß die letzte vom Kaiscr Maximilian in En-
ropa eingetroffene Dcpesche vom 23. Novbr.
datirt und wahrscheinlich mit dem am 18. v.
M. von Vera-Cruz abgegangenen Dampfer ex-
pedirt worden ist. Jn derselben fordert Kai-
ser Maximilian die Acrzte seiner Gemahlin auf,
mit ihm in der zweitcn Hälfte des Monats
December auf dcm mittelländischen Meere zu-
sammcn -zu trcffen. Unter demsclben Datum
gibt der Kaiser Auftrag, daß für ihn bestimmte
Briefe nicht mehr nach Mexico expedirt werden
sollen. Dieser Brief ist noch nicht widerrufen
worden.

AnS Cairo vom 6. Dec. wird berichtet: Jn
der Antwort der Volksvertrcter auf die Erkff-
nungSrcde wird freudig hervorgehen, daß der
Sultan dem Vicekönig die Erblichkeit des Thro-
nes in directer Linie zngcsichert. und Sr. Ho-
heit im Namen seines Volkes für die Berufung
der Nationalversammlung gedankt. Die Ant-
wort (Adrkssc) schließt mit Versicherungcn von
Anhänglichkeit und Treue an den Vicckönig,
und seinen Sohn.

Die „Lcvantepost" brachte Nachrichten aus
Konstantinopel bis zum 1. d. Otficielle Nach-
richten von der Jnscl Candia bis 18. Novbr.
melden we'itere Unterwersungen. Der türkische
Commissär hat die Unterwerfungsfrist um sechs
Tage verläugert. — AnS Alhen bis zum 1. d.
Drei griechische Armeecorps sind nach den
Grenzprovinzen abgegangen. Es ist die Ab-
sicht des Königs Gcorgios, im Frnhjahr eine
Rcise nach Dänemark zu machen. Die russi-
sche Fregatte „Großadmiral" ist -aus Canea im
Pyröns eingetroffen. Das Eintreffcn von Ga-
ribaldianischcn Freiivilligen dauert fort.

Jn Vcncdig hat eine Arbeiter-Demonstration
stattgefunden. Die beschäftigungslosen Arbeiter
verlangten Brod und Arbeit. Es gelang, die
Mekge durch die Nachricht zu zcrstreucn, daß
sofort öffentliche Arbeiten in Angrisf genommen
würden, bci dcnen 400 Mann beschäftigt wer-
dcn könnten.

D e u t s ch l a „ d.

KarlSruhe, 9. Decbr. Durch'höchsten Befehl Sr.
Köniql. Hoheit deS GroßherzoqS vom 5. d. M.
werden in Anerkennunc, dcr Dienstleistung der g>oßh.

Auszeichnungen verlieben:

DaS Nitterkreuz des militärischen Karl-
. Friedrich-Verdienst-OrdenS:

Dem Oberst Friedrich Keller. Cbef deS GeneralstabS.
Das Command eurkreuz 1- Klaisc deö OrdenS

bronn, Commandanl der 2. Jnfantericbri.iaoe, dcm
Obcrst Adolr Keller, Commandaut des 5. Jnfanlerie-
RegimenlS, dem Oberst Giaf v. Sponeck, Comman-

Die Schwerter amNin^ezum innehabcnden
Nitterkreuz 1. Klasse des OrdenS vom Zäh-
riner Löwen:

Mainz, 8. Dcc. Bis hcute Mittag hatten
von über 5400 Urwählern etwa 241.8 abge-
stimmt. Die dcmokratische Partei licß (wie das
„Mainz. Abendbl." crzählt) heute Morgcn eincn
mit ungeheuern Plakaten bedecklen Möbelwagen
herumfahren, durch welche Plakate die säumi-
gen Wähler an die Erfüllung ihrer Bürger-
pflicht gemahnt wurden. Der Möbelwagen wurde

aber arretirt, und in's Karmeliterkloster ge-
bracht. Heule Abend wird die Wahl geschlos-
scn. Die Mehrheit dürfte, wie dies bei den
angewandten Mitteln vorauSzujehen, der demo-
kratischen Partei gehören. Von einem Siege
dcr „Schwarzen" ist trotz allcr Moufang'schen
Ncdcn nicht einmal zu träumen.

Dresden, 7. Dccbr. Der Abschluß einer
sächsischen fünfprocentigcn Anleihe im Bctrage
von 4 Millionen Thaler ist dcfinitiv erfolgt.
Dieselbe wird ul psri übcrnommen von den
Häusern v. Nothschild und Söhne in Frank-
furt a. M., Oppenheim in Köln, Bleichröder
in Berlin, Kaskel nnd der sächsischen Bank in
DrcSdcn nnd der Crcditanstalt in Lcipziz.

Berlin, 6. Dec. Ein immcrhin denkwür-
diger Tag, schreibt das „Fr. Z.", für Preußen
ist diescr 6. Dccembcr, wenn man erwägt, daß
heute denselben Ministern v. Bismarck und
v. Noon Dotationen durch die VolkSver-
tretung zugestellt worden sind, deren Polilik die
Volksvertrctung noch vor einem halben Jahre
auf das Entschirdenste vcrurthcilte. DaS Ab-
geordnetenhauS lirß nur dcn Abg. v. Hovcr-
beck zum Wort kommen, dcssen Auöführungen
anf das HauS einen sehr bemerkbarcn Eindrnck
.machtcn. Jndcß es war zu spät, noch heute
auf die NegierungSvorlage znrnckzugreifen, nach-
dem die Majorität Vcrsprechungcn an das Mi-
nistcrium gcmacht hatte, die nun uicht mehr
zurückzunchmcn warcn. Wir wollcn nur wün-
schen, daß nicmals eine Zeit der Ncaction ge-

Ministcr v. BiSmarck stiht, durch daS Abgc-
ordnctcnhaus gehoben^ aus dcr Höhe sciner po-
! litischcn Wirksauikcit; eS ist ihm einc Anerkcns
nnng dei seinen Lcbzciten zu Thcil gcworden,
wie sich deren sehr große, unsterbliche Gcister
nicht nach ihrcm Tove zu erfrcucn hatten. Wer
denkt z. B. noch hcute daran, dcm großen Alex.
Hnmboldt nur ein Denkmal zu sctzen? cö wnrde
sich bei solchem Vorschlag ein Schrei dcS Ent-
sctzenö hörcn lasscn, übcr den, wcnn er ihn
hörte, Humboldt selbst frcilich am mcistcn lä-
chcln würde. Doch die Dotation ist einc That-
sache. Es wird dem künftigen Geschichtschreiber
dic Ausgabe zufallcn, zu cntjcheidcn, wclchc
Momente dabei mitgcwirkt habcn, wclche Ver-
dicnste wirklich vorhandcn waren, und welche
nicht. DaS preußische AbgeordnctenhauS kann
nunmchr dcm Ministcrpräsidenten nie wicder
Oppsition machen, nachdem cs ihn in so emi-
. ncnter Weise ausgezeichnct hat.

Berlin, 7. Dcc. Nachdcm die Dotations-
angelegcnhcit gcstern erlcdigt worden, vereinigt
sich daö nächste Jntercsse im Abgcordnetcnhause

^ Mufikalisches.

Das Äbschiedsconcert von Iean Sccker und das

Museumsconcert des hiestgen Instrumental-
Vereins. (Schluß.)

Heidelberg, 8. Dec. An dem hierauf folgenden
Donnrrstag wurde das erste Museums-Concert ge-
geben.

Dte vierte Eymphonie von Deethoven in L-äur
wurde mit Schwung und Energie vorgetragen, wo-
bei wir den ersten unb letzten Satz ganz besonderS
hervorheben, obwobl eS ntcht unerwähnt bleiben
darf, daß die Violinen im Adagio die etnzrlnen
bedenklichen Stellen mtt vielem Geschick auSg/sührt
haben. Im Ganzen genommen konnten wir wieder
einen rrfreulichen Fortschritt gegen das erste Con-
crrt wahrnehmen, und zweifeln wir nicht, daß
nach einem nochmaltgen Zusammrnspielen auch eine
großere Sichrrhrit und Gletchmäßigkeit erzielt wer-
den wird. Die Solt vertraten diesen Abend dte
Herren'Mertke von Mannheim, Clavtrrspieler
und Schlofser, .Baritonist am dortigen Hof-
theater. Srsterer spielte daS LttolF'sche Symphonte-

ländische Volkshymne eingestochten, wrlcke eine recht
hübscke Wtrkung hervorbringt. — Außerdcm trug
derfelbe ein UkrainisäreS VolkSlked und kbupsoäis
üonAroise von L'ßt vor, wrlchen wtr abcr kcinen

hätten, wenn drrselbe, namrntlich nach dcm Loncert
von Litolff, etwas Einfaci'ercs und ClassischeS ge-
bracht hätte. DaS wahre Talent eines KünstlerS ist
manchmal eher an den einfachen als an den hals-
brrchenken Üompositionen zu rrproben. Hr. Schloffer,
welcher erst tn drr jüngstrn Zrtt am Hoftheater
rngagirt ist, brsitzt von Natur rine auSgezeschnete
Sttmme vom rrtnsten Mrtall — ist aber leidrr

noch nicht so glücklich, dasselbe verwerthen zu kön-
nen. Er sang ein' Lied aus der Zcssonda von
Spobr mit Instrumental- und ein paar Lirder,
Wanverung in der Hetmath von Kalliwoda und
Himmel tm Thal von Marschner, mit Piano-
Begleitung. Dieselben konnten nur wenig befrie-
digen, doch war man über die Stimme so entzückt,
daß man hierüber alles Ankere zn vergesscn schien.
Hcffen wir, daß durch eifrigrS Strebrn der junge
Sängrr sich bald um die Kunst so verdient machen
möge, alS die Natur dirs bei ihm grthan hat.

Den Schluß bildete die Ouverture die lustigen
Weiber von Windsor von Nicolai und bracbte dte-
selhe auch glücklich die hctterr Stimmung wieder
hrrvor, welcke das gar zu grdchnte und einförmige
Programm deS zweitcn TheilrS grtrübt hatte.*)

*) In der Kritik drg Becker'schen EonerrtS
(Nr. 290) ist ein Druckfehlrr zu berichtigrn. ES
muß nämlick auf drr drittrn Spalte statt Auffüh-
rung „Auffaffung" heißcn.
 
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