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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0400

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sich gegenüberstehendkn Ansichten in der na-
tionalen Frage L>tatt gesunden.

Karlsruhe, 18. Oktbr. Man vekstchert,
schreibt der „Schw. M.", die Regierung sei
entschlosscn, cS wenigstenS in dcr Steuervor-
lage auf die Entscheidung der Kammer selbst
ankommen zu lasien, sich mindcstenS nicht bei
dem Entschluß der Kommission zu beruhigen.
Jn den finanziellen Kreisen selbst herrscht übri-
gens die Meinung vor, daß vorerst wegen des
Bedarss einer Million die höhere Besteucrung
wohl noch umgaugea werden könne. Anderer-
seitS ist Vie Regierung durch die bekannten Vor-
gängc im Mai bekehrt, ängstlich einer möglichen
Verwirrung ver Verhältnisse mit dürstigen
Kafsen cntgegenzugehen. — Da auch bezüglich
der Vorlagen über Presie rc. eine nicht unbc-
derttcnde Fraktion aus Erledigung wenigstens
deS einen oder andern Entwurfs dringt, so hat
fich immcrhin ein parlamentarischeS Leben ent-
wickelt, dem daS Jntercsie der Bevölkerung enk-
gegenkommt. Besondere Anziehungskraft übt
auf die Zuhörer der Prasidcnt des MiuisteriumS
deS Jnnern, Dr. Jolly, kem auch dic Gcgner
deN Ruk eines vorzüglichcn RednerS nicht strei-
tig machcn; selbst seine improvisirten Reven
bieten eine sektene Formvollendung.

Stuttgart', 19. Äct. Der „Staats-An-
zeiger" enthält fotgende amtliche Mitthcilungen:
Graf von Linden ifi penstonirt, Herr v. Spi-
tzenverg zum Gesandten in Berlin, von Ow zum
Grsandken in Fkorcnz und Bern, von Thumb
zum Gesanvten in Wien und von Soden zum
GrfchäftSträger in Carlsruhe ernannt worden.
Zm nichtamtlichen Theil deS BlatteS wirv ge-
mekdet, daß die Unterhandlungen mil Herrn
von Beust wegen Uebernahme des Ministeriums
des Aeußern in Wicn so gut wie abgeschlosien sind.

Frankfurt, 19. Oct. Am 16. d. erhielt
Iohannes Ronge auf seine Eingabe betrcffs
dcr Zeitschrift des religiöscn Neformvereins,
vom Civilcommisiär, Herrn v. Madai, den Be-
scheid, daß dcm weitern Erscheinen „Der frei-
religiöscn Blättcr für DeutschlaNd" nichtS im
Wege stehe.

Kafsel, 19. Oct. Das Gesetzblatt verösient-
licht eine königliche Verordnung vom 13. Oct.,
die Militärdienstpflicht in den neucrworbencn
Landestheilen betreffend. Dicser Verordnung
nach beginnt dic allgemeine Wehrpflicht, nach
Maßgabe der in der preußischen Monarchie
hierfür gültigen Bestimmungen, mit dem ersten
Zanuar dcS Kalenderjahrcs, in wclchem der
Dicnstpfiichtige daS 21. Lebensjahr vollendet.
Dic nach dcn Landesgesetzen vom Militärdienste
Befreiten sollen auch ferner von der Dienst-
pflicht dispensirt sein. Für den Eintritt als
einjährige Freiwillige bcstimmt die Verordnung,
daß den bis zum Jahre 1868 incl. dienstpflich-
ng werdcnden jungen Lcuten der NachweiS ei-
ner wisienschaftlichen Brldung crlasicn sein soll.

Leipzig, 10. Ocl. Jn der von 400 Mit-
zliedern besuchten Versammlung der National-
partei wurde beschlosien, sich dem.Votum der
Stadtverordneten anzuschließen, und der Aus-
schuß bcantragt, bei längerer Verzögerung des
Friedensabschlusies die Regierung von Preußen
anzugehen, daß sie eine Berufung frcigewählter I

oder doch nur feht^ felten, betreken wurke , da im
August jrnes JabreS dort bri einer von dem rus-

Nicht weit von der Carawane befonden fich noch
zwei andere Personen, welche die Besteigung gleich-
falls unternehmen wollten, etn Kutscher aus Cba-
mouny und der Befitzer der genannten Schutzhütte
auf den Grands-Mulets, Sylvian Coutay. Zwischen
9 und 10 Uhr hörtcn diesr plötzlich über fich ein
furchtbares Geräusch, melches von einer zu Thal
stürzenden Lawine herrührte. Sie rtrfen den Rei-
senden nnter ihnen zu, fich zu retten, während
fie ftlbst fich zu Boden warfrn, so daß die Lawine
gkücklicherwrise über fie binbraustr, ohne sie zu ver-
letzen. Als fie fich nach rinigen Minuten wieder
«rbeben konnten, sahen fie ntckts mehr von Ark-
wright und ftinen Führern, dagrgrn tief unten auf
drm svg. Grand-Plateau einen hotzen Eis- und
Schneeyügrl, drn Niederscklag der Lawine.

Dic Beiben stiegen nun hinab, um einen lrtzten
Rettungsvrrsuch zu machen, fanden jedock nichtS
als die gräßlich verstümmelte Leiche deS einen Füh-

Kammern veranlasie, welchc die Jnteresien deS
Volkes gegen den Widerstand der Regierung
zu wahren hätten

Dresden, 14. Oct. Der „Ncuen Pr. Z."
schreibl man: „Warum der Königstein den Sach-
scn so sehr am Herzen liegl, und daß er wäh-
rend des Krieges und der Occnpation cine wirk-
liche Bedeutuug gchabt hat. und zwar cine solche,
die weil über die zeitwcilige Verhinderung des
TranSporftS auf der Elbe und der böhmischen
Eisenbahn hinausging, ist jetzt zu Tage gelre-
ten. Die Bcrgfeftung birgt nämlich in ihrem
Schooße, wie jctzl crst der preußischen Verwal-
tung hinterbracht worden ist, dic Summe von
clf Millronen Thalern, welche allerdings der
fortificatorisch unbedeutenden Veste einen gro-
ßen Werlh verlciht."

München, 16. Oct. Für den diesjähri-
gcn Winkeraufenthalt hat sich König Ludwig ü.
Rom gewählt. Scine Abreise ist auf den 3.
Novcmber sestgesctzt.

Hannover, 15. Oktbr. Jn Langensalza
wurden am 13. Oktober 17 Verwundetc aus
dctr Hospitälern als RekonvaleSccnten in die
Hcimath enttasien: 11 Hannoveraner, 6Preu-
ßett. Dcr Krankcndestand beträgt noch 82, die
ziemlich glcichmäßig in drei Hospitälern ver-
lheilt sino. Außerdem liegen noch 7 Offiziere
in Privalquartieren.

Oesterresctztsche Morrarchie.

ÄVien, .16. Oct. Eimr Mcloung der Gra-
zer „Tagespost" zufolge „steht ein kaiserlicheS
Handbillet an den Vlceadmiral v. Tegelthoff
bevor, rvelcheö alle jene Gerüchte über die an-
gebliche Ungnade des tapferen Seehelden auf
das Eclatanteste dementiren wird. Dem Admr-
ral soll ein großer WirkungskreiS vorbehalten
sein."

Brünn, 19. Oct. Der Kaiser hal die Be-
schleunigung deS AusbaueS deS mährijchen Ei-
scnbahunetzeS augeSrdnet. Jm laufenden Jahr
wiro eine Miüion für Nolhstanosdaulen in
Niähren verwendel. Es stnd zehntaujcnd Gul-
deu zur Unterstützung der Armen in Brünn
bewiüigt wordcn. — Dem Bürgermeister GiS-
kra ist daS Nrtterkreuz des Leopoloordens ver-
liehen.

19. Ort. Der Fürst Primaö von
Ungarn, Caroinat Szilowski, ist heute iu Gran
gestorben.

Triest, 19. Oct. Mit der Levantepost sind^
folgende Nachrichten aus Konstantinopel vom
13. Oct. eingcgangen: Das Ministerium bleibt
für jetzt. Amtlichen Berichten von Cveta z«-'
folge haben die Jnsurgentrn den vsn Kirilli-
Pajcha alS Parlamentar abgejandten HuSni-
Bey ermordei. — Athen, 13. Ocl. Die Pro-
viuz Sclino ift von den Türke» geräumt.

K 15 a k r e i cst.

Paris> 17. Octbr. Die Beitrage für die-
Ueberschwemmten belaufen sich, nach den heaie
im Moniteur veröffenklichten Listen, auf 784,000
FraucS.

N k l g i e n.

Ä riiffcl, 15. Oct. Die F-fllichkeiten dauern
sort und beschäfktgen Sladt und Länd fast aus-
schlreßlich. Gestcrn wurde vom König, beglei- ,

rers, wclckcm Sckädel und Drust weit aufklafften.
Die andern drei Personen mußten unter dem Eis
Vegraden sein. Am 14. MorgenS begab fich eine
große Anzahl Führer und Bauern aus Chamouny
nach der Unglucksstätte, um dre Nachforschungen
fortzufttzcn; noch ist das Resultat nickt bekannt.
Die verunglücktcn Führer hinterlassen drei Witt-

(Wo ist „Johann?") In einem Provinz-
blatte bcgrgnen wir einer hübschen Anekdote, die
man sick in Dresden von den dortigen Occupa-
tionStruppen erzählt. Die feindlichcn Osficiere
lieben eS auS nicht schwcr erklärbaren Gründen, jeden
Kellner „Iohann" zu rufen; das schmerzte die säch-
fischen Ganimede, und fie besckloffen, dicsem Rufe
nlc mehr Folge zu lristen. Aus der Brühl'schen
Terraffe sollte dieser Strike zur Ausführung kom-
men. Als eineö Tages die Officiere zum Kaffee
kamen und abermalS ihren „Johann' laut erschal-
len ließen, zeigte fich kein Kellner. Die Gäste wur-
den »ngeduldtg und gaben lebhafte Zeicheu ihrer

tet von der Königin, eine Revuc über die frcm-
den Schütze«, zu «elchen stch jetzt ein Deta-
chemcnt dcr holländischen Bürgerwehr gcsellt
hat, abgchalten. Der König. von einem glän-
zenden Stab umgeben, durchritt die Glieder der
Schützen, ungefähr 1400 an der Zahl, und
wurde mit endlosem Jubel begrüßt. Die fran-
zösischen Nationalgarden, auf welche dic Köni-
gin namcntlich eincn großen Eiudruck gcmacht
zu haben schien, gabcn dem EnthusiaSmuS der
Engländer und Holländer keineswegS nach, be-
sondcrs während die Schützen daS Desile aus-
führten.

S ch w e r z.

Bern, 15. Oct. Die schweizerische Com-
mission für Bestimmung eines neuen SystemS
für Kammerladung und eineS solchen für
Umwandelung der jetzigen Waffen, unter Bei-
behaltung deS eidgenössischen CaliberS, hat letz-
ten Samstag in Aarau ihre Studien und
Prüfungen theilweise geschlosien und sich Vahin
entichieden:

1) Für EinsührunK einer neuen Waffe sind
vie Studien und Proben fortzusetzen.

2) Für Umwandelung der bereitS vorhaüde-
nen Waffen der schweiz. Armee ist daS von
Profcsior AmSler in Schaffhausen verbesierte
Syftsm „Milbank" angenoMmen.

3) Für die Schützen (Scharfschützen) ist der
neuverbesierte Henry-Repetirstutzer einzuführen
und soforl einc Anschasiung von 8000 Stutzertt
zu machen.

Z t a l i e n.

Die amtliche Zeitung des Königreichs veröf-
fentlicht einen aus Palermo unterm 4. Oct.
an den Ministerpräsidenten gerichteten Bericht
deS Gcnerals Raf. Cadorna über die Ereignisie
von Palermo, welcher mehrere grausenhafte Ein-
zelheitcn enthält. Eine große Menge Agcnten
der öffentsichen Machl sind auf die barbarischste
Weise um's Leben gebracht worden. So wurde
ein Artillerist im Viertel della Vittoria gekreu-
zigt gcfunden; man hatte ihm die Augen aus-
gerissen und die scheußlichsten Verstümmelungen
an ihm vorgenommen. Unsern Sant' Antonio
wurde ein Karabinier, der nicht „es lebe die
Republik" schreien wollte, niedergeschlagen. Die
Mönche dieses Klosters zündelen einen Schei-
terhaufcn an, auf welchen sie den Sterbenden
warfen. An den Thüren dieses KlosterS unb
in Montereale verkaufte man das Fleisch ge-
tödleter Karabinieri. Fast- alle Klöstev gaben
den Empövern ZufluchtSorte. Die Mönche schos-
sen auf die Soldaten, u. A. wurde im königL.
Palast bemcrkt, daß dieS von Seite der weitzeu
Benediktiner geschah. Wcnn ein Schnß, getrof-
fen hattc, dann rief man : Vivrr surttu Uysalis!
Jn Misilmeri fielcn abscheuliche Mordthaten
vor. Ein gewisier Sartoria, ein Wächttr der
öffentlichen Sicherheit, wurde von den Empö-
rern dazu verdammt, mit den Zähnen zerrisien
zu werden, und die Weiber übernahmen cS,
dieseS graßliche Urtheil auszuführcn. Dieser
Mann wurde gebunden und geknebelt und die
entfesielten Furien stürzten sich aus ihn und
risien sein Fleisch mit ihren Zahnen in Fetzen,
so daß bald nur noch eine formlose, blutige und

I „Iohann ist auf Retsen, der „Wilhelm" ist nicht

nen. Wollen Se demnach nächstens dirftn rufen."
SprachS, verbeugte fich höfltch und verschwand.

germeister plötzlick an der Eholera. AUe Mittel
des scknell requtrirtrn ArzteS, den Mann zum
Schwitzen zu dringeu, waren vcrgrblich, und schon
gab drr Arzt die Hoffnung zur Rettung auf, alS
die Frau, die ihrrn Ebeherrn genau kannte, auf
ein' eigenthümliches Mittel verficl. Sie ließ durch
den Ortsdtener threm Mann auf den Abend 1500
Mann Einquartierung für den Ort ansagrn, und
fiehe d» — in Zeit von einer halben Stunde hatte
der Mann Vrei Mal die Wäsche wechseln müffcn
 
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