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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0019

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eidtllmger Ikilung.

Kreisverkündigimgsblatt für üen Kreis Hcidclberg und aintliches Lerkiinüigungsblatt für üic Antts^ unü Auits-
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg unü Wicsloch nnd öcn AuitsgcrichtSbczirl Ncckargemünd.


Freitag, 6 Zuli


Beftellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Juli 1866 begonnene 3. Quartal
werden fottwährend angenommen.

Die Cxpedition
* Politische Umschau.

Heidelberg, 5. Juli.

Der König von Hannover hat nach der Ca-
pitnlation seiner Armee nachsteh.ende Proclama-
tion erlassen: „Nachdem am gcstrigen Tage,
dcn 27. Juni, meine ruhmreiche Ärmee ein
neues unvermelkliches Ncis in den Lorbecrkranz
geslochten, ivelcher ihre Fahnen schmückt, hat
mir der commandixende Gencral, General-Lieu-
tenant v. Arentsschild, und mit ihm die sämmt-
lichen Brigadiers aus ihre militärische Ehrc und
ihr Gewissen erklärt, daß meme sämmtlichcn
Truppen wegen der gchabten Anstrengungcn
und wegen der verschossenen Munition nicht
mehr kampffähig seicn, ja daß dieselben wegen
der Erschöpfung ihrer Kräste nicht mehr im
Stande scien, zu marschiren. Zu gleicher Zeit
habcn der Gcneral-Licntenant von Ärcntsschildt
und sämmtliche BrigadierS mir erklärt, daß es
unmöglich sei, LebenSmittcl für die Truppen
auf länger als eincn Tag h'erbeizuschaffen. Da
nun heute der commandirende Gen.-Lieutenant
v. Arcntsschild ferner die Anzeige gemacht hat,
er habe sich überzeugt, daß von allen Seitcn
sehr bedcutende und mciner Ärmee bei weitem
überlcgenc Truppenmassen heranrückten, so habe
ich in landcövätcrlicher Sorge für mcine in der
Armce die Waffen tragenden Landeskindcr es
nicht verantwortcn zu köunen gcglanbt, vas
Blnt meiner treuen und tapfcren Soldaten in
eiucm Kampfe vcrgießen zu lassen, der nach der
auf Ehre und Gewissen erklärlen Ueberzeugung
mciner Generale im gcgenwärtigen Augenblicke
ein vötlig crfolgloser sein müßte. Jch habe
deshalb den General-Licukenant von Arents-
schild beauftragt, eiue militärische Capitulation
abzuschließen, indem eine überwältigende Ueber-
macht sich gegcnüber befiudet. Schwere Tage
hat die unerforschliche Zulassung Gottcs wie
über mich, mcin Haus und mcin Köuigreich,
so auch über mcine Armee vcrhängt, die Ge-
rechtiFkcit des Allmächtigcn bleibt unsere Hoff-
nung, und mit Stolz kann fider meiucr Krie-
ger auf die Tage des Unglücks zurückblicken;

denn um so heller strahlt in ihnen die Ehre
und der Nuhm der hannover'schen Waffen. Jch
habe mit meinem treuen Sohne, dem Kron-
prinzen, bis zum letzten Augenblick das Loos
meiner Armee gethcilt und werdc stetS bezeu-
gen und nie vergesseu, daß sie deS Ruhmes
der Vergangenhcit sich auch in der Gegenwart
werth gezeigt hat. Dic Zukunft befehle ich voll
gläubiger Zuversicht in die Hand deS allmäch-
tigen und gercchtcn Gottcs. Langensalza, 28.
Zuni 1866. Georg V. Uex."

Dcr „Weser-Ztg." wird aus Berlin gcschrie-
ben: Wie es schcint, stcht nun auch die Kriegs-
rrklärung gegen Würtemberg bevor, weil die
würtembergischen Truppen die hohenzollernschen
Herzogthümcr besetzt und die preußischen Be-
amten vcrtricben haben.

Dem „Nürnb. Corresp." wird aus preußi-
scher Quelle gcschrieben: Jn Braunschweig
dauern die Pressionsversuche Preußens sort.
Es wird jedoch versichcrt, daß der Herzog er-
klärt habe, lieber das braunschwcigische Contin-
gent auflösen zu wollen, als dasselbe in einem
Kriege gegen deutsche Brüdcr verwcnden zu
lassen. Man glaubt indeß nicht, daß Preußen
es schon jetzt auch Brailnschweig gegenübcr zum
Aeußersten treiben werde, zumal derHerzog sich
zur Neutralität nnd zur Beschickung des Par-
laments bereit erklärt hat.

Der Herzog von Koburg rst am 2. Morgens
dnrch Görlitz gckommen und nach dem Haupt-
quartier Ncichenberg weitcr gcreist.

Man erwartet in Berlin das Verbot eines
Handels mit österreichischen Staatspapieren an
der dortigen Börse.

Der Belgische Gcsandte in Bcrlin hat die
Wahrung der sächsischen und badischcn Juteres-
scn übernommen, nicht aber der bayerijchen,
wie die Blättcr irrthümlich gcmcldet haben.
Die bayerischen Jntcressen sind dem niederlän-
dischen Gcsandten anvcrtraut.

Die Fürstin von Hanau, Gcmahlin des Kur-
fürsten von Hcssen, ist heute nach Stettin ab-
gereist.

Gegen Herrn Twesten ist abcrmals eine Un-
tersuchung wegen einer am 17. April d. I. im
crsten Berliner Wahlbczirke gehaltenen Nede
eingeleitet.

Zn Münster haben sich die Wahlmänner in
eincr am 28. Juni stattgcfnndenen Vorwahl für
dic Wahl Waldeck's entschiedcn, wclcher sich zur
Annahme bcreit erklärt hat. (Jn dem Bezirk

Bielefeld war die Wicderwahl Waldcck's unsi-
cher geworden.)

Die Bürgerschaft von Bremen hat dem An-
trag des SenatS in Betreff eines BündniffeS
mit Preußen ihre verfassungsmäßige Zustim-
mung ertheilt.

Vom Kriegsschauplatz.

Ueber das am 27. Juni bei Skalitz gelieferte
Treffen meldet das „Fremdcnblatt":

Bereits Dienstag dcn 26. Juni Nachmittags
wurden die Bewohner der Stadt Nachod auf
die sich nähernde Kriegsgefahr aufmerksam ge-
macht durch die vielcn hundert Familien, die
sich aus den umliegenden Ortschaften flüchteten.
Aus Braunau, auS Politz, Hronov flüchtctcn
Männer, Frauen, -Kindcr, kurz Jeder, der nur
wcgkommen konnte. Aus dcn AuSsagen der
Ankommendcn konnte man entnehmen, daß die
Preußen in großer Stärke in Böhmen einbre-
chcn und gcgen Nachod ihren Marsch richten.
Um drei Viertel vier Uhr Nachmittags kam ein
österreichisches Cürassierregiment im Galopp
durch Nachod und sprcugte gegcn die Grenze,
glcichzcitig rückte auch Khevenhüller Jnfantcrie
durch die Stadt. Etwa eine Viertelstunde spä-
tcr ertönte bereits von der Grenze dcr Donner
der Geschütze, Kundc gebend von dem crsten
großen Zusammenstoße beider Armcen. Um 6
Uhr Abends kam ein zwcites Cavallcrieregiment
durch Nachod. Es trat nun dic Zeit dcr ge-
spanntestcu Erwartung ein. Um 8 Uhr Abends
rückten die Truppcn wicder der Stadt näher
— unscre Trnppen mußten sich vor dcr feind-
lichcn Ucbcrmacht znrückzlehen. Nun entstand
in Nachod einc unbeschrcibliche Verwirrung.
Was zusammengcrafft nud weggebracht wcrden
konnte, wurde in Sichcrhcit gebracht und bcvor
einc Stunde vcrgangen war, war die Stadt wie
ausgestorben. Das Militär rücklc auö der Stadt,
die Bewohner flüchtcten sich in's Gebirge und
in die Wälder. Um halb 10 Uhr rücktcn die
Preußcn in Nachod ein, sctzten sich in der Stadt
sest und schlugeu in dcr Umgegcnd ein Lager
auf. Die Unseren standen wcstlich, die Haupt-
macht unter der Führung Bcnedck'S selbst. Um
3 Uhr Morgcns begann oie österreichischc Bat-
terie, welche auf einem Berge bei Wysokow po-
stirt war, ihr Feuer in dic feindlichen Ncihcn
und damit war dcr Kampf cröffnct. — Die
Preußen bracbeu nach 2 Stunden von Nachod
gegcn Wysekow auf, wo sie dic östcrreichischcn

§ Spiel die Elbbrücke und dcn Scbloßplntz. Als ein

..f

prki'ßischcn unc- östkrrcichischkn — auf dkr T'rrnsse
in lcdhaftem Gkspräch promrniren. Nacb 7 Uhr
langte auf ^em Nriistädtrr Morktr kine auS Pion-

trn Grsichtrrn und Händrn/vou dkNkii wU- börtrn,
daß sie von Mittag 12 Ubr ab auf drr Risaer
Brücke gkarbritrt, die Eisrnbahnschikn>na»fqkriffrn,

einkn mrrkwürdig unhrimlichcn Eintruck; rs war
daS Grfühl, zum ersirn Mal srit drr Entstrbung
drr Eifenbahnen plötzlich dirses tägitchen Verkehr-

Drr 1.5. nnd 16. Iuni in Dresden. *)

Drrsden, 16. Iuni.

Wenn ich auch nicht wriß, wann dirsr Zrilrn zu
Ihnrn grlang<n werdrn, so will ich Zhnen doch
rin kurzrs Bild drr srit grstrrn Mutag hirr ge-
schchrnrn Eieigniffe gcbcn. Brrcits am frübrn
Morgen dcutcte dir Brkanntmachung dkr Dampf-
schifffadrtsgksrllschaft wrgrn tbrilwris.r Einsirllung
der Fahrt'N anf der Obcrelbe darauf hin, daß
dik Dampfschiffe zu außkrordrntlichkN militärischrn
Hilfslkistiingrn rrquirirt wordrn warrn. Zn drn
MittagSstundrn bkwrgtrn sich bkrrits virlr Militär-
wagen, mit AuSrüstungSgrgrnsiänden beladrn, nach
drm böbmischcn Bahnbofr, und um 2 Ubr wurde
bckaiint, daß dik Dampfschifffahrt krine Prrsoncn
nach Loschwitz und Pillnitz m.hr brsökdcrk. Gl.ich-
zkit'g kicuzten sich dik vkrschirdrnartigstkn Gkrüchte,
wklchr von drr Abrkisk drS prrußischen G.sandtrn,
von drm in drr Nacht zu krwaitkiid.n Einmarsch i
einer baykrischrnHilfsarmre zur D'ckung dkr Haupt- !
stadt, ftrnrr davon wiss.n woUtcn, drr königliche j
Hof sri drrrits abgrrkist, drr König habe sich nach
Scbandau begrbrn. Auch wurdr brkannt, daß !
sämmtlichkii königlichen Beamten drr Grhalt auf ^
den Monat I»li vrreits ausbczahlt wordcn sri. In !
der virrtrn Nachmittagestundr wurdc bkkannt, daß
dcr Etsrnbahnzug »nncd L-ipzig nicht abgclaffcn
worden unb die grsammtr Liscnbahn>>, Post- und

*) AuS der ^D. A. Z/

Dir Stimmung dcr Grmütbcr wurde untrr dirsrn
Umständrn rine immrr bcwkgtcrk. Man sah Tau-
^nde ^von^ ^ku,schrn sicb ^in^ ^drn^^s^irde^

in ter nacdstkn Zcit zn bkobachrrnde Hal.Ning zu
erhalt.n. Allkin dirsc Erwarturg wurdc vollstäudig
gctänscbt Wir rrfubrcn widrr ctwas übrr dir Ab-
stimmuvg drr Rkgirrnng in drr voigcstiigkn Bnn-
dcetagssitzung, „och übcr die nächstrn AbsichtkN drr
Rkgirrung.

DaS Bild anf drn Slraßrn wurde immer bklkb-
trr, als tn drr srcksicn Stundk die noch bier gar--
nisonir>ndrn Truppcn auf dic Sammrlplatze riltrn
und drr Brfrhl b.kannt wiirtr, daß drrrn Ab-
marsch in cinrr Stunde rrfolgrn sollr. M»nitions-
und Gkpäckwagrn rilt'N drr böhmischkn Badn tU.
Ordonnanz.n durcbflogrn dik Stadt, drr Kronprin;
fubr mrbrmalS aus d.m königlichr» PalaiS in die
Nrusiädtrr Kasrrncn. U'N 6V» Ubr brgann der
AuSmarsch drr Trupprn auS drr Nrustadt nach d,r
I böhmtschcn Bahn. Sie pajsirten unter klingenbem
 
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