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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0032

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hier an, um sich zum Eintritt ins Militär zu
melden, auch sind fünf Hannoveraner, welche
durchgekoinmen, hier angelangt und haben sich
zum Militärdienst gemeldet.

Vom Rbekn, 5. Juli. Die geschlagene
Asterreichischc Armee hat unter außerordentlich
ungünstigen Umständen um ihren Rückzug zu
kämpfen. DaS Schicksal, das sie dem preu-
ßijchen Hcere zugedacht hattc, ist ihr zu Theil
gewordcn; sie steht zwischen einem siegreichen
Feind und den nnwegsamen Sudeten. Von
ihrem Standpunkt führen nur wenige Straßen
südlich oder ssldöstlich, und auf der Nückzugs-
linie in der Richtnng nach Brünn und Olmütz,
namentlich in Wilbenschwerdt und Senftcnberg,
haben sich schon preußischc Streifcorps gezeigt.
Olmütz selbst ist vier starke Tagmärsche, von
^Lvniggrätz entfernt. Gelänge es Benedek, sein
Deer in eine sichere Position zurückzuführen,
. so könnte ihm die Ueberwindung der Schwie-
rigkeiten, die ihm hierbei entgegenstehen, den
Feldherrnruhm verschaffen, den er in der Lie-
ferung von Schlachten bisher vergeblich gesucht
hat. Die nächste strategische Folge des preu--
ßischen Siegcs.ist die Abdrängung dcr Oester-
reicher von dcr Bahnlinie Königgrätz-Pardubitz
und Pardubitz-Prag und damit von der Bnn-
desarmee. Unter diesen Umständen können wir
uns eines Gcfühls von Besorgnissen nicht er-
wehren, wenn wir hören, daß das 7. und 8.
Armeecorps jetzt zur Offensive schrciten soll,
auf einer ungemcin großen und deshalb gefähr-
lichen Operationölinie. (Pf. K.)

Bingen, 2. Juli. Borletzte Nacht ist ganz
Bingen nicht zur Ruhe gegangen, mau erwar-
tete nach AuSsage der Preußen von drei Seiten
Angriffe, von Kreuznach her durch die Bayern,
von Naffau durch Oesterreicher und von Mainz
her durch Hessen, auch waren Kanonen bereits
an den B.rücken der Nahe aufgestellt. Gestern
Nachmittag hat sich der Major der Prcußen
erhängt, und zwar auf Bingerbrücke; man er-
laubte sich Ansangs zu sagen, er sei von hier
vergistet worden, aber die Ursache wurde bald
bekannt. Er soll einen Verweis erhalten und
auch ünige Zeit außer Dienft gesetzt worden
fein, weil er auf ein holländischcs Dampfschiff,
worauf 400 Personen warcn, hat schießen lassen
und weil er in seinen Handlungen hier und
in Nüdeöheim zu weit gegangen sei.

Weimar, 2. Iuli. Der großherzogliche
Gesandte ist aus dcr Versammlung der in
Frankfurt tagenden Negierungen abberufen wor-
den, unter der Erklärung der großherzoglichen
Regierung, daß sie diese Versammlung nicht
mehr als das legitime Organ des srüheren
deutschcn Bundes anerkenne.

Müncken, 3. Juli. Wir können aus ver-
läßlicher Quelle die Mittheilung machen, daß
bereits von preußischcn Grenzzollbehörden be-
züglich jcner aus dcm Zollvereinsauslande ein-
gehenden Waaren, welche nach den im gegen-
wärtigen Kriege nicht auf Seite Preußens
stehenden Staaten bestimmt sind, die Abferti-
gung auf Begleitschein verweigert und die Wei-
terspedition nur dann übernommen wird, wenn
dieselben bei dem betreffenden preußischen Grenz-
eingangsamte verzollt wurden. (Bayr. Z.)

München, 3. Juli. Prinz Adalbert
hat unterm gestrigen folgenden Tagesbefehl an
die bayerische Landwehr erlassen:

^ „Einigung ^der deutjchen Nation in rhren verschiedenen

Autzen als eine gebielende Weltmacht dastebe, nach Jn-

volkswirthschaftlicheu und politischen Freiheit der höchsten
Stuie des Wohlftaudes und Glücks cnlgegengeführl
werdc. Doch in den Mitteln und Wegen zu diesem
hohen, aber schwierigen Ziele waren die Meinungen
und Bestrebung-.u getheilt, das weilere deutsche und en-
gere bayerische Vaterland hat sich darüber in Parieien
gespalteu. Diesem Parteien - Kampf hat vorderhand
Preutzen ein Ende gemacht. Es hat sich, weil der deuische
Bund Beschlüsse fatzte, die nicht nach dessen Sinne
waren, widerrechtlich vou diesem loSgesagt; eö will, daß
Oesteireich. daS grotze. starkc Glied Deritschlands, auS
dem deulschen Bunde hinausgestoßen werde; eS will,
datz die übrigen deutschen LSnder unter seine alleiniqe
Herrschaft gestellt werden, die bisher selbstständigen Völker
fich prcutzischem VasaÜenlhum unterwerfen, wie eö bereilS
mik einem solchen Gewaltacte gegen die Elbherzoglhümer
begounen bat. — Diesem^Ansinnen wollen und könuen

Köln, Zuli. H-rr Prof. v. Treilschke
berichtigt die ihn bctressknde Nachricht in Nr.
181 der „Kölner Ztg." in einer Zuschrift an
dicses Blatt auS Kassel vom 2. Juli in fol-
gcnder Weise: „Mir ist nichts bekannt vd»
irgcndwklchen nennenSwerthen Gcfahrcn, dic
nüch in Freiburg bcdroh! hältc». Jch habc meine
Eniiassung aus dem badischen Dicnste lediglich
darum erbetcn, wcil c« mir unmvglich war,
Slaatsdiener zu dlcibe» in eincm Slaate, der
gcgen Preutzen, gegen die gute L-ache der deut-
schen Nation Krieg sührt."

Berlin, 2. Juli. Jn Steitin wurde am
30. Zuni wegen Veivsfentlichuiig des Grdichts
„Mai 1866" gegcn Dr. Prutz auf 3 Monate,
gegen den Redacieur G. Wiemann auf L Mo-
nate Gefängnib erkannt.

Triest, 6. Zuli. Eingetrofscne Nachrichten
per Levantcpost anS Kvnstaiitinopel mcldcn:
Die Pforte soll zur Besetznng der Donan-
sürstcnthümei cntschlosien scin. Onirr Pajcha's
EorpS zählt 76,000 Mann und die rumelische
Armce, nnter dcm Befehl Abdul Kerim Pajcha's,
sast edensvviel. Dessen Hauptquaitier bcfindel
sich in Monastier. Ein drittes CorpS, nahezu

60.000 Mann, wird in Erzcrum organisirt.

20.000 RedisS bleibcn alS Garnijon in Kon-
stanlinopel.

Z t a l i e ».

Florenz, 29. Zuli. Garibaldi halte in
diejen Tagen ein merkwürdiges Abcnteuer zu
beftehcn. Nur V0II einem einzigeil Adjutantcn
begleitet, wanderte cr als „Psadfinder" in den
Alpen umher. Mit cinem Male sah er hnndert
Schrittc vor stch cinen tyroler Schützen als
Vorposten ciner österrcichiichc» Ficiwilligen-
Abtheilung stehcn. Dieser starrte die bciden An-
kömmlinge aizs der Ferne verdutzi an und schien
nicht zu wisien, was er aus ihncn machen
sollte. Garibaidi adcr jctztr sich mit d-r ^inbe-
sangensten Micne von der Wclt auf einen Stein,
zog Brod und Käse auS dcr Tajche und begann
mit seincm Bcglciter zu frühstücken. Dann trat
er langsam und unverfolgi dcn Rückzng an,
ohne daß die Schildwache eine Ahnnng bekom-
mcn HLlte, welche Gelegeuhcit ihr entgangen

den Lärm in den öffenNichen Blättern über die großcn
Taleme gewisser Qnellenfinver, eineS sranzösischen Geist-
lichcn und des anqeblichen Berginiienieurs Gustav Hcnoch

nnr zu dentlich, wohin Manqel an Verkralien auf^ die
Wiffenschaft, Uiikenntniß ibres WertheS fübren kann.

dem Gutachten von Fachmännern. Mehr als 50.000 fl.
beträql das Lehrgeld hiefür.

):( Vom Letzenberg, 5. Juli. Wenn ich Jhnen

^Ragaz, 4.^Juli. Gestern Abend balb 6 Uhr bat

Nagaz ab. Ein gewisser Peter Mogg, der s^il mehreren
Jahren als Kutschxr angestellt war. führte sic heraus.
Hinter ihm fuhr der Conducieur Bürki, Angestellter dcS
Hofes Ragaz, welcher Zeuge des entsetzlichen Unglücks
gcwesen. Er sagi: Circa 40 biS 50 Schritte befand ich
mich mit memem Fuhrwerk, in welckem nur eine deutsche

ahnend, habe icb natürlich dem andern Gefährt keine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. AlS ich avtblicktk,
sah ich^mil Entschen, daß^da^ Pferd^ auf dem äii^crsten

geben. Eine der Vcrllnglücklen ist Frau Proi. Del ffls
von Heidelberg; sie wurde Abends halb 7 Uhr in der
Tamina als Leichc aufgefunden und in's Todtenhaus
gebracht. Die andern zwei sind Englanderinnen. die
als Sckülerinnen sich bei Frau Proseffor DelffS befan-
de^.^Vneri^ i^no^ ^eine ^^ur ^mban d e n

Verloosungen.

Kaffel. 2. Juli. Bei der beute vorgenvmmenen 31.
Gewinnziehung der kurhessischen Thlr.-40-Loose fielen
auf folgende Nummern die beigesetzten Hauptpreise:
No. 107,758 Thlr. 40,000, Nr. 26,533 Thlr. 8000,
No. 23,326 Thlr. 4000, No. 30.549 Thlr. 2000, No.
14,041 und 74,150 je Thlr. 1500, No. 5335, 50,690
und j60,316 je Thlr. 1000.

Neuyork, 19. Juni. Das Postdampfschiff des Nord-
deutschen Lloyd Hansa, Capit. K. v. Oterendorp, wel-
ches am 3. Juni von Bremen und am 6. Juni von
Southampton abgegangen war, ist am Sonntag, den
17 Juni nach einer schnellen Reise von 10 Tagen wohl-
behalten hier angekommen.

Mitgetheilt durch daS conceff. Auswai'dernngsbureau
von Condilor Adolf Helwerth in Heidetberg.

Rcdaction, Druck unv Berlag von Ad»lph Emmerling, VerlagSbuckdandlung und BuLdruckerei in Hetdelberg.
 
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