Landes erkennrn" und diese znr Geltung brirr.
ge», »>ird kläglich jch-iterni
" * Politische Smscka».
Heidelberg, 10. Mi.
Dcr „Pr. Staalsanz.* vom 6. d. meldet
mit fettcr Schrifl, daß der vom österreichischen
Oberbefehlshaber als Parlamentär zur Unter-
handlung über einen Waffenstillstand in das
preußische Lager gcsandte F.M.L. v. Gablenz
abgewiescn worden ist. Die „N. A." nennt
dich Nachricht eine „frvhe" und fügt hinzu,
der König, die k. Prinzen, „der BiSmarck und
der Roon und all' die Anderen" seien Garan-
lien gcnug dafür, „daß keine Bedingungen ein-
gegangen würden, die nicht den Ansprücheu
PreußcnS und den Opfern, welche für diese
Ansprüche gebracht worden sind, cntsprächen."
Ueberhaupt bezeichnen sämmtliche Berliner
Morgenblätter vom 6. d. daS Eingehen Preus-
senS aufFriedensunterhandluugen ohnc genügende
Garanlie und ohne seinen Ansirengungen und
Siegcn entsprcchende Augebote für unmöglich.
Der „Allg. Ztg." wird aus Wien. 7. d.
telegraphirt, England unterstütze Jtaliens
Widerstand.
Nach der „N. A. Z." hat in der Schlacht
bei Köuiggrätz der König selbst die Lcitung der
Operation übernommen. Beim Ertheilen der
Befehle während des Kampfes war der König
mehrmahls dem Feuer des Feindes ausgesetzt.
Der Würzburger L-ängerverein hat dem
Hcrzog Ernst scine Compositionen und Briefe
zurückgesandt.
Auf das vou der Handelskammer zu Esseu
au das Handelsministerium gerichtete Gcsuch:
„dasselbe möge dahin wirkcn, daß eiu Verbot
der Kohlenausfuhr nach Süddeutschland nicht
erlassen, und, so weit die Rheinschifffahrt be-
theiligt sei, die der letzteren durch die Rhein-
schifffahrtsacte gewährte Neutralität aufrccht
^rhalten werde", ist nach der „Ess. Ztg." per
Telegraph folgendeAntwort eingegangen: „Der
Handelsminister an die Handelskammer in Essen.
Der Erlaß eines Verbotes der Kohlenaussuhr
nach SüddcutMand ist zur Zeit nicht beab-
sichtigt und wird hoffentlich anch nicht nöthig
werden. Berlin, 2. Juli 1866. Jtzenplitz.
Die „Köln. Ztg." räth dcr preußischen Re-
gierung auf's dringlichste an, jetzt auch mora-
lisch zu rüsten, namentlich durch Anerkennung
dcs Budgetrechts, um so für die ParlamentS-
plane bei dem deutschen Volk Glauben und Be-
geisterung zu erwecken.
DaS „Journal dc St. Pctersbourg" meint,
der Wasfenstillstand könntc eine Versöhnung
brmgen, wenn nicht Jemand in Deutschland
wäre,. der sich stark genug glaubt, Europa die
Zustimmung zu seincr Eroberung Dcutschlands
aufzudrängen, indem er vergißt, daß noch in
Europa starke, gesammelte MLchte existiren, wel-
chen das europäische Gleichgewicht keiu leerer
Wortklang ift.
Bow Kriegsschauplatz.
Vom nördl. Kriegsfchauplatz, 6 Juli.
Soeben geht hier eine Depcsche aus Krakau
ein, welche vas Einrücken der Preußen iu Biala
meldet. Dieses galizische Städtchen an der schle-
sischen Grenze bcherrscht die Heerstraße nach
Krakau und Lemberg, wodurch also die Noth-
verbindung mit Galizien, nach Zerstörung der
Eisenbahn bei Oderberg, Pruchna, Petrowitz,
Oswiecim und Chrzanow, auch in die Hände
des Feindes gefallen ist.
Ueber die militärische Bedeutung des Aufge-
bens von Prag schreibt die „N. fr. Pr.": Daß
dieser wichtige Punkt aufgegeben und der Fluß-
winkel Brandeis-Prag nicht vertheidigt wird,
muß sehr gewichtige Gründe haben. Wir köns
nen jedoch nicht verhehlen, daß wir den Verlust
von Prag, ganz abgesehen von der moralischen
Wirkung deffelben, für einen folgenschweren an-
sehen müffen; damit fäüt das bisher vom Geg-
ner freie nordwestliche Böhmen in seine Hände,
gewinnt er das Schienennetz, das ihn mit Sach-
sen und der Lausitz in Verbindung bringt, kann
er längs der Moldau gegen das Donauthal,
längs der böhmischen Westbahn gegcn Bayern
operiren; vor Allem aber hat er die dirccte
Verbindungslinie zwischen der Bundesarmee und
unserer Nordarmee abgeschnitten und einen
fcsten Punkt gewonnen, der von ihm rücksichts-
los vertheidigt, von den Oesterreichern aber nicht
rücksichtsloS angegriffen, beschoffcn und bombar-
dirt werden kann.
Berlin, 7.Julu Gestern FrLH befand fich
das Hauptqusrtier des Prinzen Fricdrich Karl
zu Przelautsch, das deS Kronprinzen in Zschl-
park. (Przelautsch liegt an der Elbe an der von
Pardubitz nach Prag führenden Eisenbahn. Die
Verbindung zwischen Prag und Wien mittelft
der Eisenbahn ist für die Oesterreicher hiedurch
unterbrochen.) Beide Armeen rückcn vormärts.
— Der König von Preußen hat allen gefan-
genen vcrwundeten östevreichischen Offizicren
gestattet, unter der Bedinguug, daß sie ihr
Ehrenwort geben, nicht gegen.Preußen zu diencn,
in ihre Heimath znrückzukehren.
Bertrn, 7. Juli. Nachrichten aus Horzitz
über die Schlachl von Königgrätz melden, daß
auf preußischer Seite im Gefechte warcn das
zweite, vierte, siebente und achte Corps nebst
der Garde. Das drittc Corps bildete die Re-
serve, eine Division des sechsten Corps operirte
unter Joscphftadt. Die Ocstcrreicher führten die
fünf noch unverschrten (?) Corps nnd die Sach-
seck ins Treffen. Während der Schlacht wirkten
etwa 1500 Geschütze. Man rechnet, daß unge-
fähr 180,000 Oesterreicher gegen 200,000 Preu-
tzen kämpften, von welchen letztercn 50,000 vom
drikten CorpS, die mit Truppen vom fünften
Corps die Rescrve bildcten, am Gefechte nicht
betheitigt waren.
Berlin, 7. Juli. Man glaubt, der Waf-
fenstillstand we^de von Preußen auch Frankreich
gegenüber, so lange keinc annehmbare Bedin-
gungen geboten seien, abgelehnt werdcn, sallö
es nicht schon geschehen ist. Preußen wird wahr-
scheintich zur Sichenmg des BesitzstandeS im
Augenblick, wo die Friedensnnterhandlungen bc-
ginnen, den Krieg fovtsetzcn.
Wien, 8. Juli, dtachmittags 3 Uhr 5 Mm.
Mitgetheilt: Die Sendung des FML. Gablenz
dnrch Benedek am Abend der Schlacht ins preu-.
ßische Hauptquarttcr bezweckte sclbstverständtich
nur ein militärisches, uicht ein politisches Ar-
rangemeut, eine 8U8pen8iou ä'srmvs, nicht ein
srmi8tiov. Diese Verhandlungen mußtcu aber
einer Thaffache höherer Ordnung weichcn, dor
vou Frankreich zur Anbahnung des Friedens
und eines einleitkNden Waffcnstillstandes darge-
botenen und von Oesterreich unö Prenßen an-
genommenen Bevmiltlung. — Frankreich ver-
handekt augenblicklich, und diese Verhandlungon
flnd noch nicht abgeschtoffen.
Wien, 8. Juli. FZM. Benedek erlangte
von dem preußischen Obercommando' eine drei-
stündig kündbare Waffcnruhe.
Ftorenz, 5. Juli. (Telegr. d.Jndep. bslge).
Die Zeitungen erklären: Wenn die österreich.
Truppen Vcnedig räumten, um gegen die Preu-
ßen zu ziehen, so würde das italienische Heer
ihnen, mit dem Schwert in der Faust, bis zur
Vereinigung des italienischen und preußischen
Heeres folgen. Jtalien dürfe Preußen weder
im Sieg, noch in der Niederlage verlaffen. Man
glavbe an eine unmittelbare Wiederaufnahme
des Feldzugs, der bis zur Zertrümmerung (!)
der österreichischen Monarchie fortgesetzt wcrden
soll. Das Einverftändniß zwischen der italieni-
schen Regierung und der ungarisch-kroatischen
Nationalpartei sei ein vollständiges.
Ftorenz, 6. Juli. (Tel. der Debats). Baron
Ricasoli ist aus dem Hauptquartier zurück. Der
Stadtrath von Florenz hat dem prcußischen
Gesandten seine Glückwünsche dargebracht. Die
Klubs haben die preußische Fahne aufgezogen.
Man versichert, daß ein Theil der österreich.
Truppen nach Norden berufen ist.
Florenz, 7. Juli. (Ueber Paris.) Alls
Castiglione wird unter heutigem Datum gemel-
det, daß das rechte Mincioufer vvn den Oestcr-
reichern vollständig geräumt ist, und daß die-
selben die Brücke von Borghetto unterminirt
haben, sowie mit Errichtung von Erdwerken
auf dem linken Mincioufer forlfahren. Von
Verona sind viel Truppen abgezogen; man
weiß nicht wohin. Prinz Amadeus ist wieder-
hergostellt und wird sein Commando wieder
übernehmen.
D e ut s ck ! a n d.
Karlsruhe, 8. Juli. Die „Karlsr. Ztg."
schreibt: Wir haben gestern die Erklärung ge- ?
geben, daß die badische Negierung den seither l
eingenommenen politischen Standpunkt in keiner
Weise aufgegeben hat. Wir müssen diesc Ver-
sicherung wiederholen. Nur böSwillige Ver-
läumdung kann zu verstehen geben, als ob die
Regierung daran gedacht habe, ihre Derbünde-
ten zu verlaffen und ihre Truppen dem Ver-
band mit den Truppen bes 8. Armeekqrps zu
entziehcn.
Die von der „Neuen Franff. Ztg." gebrachte
Nachricht konnle aber von Niemand anders ver-
standen wcroen, als dahin, daß die badische
Regierung beschloffen habe, die weitere Mit-
wirkung ihrer Truppen bei der Bundesarmee
versagen zu müssen. Der Kommandirende der
badischen Division hat keine selbstständige poli-
tische over militLrlsche Stellung. Nur Hie bad.
Staatsregierung rcpräsentirt in ihren verfkff-
ungsmäßigen Entschließuugen die Politik deS
Landeö. Zene Nachricht konnte daher nur alS
Folge einer solchen Entschließung der StaatS^
regierung aufgeftkßt werden. Lollte sie diese
Dedeutung nicht haben, so verstehen wir nicht,
weßhalb ihr irgend ein Werth beigelegt wcrden
konnle. Das durch diesclbe allseitig erregte Auf-
sehen zeigt, daß Nicmand sie anders verstan-
den, als dahin, daß die badische Regierung ihre
Politik gänzlich aufgegeben habe.
Was die militärische Sachlage bekrifft, fs
sind wir nicht in der Lage, noch berechtigt-
Mittheilungen über die Dislokakionen dor vor
dem Feind stehenden Truppcn und über ihre
Bcwegungen zu bringen. Wir müffen aber be-
yaupten, daß nur militävffche Rücksichten und
die daraus hervorgehenden Erwägungen und
Befchle der Kommandirenden die BewegungM
der Truppen leiten. Politische Rücksichten aus
mitttärifchen Bewegungen abzuleiten, ist abfS-
lut unstatthaft.
Daß übrigens Frankfurter Blätter, also
Blätter, wetche so zu sagen auf dem Kriegs-
schauplatz erscheinen, Nachrichten wie die be-
sprochene bringen und übcrallhin verbreiten,
kann auch durch die Angst und Ausregung nicht
gerechtsertigt werden, welche sich der Stadt Frank-
furt bemächtigt zu haben jcheint. Solche Nach-
richtcn sind nur geeignct, Lie schlimmste Wix-
! kung für die Sache, für welche unsere Truppen
im Fekd stehen, zu äußern. ohne das'gcringste
Gule zu erzeugen. Uns scheint, daß nicht aus
politischen, sondern aus militärkschen Gründen
derlei Gerüchte in den Bläktcrn nicht zugelassen
werden soüten, wenn die Blatter selbst nicht
mchr Einsicht genug befitzen, die schädlichen
Wirkungen derselben zu begreifen.
— Mannheim, 9. Juli. Jn der gestern
zum Behuf dcr Pfarrwahl anberau'mten Kirchen-
gemeindeversammlung wurde Hx Psarrer Ruck-
haber von Rosenberg. bei Adelsheim mit 80
gogen 10 Stimmen, welche letzteren auf Stadt-
psarrer Gveiner dahier sielen, zum zweiten
Psarrer an der Cvncordienkirche dahier gewählt.
Der Wahl ging eine sehr lcbhafte Discussion
voraus, wobei einzelne Mitglieder der Versamm-
lung die Wahl Greiner's aus Billigkeitsrüch-
sichten bringend empfahlen; allein die Mehrheit
glaubte, in einer so wichtigen und für daS Wohl
der Gemeinde so entscheidenden Angelegcnheit
ihrer Ueberzeugung nichts vergeben zu dürfen,
zumal da den Rücksichtcn der Billigkeit durch
eine Erhöhung des Einkommens des seitherigen
Stadtpfarrers Rechnung getragen werden kann.
<5 Vom Dteckür, 9. Juli. Wir haben in
Bezug auf den entsetzlichen Bruderkrieg zwischen
Deutschen und Deutschen schon mehrmals An-
knüpfungspunkte an den 30 jährigen Krieg her-
vorgehoben. Der letzte und äußerste Dergleich
liegt nun ebenfalls ganz nahe, nämlich: die
Einmifchung Frankreichs in die inneren deut-
schen Angelegeuheiten. Sie war, wie von den
meisten Organen der Preffe vorauSgesagt wurde,
unausbleiblich. Wäre sie nicht zu Gunsten Oe-
sterreichö erfolgt, so hätte sie sich eben so wenig
zu Gunften Preuyens vermeiden laffen, wenn
letzteres unterlcgen wäre. Wükde jetzt Pveu-
ßen der Jntervention Napoleons mit einem
andern Trumpse b'egegnen, würde es jetzt in
seinem eigenen Jnteresse die deutsch - nationale
Fahne hochhalten uno mil einer den politischvn
Zuständen Deutschlands angemessenen Rcform,
mit sdfortiger Einberufung eines Pärlameüts
den ernstlichen, aufrichtigen unv wo h'l-
gemeinlen Anfang machen, so könnten ihm
vom deutschen Volke viele vorausgegangene Ge-
ge», »>ird kläglich jch-iterni
" * Politische Smscka».
Heidelberg, 10. Mi.
Dcr „Pr. Staalsanz.* vom 6. d. meldet
mit fettcr Schrifl, daß der vom österreichischen
Oberbefehlshaber als Parlamentär zur Unter-
handlung über einen Waffenstillstand in das
preußische Lager gcsandte F.M.L. v. Gablenz
abgewiescn worden ist. Die „N. A." nennt
dich Nachricht eine „frvhe" und fügt hinzu,
der König, die k. Prinzen, „der BiSmarck und
der Roon und all' die Anderen" seien Garan-
lien gcnug dafür, „daß keine Bedingungen ein-
gegangen würden, die nicht den Ansprücheu
PreußcnS und den Opfern, welche für diese
Ansprüche gebracht worden sind, cntsprächen."
Ueberhaupt bezeichnen sämmtliche Berliner
Morgenblätter vom 6. d. daS Eingehen Preus-
senS aufFriedensunterhandluugen ohnc genügende
Garanlie und ohne seinen Ansirengungen und
Siegcn entsprcchende Augebote für unmöglich.
Der „Allg. Ztg." wird aus Wien. 7. d.
telegraphirt, England unterstütze Jtaliens
Widerstand.
Nach der „N. A. Z." hat in der Schlacht
bei Köuiggrätz der König selbst die Lcitung der
Operation übernommen. Beim Ertheilen der
Befehle während des Kampfes war der König
mehrmahls dem Feuer des Feindes ausgesetzt.
Der Würzburger L-ängerverein hat dem
Hcrzog Ernst scine Compositionen und Briefe
zurückgesandt.
Auf das vou der Handelskammer zu Esseu
au das Handelsministerium gerichtete Gcsuch:
„dasselbe möge dahin wirkcn, daß eiu Verbot
der Kohlenausfuhr nach Süddeutschland nicht
erlassen, und, so weit die Rheinschifffahrt be-
theiligt sei, die der letzteren durch die Rhein-
schifffahrtsacte gewährte Neutralität aufrccht
^rhalten werde", ist nach der „Ess. Ztg." per
Telegraph folgendeAntwort eingegangen: „Der
Handelsminister an die Handelskammer in Essen.
Der Erlaß eines Verbotes der Kohlenaussuhr
nach SüddcutMand ist zur Zeit nicht beab-
sichtigt und wird hoffentlich anch nicht nöthig
werden. Berlin, 2. Juli 1866. Jtzenplitz.
Die „Köln. Ztg." räth dcr preußischen Re-
gierung auf's dringlichste an, jetzt auch mora-
lisch zu rüsten, namentlich durch Anerkennung
dcs Budgetrechts, um so für die ParlamentS-
plane bei dem deutschen Volk Glauben und Be-
geisterung zu erwecken.
DaS „Journal dc St. Pctersbourg" meint,
der Wasfenstillstand könntc eine Versöhnung
brmgen, wenn nicht Jemand in Deutschland
wäre,. der sich stark genug glaubt, Europa die
Zustimmung zu seincr Eroberung Dcutschlands
aufzudrängen, indem er vergißt, daß noch in
Europa starke, gesammelte MLchte existiren, wel-
chen das europäische Gleichgewicht keiu leerer
Wortklang ift.
Bow Kriegsschauplatz.
Vom nördl. Kriegsfchauplatz, 6 Juli.
Soeben geht hier eine Depcsche aus Krakau
ein, welche vas Einrücken der Preußen iu Biala
meldet. Dieses galizische Städtchen an der schle-
sischen Grenze bcherrscht die Heerstraße nach
Krakau und Lemberg, wodurch also die Noth-
verbindung mit Galizien, nach Zerstörung der
Eisenbahn bei Oderberg, Pruchna, Petrowitz,
Oswiecim und Chrzanow, auch in die Hände
des Feindes gefallen ist.
Ueber die militärische Bedeutung des Aufge-
bens von Prag schreibt die „N. fr. Pr.": Daß
dieser wichtige Punkt aufgegeben und der Fluß-
winkel Brandeis-Prag nicht vertheidigt wird,
muß sehr gewichtige Gründe haben. Wir köns
nen jedoch nicht verhehlen, daß wir den Verlust
von Prag, ganz abgesehen von der moralischen
Wirkung deffelben, für einen folgenschweren an-
sehen müffen; damit fäüt das bisher vom Geg-
ner freie nordwestliche Böhmen in seine Hände,
gewinnt er das Schienennetz, das ihn mit Sach-
sen und der Lausitz in Verbindung bringt, kann
er längs der Moldau gegen das Donauthal,
längs der böhmischen Westbahn gegcn Bayern
operiren; vor Allem aber hat er die dirccte
Verbindungslinie zwischen der Bundesarmee und
unserer Nordarmee abgeschnitten und einen
fcsten Punkt gewonnen, der von ihm rücksichts-
los vertheidigt, von den Oesterreichern aber nicht
rücksichtsloS angegriffen, beschoffcn und bombar-
dirt werden kann.
Berlin, 7.Julu Gestern FrLH befand fich
das Hauptqusrtier des Prinzen Fricdrich Karl
zu Przelautsch, das deS Kronprinzen in Zschl-
park. (Przelautsch liegt an der Elbe an der von
Pardubitz nach Prag führenden Eisenbahn. Die
Verbindung zwischen Prag und Wien mittelft
der Eisenbahn ist für die Oesterreicher hiedurch
unterbrochen.) Beide Armeen rückcn vormärts.
— Der König von Preußen hat allen gefan-
genen vcrwundeten östevreichischen Offizicren
gestattet, unter der Bedinguug, daß sie ihr
Ehrenwort geben, nicht gegen.Preußen zu diencn,
in ihre Heimath znrückzukehren.
Bertrn, 7. Juli. Nachrichten aus Horzitz
über die Schlachl von Königgrätz melden, daß
auf preußischer Seite im Gefechte warcn das
zweite, vierte, siebente und achte Corps nebst
der Garde. Das drittc Corps bildete die Re-
serve, eine Division des sechsten Corps operirte
unter Joscphftadt. Die Ocstcrreicher führten die
fünf noch unverschrten (?) Corps nnd die Sach-
seck ins Treffen. Während der Schlacht wirkten
etwa 1500 Geschütze. Man rechnet, daß unge-
fähr 180,000 Oesterreicher gegen 200,000 Preu-
tzen kämpften, von welchen letztercn 50,000 vom
drikten CorpS, die mit Truppen vom fünften
Corps die Rescrve bildcten, am Gefechte nicht
betheitigt waren.
Berlin, 7. Juli. Man glaubt, der Waf-
fenstillstand we^de von Preußen auch Frankreich
gegenüber, so lange keinc annehmbare Bedin-
gungen geboten seien, abgelehnt werdcn, sallö
es nicht schon geschehen ist. Preußen wird wahr-
scheintich zur Sichenmg des BesitzstandeS im
Augenblick, wo die Friedensnnterhandlungen bc-
ginnen, den Krieg fovtsetzcn.
Wien, 8. Juli, dtachmittags 3 Uhr 5 Mm.
Mitgetheilt: Die Sendung des FML. Gablenz
dnrch Benedek am Abend der Schlacht ins preu-.
ßische Hauptquarttcr bezweckte sclbstverständtich
nur ein militärisches, uicht ein politisches Ar-
rangemeut, eine 8U8pen8iou ä'srmvs, nicht ein
srmi8tiov. Diese Verhandlungen mußtcu aber
einer Thaffache höherer Ordnung weichcn, dor
vou Frankreich zur Anbahnung des Friedens
und eines einleitkNden Waffcnstillstandes darge-
botenen und von Oesterreich unö Prenßen an-
genommenen Bevmiltlung. — Frankreich ver-
handekt augenblicklich, und diese Verhandlungon
flnd noch nicht abgeschtoffen.
Wien, 8. Juli. FZM. Benedek erlangte
von dem preußischen Obercommando' eine drei-
stündig kündbare Waffcnruhe.
Ftorenz, 5. Juli. (Telegr. d.Jndep. bslge).
Die Zeitungen erklären: Wenn die österreich.
Truppen Vcnedig räumten, um gegen die Preu-
ßen zu ziehen, so würde das italienische Heer
ihnen, mit dem Schwert in der Faust, bis zur
Vereinigung des italienischen und preußischen
Heeres folgen. Jtalien dürfe Preußen weder
im Sieg, noch in der Niederlage verlaffen. Man
glavbe an eine unmittelbare Wiederaufnahme
des Feldzugs, der bis zur Zertrümmerung (!)
der österreichischen Monarchie fortgesetzt wcrden
soll. Das Einverftändniß zwischen der italieni-
schen Regierung und der ungarisch-kroatischen
Nationalpartei sei ein vollständiges.
Ftorenz, 6. Juli. (Tel. der Debats). Baron
Ricasoli ist aus dem Hauptquartier zurück. Der
Stadtrath von Florenz hat dem prcußischen
Gesandten seine Glückwünsche dargebracht. Die
Klubs haben die preußische Fahne aufgezogen.
Man versichert, daß ein Theil der österreich.
Truppen nach Norden berufen ist.
Florenz, 7. Juli. (Ueber Paris.) Alls
Castiglione wird unter heutigem Datum gemel-
det, daß das rechte Mincioufer vvn den Oestcr-
reichern vollständig geräumt ist, und daß die-
selben die Brücke von Borghetto unterminirt
haben, sowie mit Errichtung von Erdwerken
auf dem linken Mincioufer forlfahren. Von
Verona sind viel Truppen abgezogen; man
weiß nicht wohin. Prinz Amadeus ist wieder-
hergostellt und wird sein Commando wieder
übernehmen.
D e ut s ck ! a n d.
Karlsruhe, 8. Juli. Die „Karlsr. Ztg."
schreibt: Wir haben gestern die Erklärung ge- ?
geben, daß die badische Negierung den seither l
eingenommenen politischen Standpunkt in keiner
Weise aufgegeben hat. Wir müssen diesc Ver-
sicherung wiederholen. Nur böSwillige Ver-
läumdung kann zu verstehen geben, als ob die
Regierung daran gedacht habe, ihre Derbünde-
ten zu verlaffen und ihre Truppen dem Ver-
band mit den Truppen bes 8. Armeekqrps zu
entziehcn.
Die von der „Neuen Franff. Ztg." gebrachte
Nachricht konnle aber von Niemand anders ver-
standen wcroen, als dahin, daß die badische
Regierung beschloffen habe, die weitere Mit-
wirkung ihrer Truppen bei der Bundesarmee
versagen zu müssen. Der Kommandirende der
badischen Division hat keine selbstständige poli-
tische over militLrlsche Stellung. Nur Hie bad.
Staatsregierung rcpräsentirt in ihren verfkff-
ungsmäßigen Entschließuugen die Politik deS
Landeö. Zene Nachricht konnte daher nur alS
Folge einer solchen Entschließung der StaatS^
regierung aufgeftkßt werden. Lollte sie diese
Dedeutung nicht haben, so verstehen wir nicht,
weßhalb ihr irgend ein Werth beigelegt wcrden
konnle. Das durch diesclbe allseitig erregte Auf-
sehen zeigt, daß Nicmand sie anders verstan-
den, als dahin, daß die badische Regierung ihre
Politik gänzlich aufgegeben habe.
Was die militärische Sachlage bekrifft, fs
sind wir nicht in der Lage, noch berechtigt-
Mittheilungen über die Dislokakionen dor vor
dem Feind stehenden Truppcn und über ihre
Bcwegungen zu bringen. Wir müffen aber be-
yaupten, daß nur militävffche Rücksichten und
die daraus hervorgehenden Erwägungen und
Befchle der Kommandirenden die BewegungM
der Truppen leiten. Politische Rücksichten aus
mitttärifchen Bewegungen abzuleiten, ist abfS-
lut unstatthaft.
Daß übrigens Frankfurter Blätter, also
Blätter, wetche so zu sagen auf dem Kriegs-
schauplatz erscheinen, Nachrichten wie die be-
sprochene bringen und übcrallhin verbreiten,
kann auch durch die Angst und Ausregung nicht
gerechtsertigt werden, welche sich der Stadt Frank-
furt bemächtigt zu haben jcheint. Solche Nach-
richtcn sind nur geeignct, Lie schlimmste Wix-
! kung für die Sache, für welche unsere Truppen
im Fekd stehen, zu äußern. ohne das'gcringste
Gule zu erzeugen. Uns scheint, daß nicht aus
politischen, sondern aus militärkschen Gründen
derlei Gerüchte in den Bläktcrn nicht zugelassen
werden soüten, wenn die Blatter selbst nicht
mchr Einsicht genug befitzen, die schädlichen
Wirkungen derselben zu begreifen.
— Mannheim, 9. Juli. Jn der gestern
zum Behuf dcr Pfarrwahl anberau'mten Kirchen-
gemeindeversammlung wurde Hx Psarrer Ruck-
haber von Rosenberg. bei Adelsheim mit 80
gogen 10 Stimmen, welche letzteren auf Stadt-
psarrer Gveiner dahier sielen, zum zweiten
Psarrer an der Cvncordienkirche dahier gewählt.
Der Wahl ging eine sehr lcbhafte Discussion
voraus, wobei einzelne Mitglieder der Versamm-
lung die Wahl Greiner's aus Billigkeitsrüch-
sichten bringend empfahlen; allein die Mehrheit
glaubte, in einer so wichtigen und für daS Wohl
der Gemeinde so entscheidenden Angelegcnheit
ihrer Ueberzeugung nichts vergeben zu dürfen,
zumal da den Rücksichtcn der Billigkeit durch
eine Erhöhung des Einkommens des seitherigen
Stadtpfarrers Rechnung getragen werden kann.
<5 Vom Dteckür, 9. Juli. Wir haben in
Bezug auf den entsetzlichen Bruderkrieg zwischen
Deutschen und Deutschen schon mehrmals An-
knüpfungspunkte an den 30 jährigen Krieg her-
vorgehoben. Der letzte und äußerste Dergleich
liegt nun ebenfalls ganz nahe, nämlich: die
Einmifchung Frankreichs in die inneren deut-
schen Angelegeuheiten. Sie war, wie von den
meisten Organen der Preffe vorauSgesagt wurde,
unausbleiblich. Wäre sie nicht zu Gunsten Oe-
sterreichö erfolgt, so hätte sie sich eben so wenig
zu Gunften Preuyens vermeiden laffen, wenn
letzteres unterlcgen wäre. Wükde jetzt Pveu-
ßen der Jntervention Napoleons mit einem
andern Trumpse b'egegnen, würde es jetzt in
seinem eigenen Jnteresse die deutsch - nationale
Fahne hochhalten uno mil einer den politischvn
Zuständen Deutschlands angemessenen Rcform,
mit sdfortiger Einberufung eines Pärlameüts
den ernstlichen, aufrichtigen unv wo h'l-
gemeinlen Anfang machen, so könnten ihm
vom deutschen Volke viele vorausgegangene Ge-