tidtlbergcr Ztiluiig.
M Z«r»
Samstag, 21 Z»ki
«8««.
* Politische Umschau.
Heidelberg, 20. Zuli.
Die Wiener „Presic" schreibt: „Wir sprechen
es unveryohlen auS, daß für den Fall, als die
prenßischcn Bcdingungen irgend annchmbar
sind, auf dieselben eingegangen werden sollte.
Eben deßwcgen, weil Oesterreich sich im gcgen-
wartigen Augcnblicke wicder stärker zeigt, als
ingn erwarten konnte, wünschten wir nicht, daß
unsere Regierung sich als unnachgicbig erweise.
Die Entdcckung, daß Ocsterrcich noch iminer
mächtiger ist, als man vermuthele, wird den
Gcguern Zugeständnisse abzwingen. Die Ge-
schichte der sybillinischen Bncher würde sich an
Dcsterrcich wiederholcn, wenn es hartnäckig sein
und das Kriegsglück ihm noch einmal den
Rücken kehrcn sollte. Wenn die Großmacht-
stcllung des NeicheS nicht angctastct wird, dann
greife man immcrhin zu. Unsere deutsche
Stellung hat uns bisher kcine Früchte ge-
tragen, da unsere Regierungen dieselbe nicht
auSzunützcn vcrstandcn. Nicht durch das Bünd-
niß mi( dcn reactionären Sonderintercsien der
kleinen dcutschen Höfchen kann man sich Deutsch-
land nutzbar machen, sondern nur durch den
Einklang mit den moralischen und materiellen
Jnteresicn der deutschcn Nation. Unsere Ne-
gierungen habcn nach diescr, wie fast nach je-
der anderen Nichtung bisher schwer gefehlt.
Man hal Wiyd gesäet und erntet nunmehr
Sturm."
Die „Ncue freie Presie" dagegen schreibt:
UnsercS Erachtens steht die Frage, ob Frieden
oder Kricg, für Oesterreich nicht mchr so, daß
OpportnnitälSgründe entscheiden können. Preu-
ßen muthet uns Entsagungcn zu, wie sie wcit-
gehcnder nicht gedacht werden könncn, sckbst
nach einer zweitcn für Oesterreich unglücklich
auSfallenden Schlacht bei Königgrätz. Eine
zweite Niedcrlage kann uns keine größcren Opfer
aufcrlcgen, als die uns bercits heute angeson-
nen wcrden. Mit einem Worte: Wir haben,
wenn wir heute den Friedcn um jeden Preis
schlicßen, nur zu verlieren, während wir im
enfgcgcngesetzten Falle jedenfalls eine Chance
haben, uns zu rehabilitiren und würdigere Frie-
densbedingungen zn erlangen. Verzweifclt
Ocsterreich an sich selbst, so verschließt sich ihm
jcde Nnssicht, aus eineni zweiten großen Zu-
sammenstoßc als Sicger hervorzugchen; dann
behalten Jenc Nccht, wekche den Fricdensschluß
untcr jcder Bedingung als wünschcnswcrth e'r-
achten. Besteht aber die Ehance deS SiegcS
uoch, fühlen wir in uns die Kraft, PreußenS
Armcen noch aus dem Feldc zu schlagen, dann
darf ein Friede nicht geschlosicn werdest, dcsien
erste Bcdingung das Todesurtheil Öesterreichs,
sein dcfinitives Ausscheiden aus Desttschland
wäre.
Das Wiencr „Ncne Frcmdenblatt" spricht
seine Entrüstung darübcr aus, daß jetzt endlich
das unermeßlich reiche Olmützer Domkapitel
sich veranlaßt sehe; dem patrrotischen HülfSvcr-
ein 2000 fl. zu überweisen und die Pfiege von
12 Verwundeten zu übernehmen — eine Spende,
wie mancher cinfache Private sie geleistet habe!
Die Nachrichten, daß dcr großh. hessischen
Negicrung von Sciten Preußcns Waffenstill-
standsbcdingungen gestelll worden seicn, wird
vpn'der Darmst. Ztg. widersprychen.
Vom Kriegsfchauplatz
.Wien, 18. Juli. Die preußische Armee
nahert sich der Donau, wie man hört, in vier
Linien auf der Kremser, Stockerauer, Lnnden-
burger und Tyrnauer Straße. Die Vorhut
eincs Corps soll heute bis gegen Stein vor-
gedrungen scin. Dic Vorschiebung der jm nord-
westlichen Böhmen einmarschirten Trnppen ist
gegen Baycrn gerichtct, um dic Verbindunz
mit den bei Aschaffenburg steheichen Truppeu
herzustellen.
Aus Frankfurt erfährt man: Der Ei-
senbahn-Verkehr anf dcr Main-Weser-Bahn
wurde wjeder eröffnet. — Am Dienstag Mor-
gcn ipurdcn dch noch in Frankfurt anwescnden
Nedacteure dcr „Neuen Frankfurter Zeitung"
und einer der Eigcnthümer des BlatteS ver-
haftet und zum commandirenden Gcneral ge-
führt.' Wic das „Frf. I." hört, wurden stc
jedoch am Nachmittag wieder frcigelasien. Dic
Localitäten der „N. F. Z.", auf welchen das
amerikänische Sternenbanncr weht, wurden von
preußischem Militär bcsetzt. — Der Chcf-Ne-
dacteur dcr „Post-Zeitung", Hr. Hofrath Dr.
Fischer-Goullct, crlitt im „Engsjschen Hof",
woselbst er cinige Stunden intcrnirt war, einen
Schlaganfall; es ist noch Hoffnung vorhanden,
ihn am Leben zu erhalten. — Der Pyst- und
Eisenbahnvcrkchr ist wesentlich gestört; das
bayerische und das Main-Ncckar-Telegraphen-
amt siud geschlossen. Auch das preußische ist
noch Nicht wieder cröffnet. — Auf Anordnung
des GeneralS v. Falckenstcin werdcn alle offi-
ciellcn Bekanntmachungen in dem „Frankfurter
Journal" veröffentlicht.
Würzburg, 16. Juli. Daö bayerische
Hauptquartier wird hierher verlegt. — Des;
gleichcn wurde durch die Schelle bekannt ge-
macht, daß die zwei Divisionen Hartmann und
Zoller hcute Vormitlag hier eintreffen werden.
— Die bei Weigolshauscn und Bcrgtheim zer-
siörte Eisenbahn ist wieder hergestellt wordeu,
sy daß die Dahn von Würzburg nach Bamberg
seit gestern fahrbar ist, ebenso dje Kitzinger
Dahn.
Darmfkadt, 17. Juli. Die Main-Ncckgr-
Bahn wurde in der Gegend von Längen auf
Befehl des Couimandirenden des 8. Tlrmee?-
corps heute Nacht aufgerissen. Das Haupt-
quartier des Prinzen Alexander befand sich
heute Nacht in Michelstadt i. O., und man
zghlte fest darauf, die Verbindung mit der hay-
rischen Armce zu errejchen. — Die Nachricht
der Frankf. Blätter, daß vicle hicsige Famifien
die Stadt vcrlassen haben, ist rein aus dcr Lust
gegriffen. — Ueber die in Aschaffenbprg be-
findlichen diesseitizen Verwundeten noch immer
keine Nachricht; doch scheint es, als ob die ersten
Mittheilungen. wie immer, übcrtrieben wären.
— Man rühmt die Leistungen des hessischen
Scharfschützencorps bei Aschafienburg. Es dcckte
den Brückenübergang und brachte den anstür-
menden Preußen große Verluste bei. Es war
bekanntlich gerade dieses CorpS, desien dcfini-
tiver Bildung unsere Ständekammer sich hart-
näckig widersetzt hatte.
Frankfurt, 17. Juli. Dcr „Köln. Z."
wird Folgendes übcr den Einmarsch ver Pxeu-
ßen tefigraphirt:
Gcstern Abend um 9 Nhr ist die Divisiou Goebcn in
einer Släike von ^000 Mann mit klinqcndnp ^Spiel
Darmstadt, 18. Juli. Die Preußcn sind
in der Stärke von 6000 Mann eingerückt. Sie
habcn auch Biebrich nnd Höchst bcsctzt. Jn
Frankturt stehen 15,000 Mann Prenßen.
Mainz, 18. Jusi. Hier herrscht große
Bestürzung, da der Gouverneur Gras Rechberg
erklärt haben soll, die Festung bis auf den letz-
ten Mann zu vertheidigcn, und iins somit die
Schreckcn ciner Belagerung drohen; viele Fa-
milien sind ausgewandert und werden bis mor-
gen Mittag, zu welchem Zeitpunkt die Festung
geschlossen werden soll, uoch Manche diescm
Beispiel folgen. Jn Bingen ist bcreits zu
Wasser und per Bahn ein starker Bclagerungs-
gcschützpark aus Ehrenbreitstein angekommen,
nnd scheinen die Preußen also nicht allein die
Cernirung, sondern auch einen festen Anzriff
auf iinsern Platz zu beLbsichtigen.
Ein Tag in Gotha.*)
Es gibt jetzt kanm in Deutschland etne Statte,
an der man sicher wäre, daß ntcht auch zu ihr der
Donnrr der Gcschütze dränge, daß nicht auch an
thr der Krieg seine Schrrcknisse entfaltete. Srlbst
die große Zufluchtsstätte brs FricdrnS, die stiUen
grünen Verge und Tbäler des Thüringer Waldes
dirtrn keinrn Schutz mechr bar, auch die Straßen
zwischrn drnAltärxn drr Ngtur werdrn von Solbatrn
duxchzogrn, Geschützr raffeln zwischrn ihnen hin
unb dte Brrge wrrfen die ungewohnten Klänge
tranrig als Echo zurück.
Zwei Tage nach dem Gefechte der Hannoveraner,
der Preußen und der Gothaer bei Langrnfalza war
rs, alS mich daS Vcrlangrn nach Gotha trirb, um
mit eigenrn Augen mich von den Schrrcknissen des
GefrchteS zu übrrzeugen, um auS dem Munde der
am Kampfe Betheiligtrn die Wahrhett zu hören
Aus der „Nat.-Ztg."
selbst verbreitetrn, drnn das Gerücht wächst wie die
Lawine brim Fqlle, auszuweichen.
Das Grfecht war längst beendet, daS hanno-
versche Armeecorps hatte am Abend zuvor capitu-
lirt, auf drm Schlachtfrlhe kam man der traurigen
Pflicht nach, dte Todtrn in dte Erde zu betten und
Hannoveraner, Prrußen und Gothaer frtedlich ne-
pfirgen. ^elbst ein so kleines Schlachtfrld ist nach
drm Kampfe wenig zur Schilderung geeignct. Die
durch die Wärme schnell in Fäulniß übrrgehenden
Lrichen, die durch die Zersrtzung unförmlich auf-
getriebenen Todten, derrn Gesichtszüge verschwollen
und unkenntlich, dcren Gltrder dic Näthe der Uni-
formrn platzcn machen, die mit Kalk übrrstreuten
offenrn und oft rntsctzlichrn Wunden, dort die
faulrnden Cadaver drr gefallrnen Pferde — kieS
AllrS birtrt ein «ntsrtzfichks Bilv. In Gräbrrn
von ungrfähr 10 Fuß Quadrat wurdrn die Todten
je zu fünfundzwanzig Mann begrabrn — im Tode
wieder rinig, im Grahe wiedcr als rchte deutsche
Brüder frirdlich nebrnrinander ruhend.
Aa Langenfalza und Merrleden in dem Lazareth
uber 1500 Verwundete, lejcht Verletzte und Ster-
werden Tbörichte Hoffnung'. Noch mancher von
ihnrn wird scheiden, ohne die Seinen je wieder
zu sehen.
(Schluß folgt.)
Einem Privatbrief eineS in österreichischen Dien-
strn strhrnden Cadktten entnjmmt die „Hcss. Ldßjtg."
folgrnde entsrtzliche, den gegrnwärtigen Krirg ge-
nau brzrichnenbe StrUe. „Jch", so schreibt unser
Gewähismann, „war längrre Zeit tu König-
grätz im Feuer; trotz der furcbtbaren Zündnadel-
gewehre, welche entsrtzlich unter uns aufräumten,
drangrn wir in dem burchschnittenen Trrrain vor,
und kamrn so Mit eincr Landwehrabtbrilung tus
Handgemrngr. Jch hntte noch rinrn Sckuß uud
strcckte bamit einrn Landwehrmann niedrr; aber
n»cr hrschreibt mein Entfttzen, als ick nich rinigen
Minuten, wo dir Preußrn in ivildrr Fluckt stoben,
in bem nur noch kurze Zeit lrbrnoen Vcrwuybetfn
rinen jungen Mann auS Münstrr rrkanute, mjt
drm ich anf dem Frankfurter Schützeufest ein ge-
meinsames Quartier gehabt hatte!"
M Z«r»
Samstag, 21 Z»ki
«8««.
* Politische Umschau.
Heidelberg, 20. Zuli.
Die Wiener „Presic" schreibt: „Wir sprechen
es unveryohlen auS, daß für den Fall, als die
prenßischcn Bcdingungen irgend annchmbar
sind, auf dieselben eingegangen werden sollte.
Eben deßwcgen, weil Oesterreich sich im gcgen-
wartigen Augcnblicke wicder stärker zeigt, als
ingn erwarten konnte, wünschten wir nicht, daß
unsere Regierung sich als unnachgicbig erweise.
Die Entdcckung, daß Ocsterrcich noch iminer
mächtiger ist, als man vermuthele, wird den
Gcguern Zugeständnisse abzwingen. Die Ge-
schichte der sybillinischen Bncher würde sich an
Dcsterrcich wiederholcn, wenn es hartnäckig sein
und das Kriegsglück ihm noch einmal den
Rücken kehrcn sollte. Wenn die Großmacht-
stcllung des NeicheS nicht angctastct wird, dann
greife man immcrhin zu. Unsere deutsche
Stellung hat uns bisher kcine Früchte ge-
tragen, da unsere Regierungen dieselbe nicht
auSzunützcn vcrstandcn. Nicht durch das Bünd-
niß mi( dcn reactionären Sonderintercsien der
kleinen dcutschen Höfchen kann man sich Deutsch-
land nutzbar machen, sondern nur durch den
Einklang mit den moralischen und materiellen
Jnteresicn der deutschcn Nation. Unsere Ne-
gierungen habcn nach diescr, wie fast nach je-
der anderen Nichtung bisher schwer gefehlt.
Man hal Wiyd gesäet und erntet nunmehr
Sturm."
Die „Ncue freie Presie" dagegen schreibt:
UnsercS Erachtens steht die Frage, ob Frieden
oder Kricg, für Oesterreich nicht mchr so, daß
OpportnnitälSgründe entscheiden können. Preu-
ßen muthet uns Entsagungcn zu, wie sie wcit-
gehcnder nicht gedacht werden könncn, sckbst
nach einer zweitcn für Oesterreich unglücklich
auSfallenden Schlacht bei Königgrätz. Eine
zweite Niedcrlage kann uns keine größcren Opfer
aufcrlcgen, als die uns bercits heute angeson-
nen wcrden. Mit einem Worte: Wir haben,
wenn wir heute den Friedcn um jeden Preis
schlicßen, nur zu verlieren, während wir im
enfgcgcngesetzten Falle jedenfalls eine Chance
haben, uns zu rehabilitiren und würdigere Frie-
densbedingungen zn erlangen. Verzweifclt
Ocsterreich an sich selbst, so verschließt sich ihm
jcde Nnssicht, aus eineni zweiten großen Zu-
sammenstoßc als Sicger hervorzugchen; dann
behalten Jenc Nccht, wekche den Fricdensschluß
untcr jcder Bedingung als wünschcnswcrth e'r-
achten. Besteht aber die Ehance deS SiegcS
uoch, fühlen wir in uns die Kraft, PreußenS
Armcen noch aus dem Feldc zu schlagen, dann
darf ein Friede nicht geschlosicn werdest, dcsien
erste Bcdingung das Todesurtheil Öesterreichs,
sein dcfinitives Ausscheiden aus Desttschland
wäre.
Das Wiencr „Ncne Frcmdenblatt" spricht
seine Entrüstung darübcr aus, daß jetzt endlich
das unermeßlich reiche Olmützer Domkapitel
sich veranlaßt sehe; dem patrrotischen HülfSvcr-
ein 2000 fl. zu überweisen und die Pfiege von
12 Verwundeten zu übernehmen — eine Spende,
wie mancher cinfache Private sie geleistet habe!
Die Nachrichten, daß dcr großh. hessischen
Negicrung von Sciten Preußcns Waffenstill-
standsbcdingungen gestelll worden seicn, wird
vpn'der Darmst. Ztg. widersprychen.
Vom Kriegsfchauplatz
.Wien, 18. Juli. Die preußische Armee
nahert sich der Donau, wie man hört, in vier
Linien auf der Kremser, Stockerauer, Lnnden-
burger und Tyrnauer Straße. Die Vorhut
eincs Corps soll heute bis gegen Stein vor-
gedrungen scin. Dic Vorschiebung der jm nord-
westlichen Böhmen einmarschirten Trnppen ist
gegen Baycrn gerichtct, um dic Verbindunz
mit den bei Aschaffenburg steheichen Truppeu
herzustellen.
Aus Frankfurt erfährt man: Der Ei-
senbahn-Verkehr anf dcr Main-Weser-Bahn
wurde wjeder eröffnet. — Am Dienstag Mor-
gcn ipurdcn dch noch in Frankfurt anwescnden
Nedacteure dcr „Neuen Frankfurter Zeitung"
und einer der Eigcnthümer des BlatteS ver-
haftet und zum commandirenden Gcneral ge-
führt.' Wic das „Frf. I." hört, wurden stc
jedoch am Nachmittag wieder frcigelasien. Dic
Localitäten der „N. F. Z.", auf welchen das
amerikänische Sternenbanncr weht, wurden von
preußischem Militär bcsetzt. — Der Chcf-Ne-
dacteur dcr „Post-Zeitung", Hr. Hofrath Dr.
Fischer-Goullct, crlitt im „Engsjschen Hof",
woselbst er cinige Stunden intcrnirt war, einen
Schlaganfall; es ist noch Hoffnung vorhanden,
ihn am Leben zu erhalten. — Der Pyst- und
Eisenbahnvcrkchr ist wesentlich gestört; das
bayerische und das Main-Ncckar-Telegraphen-
amt siud geschlossen. Auch das preußische ist
noch Nicht wieder cröffnet. — Auf Anordnung
des GeneralS v. Falckenstcin werdcn alle offi-
ciellcn Bekanntmachungen in dem „Frankfurter
Journal" veröffentlicht.
Würzburg, 16. Juli. Daö bayerische
Hauptquartier wird hierher verlegt. — Des;
gleichcn wurde durch die Schelle bekannt ge-
macht, daß die zwei Divisionen Hartmann und
Zoller hcute Vormitlag hier eintreffen werden.
— Die bei Weigolshauscn und Bcrgtheim zer-
siörte Eisenbahn ist wieder hergestellt wordeu,
sy daß die Dahn von Würzburg nach Bamberg
seit gestern fahrbar ist, ebenso dje Kitzinger
Dahn.
Darmfkadt, 17. Juli. Die Main-Ncckgr-
Bahn wurde in der Gegend von Längen auf
Befehl des Couimandirenden des 8. Tlrmee?-
corps heute Nacht aufgerissen. Das Haupt-
quartier des Prinzen Alexander befand sich
heute Nacht in Michelstadt i. O., und man
zghlte fest darauf, die Verbindung mit der hay-
rischen Armce zu errejchen. — Die Nachricht
der Frankf. Blätter, daß vicle hicsige Famifien
die Stadt vcrlassen haben, ist rein aus dcr Lust
gegriffen. — Ueber die in Aschaffenbprg be-
findlichen diesseitizen Verwundeten noch immer
keine Nachricht; doch scheint es, als ob die ersten
Mittheilungen. wie immer, übcrtrieben wären.
— Man rühmt die Leistungen des hessischen
Scharfschützencorps bei Aschafienburg. Es dcckte
den Brückenübergang und brachte den anstür-
menden Preußen große Verluste bei. Es war
bekanntlich gerade dieses CorpS, desien dcfini-
tiver Bildung unsere Ständekammer sich hart-
näckig widersetzt hatte.
Frankfurt, 17. Juli. Dcr „Köln. Z."
wird Folgendes übcr den Einmarsch ver Pxeu-
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Gcstern Abend um 9 Nhr ist die Divisiou Goebcn in
einer Släike von ^000 Mann mit klinqcndnp ^Spiel
Darmstadt, 18. Juli. Die Preußcn sind
in der Stärke von 6000 Mann eingerückt. Sie
habcn auch Biebrich nnd Höchst bcsctzt. Jn
Frankturt stehen 15,000 Mann Prenßen.
Mainz, 18. Jusi. Hier herrscht große
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erklärt haben soll, die Festung bis auf den letz-
ten Mann zu vertheidigcn, und iins somit die
Schreckcn ciner Belagerung drohen; viele Fa-
milien sind ausgewandert und werden bis mor-
gen Mittag, zu welchem Zeitpunkt die Festung
geschlossen werden soll, uoch Manche diescm
Beispiel folgen. Jn Bingen ist bcreits zu
Wasser und per Bahn ein starker Bclagerungs-
gcschützpark aus Ehrenbreitstein angekommen,
nnd scheinen die Preußen also nicht allein die
Cernirung, sondern auch einen festen Anzriff
auf iinsern Platz zu beLbsichtigen.
Ein Tag in Gotha.*)
Es gibt jetzt kanm in Deutschland etne Statte,
an der man sicher wäre, daß ntcht auch zu ihr der
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thr der Krieg seine Schrrcknisse entfaltete. Srlbst
die große Zufluchtsstätte brs FricdrnS, die stiUen
grünen Verge und Tbäler des Thüringer Waldes
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zwischrn drnAltärxn drr Ngtur werdrn von Solbatrn
duxchzogrn, Geschützr raffeln zwischrn ihnen hin
unb dte Brrge wrrfen die ungewohnten Klänge
tranrig als Echo zurück.
Zwei Tage nach dem Gefechte der Hannoveraner,
der Preußen und der Gothaer bei Langrnfalza war
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mit eigenrn Augen mich von den Schrrcknissen des
GefrchteS zu übrrzeugen, um auS dem Munde der
am Kampfe Betheiligtrn die Wahrhett zu hören
Aus der „Nat.-Ztg."
selbst verbreitetrn, drnn das Gerücht wächst wie die
Lawine brim Fqlle, auszuweichen.
Das Grfecht war längst beendet, daS hanno-
versche Armeecorps hatte am Abend zuvor capitu-
lirt, auf drm Schlachtfrlhe kam man der traurigen
Pflicht nach, dte Todtrn in dte Erde zu betten und
Hannoveraner, Prrußen und Gothaer frtedlich ne-
pfirgen. ^elbst ein so kleines Schlachtfrld ist nach
drm Kampfe wenig zur Schilderung geeignct. Die
durch die Wärme schnell in Fäulniß übrrgehenden
Lrichen, die durch die Zersrtzung unförmlich auf-
getriebenen Todten, derrn Gesichtszüge verschwollen
und unkenntlich, dcren Gltrder dic Näthe der Uni-
formrn platzcn machen, die mit Kalk übrrstreuten
offenrn und oft rntsctzlichrn Wunden, dort die
faulrnden Cadaver drr gefallrnen Pferde — kieS
AllrS birtrt ein «ntsrtzfichks Bilv. In Gräbrrn
von ungrfähr 10 Fuß Quadrat wurdrn die Todten
je zu fünfundzwanzig Mann begrabrn — im Tode
wieder rinig, im Grahe wiedcr als rchte deutsche
Brüder frirdlich nebrnrinander ruhend.
Aa Langenfalza und Merrleden in dem Lazareth
uber 1500 Verwundete, lejcht Verletzte und Ster-
werden Tbörichte Hoffnung'. Noch mancher von
ihnrn wird scheiden, ohne die Seinen je wieder
zu sehen.
(Schluß folgt.)
Einem Privatbrief eineS in österreichischen Dien-
strn strhrnden Cadktten entnjmmt die „Hcss. Ldßjtg."
folgrnde entsrtzliche, den gegrnwärtigen Krirg ge-
nau brzrichnenbe StrUe. „Jch", so schreibt unser
Gewähismann, „war längrre Zeit tu König-
grätz im Feuer; trotz der furcbtbaren Zündnadel-
gewehre, welche entsrtzlich unter uns aufräumten,
drangrn wir in dem burchschnittenen Trrrain vor,
und kamrn so Mit eincr Landwehrabtbrilung tus
Handgemrngr. Jch hntte noch rinrn Sckuß uud
strcckte bamit einrn Landwehrmann niedrr; aber
n»cr hrschreibt mein Entfttzen, als ick nich rinigen
Minuten, wo dir Preußrn in ivildrr Fluckt stoben,
in bem nur noch kurze Zeit lrbrnoen Vcrwuybetfn
rinen jungen Mann auS Münstrr rrkanute, mjt
drm ich anf dem Frankfurter Schützeufest ein ge-
meinsames Quartier gehabt hatte!"