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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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müthigen Tapfcrkeit nothwendig nntcrliegcn
müßten, fo hicßc das doch grgenüber dem Kai-
ser der Franzosen, der sich gegen Dentschland
mit hochhcrziger Uneigennktzigkeit benvmmen
hat, die nichlSwürdigste usd verächtlichstc Rolle
spieleN. Prenßen wird seine Berpslechtungen
mit angestammter Preue und Gewissenhafligkeit
erfüllen, darauf könncn sich unserc Feinde «er-
lafsen. Ein Hundsfott, der »on VertragSbruch
rcdet!"

Deutschlund.

— Karlsruke, 8. Augnst. Heüte wird der
Präsident deS MinisteriumS des Gr. Hauses und
dcr auSw. Angelegenhciten, Hr. R. v. Freydorf,
nach Bcrlin abreisen, ohnc Zweisel in dcr Ab-
sicht, den definitiven Fricde» zwischcn nnjerem
Landc uud Prerkßen einzulcitcn. Die Abwesen-
hcit des Hrn. Prästdentcn dürfic einige Wochen
in Anspruch nchmcn, und hosfe» wir, daß das
Resultat der Untcrhandlungen für beide Theile
diu befricdigendeS sein und der endgiltige
Friedcn rccht bald zu Stande kommen möge.

' Heidelberg, 7. August. Jn der heu-
tigen Nummer des hicsigen Zournals tritt
ein ^-Correspondcnt dcn Aüslassungen in
einem T-Artikcl unscrer Zcitung in länge-
rem Vortrage entgegcn. ES war sehr weisc
gehandelt, densclben in der kl-instcn Schlist dem
Publikum vorzuführen, da der Redeschwall eineii
größercn Raum nicht verdient. Wir übcrlafsen
cs dcm Hcrrn Verfasscr dcs ArtikclS i» Nr. 183
der Zeilung, gegen die Angrisse dcS mit der
Gattung dcr Erdmolche odcr Salamander so
bekannten gcistrcichcn Corrcspondenten deS
Hcidelb. Journ., soweit ste ihn betrcfsen und
wenn er es überhaupt sür nothig erachtct, et-
waS zu antwvrten, wir unsercrseits finden keinc
Dcranlassung, auf schon wiederholt gegen unS
VorgebrachteS auch nur ein wcitercS Wort zu
erwidern und übcrlaffen die nochmalsge „D e -
nunciation" der Beurtheilnng deS Publi-
kums, was sich auch gewisse Correspondenten
dcr „B. L.-Atg." hintcr ihre Ohren schreiben
wollen. Um das „Lob der GestnnungSlrcue",
welches dcr PfälzerBote dem Hcidelb. I.
widmet, »nd worauf der Hr. "-Cvrrespondcnt
so triumphirend fich bezieht, bcneiden wir ge-
dachteS Blatt nicht, und wünschcn von Herzen,
daß ihm diese Ancrkennung recht gutc Früchte
trage.

" Heidelberg, 8. Aügust. ES geht uns
heute nachstchende Züschrifl eineS in dcm hie-
gen „Journal" hart Angegriffcncn zu mit dcm
Ersuchen um Aufnahme in unscre Zeitung.
Wir entsprechen demselbeu und laffen deu Zn-
hglt deS Schreibrns wörtlich folgen, da wir cS
alö einc Pslicht dcr Prcffc halten,. eiuem öffent-
lrch Berunglimpften auch Gelegcnheil zu seincr
Vcrtheidtgung zu geben:

Herr Redacteur!

Vor ungefähr einem Monak habe ich dcm
Hcidelb. Zournal einc kurzc Berichtigülig zugc-
stellt in Betreff eincr falschen Nachricht, wclche
jencS Blatt anS dcm Mannh. Journal aufge-
üommen hatkc. LetztcreS hat meine Berichtignng
mit dankenSwerthcr Höjlichkcit aufgenommen;
das Heibelb. Journal hat nicht für gnt befun-
dcu, dasselbe zu thun. Erlauben Sie mir dcS-
halb, hiute zu Jhnen zu koirlmen Und die Gast-
fteundschaft Zhres BlattcS in Ansp?nch zu neh-
üien. Zn mciner Abwesenheit hat stch eine Po-
lemik auf meinc Kostcü cNtsxonnen. Jch habc
vvr allen Dingcn dem Hrn. Prof. Wattenbach
und JhrAn schätzbaren Älatte dafür zu danken,
daß Sie meine Vcrtheidigung. gegen gchässtge
Beschuldigungen unternoinmen habcn. Jch hälte
wohl glauben können, daß die Thätigkeit, Ivklche
ich fo viele Zahrc hindurch im Diciistc der dcut-
schcn Sache entfaltet habe, mich gegcn derglei-
chen Ailgriffe schützcn sollte; aber die Partei-
Icidenschaft ist in ihrcm Eifcr unerbittlich, sie
schreckt vor nichtö zurück, lelbst nicht vor dcn
erstaunlichsten EntstellungK.

„Gebt mir scchs Zeiicn von der Hand eineS
Menschcn, und ich werde ihn an dcn Galgen
bringen," hat eines Tages cin großer Minister
gesagt, Richelieu, mit dem man ncucrdingS den
Grasen BiSmarck zu vergleichcn licbt. Hcutzn-
tage hingt man die Leute nicht mehr jo lcicht,
aber man hat eiuen kurzen Satz aus einem
meincr Bricse genommen, um den Versuch zu
machen, meincn guten Namen zu tödtcn.

Zch nehme auf Reifen nicht dic Sammlung ,
! deS TempS mit, doch wcrde ich auch ohne die-
selbe mit Leichtigkei! auf den Angriff deS H.
I. antwvrtcn töunen.

Die angeschüldigte^-tell- ist geschriebcn un-
ter d-m Eindruck einer zu jener Zeit allgemcin
verbreitcten Bcsorgniß: einer bewafsncten Jn-
tervention der franz. Rcgicrung, wclche jeder
damalS bcfürchtete. Weit entfcrnt, «ine Auf-
fordermtg jm EininischÜNg Frankkeichs in dic
tnnern Angelrgenhciten von Denlschland zu s-in,
gcgen welche ich immer anS allen Krästen pro-
testirt habe, war eS vielmchr ein WarnungSruf
für Dcutschland, sich nicht in cincn Bürgerkrieg
zu stürzen, der dem Ausland dcn Einganz in
das ge»ieinsame Vaterland bahncn würdc.

Diese Sprache habc ich nicht allcin im Tcmps
geführt, sondcrn auch imAusschuß des VercinS
zur nativnalen Vertheidigung der Psalz, der
mich zur Mitwirkung anfgefordert hatte, -ine
Aufsbrderung, der ich bercilivillig Folge leistete.

Es ivar damals, baß ich im Kampfe gcgen
die AnncpivnSgelüste, welche i» cinem Theile
der franz. Preffe zu erwachcn schienen, dcn
Franzosen vorhcrsagte: ivenn jemals diese Pläne
Etfolg haben sollten, so würden sie flch ein
„dculscheS Venctien" schaffen. „So lange
D-utschland scinen Nang unter den Völkern
behaupten wirde, werde es nie in den Verlust
dieser Prsvinz willigen," und alles wohl über-
legt, sei cS besscr, „daß die Psälzer gute Deut-
sche bliebcn, alS baß sie schl-chtc Franzosen
würden".

Zunächst dem Glück, im öffentlichen Leben
einstchtige und zuvcrlässtge Freuiide zu haben,
ist daS zweitgrößte, auf eincn so ungejchickten
Gegner zu stoßen, wic daS „Heide lberger
Zonrn al".

Wäre d-r Angriff in irgend einem ander»
Blatt erschienen, so würde ich ihm nur durch
mein Stillschwcigen gcantwortct haben; wenn
ich die Fcdcr ergriffcn tzabe, jo gejchah es nur
auS Achlung gcgen meinc Mitbürger in der
Stadt, die mciue Adoptivhcimath geworden ist.

Gcnehmigen Sie rc.

E. iscinguerlct.

Baden-Baden, den 6. Aug. 1866. s

Stuttgart, 7. Ang. Wic man hört, stnd
die Anordnungcn getroffcn, um daS würtem-
bergische Contiiigknt von dem Corps deS Prin-
zen Alcxandcr von Heffen zu tr-unen, noch
bevor Hcrr v. Varnbüler nach Berlin abgercist
war. (K. Z.)

Kicl, 6. Aug. Die Adrcsje dcr Präkaten
und der Riltcrschast der Herzogthümer an den
König »°n Preußen schlicßl: „Wir sind glück-
lich, in Ew. Majestät uusern LandeShcrrn be-
grüßcn zu dürsen, stolz darauf, dem großen
und ruhmrcichen Prcuß-n anzugchören, und
halten eS sür unsere Pflicht/ offen anszuspre-
chen, daß nur in der V-r-inigung dcr Herzog-
thümer mit Preußen dic stchere Gewähr cincr
glücklichen Zukuuft liegt.

Beriin, 6. Aug. (1. Sitzung dcS Abge-
ordnetcnhauseS.) Di- Abgcordneten stehen lange
vor B-zinn der Sitzung in lebhasten Gruppen
zusammcn. Jn dcr Mitte d-S SaaleS b-finden
sich v. d. H-ydt, Pätow nnd Georg von
Vinckc in lcbhafler Uut-rhalluiig.

Uiy 11V» Uhr übernimmt der Abg. Staven-
hagen das AlterS-Präsidiüm. Jn jeiner Er-'
öffnungsrede sagte derselbc u. A.:

Zch kanu uninöglich so kürz weg in diesem
Augenblicke zu den G-schast-n übcrgchen, ohne
von dicscr Stclle aus cS gcltend zu machen, III
welchcn unendlich wichtigen W-nd-punkt sür
die Gcschichtc unsercs preußischen und deutschen
VatcrlandeS di-se unjere L-itzungSperiode fällt.
DaS hohe Zi-l, die deütjche Einheit unter
PreußcnS starker Aegide, daS Ziel so vielep
heißer Wünschc und Bestr-bung-n, das vor ganz
kurzer Aeit noch fast wie ein Nebelbild in un-
bestlminter'Feine vor unS schwcbte, eS wird
ja jctzt mit GotteS Hilfe dnrch unseres KönigS
Krast und W-iSheit -rreicht wcrdcn, u»d an
uns ist es, nach unjern besten Kräftsn dazu
mitzuwirken. (Bravo.)

Zch glaube auch, hier in Jhrer Allcr Namen
aussprechen zu dürseii, daß wir dazn im. ganzen
Saale b-reit stnd (Bravo!),aus daß die Größe
und die Freiheit unsereS preußijchcn und
deutschcn VatcrlaudcS sür alle Zukunst dauernd
gcstchcrt wcrde. (Bravo!) Und wic ist denn

, dicse schnclle und überraschende Wendung ge-
: schchcn? AlS am 14. Juni der »erhängnißvolle
Beschlutz in Fraukfurt -rfolgte, da hai wohl
Mancher bange Ziveifel grhegt, ob deun Preu-
tzenS Kraft wohl ausreichen werde, den unS
drohcndcn schweren Sturm zu bcstehen, und
man wird eö wohl gerade nicht als Klcinmuth
bezeichnen können, wcnn man wenigstcnS auf
eincn lauge dauerildcn Kampf mit «echselndKi
Erfolge gefaßt war.

Abcr Dank der großartigen Entschloffenheit
und Energic unserer Regierung ( Bravo l), Dank
der mustekhirftou Letlinig der MilikKrtfchen Ope-
rationcn fBravol), Dank d-r unübertrcfflichen
Tapferkeit unsercS HcereS (Lebhaftes Bravo l);
dcS VolkcS in Waffen (WicderholteS Bravo!)/
haben wenige Wochen genügt, allen Widerstand
niedcrzuschiagen und unjercFahncn unter jelbst-
eigener Führung nnsereS sieggekrönten KönigS
bis an die Thorc dcr fcindlichen Hauptstadt zu
tragen. (Vravo l) M. H. ein SiegcSflug, so
großarlig, wie er nur jcmals in der Gcschichte
dcS erstcn Napolcons vorgekommcn ist. — Jch
habe Gott von ganzcm Herzen gedankt, datz er
mich diefe Iicue Glorie noch hat erlebcn laffen,
und ich meine, jcdcS preutzische Herz schlägt
höhcr beim Hiublick aus diese Grotzthalen unserer
Brüdcr und Söhne. M. H. Laffen Sie unS
di-sein Gcsühlc Ausdruck gebcn, wie wir eS hier
vermögen, laffen Sie unS im Namen deS
Landes, das wir vertrcten, dcr bcwundernden
Anerkennung für den Heldenmnth, für die
todcSinuthige Hingebung unsereS HeereS vom
obersten Jührer biS zum cinsachstcn Kämpser
heräb, AuSdruck geben dadurch, daß Sie stch
von Jhrcn Sitzcn erheben.

(Die ganzc Vcrsammlung erhebt stch unter
lebhaskcin Bravo.)

Und nnn, m. H., wollen wir a» unsere
GejchSfte g-hen mil dem hcute doppclt enthu-
stastischen Wciheruf: Eä lebe Seine Majestät
der König l (Die Versammlung stimmt dreinial
iu das auSgebrachte Hoch lebhast ein.)

Es wird hicraus die bisherigc Gcschäftsord»
nung bis aus WeitersS genchmigt. Die vier
jüngstcn Mitglicder (Abgg. Schulz (Mcmcl),
Engcl, v. Götsch, Pauli) übernehmen daS
Schriftführeramt. Nach Geirehmignng mchre»
rcr Urlaubsgesuche folgt die Auöloosung der
Äbtheilllilgen.

Berlin, 7. Auz. Frciherr v. Werthor reist
morgen nach Prag ab. — Generak v. Man»
tciffsel Ivohnte hents einer MilitLrconferenz iin
königlichen PalaiS bci und verabschiedete stch
alSdann. — Der Grotzberzog von Weimar trifft
heute hier ein. — Morgsn treffkli die Bevoll-
mächtiztcn aüs Münchm und Stuttgart zur
FriedenSunterhandlüng hier cin.

Brestau, 7. Aug. Die heutige „Schjes.
Aeitnng" meldet: Gcstern Bormittag starb zu
Austerlitz der Eommandirrnoe deS 6. Arniee-
corps, Gcnerai der Cavallerie v. MntiuS.

Lertin, 7. Aug. Zn der hcüligen Siz-
znng des HeprenhauscS mächcn die Herrcü
Minister dcr Justiz nnd des Jnnern »crschie-
deüe Borlagen, oaruntcr eine solche ivegeü dc«
AilSfuhrverbots vvü' Waffen. Ein Antrag auf
den Erlaß einer Adreffe wurde einstimmig an-
genoininen und einer besonderen Commisston
überwiesen. ES ersvkgte sodäns nSch die Wahl
der Schriftführer. Die nächste Sitzung ist un-
bcstimnit.

B-rlin, 7. Ang. Prinz Anton v. Hvhen-
zollern ist seinen Wunden am Sonntag Abcnd
zn Königinhof erlegen.

Köln, 31. Juli. Jn der heüte Abknd durch
Hrn. Claffen-Kappelmann abgehaltenen Bürgcr-
versaiümlung wllpdc folgende, dürch deiffelben
verlesene Rekolulivn angenoninien:
sfn Eriväaun^, 1s ^datz die üeie Stadl Frankfürl^ als

fasflnig gelvZhrle-.ftek und aiif^welcheZ ihre Jiileressen
sie hiliwiesen; 2) dag der Senat erklärl hat, datz er
cine IlnisiNrNu.ir^ rir^ssiiiweliverfaiftiitztz ^ie Eiillctzun^

oline Widerftand in vie Siadk eins.e;o;eii siiid I
dic Slädi sich nicht aeliö am Krieg beiheisiilt und stch
UlNcr oen Schttb des MlkerrcchkeS Iiestelli hillte; 5) dafk
die Sladi Frankfurt durch die Zahlung von 6 MilUoncn
 
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