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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0166

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faßt macht, und die Ansicht eineS Londoner
Correspondenten der Köln. Ztg., welcher die
gegenwärtige» Verhandlungen als citel Comödie
bezeichnet, da „Kaiser Napoleon nur fordexe,
was ihm vom Grafen Bismarck längst ver-
sprochen worden war", wird nur von Wenigen
getheilt.

Der „Siecle" macht die Bemerkung, daß
die officiösen Blätter bezüglich der wichtigen
von ihm gegebenen Nachricht noch ein voll-
ständiges StillschweiAn beobachten, und fügt
hinzu, heule zu wissen, daß die preußische Re-
gierung versöhnlichere Gesinnungen kund gebe.
Die Rückkchr unseres Gesandteil in Berlin,
deS Herrn Benedetti, nach PariS, könnte recht
wohl mit dieser Sache. in Verbindung stehen.

Privatnachrichten der „Patrie" aus Berlin
zufolge können die jetzt in Prag und Berlin in
Unterhandlung stehenden Friedensverträge noch
in dieser Woche auSgearbeitet und unterzeichnet
werden.

Obgleich Lamarmora über Ricasoli gesiegt,
der Waffenstillstand zwischen Oefterreich und
Jtalien abgeschlossen, so dürften sich die Friedens-
verhandlungen nicht sobald schon abwickeln, da
namentlich die finanziellen Fordcrungen große
Schwierigkeiten machen werden, denn Oester-
reich fordert uicht nur eine angemefsene Ent-
schädigung für das Festungsviereck, sondern
auch die Uebexnahme eines Theiles der öster-
reichischen Staatsschnld im Betragc von 244
Mill. Gulden, nicht aber von 120 Mill., wie
es anfänglich hieß.

Deutschland.

Kartsruhe, 17. Aug. Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben den erledigten Lehr-
stuhl der Geschichte an der Universität Freiburg
bem Privatdocenten Dr. Thevdor v. Kern
daselbst unter Ernennung zum außerordentlichen
Prosesfor in der philosophischen Facultät zu
übertragen geruht.

Karlsruhe, 14. Aug. Se. Großherzogl.
Hohcit der Prinz Wilhelm vonBaden, Com-
manbant der großh. Felddivision, haben unterm
6. v. M. folgendcS Schreiben an Jhre Königl.
Hoheil die Großherzogin gerichtet:

„Allerdurchlauchtigste Großherzogin l
Allergnädigste Fürstin und Frau!

Nachdem durch des Allmächtigen Gnade die
großh. Truppen, nach einem kurzen aber ermü-
dendew Feldzug, in beinahe voller Zahl in die
badische Hcimath zurückgekehrt sind, erfülle ich
eine heilige Pflicht, indem ich Jhrer Königl.
Hoheit im Namen der mir unlergeben gewese-
nen Truppen den tiefgefühlten Dank aussprcche
für jene erfolgreiche Hilfc, welche die-Frauen-
vereine ves Landes uns haben zu Theil wer-
den lasfen.

Unter Jhrer Königlichen Hoheit Leitung ist
reicher Segen gespendet, manche Labung gewährt,
und herzliche Dankbarkeit erweckt worden.

Mit Stolz blicken wir auf die mildthätige,
theilnehmende und unermüdlich wirkende Frauen-
well unsereS Landes.

Möchten Jhre Königliche Hoheit hierin eini-
gen Ersatz finden für die Sorgen, welche Aller-

Zhrer Köntgl. Hoheit der Großherzogin Luise
vom 9. d. M. den Orts- und' BezirkSabtheilungen
deS badischen Frauenvercins, sowie jenen Vereimn,
wclche fich in der Sorge für verwnndete und kranke
Krieger bem badischen Frauenverein angeschlossen
haben, mittheilen zu dürfen und erlanben uns
FolgendeS betzufügen:

1) Der Bedarf an Charpie, Verbandzeug, Bett-
und Leibwäsche für verwundete und kranke Krieger
ist nach aüen unsern neueren Nachrichten nicht nur
in den KriegSspitalern deS Großherzogthums, son-
dern auch der andern vom Krieg betroffenen Län-
der vollständig gedeckt.

Die bezügltchen Sammlungen wollen deßhalb
eingestellt und weitere Sendungen hierher unter-
laffen werden.

2) Die von dtesen Sammlungen noch übrigen
Vorräthe dürften am zweckmäßigsten einem Spital
zuzuweisen setn, theilS um dort im Sinne unserer
Bekanntmachung vom 10. April 1865 Verwendung
zu sinden, tbeils um bercit gehalten zu werden,
wenn fpäter wieder verwundete Krieger zu pflegen
sein sollten.

höchstsie in dem nunmehr beendeten Bruderkrieg
empfunden haben.

Möchten abcr alle jene theuren Frauen, de-
nen daS wahre Wohl oer ^oldaten am Herzen
lag. die lebhafteste Ueberzeugung gewonnen ha-
ben, daß sie Alle zur Linderung der Noth mäch-
tig bcigetragen, und dadurch eiu großcs Anrccht
an dcn Dank des LandeS und seiner Söhne
fich errungen haben.

Königliche Hoheit! Noch ist dcr Fricde nicht
geschlossen, noch schlummern Gefahren für Fürst
und Vaterland.

Wir sind bereit, dem Rufe unsereS Fürsten
mit um so größercr Bereitwilligkeit zu folgen,
als es gelten wird, für Deutschlands Größe,
Macht und Rühm mit allen Kräften einzu-
stehen.

Dann wcrden wir Jhre Königliche Hoheit
wiederum an der Spitze jener edlen Frauen in
voller Wirksamkeit und Opferwilligkeil erblicken,
bereit, Trost, Liebe und Hilse nach allen Sei-
ten zu spenden.

Genehmigen Jhre Königliche Hoheit die un-
terthänigftc Bitte, die Dolmetscherin der mich
und alle meine braven Untergcbenen erfüllen-
den Gefühle allergnädigst sein zu wollen, und
die Versichcrung entgegenzunehmen, daß in tief-
ster Ehrfurcht verharrt,

Jhrer Königl. Hoheit treugehorsamster Diener
Wilhelm, Prinz von Baden,
Generallcutnant und Commandant der
großherzoglichen Felddivision."

StUttqart, 13. Aug. Jn 26 Extrazügen
werden im Laufe dieser Woche die noch bei
dem 8/ Armeecorps gewesenen großh. hessifchen
Truppen hier durchkommen, um in ihrc Hei-
math befördert zu werden. Sie sind 12,000
Mann und 2700 Pferde stark.

Frankfurt. Der „D. A. Ztg." geht von
guter Hand folgendes wichtige Actenstück (eine
preußische Circulardepesche mit dem
Entwurfe eines neuen Bündnißvertra-
ges) zu:

B^eilin, 4. August 1866. Mitleist idenl^cher Noten

den Spttälern noch liegendcn verwundeten und kran-
ken Krieger ist für dic nächste Zeit gedeckt und wird
fich für die Zuknnft wohl auS den näber gelegenen
Gegenden befriedigen laffen.

4) Dem großen Mangel an Lebensmitteln, wel-
cher in der Main- und Taubergegend durch die
Anhäufung großer Truppenmassen vorübergehend
ringetreten ist, wurde durch die rascke Zufuhr mtl-
der Gaben abgeholfen.

deten Vertrauensmänner, ein erfahrener Landwtrth,
hat den Schaden an Felderzeugniffen und an Vieh
in den vom Krieg getroffenen einzelnen Gemar-
kungen jener Gegend geschätzt, und zwar für die
Gemarkung Gerchshetm 40,000 fl-, Hundheim und
KülSheim 18.000 fl., Rinderfe'.d 12,000 fl.,Schön-
fcld 10,000 fl., Werback 7000 fl., Tauberbischofs-
heim 6000 fl., Wenckheim 5000 fl., im Ganzen
also etwa auf 100,000 fl-

dung von Lebensmitteln sür die Krtegsspitäler und
die vom Krieg schwer betroffenen Gegenden etnge-
stellt werden. (Schluß f.)

Leben gel-.etenen Bundesgenossenschaft zwijchen Preußen,

!,!!!!! ^ !^: !^^!! ^!!!!!!^!^!^ ^^.^^^

Bun^överfassung auf der Basis der preiiß. Grundzüge
vom 10. Jniii 1866 sichcrgestellt werden, unter Mit-
wirkung eineS gei^einschastlich zn berusenden Parlam^tS.

ligie nach Berlin senden, um nach Maßgabe der Grund-
züge vom 10. Juni d. I. den Bnndesverfassungsent-
wurf^ sestznstell^ ^dem ^lament zi^r ^ver^th^

Mainz, 12. Aug! Am Freitag und gestern
wurden zusammen 10 Waggon« mit Verwun-
deten hier rorüber »ach Saarlouis gebracht,
wo die Unglücklichen weiter in Pflege kommen,
Dcnselben wnrdcn hicr die entsprechcnden Er-
quickungen gercicht. ttnter ihncn befanden sich
Preußen, Oesterreicher, Württcmberger und
Bayern.

Die hier in Garnison liegenden kurhcssischen
Truppen haben die schwarz-rvth-goldene Feld-
bindc abgelegt,

Müncben, 14, Aug, Das Ausfuhrverbok
von Proviant nach Prcnßen ist aufgehoben,
Ministerialrath Lobkowitz, Oberstlentnant Weiß
sind zur Unterstützung der FriedenSnnterhänd-
ler nach Berlin abgereisj.

Berlin, 11, Aug, Der „Staatsanzeiger"
erössnct nachfolgendc, an die sämmtlichcn kgl,
Obcrprooinzialbehörden gerichtete Ministerial-
verfügung in Betreff der sosvrtigen Wi-derauf-
nahme des vor Kurzem ststirtcn zweiten dies-
jahrigen Ersatzgeschästs:

Uiiter Bczugnahme anf unsern Erlaß vom 29. v. M.

Berlin, den^ 7^ ^Angust 1366.

Berlin, 13, Aug, Die hiefige „Volksztg,"
schreidt: Die am Sonnabend bekannt geworde-
ncn Ansprnche Frankreichs haben hicr eine ganz
allgemeine Anfregung hervorgcrnten, welche
noch gcsteigcrt wurde, als das osficiclle Organ
dcr Regiernng den Nachrichten nber diese An-
sprüche nichtS weiter entgcgenzusctzen halte als
cine Klage über die Jndiscretion der französi-
schen Blätter, Das schicn die Richtizkcit jener
Nachrichten zu bcstatigen, und wenn die Norod,
Allg. Ztg. in ihrer göttlichen Dummheit diese
Aniprüche mit nichts weiterznrnckzuwcisen weiß,
als mit der Behauptung, daß die neuesten Acn-
 
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