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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0233

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M Hei-klberger Iettung.

M 2«7 Dienftag, den 4l September 18««.

Dic JahrcSberichte der grvßh. Landes-C«m-
misiäre iiber die Zustände und Ergebniffe der

innern Nerwaltung fnr das Zahr 1865.

(Forlsetzun.,.)

4. VerkehrSdcrhältniffe.

a. Kreise Constanz und Villingcn.

Ju Folge der Erbauung von Eisenbahnen

hat dcr Bodensee- und der Staatsstraßenvcr-
kehr seine frühere Bedeutung verloren. Sonst
und jetzt spiegeln flch »iclleicht nirgends im
'Großherzogthuin bezüglich des Vcrkehrs jo al>,
wie in Ludwigshasen. Hätte Baden sich zur
rechten Zeit entschlvssen, seine Eisenbahn nach
dem Bodensec zu führen, so wären die Ver-
bindnngen von Constanz nach verschiedenen
Richtungen in der Schweiz geivonnen worden;
weder RomanShorn, noch Friedrichshafen hätteu
ihre jctzige Bedeutung crhalten. Die Schifsfahrt
auf dem Bodensee hat jetzt nur noch eine lolalc
Bedeutung, das einst sehr einträglichc Spcdi-
tionsgeschäft ist fast auf Null herabgcsunken.
Nach Bollendung der bereitS in Angriff genom-
meneu Schienenwege vvm Kinzigthal und vo»
Ulm kann nnr der Bau wciterer Eisenbahnen
nach Vorarlberg und Tyrol, nach der östlichen
Schweiz und Jtalien den Verkehr am badijchen
Seeufer zur srühern Höhe wicder zurücksühren.
Dic Schifssahrt wird sich fortan lediglich auf
den Verkehr mit der Umgcgend beschränken; die
einst belebten Staatsstraßcn werdeu nur alS Zu-
fahrtsstraßen für dic Pnlsadcr des großen Vcr-
kehrS, die Eisenbahn, ferncrhin dicnen.

Von dieser Aiischauung gclcitet, schcint auch
der Bericht deS gr. LandeS-Commissärs abge-
faßt zu scin.

Jm Zahr 1865 sind ansehnliche Correktioneu
von StaatSstraßen in bciden Kreisen auSgesührt
worden, ungleich mchr im Kreise Villingen
und ist zu wünschen, daß auch dcr Kreis Con-
stanz hiemit bald reichlich bcdachl wird. — Die
Vicinalstraßen b-finden sich mcist in gutem Zn-
stande und wiitzen von Jahr zu Jahr vcrbessert.
Die Anstellung vvn 5 vom Slaate besoldeten
Vicinalstraßenmiistern hat sich vortrcfflich be-
währt. Mehrere Bezirksämter haben sich be-
müht, die Gemeinden, durch deren Gcmarkun-
gen nur kurzc Streckcn Bicinalstraßeii bestehen,
zur Anstcllung gemeinschastlichcr Straßenwarte
zu veranlassen, wclche dann ausjchließlich mit
der B-sorgnng der Straßcn sich b-fass-n könn-
ten und bei cntsprechend höherem Lohnc auch
mehr leisten würden. Allein diese Bestribun-
gen scheiterten leider an dem Widerstand dcr
Gemeinden. An größeren Correltionen nnd
Verbesserungen »on Vicinalstraßen wurden im
Z. 1865 8144 Ruthcn ausgcführt. StaatSbci-
träge znr Unlerhaltung einzclner Vicinalstraßen
werden z. Z. nur in 7 AmtSbezirken geleistet
im Gesammtbetrage von 7,650 fl.

b. Kreise WaldShut, Lörrach nnd

Freibnrg.

Sowiit die drci Kreise in der Rheinebcne
liegen, kommt ihiicn die Staatseisenbahn zu
siatten, daneben besteht noch die Aktienbahn
von Bascl nber Lörrach nach Schopsheim. Für
nene Anlagen, wii für die Corrcklionrn nnd
Verbesserungrn von StaatS- und Vicinalstra-
ßen wurde im I. 1865 schr viel gcleistet; fast
allc Amtsbezirke participiren hicran. Es wird
beklagt, daß, während dic Baumpflanznngen an
den Staatsstraßcn sorgsältig durch die Straßcii-
wartc gepflegt merden, die Baumpflanzungen LII
dcn Viciiialstraß-N vielfach jchmählich vernach-
läjsigt stnd. Die Wohlthat der Wrgweiser wird
bcsondcrs hervorgehoben. Die Tbätigkcit der
Vicinalstraßenmeister ist rühmend ancrkanntund
wird von den Gemcinden immer mchr gewür-
digt, daß durch ste an Arbcit und Geld viel
erspart wird, weil sie die Slraßen rationcll be-
handeln. Dagcgen lasscn dic Gemeindestraßen-
warte noch MancheS zu wünschen übrig. Dcr
KreiSauSschuß von WaldShnt hat die Frage

in Erwägung gezogen, ob eS nicht ralhsam sei,
für ganze Bezirke auf Kosten der Gemarknngs-
inhabcr Vicinalstraßenwarte anznstcllcn. —
Die Schiffsahrt des OberrheinS ist gcring, die
Flößerei jeovch bcdeutender. Eigenlhümlich ver-
hält eS sich mit der Flößerci und Schifffahrt von
der Säckinger Rheinbrücke bis zur Kapelle von
Hüningeii untcrhalb Basel; sie ist ausschließ-
lich in den HLnden eineS Zunstvcrbandes der
„Rheingenosseiischafts, die ihre Gerechtsamc von
der Römcrzeit ableitet und ans die sog. „Main-
driefe" deS ErzhcrzogS Fcrdinand von 1547 nnd
der Maria Thcrcsia voil1767 sich stützt, deren
wesenllicher Znhalk anfrecht erhalten ist durch
die zwijchcn Baden und dcr Schwciz vcreinbarte
sog. „neue Ordnung" von 1808. Ncben der
Rhcingenosseiijchaft bcstcht ebenfallS seit uraltcu
Zciten, in Grvß- nnd Kleinlauscnburg die
Zunft der „Schiffcrschaft", deren Mitglicder
allein berechtigt stnd, die von Schaffhausen
hcrabkominenden, übcr die Felscngruppe im
Rhein in anfgelöstem Zustand hcrabstürzenden
Floßhölzcr unterhalb des Lausen aufznfangcn;
das Einbinden ist frei und daS FLHren des
KloßcS steht der Rheingenossenschaft zu. Der
Werth des zwischcn Lanfcnburg Und Basel ver-
flößten Holzcs betrug 844,520 Guldcn. Durch
StaatSvertrag mil der Schweiz wurden dic
Brückengclder zu Rheinselden, Laufenburg und
Säckingen abgejchafft.

v. Kreise Karlsruh, Bade» und
O f f e u b u r g.

Der StaatSciscnbahn, welche in diesenKreisen
cincrseitS von Süden nach Norden, andcrseits
von Wcsten nach Ostcn zicht, ist außer dcr
Privatdahn vvn Karlsruhe nach Marau nun
auch die weitcre Aktienbahn von Lahr nach
Dinglingcn angeschlosscn worden. Sie hat nicht
ganz des bisherigcn Personen- nnd Güter-
vcrkehrs an stch gczogcn; mchrere bcdenteiide Gcr
werbtrcibende finden es nocb in ihrem Znter-
esse, die Bahn nicht zn benützen. Eine Eifen-
bahn dnrch das Murglhal, vorerst bis GernS-
bach, scheiitt nun AuSsicht zur Erbauung zu
gewinnen, dagegen sind die Verhandlungen
wegen Herstellung eiucr Bahn nach Oberkirch
geicheitert. Jn dcm Krcife Ossenbnrg ist die
Rheinschifffahrt fast ganz eingegangen. Nach
dcm Bericht dcS AmtS Kork sind nnr noch in
LeuteShcim und DierSheim einige Schiffer, welche
mit Schiffcn »on 100—200 Ctr. Ladfähigkeit
Waarentransporte, meist Holz- und Schnitt-
waaren, über den Rhein vcrbringcn. Rhein-
abwärts wiro kciu Frachtgut vcrfchifft. Von
Maxau dagegen steht durch die Gründnng der
intcrnationalen DampfschifffahrtSgesellschast, wo-
zu die Stadt KarlSruhc auf 5 Jahre eine jähr-
liche Subvcntion von 4000 fl. leistel, eine wci-
tcre Verkchrsvermchrnng in Ausflcht. — Für
Correktion und Verbesscrung der Staats- nnd
Vicinalstraßen ist viel gejchehen.

ck. Kreife Mannheim, Hcidelberg
und Mosbach.

Wie schr sich der Verkchr auf der StaatS-
eijenbahn gchoben hat, zeigt eine dem Bericht
des großh. Landes-CommissärS beigesitgtc Zu-
sammenstellung über den Verkehr der Station
Mannhcim. Die Vollendung der Rheinbrücke
wird stcherlich eine grvße Vermehrnng bringen,
nicht minder die Eröffnung der ganzen Strecke
dcr Bahn von Heidelberg bis Würzbnrg. Dem
baldigen Ausban der Tauberbahn, wie dcr
Bahn von McckeShcim über Rappenan nach
Heilbronn stnd dic neucsten kriegerischenZnständc
sehr ungünstig gewcsen. — Der Schifffahrts-
verkehr auf dem Rhein hat beträchtlich zuge-
nommen, auch auf dem Main war cr sehr be-
lebt, dagcgcn haite cr aus dcm Neckar durch
dcn niedern Wasserstand sehr zu lciden; selbst
sog. Holländer Flöße konntcn deßhalb längcre
Zeit den Fluß nicht benutzen. — Jn Bezug
anf nene Staatsstraßcn stnd die Bauten in

den Bezirken Eberbach und Walldürn erheblich.
Dann wurdc aber anch eine beträchtliche An-
zahl von wichtigen Vicinalstraßen mit Beiträ-
gen aus dcr StaatSkasse ausgcführt, darunter
die schon lang projektirte nnd für dcn vvrdcrn
Odcnwald äußcrst wichtige Straße von Ncckar-
steinach übcr Schönan nach SchrieSheim. End-
lich stnd anch anf alleinige Kosten der Gemcin-
den sehr bedentende Bauten von Vicinalstraßen
ausgeführt worden. Mit den Lkistnngen der Vi-
ciiialstraßenmeistcr ist man allgemein zufrieden,
doch könnten manche Bezirke etwaS verkleinert
wcrden. Ueber die schlechte Bczahlung der Ge-
meindcstraßcnwarte wird geklagt und darin der
Grund gefnnden, weßhalb ste ihren Dienstoblie-
genheiten nicht gehörig'nachkommen.

5. Anstalten znr Fördcrung des Wohlstandes.

a. Kreije Constanz nnd Villingen.

Es bestehen 16 Sparkassen. Eine über-

stchtliche Darstellung übcr die GeschästSbewc-
gung und den VermögenSstand derselben konntc
nicht gcgcben werdcn, weil lheils die Darstellung
der einzelnen Acmter in sehr verschiedener Weise,
theils gar nicht gcmacht wnrdc. Die« wird stch
hoffenllich spätcr besscr gestalten. Dcr Vermö-
ginSstand sämmtlichir Sparkasscn der beiden
Krcise (mit Ausnahme von Uiberlingen und
Saleni) bilicf sich am 31. Dezbr. 1864 auf
3,476,304 fl., daS reinc Vermögen a»s etwa
310,000 fl., woran die Sparkasse Heiligenberg,
gegründet im Zahr 1778 für die 20 fürstl.
sürstenbergischen Gemeinden des damaligen Am-
te« Heiligenberg, 145,600 fl. Reiuv-rinöge» be-
sitzt, danv Salcm mit 68,500 fl. und wcrter
Donaueschingen mit 61,461 fl. konnnt. Vvn
dcm Reinvermögen der Sparkasse Heiligenberg
wurden im I. 1865 34,000 fl. für gemein-
nützige Zwecke an die bethciligten 20 Gemeinden
vertheilt; deS gleichen vo» dcr Sparkasse Do-
naucschingeii 27,532 fl. an die belhciligten Ge-
meinden zur Gründnng oder Vergrößerung pon
Schnlfonds. Bci dcn Sparkassen Constanz,
Stockach, Salem und St. Georgen habcn sich
die Guthaben der Einlegcr im 1.1865 um deu
Betrag von 26,863 fl. vermindcrt, bei den
übrigen Sparkassen ist eine Vcrmehrung einge-
trcten. — Vorsäiiißvereinc sind in 8 Orten ge-
gründet; ihre Wirkjamkeit ist meist allzu Inrz,
um Näheres über sic berichten zu köniren. —
Bcsondere VersicherungSvereine gegen Hagel-
schaden cristiren nicht nnd Iverden die Ber-
sicherungen mit dcr Magdcburger und Ersurter
VersicherungSgescllschaft abgefchloffen. DieS ge-
schieht am meistcn wohl in Stockach nnd in
Villingen, wo am stärksten Hagelschaden statt-
gefunden hat; wegen der hohen Prämien, die
bis zu 5 pCt. der Vcrsichernngssumme aufstei-
gen, werdcu die VersicherungSverträge wieder
abnetzmen. — ViehvcrsicherungSvcreine, mei-
stens auf Gegenscitigkeit, bestehcu nur in 27
Gemcinden. — Die FahrlrißversicherungSan-
stalten gegen FcuerSgefahr werden zwar nencr-
dings in Folge häufig vorkommender Brand-
fälle stärker benützt, allcin immerhin auf dcm
Lande noch nichl hinlänglich. Gleiches gilt
von der Versichcrung deS GebäudesünftelS.

b. Kreise WaldShut, Lörrach und

Freiburg.

Jedcr AmtSbezirk besitzt eine Sparkaffe, ge-
wöhnlich ist damit cine Waisen- u. Depositen-
kassc verbnnden. Die Llteste ist in Boimdorf,
gesiistet am Ende des vorigen Jahrhunderts,
mit einem V-rmögensstand von 1,390,901 fl.
und mit einem eigenen Vermögen von 95,572
Gulden. Nächst dieser ist der Aktivbcstand der
Sparkassc inFrciburg am bedeutendsten, nämlich
1,203,438 fl. — Vorschuß- oder Creditvcreine
nnd Handwrrkerbankcn stnd erft im Entstehen
begrifsen, anch Consumvereine, wovon der Frei-
burger l-benskrästig gcnannt wird. — Bich-
und HagelverstchcrungSgescllschaften machcn we-
gen der hohen Prämicn wenig Geschäftc. —
 
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