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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0260

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großb. BrsatzunMontinüentS der Festung Rastatt, zum
Befeh^l vom 20. Juni d. I.« Nr. 51, di« GarNison»»

Karlsruhe, 7. Sept. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog haben durch höchsten Befehl
vom Heutigen gnadigst geruht, sammtlichen Of-
fizieren, KriegSbeamten und der Mannschaft
der Felddivision, welche den dieSjährigen Feld-
zug mitgemacht, sowie den Offizieren, Kriegs-
beamten und der Mannschast der Artillerieab-
^ theilung, welcke während der Einschließung von
Mainz einen Theil der dortigen Besatzung bil-
dete, die Felddienst-Medaille, wie solche durch
höchsten Befehl vom 27. Januar 1839 gestiftet
wnrde, alS Erinnerungszeichen zu verleihen.

/X Karlsruhe, 10. Sept. Jn nLchsten
Tagen werden die diesjLhrigen Renten an die
Mitglieder unserer badischen Allgemeinen Ver-
sorgungSanstalt zur Auszahlung kommen. Die
wohlthLtige Anstalt ist in erfreulicher Fortent-
wickclung begriffen. Sie hat in letzter Zeit
ihren Geschäftsbetrieb sehr erweitert, und na-
mentlich auch nach Außenhin, über den größern
Theil von Deutschland ausgedehnt, namentlich
über das Großherzogthum Hefscn, über die Kö-
nigreichc Württemberg, Baiern und Sachsen
und über mehrere Kantone der Schweiz. Erst
neulich hat sie auch die Concession für das
ganze Königreick Preußen erhalten.

Die Zahl der Mitglieder ihrer Hauptbranche,
nämlich für jährlich je nach den Rechnungser-
gcbniffcn steigende Renten, umfaßte am Schluffe
deS letzten RcchnungSjahreS 38,563 Einlagen,
darunter 18,400 volle, d. i. die mindestenS
200 fl. betragen, bei welchen sodann die Rente
zur Auszahlung kommt, und 20,163 Thcilein-
lagen, d. i. solche, welche mindestcnS 10 fl. be-
tragen, und deren Zinsen gutgeschrieben wer-
den, bis hierdurch oder durch Nachzahlungen,
die jederzeit statt finden können, und jene in
Beträgen bis zu 2 fl., eine vollc Einlage von
200 fl. hergestelltist. Der reine VermögenSftand
der genannten Mitglieder beträgt bereits die
bedeutende Summe von 6,196,143 fl. 46 kr.,
aus deren Zinsen die jährlich wachsenden Ren-
ten an die Mitglieder bezahlt werden.

Die Anstalt hat sich die verständige Aufgabe
gestellt, hauptsächlich sür das Altcr zu sorgen,
also eine Versorgungsanstalt sür jene
Tage zu sein, wo der Mensch in der Regel
nicht mehr im Stande ist, mit eigener Arbeit
und Anstrengung die Mittel für seincn Lebens-
unterhalt zu erwerben, wo eS ihm also beson-
ders willkommen sein muß, durch frühcre leicht
zu machende Ersparniffe sein hilfsbedürftiges
Alter zu unterstützen und zu erquicken. Daß
aber die Anstalt gerade in dieser Bezichung
ihre Aufgabe in vollkommen befriedigender, ja
glänzender Weise gelöst hat, das beweiscn that-
sächlich die diesjährigen Rentenbezüge in der
6. oder der höchsten Altersklaffe, von 60 Jah-
ren aufwärts.- Die Rente beträgt nämlich für
diese Klaffe aus den Jahren 1835—1840 schon
scit einiger Zeit jährlich 300 fl., aus den Jah-
ren 1841—1850 einen Betrag von 220—91
und 55 fl., ja die sechste Altersklaffe aus den
Jahren 13^^88 erhält bereits jährlich 60 fl.
Rente, und dics alles auS einer Einlage von
200 fi.l Wir kennen unter den vielen deut-
schen und ausländischen Anftalten dieser Art
keine andere, welcke so Erfreuliches leistet, und
mit gleick gutem und durchauö sicherm Erfolg
die Mittel für ein sorgenfreies Alter schafft
und darbietet, und zwar in ciner Weise, welcha
«s der großen Mehrzahl unserer Mitmenschen,
selbst dein Taglöhner Und niederften Handwer-
ker möglich macht, bei cinigem Fleiß und Spar-
samkeit sich eine solche Wohlthat für sein Alter
zu sichern. Die Sachc hat vom rein mcnsch-
lichen, wie vom volkswirthschaftlichen Standpunkt
eine so wichtige, und für das Wohl des Ein-
zelnen wie der Gesammtheit folgenreiche Be-
deutung, daß es sicherlich als eine wohlverstan-
dene Pflicht der inländiscken Preffe erscheint,
ihre Leser auf diese vaterländische Anstalt und
ihre gemeinnützige Wirksamkcit wiederholt auf-
merksam,zu machen, und der Unwiffenheit, der

Gleichgiltigkelt und Dorurtheilen. welche noch
dem allgemeinen Beitritt zur Anstalt im Wege
stehen, kräftig entgegen zu arbeiten. Die Preffe
kann sich hier ein schönes Verdienst um uusere
Mitbürger erwerbe».

Aus Baden. 7. Sept. schreibt der „S.
Mcrk." : Durch die Auflösung der Ersatzbatail-
lone sind einc Reihe von Versetzungen von
Officieren in die Linienregimentcr nothwendig
gcworden. Dadurch ist nunmehr der Stand
der Officiere übercomplet, die AuSsichtcn zum
Avancemcnt somit außerordentlich beschränkt.

Stuttgart, 5. Sept. Aufsehen machte in
den letzten Tagen eine öffentliche Anklage dcs
„BeobachterS" gegen einen hiefigen Geistlichen,
weil dersclbe angeblich in seinem, in der Ober-
realschule ertheiltcn Religionsuntcrricht sehr
stark preußische Propaganda zu machen ver-
sncht habc, daher er auf deffen Absetzung drang.
Lctztere ist zwar nicht erfolgt, wohl aber hört
man, daß dieser Geiftliche seithcr sorgfLltig
vermeidet, bei seinen ReligionsvortrLgen poli-
tische Anspielungen mit einfließen zu laffen.
Ob er durch die Rüge des „Beobachters" oder
durch höhere Weisung dazu veranlaßt wurde,
ist natürlich unbekannt.

München, 6. Sept. Der AugSb. Abdztg.
wird von hier geschrieben: „Daß Oesterreich
.bei der Feststellung der Fricdens-PrLliminarien
mit Prenßen einen Augenblick daran war, Oe-
sterreichisch-Schlesien fahren und sich dafür durch
Preußen das Land zwischen Jnn und Salzach
auf Kosten seineS Conventions-Alliirten zuer-
kennen zu laffen, wird über Berlin als bcstimmt
bestätigt."

Wiesbaden, 9. Sept. Jn der heute hier
stattgehabten Versammlung der liberalen Mit-
glieder vormaliger naffauischer Landtage wurde
eine Adreffe an den König von Preußen und
eine desgleichen an den Ministerpräsidenten
Grafen BiSmarck beschloffen, welche darauf ab-
zielen, in Berlin die Anerkennung der libera-
len Landtagsmitglieder in Betreff dcr vom Ab-
geordnetcnhause genehmigten Annexion auszu-
sprechen und behufs einer dem Jntereffe deS
LandeS entsprechenden Verfügung über die Do-
mänen Vorstellung zu machen. Beide Adreffen
werden durch eine Deputation von sieben Mit-
gliedern überreicht werden.

Kafsel-, 7. Septbr. General v. Meyrrfeld
(der frühere kurheff. Kriegsminister) ist seiner
Kriegöhaft entlaffen und gestern hier angekommen.

Kafse!, 10. Sept. Das Gesetzblatt bringt
eincn Erlaß des Gencral-Gouvernems und dcs
Administrators, wonach genehmigt wird, daß
die preußische Bank in Kasscl eine Commandite
errichle und für ihren GeschLftsbctrieb inner-
halb Kurheffcns dieselbe Stellung einnehme und
dieselben Rechte genieße, welche der preußischen
Bank durch die Bankordnung vom 5. Oktober
1846 verliehen sind. ^ ^ ^ ^

absichtige aber, diesen Gegenstand vor dem Zusainmen- j
tritt des ParlamentS durch Uebereinkunft mit den Bun-

stellen sollle." Zunächst hielt nnn die Eommission eS
sür selbstverständlich. daß der preußische Staar mit sei-

Berlin, 7. Sept. Dic Debatte des Ab-
geordnetenhauseö über die Annexionsvorlagen
verlief farblos und monoton. Von den Reden
ist fast keine einzige als besonders bedeutend
hervorzuheben. Waldeck spricht gewöhnlich ener-
gischer, Gneist klarer und Löwe wärmer. Die
Altliberalen betheiligten sich an der Diskussion
gar nicht, und von den Conservativen nahm
nur Wagner das Wort, um im Namen seiner
politischen Freunde zu erklären, sic hielten noch
immer, auch trotz der Zustimmung zum An-
nexionsgesctz, am legitimen Necht der Fürsten
fest. Michelis, welcher für die vertriebenen
Fürsten sprechen wollte, kam nicht mehr zum
Wort. Ebenso erging es Bethusy-Huc, dcr im
Gegensatz zu Wagener zu constatiren beabsich-
tigte, daß die conservative Partei nicht durch
die Ereigniffe gezwungen, sondern freudig der
Negierungsvorlage ihre Zustimmung gebe. Dem
Hause entging dadurch der Genuß, die beiden
conservativen Parteien sich einander bekämpfen
und das Verhältniß der eigentlichen Feudalen
zur Regierungspolitik näher entwickeln zu hören.
Die Erklärung Bismarcks auf die Frankfurter
Petition, daß den Frankfurtcrn als „preußischen
Ünterthanen" keine Contributionen mehr auf-
erlegt werden würden, erregt auf allen Seiten
des Hauses lebhafte Befriedigung. Jn der vom
MinisterprLstdenten eingebrachten Vorlage, die
Einvcrleibung Schleswig-Holsteins betreffend,
verursychte dcr Passus, die Abtretung eincS
Theils davon an Oldenburg, allgemeine Ueber-
raschung. Man beruhigte sich wieder, alS Graf
Bismarck den Umfang dieser Abtretung aus 2
Quadratmeilen beschränkte und dieselben gewis-
sermaßen als Lstquivalent für eine von Olden-
burg zugestandene Erweiterung des Jahde-Ge-
biets bezeichnete. Von einer Abtrennung Nord-
schleswigs ist in dem heute vorgelegten Gesetz
nicht die Redc, ebensowenig von einer Er-
 
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