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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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wähimng deS endlichcn SchicksalS, welchc»
der Minisierpräsident Lauenbnrg vorbehalten
hat. Die EommiiswnSberathung wird >n bci-
den Beziehungen »Lhere Aufklärnng geben.

Berlin, 8. Scpt. Der Arbeitervcrein zn
Berlin hat am letzten Sonntag dem Abgeord-
neten Jacoby aus Königsberg eine Adresse
überreicht. wclche neben der Anerkcnnung sür
die jahrelang uncrmüdliche Thätigkeit sür die
versafsnngSmäßigc Freihcit PreußenS, sowie sür
die gcistige Entwickelung deS gejammtcn deut-
schen VaterlandeS, ganz besonder« ihre Freude
über die von Jacoby im Abgeordnetenhanse
am 23. August gehaltenc Rede auSdrückt. Ja-
coby war sehr erfreut über dicse Aufmcrkjam-
keil und richtete ermunternde Worte an die
Deputation, dem Wahljprnch: RcchtSglcichheit,
Frcihcit, Bruderliebe treu zu bleibcn. Für die
Arbeiter müsse eine beflere Zukunft kommen.

Berlin, 9. Sept. Malaret aus Florenz
ist Benedctti'S dcsignirter Nachsolger. An dem
gestrigen parlamentarischen Diner de« Grafen
Bismarck nahmen Theil alle Minister, mit
AuSnahme dcS CultuS-MinisterS, die drci Kam-
mer-Präsidenten, die Abgeordneten Wagcner,
Twesten, v. Unruh, Löwe, Michaelis rc.

Dcrlin, 10. Srpt. Dic Anleihe-Commission
des AbgeordnetenhauscS beschlosi heute definitiv,
die Anlcihe von 60 Millionen abzulehnen, da-
gegen daS von ihr selbst vercinbarte Gesctz
(Ausgabe von 30 Millioncn SchatzbonS auf
ein Zahr anzunehmen. Der Finanzminister v.
d. Heydt erklärle das Gesetz für unannchmbar.
Di- Regicrung lege übrigcnS auf diesen Be-
schlnß der Commission k-in Gewicht, hoffe viel-
mchr van dcm Plenum ein günstigercS Resultat.

Berlin, 10. Sept. Sitzung deS Herrcu-
hauscS. Annepionsvorlege. Die Commisstou
empfiehlt die unverändcrtc Regierungsvorlagc.
Graf Maltzahu stcllt den allseitig unterstützten
Verbesserungsantrag: Annahme des EntwurfeS
in dcr vom Nbgcordnetenhause beschloflenen
Fassung. Vor dem Eintritt in die Debatle
protestirt Busche-Strcithorst (hannover'jcher
Kammerherr) gegcn die Anucxivn HannovcrS;
er schließt mit de» Wortcn: „Mag auch Han-
nover jetzt dcr Gewalt weichcn, inimer wird Is
seinenr Herrscherhause trcu bleiben und auf
Gott hoflen, dcr zur rechtcn Zeit hilft." (An-
haltendeS Stillschweigen). PanielS referirt.
WLHrend dessen ist Graf Bismarck cingetreten.
Brünn eck-Jakoban hält den 1. Oktober 1867
fir die Einsührung dcr preußischen Vcrsassung
sür einen zn nahen Termin. Klützow wünscht
Schonung der Eigenthümlichkeiten. Hassclbach
weiSt den Protest Busche's zurück; ebenso Dhyrn.
Die AnnerionSvorlagc wird schließlich in der
vom Abgeordnctcnhanse bcschloflcnen Faflung
mit großer Majorität angcnommcn. — Die
Commission deS Abgeorduetenhauses für Handel
und Finanzen beschloß sinstimmige Annahme
dcS GesetzeniwurfeS, betreflend den Vcrkauf dcr
Westphälischen Eisenbahn.

Berlin, 10. Sept. Di- „Nordd. Allg. Z."
mcldet ferner: Die Verhandlunge» mit Sachsen
bezogen sich noch nicht auf die künftige Slellung
Sachfens im norddeutfchen Bunde. Preußen
verlangt als Vorbedingung der Verhandlungen
die RLumung der Festung Königstetn. Dik
Raumuug exfolgt wahrschcinlich dcmnächst.

Hamburg, 9. Seplbr. D-r Hamburger
Korrcspondent meldet: SeitenS dcs preußischen
KiicgSministeriums ist dcm Senatc die Mit-
theilung gewordcn, daß die Rückkehr der Ham-
burger Truppcn angeordnet ist.

Ältona, 8. Scpt. Dem „Fr. I." schreibt
man von hier: Man denkt im Ernste daran,
Hrn. v. Treitschke eine Profeflur in Kiel
zu ertheilcn. Mehrere vom Oberprästdium be-
einflußteCorrespondenzen tm „AltonaerMerkur"
uno in dcn „Hamb. Nachr." laffen es sich an-
gelegen scin, den großen Essayistcn für diese
Stelle zu empschlcn. Die Redaction deS „Al-
ton. Merkur" macht jcdoch gcge» diese Beru-
fung geltend, daß die Art und W-ise, wie
Treifschke in scinen Aufsätzen die Schleswig-
Holsteiner mit Spott üderschnttet habe, ihm
seine Wirksainkeit schr erschweren werde. Zur
Versöhnnng würdc die Berusung Treitschkc's
wenigstenS nicht beitragen.
Oestcrreicbische Monarchie

Wien, 6. Sept. Von hier schrcibt man
der „Magdeb. Ztg." : „Die llmgcbung deS Kö-

nigs Georg von Hannovcr fängt an, hier sehr
unbequem zu werden; die lutherischen Ortho-
dorcn, an dcnen der König festhält, haben es
schon bis zu Reibnngen sowohl mil den öster-
reichischen prolestanlischk» Kreisen als auch mit
den kalholischcn Gcistlichcn gebracht. Die hier
svwvhl ans protestantifcher alS auf katholijcher
Seite herrschcnde Jntoleranz aber ist von ei-
nem sv fanatischen Charakter, daß diese Rei-
bungen dcn politijchen Sympathicn, welche
Hannover hicr geuießt, bedeutcnd gefährlich
werden müflen."

Wicn, 8. Sept. Wcnn, wic man von hier
dcm „Frkf. Z." mitthellt, unser Boischafter am
Tuilcrienhofe, Fürst Mctternich, auch nicht über
alle Vorgängc in der sranzösischen Politik ge-
nau unterrichtet gewcsen, so hat er doch ande-
rerscits häufig Beweise geliescrt, daß cr auch
wirklich WichtigeS vor vielen seincr diplomali-
schen Collcgen in PariS in Ersahrnng zn drin-
gcn im Stande sei. Es ist wohl begreiflich, daß
man hier mit Spannung d^n Berichten deS
Fürsten Mctternich entgcgengesehen, welchc über
die Bedeutung und Tragweite des jüngst ein-
getretenen Ministcrwcchsels Ausklärung bringen
jollten. Dieje Bcrichte sind cingclangt, und waS
wir über dieselden vcrnehmen, beurkundct eine
Auflaflung Seitens deS österreichischen Bot-
schasters, die, wenn sie nicht vom österreichischen
Stgndpunkte auS zu optimistisch ist, jedensalls
im grcllen Widerspruche zu den Anschauungen
steht, welche die gesammte Berliner Prcfle übcr
die Ersetzung Drouyn'S durch de Moustier kund-
gcgeben. Wie man dcmnach im österreichischcn
BotschaftShotel den Pariser Ministerwechjel aus-
saßt, ergibt sich hicrauS vo» selbst. Halten wir
uns an dem eineu Positiven, daß man hier
seit mehrcreu Tagen allen Grund zu haben
glaubt, daß Kaiscr Napoleon mit Entfernung
dcS sür Sperreich-freundlich angeschenen Drouyn
am allerwenigsten cine Demvnstration gegen
Oesterreich beabstchtigt habe. Daß eS überhaupt
mit den österreichjeindlichen Jntentionen der
Politik FrankreichS ein Ende habe, geht nicht
nur anS dcul Wegfalle jede« pvsttiven Motivcs,
sondern auch ans der Hallung hervor, welche
Frankreich dcn hier staitfindendcn österreichisch-
italienischen Fricdcnsvcrhandlunge» gegenüber
beobachtet.' Es ist eine unläugbare Thatsache,
daß Frankreich den Verlauj der fraglichen Frie-
deuSverhandlnngcn auf daS Günsiigste influcn-
cirt, und eS sich angelegen sein läßt, ein in-
limcres Verhältniß zwischen Oestcrreich-Jtalien
fnr die Znkunst anzubahncn. AlS ei» änßer-
lich-s Zeichen, daß man in Paris darauf Werth
lege, freundschaftliche Beziehungen zu Oester-
reich zu cnltivircn, dars die Belaflung dcS Duc
de Gramont alS sranzösischer Botschaster in
Wien inmittcn der grvße» Bewcgung betrachtet
werden, welche sich augenblicklich im französi-
schen diplomatijchen Corps vollzieht.

Wien, 8. Sept. Unserc Blätter wollen
heutc in Ersahrung gebracht habey, daß die
fächstsche Armee Winterquartiere in Uugarn
beziehen werde. Die Mittheilung würde, wenn
richtig, nicht ohue Bedeutung sein, denn sie
wnrde darauf schließcn lassen, daß noch tief-
geheude Differenzen zwischeu Prcußcn u»d Sach-
jen speziell bezüglich dcr St-llung dcr sächfl-
schen Truppen beständen. Jch höre indcß zu-
verlässtg, daß die Meldung der Begrüudung
entbchrt, u»d ich glaube hinzufügen zu dürscn,
daß geradc über die Armeefrage cine Verstän-
digung im Allgemeinen bereilS erfolgt ist, und
zwar in der Richtung, welchc durch dcn Grund-
satz der vollen mllitärischcn Führung PreußenS
innerhalb des zu grüudcnden Norddeutschen
Bundes mit Nothwcudigkcit gegebeu erscheint.
Nur ist eS nichl ganz unmoglich, daß Prcußeu,
nachdem principiell jcne militärische Führnng
mit allcn ihren Konsequenzen anerkannt wor-
den — das preußische Besatzungsrecht auf d-m
Königstein dürfte diese Anerkcnnung äußerlich
bcsiegeln — wenigstcns sür die nächste Zeit
einzelne faktische Zugeständnisse macht, dci wel-
chc» dic vbwaltenden besonderen Verhältniffe
eiue Berückflchtigung finde», und daß uament-
lich sür die uächste Zeit die Dislokation der
iächsischen Truppcn in Ucbercinstimmung mit
dcn dcSfalls mehrfach geäußerte» Wünschen ge-
regelt wird. (KarlSr. Ztg.)

Prnst, 6. Sept. Ueber das Schickjal der
in Glogau gefangcn gchaltenen Trautcnaucr

Bürger fehlen noch immer nähcre Nachrichten;
an einer baldigen günstigcn Lösung ist aber
nicht zu zweifcln, da dcr 7. Artikel deS Frie-
densvrrtrage« ausdrücklich bestimmt, daß keiner
der beiderseitigen StaatSangehörigen wegen sei-
neS politischen BcrhaltenS währcnd deS KriegS
vcrsolgt «ver beunruhigt werden soll.

Triesit, 8. Sept. Aus Athe», 1. Septbr.,
wird gemeldct: Die griechische Rcgierung b«.
anlwortete zwci Noten der türkijchen Gesandt-
schaft dahin, daß ihr die Constitution verbiete,
svwohl gcge» die Prefle als gegen die National-
garde kandiotischcr Nationalität, die ihren LandS-
lcuten zu Hülfe eiltcn, irgend welche ZwangS-
maßregeln zu ergreisen. Man befürchtet deß-
halb dcn Abbruch der diplomatischcn Beziehun-
gen mit der türkifchen Regierung.

F r a ii k r e i ch

StraSburg, S. Sept. Der König von
Prcußeu hat auf die Annexion der Wcinc de«
Herzog« von Nassau verzichtet. D!e Beschlag-
nahme diescr Wcine ist durch amtlicheS Schrei-
ben vom Finanzvepartcment deS HerzogthumS
Naflau vom 30. August aufgehoben worden.

Marseille, 9. Sept. Berichte auS Athcn
vom 4. Scptember mclden: Dic Generalver-
sammlung der Kandiotcn verwarf die Vorschlige
deS egyptijchcn Generals. Der Pascha von
Epirus hattc den Christen seineS Ejalets zuge-
muthet, eine Erklärung ihrer Treuc gcgen den
Sultan zu unterzeichnen. Jn Folge dcflen
stehen 40 Dörser verlassen, dere» Bcwohner
in dic Berge flüchteten und ihrc Unabhängig-
kcit von der Türkei proklamirten.

Z t a l « e n.

Florcnz, 9. Septbr. Die „Natione" ver-
öffentlicht einen Bries deS Prästdcnten der Aka-
dcmie der Wissenschaften in Venedig an den
Gcncral Menabrea, in wckchem die Zurückstel-
lung der von den Ocsterreichern nach Wien
verbrachten Ducumente verlangt wird.

Florenz, 9. Sept. Jn Folgc einer Ein-
ladung von Scite OesterreichS gehen mvrgen
zwei italienische Delegirte nach Udine zu einer
daselbst abzuhaltendcn Post- und Telegraphvn-
konferenz. Die „Jtalia militaria" kündigt ein
königlicheS Dekret an, durch welcheS 58000 M.
dcr Klassen von 1842 und 1843 verabschiedet
werden sollen. Auch die während des KriegeS
in die reguläre Armee eingctrctcnen Freiwilli-
gen sollen vcrabschicvet wcrden.

R u ß l a » k>.

Petersburg, 9. Sept. Die rnsstsche Te-
lcgraphcn-Agcntur meldct aus Drrbcnt (West-
küste deS Kaspischen MecrcS) vom 11. August,
daß in Daghestan, nördlich und jüdlich von
Derbent, cin Aufstand der Bergvölker auSge-
brocheu sei.

T n r k e «.

Konstantinopel, 8. Septbr. Mustapha
Pascha rciSt erst heute nach Candia ab; er ist
im Bcsitzc von wohlwollenden Jnstruktionen
gegenübcr de!> irregeleiteten Bcwohnern. Mu-
hamcdanischc Candioten vom Lande verlassen
ihre Wohnsitze »nd flüchten sich unter Zurück-
laflung ihrer Habseligkeiten nach der Festung
Canea. Trotz den Verstcherungen griechijcher
Journalc ist noch kcin Tropfcn Biut auf Sei-
t-n der Gricche» geflvffen, während die Christen
isolirt wohnendc Mvhamedauer ermordet und
Vieh und sonstigeS Gut der nach Canea ge>
flüchtclcn Mnhamcdaner geraubt haben.

Neueste Nnchrickten.

Wien, 11. Scpt., Morgens. Die amtliche
Zeitung bringt ein kaiscrliches Schreiben, durch
welcheS der Feldmarjchalllieutenant v. Henikstcin
von der Stellc eincs GeneralstabSchess enthoben
und der Feidmarjchalllieutcnant John zum Ge-
»eralstabschcs ernannt und mit der Leitung deS
KriegSministeriumS dctraut wird.

AuS Baden. Der Präsident deS Mint-
stcriums deS Jnnern, StaatSrath Zolly, ist am
8. d. vo» sciner Rundreise in den obcrcn Lan-
dcSihcilcn zurückgekehrt. — Herr StaatSrath
Lamey hat seinc» Üeberzug nach Manuheim
bercitö bewerksteüigt und wird bieibend feinen
Aufcnthalt dort nehmen. — Der Hauptverein
dcr Gustav'Adols-Stiftung feicrt am 12. dS.
fein JahreSfest in Freiburg. Geh. Kirchcnrath
Dr. Roth« von Heidelberg hält dic Fcstrede.
 
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