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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0295

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Utidtlberger Zeilung.

M 223


Samstag, 22 September


' Politische Umschau.

Heidelberg, 21. September.

Nach dem prenßischen „Staatsanzeiger" betrug
der Verlust der Preußen und ihrer Verbünde-
ten wahrend des Feldzuges von 1866: an Ge-
sangenen und Vermißteu 4 Offizicre und
1692 Mann; an Todten vor dem Feinde 164
Offiziere und 2573 Mann; in den Lazarethen
find gefiorben 143 Osfiziere und 5454 Mann.
— Von denOesterreichern undderen Verbündtten
wurdcn im Ganzen gefangen genommen 939
Offiziere und 49,867 Mann, darunter 14,346
Verwundcte. Die weiteren Verluste der Oester-
reicher sind noch nicht osfiziell bekannt gegeben.
Nach den in der ostcrreichischen MililLrzeitung
bis zum 1. Augnst veröffcntlichten Verlustlisten
ergab sich ein Verlust von allein 2465 Offi-
zieren, darunter 135 Stabsoffiziere. — An
Trophäen, Geschützen rc. verloren die Preußen
nichts, die Oesterreicher dagegen 486 Geschütze,
31 Fahnen und Standarten.

Der „Köln. Z." wird über das Nundschrei-
ben Lavaletle's geschricben: „Jn einem Punkt
treffen die Ansichten sonst sehr verschieden ge-
finnter Kreise zusammen: Man glaubt, daß
das Nundschreiben, während es die Theorie der
natürlichen Grenzen abschaffe und die Grup-
pirung Europas nach Nationalitäten proclamire,
nach der Absicht des Kaisers frühcr oder später
eine Anwendung auf Belgien und die franzö-
fische Schweiz finden werdc. „Das sei der
Kaiser Frankreich schuldig", hört man Per-
souen sagcn, deren imperialistische Ergebenheit
keinem Zweifel unterliegt."

Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: Das in dem
Rundschreiben des Ministers Lavalette ent-
wickelte Programm ist der preußischen Politik
sehr günstig. Aber der Schluß, welcher von
der Militärorgauisation zur Vertheidigung des
französischen Gebiets handelt, flößt der öffent-
lichen Meinung eine gewisse Uuruhe ein. Gleich-
wohl wird dieses Wort nicht als Drohung
aufgefaßt. Das preußische Volk gibt sich fortan
lieber dem Glauben hin, daß in dem Einver-
ständniß Frankreichs und. Preußenö das sichere
Mittel liegt, die europäischen Fragen im Sinne
des nationalen Fortschritts und der Civilisation
zu lösen.

Der Herzog von Meiningen hat sich
cntschlossen, zu Gunsten des Erbprinzen ab-
zudanken.

Deutfchland.

Karlsruhe, 20. Sept. Das heute erschie-
nene Regierungsblatt Nr. 51 enthält (außer
Personalnachrichten):

Heidelberg.

Zst'S der Glanz des MusenfitzeS, der uns wieder
hergezogen?

Jst's der Reiz deS Felsenschlosses mit dem grünen

Zst'S die Liebltchkeit deS ThaleS mit deS StromeS
leisem Rauschen?-

Zst'S das Flüstern der Erinn'rung, dem wir hier

Ruht die Fülle doch des Sckönen zwischen diesen
BrrgeShöhen,

Die, deS ZauberS Riesenwächter, an des ThaleS
Oeffnung stehen!

Hier der Schloßhof! — Laß Dich nieder auf des
RasenS duft'gen Matten,

Trinke traumerische Kühle hier in dieses BaumeS
Sckatten,

Nimm dxr Vorzeit edle Male Dir zur stillen

Hör' daS leise, leise Wehen dieser sanften Trauer-

I. Verfügungen und Bekanntmach-
ung'en der Ministerien. 1. Bckannt-
machungen des großh. Ministeriums des Jn-
nern: s) Die Uebersicht über den Zustand der
General-Wittwenkasse im Ncchnungsjahr 1865
betreffend. b) Di^ Uebersicht der Frequeuz
der Gelehrten- und dcr höheren Bürgerschulen
im Schuljahr 1864/65 betreffend.

Lyceen. Karlsruhe 4l1, in der Vorschnle 179,
zusammen 590. Konstanz 167, Freiburg 370, Heidel-
berg 254, Mannheim 248, Rastalt 195, Werlheim 132,
zusammeu 1956.

ö. Gymnasien. Bruchsal 177, Donaueschingen
86. Lahr 96, Offenburg 127, TauberbischofSheim 129,

84, Lörräch 120. Psorzheim 218, zusammen 422.^

U. HöhereBürgerschulen. Badeu 110, BischofS-
heim am Rhein 27, Bretten 72, Buchen 50, Karlsruhe
369, Konstanz 131, Eberbach 56, Emmendingen 62,
Eppingen 102, Eltenheim 179, Eltlingen 45, Freiburg
193, Gernöbach 54, Heidelberg 235, Hoinberg 34, Kork
15, Ladenburg 149, Mannhcim 209, Mosbach 85, Müll-
heim 114, Schopfbeim 78, SinSheim 76, Ueberlingen
59. ViUingen 64, Waldshut 58, Weindeim 51, zusam»
men 2677,

An höheren Bürgerschulen 2677, an Pädagogien 422,
au Gymnastku 615, an Lyceen 1956. Gesammtschüler-
zahl 5670.

2) Bekanntmachung des großh. Ministeriums
der Finanzcn: Die Aufbringung der für den
außerordentlichen Militärauswand erforderlichen
Mittcl bctreffend. Dieselbe lautet:

einzufordern und den belicff-mdni Hebliste^ auzuschließcn,

3) Bekanntmachungen des großh. Kriegs-
ministeriums: a)Die Verleihung der Felddienst-
Auszcichnung betreffend. Darnach haben Se.
Königl. Hoheit der Großherzog unter dem
7. Sepk. l. I. nachstehenden allerhöchsten Be-
fehl zu erlassen gcruht: „Jch verleihe sämmt-
lichen Offizieren, Kriegsbcamten und der Mann-

Und — da fieh — der Hof belebt fich, reich ge-
schirrte Rosse halten,

Herren schreiten, Pagen eilen, bunt betreßte Diener
schalten;

Von der östlichen Faoade blendet Licht- und Blu-
menschimmer,

Und Gestalten, stolz^und prächtig, wandeln durch
die hohen Zimmer,

Herr'n, dcn Hut mit wall'nder Feder, goldbordirt
daS WammS von Setde,

Edle Frauen, hold und ltcblich, in dem glän-
zendsten Geschmeide.

Alles strebt zum Rittersaale, diesem Mittelpunkt
der Feste,

Hier empfängt das junge, schöne Fürstenpaar die
Zahl der Gäste.

Pracht und Feste liebend zeigt sich Friedrich huld-
voll hier und gütig,

Und fie, Englands Königstochter, scherzend, geist-
reich, übermüthig.

Und es wogt in writen Sälen, wogt im Licht-
und Farbenglanze,

Und bekannte Töne raufcken, und die Zugend eilt
zum Tanze. —

schaft Meiner Fclddivision, welche den diesjähri-
gen Feldzug mitgemacht habcn, sowie den Osfi-
zieren, Kriegsbeamten und der Mannschaft der
Artillcrieabtheilung, welche während der Ein-
schließung von Mainz cinen Theil der dortigen
Besatzung bildete, die Felddic nst - Aus-
zeichnung, wie folche durch höchsten Befehl
vom 27. Jan. 1839, Nr. 5, gestiftet wurde,
mit einer Metallschleife am Band, welche die
Jahreszahl 1866 enthält. Denjenigen Offi-
zieren, Kriegsbeamten und Mannschaften, welche
schon im Besitz der Felddienst-Auszeichnung
für frühere Feldzüge sind, verleihe Jch zur
innehabendcn Auszcichnung dio Metaüschleife
am Band, welche die Jahreszahlen der mitge-
machten Feldzüge enthalten." Karlsruhe, den
7. Sept. 1866. (gez.) Friedrich. (gez.) Lud-
wig. d) Die Aufhebung des Contingents-
Commando's in der Festung Nastatt betreffend.
Daruach wurde durch höchsten Befchl Sr. Kgl.
Hoheit des Großherzogs vom 7. d. M.
das Contingents-Commando in der Festung
Nastatt aufgehyben, und sind die Pefugnisse
und Obliegenheiten diejer Stelle dem Gouver-
nement, beziehungsweise der Commandantschaft
daselbst nach Maßgabe der Garnisonsdienst-
Vorschristen übertragen worden. ZurBesorgung
der Garnisonsverwaltung wurde der bisher bei
dem großh. Contingents-Commando befehligte
Vermaltungöosfizier dem Gouvernement beige-
geben.

It. Dienfterledigung. Die Domänen-
verwaltung Kork.

x Karlsruhe, 19. Sept. Was ist zu-
nächst unsere AufgabedlV. „Es ist, bemcrkt

thümlichkeit unserer Kleinstaaton, daß sie, wenn
ihr Tcrritorialbcstand auch derselbc bleibt, doch
vonJahr zuJahr klciner werden, weil
nämlich die Welt größer wird, und der Blick
des Menscheu jetzt mit demselbcn Maß ein Lan-
dcsgebiet ermißt, wic vordcm eine Stadtgemar-
kung." —

Es liegt in dieser freien Bcmerkung eines
conservativen Politikers eine tiefe Wahrheit, de-
rcn schwere Bedeutung für die 'politischen An-
schauungen der Menschcn und ihre Pcurthei-
lung der Dinge in Nechnuug gebracht werden
muß, wenn man die neue Zeit verstehcn und
den Motiven, die diese in Bcwegung setzen, ge-
recht werden will. Seit man mittelft der
wundersamen ncuen Verkehrsmittel binnen ein
paar Stunden ein halb Dutzend dieser deut-
schen Kleiustaaten hinter sich weg hat, sind sie
in der That zu ehemaligcn Stadtgebieten zu-
sackmengeschrumpft; unscr Maßstab nicht bloß

Doch erwach' auS Deinem Träumen, laß den
Zauber der Geschichte,

Sieh' die Schönheit der Ruine frisch umgrünt
im Sonnenlichte,

Siehe deu gesprengten Thurm, cin traurig Stück
FranzosenruhmeS,

Doch für unS ein liebes Stückchen dichterlschen
Heiligthumes.

Nun noch einen Blick der Freude in dte blüh'nde
Pfalz hernieder,

Und dann fort, — ich weiß, Du kehrst doch bald
mit neuer Sehnsucht wteder.

Strathmann.

Zm „Hotel du Nord" unter den Linden hat, wie
Berliner Blätter berichten, eine aus acht Personen
bestehende Gksellschaft aus Hamburg für dte zwei
Tage deS Einzuges ein zweifenstertgks Zimmer im
zweiten Stock mit acht Betten für 64 Friedrichs-
d'or gemiethet, sodaß also per Kenster 32 Friedrichs-
d'or gezahlt werden. Ein theureS Vergnügen!
 
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