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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0316

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Begründung, einvcrstandcn erklärt.' — Der
Bürgerausschuß hierselbft hat gestcrn einstimmig
beschlossen, deu Stadtrath zu ersuchen, an dem
Tage des VoUzugcs der Vereinigung mit Preu-
ßen dic öffentlichen Gebäude zu schmücken.

München, 24. Sept. Bayerische Blätter
machen aufmerksank'auf die Schrift: „Der Bun-
desfeldzug in Baycrn im Jahr 1866" (Jena,
im Verlag von C. W. Hochhausen). Dicselbe
soll gründlich, abcr scharf gcschrieben sein.

Berlin, 24. Sept. Dem Prinzen Friedrich
Karl ist, ivic die „Stbg.-Ztg." mittheilt, durch
deffen crfolgte Ernennung zuyi Generalinspcctor
der gesammtcn prcußischen Cavallerie eine höchste
militärische Würdc ertheilt worden. Diese neu
creirte Stellc verleiht den Rang eineS Gcneral-
Feldmarschalls und entspricht der, dem jetzigen
Königc als Prinzregcnten im Jahre 1859 von
dem verstorbcnen Könige verlichenen Charge
als Generalobersten dcr Jnfanteric..

Berlin, 25. Sept. „Kreuzzeitung" und
„Nordd. Allg. Z." melden unterm 25. d., daß
Graf v. Bismarck sich Abends nach Vorpom-
mern begebc nnd für einige Zeit seinen Auf-
cnthalt auf dcm Lande dort nehmen wcrdc.

Derlin, 25. Septbr. Abgcordneten«
haus. Fortsetzung det Debatte über die Crc-
ditvorlage. Abg. Virchow bekämpft die Vor-
lage. Abg. Twesten vertheidigt sein Amende-
ment. Graf Bismarck ersucht das Haus, dicse
Vorlagc nur vom politischen Standpunkte auf-
zufaffen. DaS Haus möge die Negierung in
den Stand setzen, das Errungene zu vertheidi-
gen. Amtliche Kundgebungen bezeugen, daß
der Gcist dcr Versöhnlichkeit nach dcm FricdenS-
schluß noch nicht in der kaiserlichen Hofburg
in Wien cingezogen sei. Die Lage der Dinge
im Orient könnc zu ernfthaften europäischen Con-
ftellationen führcn. Die Regierung könne zur
Zeit der Gefahr, wo der Geldmarkt schlecht sei,
kcine Anleihcn aufnehmen. Sollten solche Fälle
nicht eintretcn, so würden keine Mittel anders als
mit Bcwillignng des Hauses vcrwendet wcrden.
Was dem Staatsschatze im Frühjahr entnom-
mcn wordcn, müssc ersetzt werden. Die Kammer.
mögc der Rcgicrung vcrtrauen. Dic Regierung er-
kläre sich mit dem Amcndcmcnt MichaeliS ein--
verstandcn. Paragrapy 1 dcrReg.-Vorlage wurde
hicrauf angenommen. Darauf wurdcn bci na-
mentlicher Abstimmnng die Paragraphen 2 bis
5, gcmäß dem Amendement Michaelis und dem
Unteramendement Lasker, mit 230 gegen 83
Stimmen angenommem (Dagegen die Polen,
Kätholikcn und einige Mitgliedcr der Fortschritts-
partei.) Das Amcndcment Twestcn wurde ver-
worfen. Die Paragraphen 6 und 7 der Re-
gierungsvorlagc, Ueberschrift und Einleitung,
wurden angenommen. Schließlich erfvlgte An-
nahme des Ganzcn mit großer Majorität. (Das
Amendement Michaelis war in dem Sinn ge-
ftellt, dcr Regierung keine Mittel zn cntziehen'
dagcgen die constitutioyellen Rcchte für Vie Zu-
kunft festzustellen. Der Hauptsatz deffelben lau-
tct: An Stelle des § 2 der Regicrungsvorlage
tritt folgender § 2: Der Finanzminister hat
der Militär- und der Marineverwaltung die
nöthigcn Geldmittel zu diesen Ausgaben (§ 1)
zu überweisen. Diesclben sind, so weit sie nicht

zelnen maritimen Eroberungcn für die preußisck-
deutscke Flotte. Aber auck der sonstige reickbaltige
und interessante Inhalt dieses Hcftes verdient eine
besonders hervorragende Erwghnung. Der Artikel:
„Freie Arbeit und Sclavenarbeit in Nordamerika"
erläutert das nationalökonomische Uebcrgewicht der
erstern durck statistische Tabrllen und ziebt beson-
dcrs zwischcn den Staaten Maryland und Massa-
chusetts nack allen Seiten hin eine Lurchgreifende
Parallcle. Die Darstellung dcr Elubs von London
durch die clcgante Feder Iulins Rodenberg's ist
durchaus pikant und ansprechend und zeigt dabei
von gründlichster Kenntniß des behandelten Stoffes.
Der berühmte Reisende Hkrmänn Vümbery sckreibt
über „dic Productionsfähigkeit der drei turkesta-
nischen Steppenländer", während Karl Ruß neue
„Bilder aus der Vplkshcilmittelkunde" beigesteuert
hat, -die jedenfalls von großem praktischen Nutzen
sind. Die „Chronik der Gegenwart" bringt eincn
ausführlichen Nekrolog Adolf Diesterweg's und eine
Mufikalische Revue.

aus den verwendbaren Beständen der General-
staatSkaffc und auS dem Staatsschatze, ferner
aus den Kriegsconkibutionen und Kriegsenl-
schädigungsgeldern entnommcn oder durch Vcr-
werthung vcrfügbarer Effccten dcr StaatSkaffe
bereil gestellt werccn können, bis zur Höhe von
60 Millionen Thaler im Wege des Credits zu
beschaffen. Aus dcn Kriegsentschädigungsgel-
dern ist jedoch zuuächst der Staatsschatz mit
27^/z Mill. Thlr. wieder zu dotiren. Die dem
LUaatsschatze durch die Kabinetöordres vom 17.
Jan. 1820 und 17. Juni 1826 übereigneten
Einnahmen fließcn, sobald die baaren Bestände
deffelben durch fernere Einzichungen über 30
Mill. Thlr. erhöht wcrden würden, den allze-
meinen Staatsfonds als Einnahmcn, welche in
den Staatshaushaltsetat als Deckungsmittel
aufzunehmen sind, zu. und können dem Staats-
schatze zur weitercn Ansammlung nur mit be-
sondercr Zustimmung beider Häuser des Land-
tages überwiesen wcrden.)

Berlin, 26. Septbr. Abgeordneten-
haus. Der Minister des Jnnern beantragt
Vcrtagung des Hauscs vom 27. d. M. bis 12.
November. Jnzwischen sollen neue Vorlagen
vorbereiten werden. Der Minister sprach aus,
die Regicrung sci befriedigt von der Erledigung
dcr diesmaligen Landtags-Vorlagen, und hege
den Wunsch, dic nächste Session mögc kurz sein,
uin dem Reichstag des' Norddeutschen BUnde^
Platz zu Machen. Das Haus stimmte ohne
Discussion dcm Vertagungsantrage zu.

Hannover, 21. Sept. Der heutige Ge-
burtstag des Kronprinzen Ernst August gab
zu vielen Demonstrationen Veranlaffung. Da
das Aushängen gelbwcißer Fahnen nicht gestat-
tct war, so hattcn die Krämer gelbc ulK> weiße
Waaren an die Schaufenster geftellt, Droschken-
kutscher demonstrirten in gelbweißen Hüten;
auf manchen Trottoirs war gelb und weißer
Sand gestrent und ähnliche Dinge mehr. Jm
Hoftheater, welches gcstern mit „Minna von
Barnhelm" eröffnet wurde, fand heute keine
Vorstellung statt, weil man Demonstrationen
besürchtete. Die Königin empfing bereits am
18. eine Deputation der Hannover'schen Bür-
gerschaft, welche die mit 15,000 Unterschriften
versehene Glückwunschadressc für den Kronprin-
zen überreichte. Die Königin nahm diesen Aus-
druck treuester Ergebenheit und Theilnahme tief-
gerührt entgegen, und sprach den Wünsch aus,
einige der Herren möchten die Adreffe persön-
lich in Wien überrcichen. Jn Folge deffen sind
mit dem Nachtschnellzuge ctwa 20 Herrcn ab-
gereist. Eine Dcputalion der städtischen Kol-
legien hat stch nach Herrenhausen begeben, nm
Angesichts der auf Sonnabend Nachmittag fest-
gesetzten Abreise der Königin sich von derselben
zu verabschieden."

Die Glückwunschadrcsse an den Kronprinzen
soll im Ganzen (mit den Untcrschriften aus
dem Lande) 259,058 Unterschriften erhalten
haben.

Oefterreichische Monarchre

WLen, 22/ Septbr. Für alle auf vollem
Kriegsfuß befindlich gewesenen Sfficiere und
Mannschaften der Nord- und Südarmee sammt
dcr Flotte zählt das Jahr 1866 bei Berechnung
der Dienstzeit doppelt. Als Ende des Krieges
gilt im Norden der 27. Juli, im Süden der
14. August.

BZien, 25. Septbr. Kaiser und Kaiserin
sind aus Jschl hier cingetroffcn. Der König
von Sachsen wird morgen nach Paffau gehen.
Wegen (sächsischer) Truppentransporte wird die
Bahnstrecke Wicn-Passau auf einige Tage die
Güterbeförderung einstellen. — Graf Wimpfen
ist zum österreichischen Gesandten in Berlin de-
signirt. Die Finanzangelegenheit zwischen Oe-
sterreich und Jtalien ist geordnet. Jtalien zahlt
35 Millionen baar.

Wien, 26. Sept. Die amtliche „Wiener
Zeitg. meldet die Enthebung deS Baron Paum-
garten unter Verleihung des Großkreuzes des
Leopoldordens von dem Posten als Statthalter
von Galizien, sowie seinc Ersetzung durch den
Graftn Goluchowski; die Ernennung des Gra-
fen Rothkirch-Panten zum Statthalter von Böh-
men; die Enthebung dcs Viceadmirals v. Te-
getthof vom Escadrccommando, mit Bestimmung
für anderc dicnstliche Verwcndung, und die Er-
nennung des Linienschiffscapitäns Pokyrny zum

Escadrecommandanten; cndlich die Ernennung
Wiplinger's zum Centralkanzleivorstande in der
Marincsection des Kriegsministeriums.

Prag, 25. Sept. Graf Albert Nostiz ist
nach dem „Tagesboten" an Stelle des Grafen
Rothkirch zum Oberstlandmarschall von Böhmen
defignirt. — Die „Politik" meldct: „Die ver-
fassungsrechtliche Entscheidung des Ministeriums
ist bevorstehend; Belcredi's Demission wird er-
wartet." — Die Rcgierung hat drei Millionen
zum böhmischen Nordbahnbau angewiesen. Die
Bauunternchmer haben bereits Vorbereitungen
getroffen, um den Bau noch diesen Herbst an-
fangen zu können. Die Jndustriegegenden sind
därüber hoch erfreut.

F r a u k r e i ch

Paris, 21. Scpt. Bevor der Kaiser nach
Biarritz abgereist, hat er an Marschall Ran-
don, den Kriegsminister, ein Schreiben über
die Armee-Reorganisation gerichtet, dessen Basis,
wie man uns ans wohlunterrichteter Quelle
versichert, folgende Hauptpunkte stnd: Der Kai-
ser will, daß das französische Wehrsystem fortan
auf zwei Principien beruhen soll: 1) Ieder
Franzose vom Alter vom 20. bis zum 39. Jahre
gehört zur Landwehr, welche ihre permanenten
Cadres hat und jährlich zu gewissen, durch das
Gesetz festzustcllendkn Epochen einexercirt wer-
den soll. — 2) Die Dienstzeit dcr activen Armee
soll von sieben auf 4 vier Jahre herabgesetzt
werden. — Mit eincr solchen Organisation
könnte Frankreich zu jeder Stunde über eine
Armee von 1,200,000 Mann verfffgen. Jndeß
ist es noch nichts weniger als ausgemacht, daß
diese Neform dnrchgeht. Sie wird auf einen
ungeheueren Widerstand stoßen im Volke sowohl
wie in der Armee; selbst im legislativen Kör-
per, namentlich von Seiten der Majorität, wird
diese Rcform bekämpft werden, namentlich der
finanziellen Frage willen.

D ü r k e i.

Konfiantinopel, 25. Septbr. (Direkü)
Gefecht bei Meleca auf Candia. Dic Jnsur-
genten wurden geschlagen, oie Truppen auf
30,000 Mann erhöht. Mehemet Pascha ist
Kommandirender daselbst. Bier Distrikte unter-
warfen sich.

A m e r i k a.

Neuyork, 8, Sept. Dic Convention dir
südstnatlichen „Loyalcn" und nordstaatlichen Ra-
dicalni in Philadelphia hat am 7. Scptember
ihrc Sitzungcn becndet, nachdem bic Fragi des
NegerstiwmrechtS zu heftigen Austritten gesührt
und die Versammlung beinahc gcsprengt hattc.
Dic Convcntio» cinigle stch schließlich über dte
solgendcn auch in eincr- Adrcsse an die Nalion
nicdergelegten RcsoluNoncn, die daS Programm
der radlcalen Congreßpartci wiedergebcn:

t) Das !oyalc Boü dcs SüdcnS vcrcinigt sich von

unacrechl, lyrannisch und unerlräglick. uiid wie 'esirig

im Congrcstc viilr-l-n zu s-hcn wüiischle,,/so'wistd-n
wir doch ibre Wiederausnabme unker dcn ungenügenden
oom Präsidinlen oorgllchii-benin Bedingnngen al« -i„e
B-rmlhinng statt B-rmind-rung der g.iden ,md Ge-
sahrcn unserer Lage Iref dettagen.

4) Mil Sloiz an! den PalrioliSmuS de« C°nar,stiS
und mil Dank iür seine inrchllose und cons-quenl- d-r
Sache d-r Loyaluäi g-l-ist-,e Uutirstützuug, so wre sür
s-in- Bemüimngm zur Wiedich-rstellmig der Nuidn
w°Nm wir zu ihm stehcn und alle sriediichm n„d ge-
I-tziich-n Mill-l anibi-ten, IIM di- B-stitigung der von
iöm vordescklageiicn VerfassungsamendementS ru evwir-
k-„ Wii b-dau-rn daß d-r Congreß in ,-in-r l-tzl-n
Session sur dre großere Sicherheit der lr>yalen Bevölke-
geNoffen^"^"^ durch Gesetzeserlaffe Vorsorge

5) Die politische Gewalt der UnionSregierung in der
Verwaltung offentkchcr Angelegenbeiten aehört krait der

der gesetzgebenden Abiheilnng dcr Regierung.

6) Der polrtische Slatus der im Aufstandr gegen die
BundeSregrerung gewesenen Staaten und bie Reckte deS
Volkes der Vcreungten L>taaten sind politische Fragen
 
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