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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Utidelbrrglr Zritung.

N?- LAS. Donneustag. »8. October «8««.

' Politiscke Umsct»»«.

Heidrlberg. 17. Ociobkr.

' Schr v-richikdrn si»d jrtzl dir xdlilischr»
Bcrhillnissk und Llimmungkn in u»srrrn bcidrn
R-chburstiilllkn Würlcmdkrg u»d Buyrrn.
Jn Würlkmberg hat sich zwur dik Rrgicrung
dcm Drangk dcr Umsliudr gcbcugt und jhrichl
fich jrtzt für dc» Anjchlug an Preuben uu«;
bie Julcressru dcS monllrLischkN SyslcmS gk.
tiklrn ihr cbkn drn Anichluß an irgcnd eine
Großmacht. Die Kammcr dagrgkn ist, wir
dic nruestcn Bcrhanolungrn sattsam bkwirsen
hadkn, dnrchaus sidrraliftisch geblirbe», weil
sic xrincixirll die Neugkstaltung DrulschlandS
auj dic Frriheil und Sclbftstandigkkil der Bun>
drSglikdkr und nichl aus die Eknlralisation durch
Prruße», aus cin RkichSvarlament uno nichl
aus cincn Militirstaal jlützcn wolllc. Da dirS
sür jetzl nlchl miglich ift, will dic LolkSvkr-
lrelung wrnlgstkllS aus Würlcmberg kinrn wirk-
lichen Volksstaal aus sreier, demokrallschcr
Grundlagc jchasskn, und im Uedrigkn kinc ad-
warlcndk Stellung einnkhmen. Andcr« >n
Baiern. Hier ift nichl nur die Regierung,
sondern auch die Majoritäl der Kammcr
(ob in Ucberkinstlmmung mil dcm Bolke ist
freilich »och die Fragc) sür sosorligen Anschluß
»n Preußen. Eln sehr bemerkenswerthcr Per-
sonenwecbsel hat übrigens im Eabinele deS
KSnigS stattgehabt, indcm, w>c man sagt aus
deS cinflußreichcn R Wagner Zuthun, an die
Stelle d-s bisherlgen (ullramonlaneit und re.
actionären EinMsscn zugänglichcn) EabinelS.
chess Pfiftermcifter dcr früherc, libcral gesinntc
Ministcr Ncumayer gctretcn ist. Zu glcicher
Zcit ist, wic man sagt auf NeumaycrS Zu-
thun sclbst, die völlige Trennung dcS GkjchäjlS.
krciscS dc« sunveranlwortlichen) CabinetS vvm
(vcrantwortlichcn) Minifterium auSgciprochen
worden. Der Minifterwcchscl, mit dcm man
sich gleichzeitig gerüchtweijc trug, ist indcfscn
freilich nur ein frommer Wunsch geblieben,
und eS wird in Bayern» Polilik dahcr vorerst
daS sriherc Schaukclsystcm noch fortgejetzt
werdcn.

Jn Wür > cmbcrg bcjchistigt siib das KriegS-
ministerium mit dcr Ausardeilung cineS Ge.
sctzenlwursc» üder dic Einiührung einrr »euen
Wchrvcrsassung. AlS Grundzügc dersclbcn wcr>
dcn die allgemeine Wchrpstichl, mil Wcgjall cer
LooSziehung u»d Slellv-rrrelung und dic Be.
schrinkung dcr Dicnstzcil im Friedcn aus elwa
scchs Monale bczeichnct und hinzugesügt, eS
jcien mit der dayerischcn Rcgierung Verhand-
lungcn angcknüpst, um eine möglichst vallilän-
digc Uebcrcinstimmuilg in dcr künstigcn Wchr-
»crsassung dcr bcidc» Slaatcn Baycrn und
Würtemdcrg herdeizusührcn.

Auf Grund vollzogcner Ucbereinkunft und
rineS DccretS dcS KaiscrS dcr Franzojc» vom
3<). Z»ni d. Z. sind die Angchirigcn dcr nach-
bcnannlcn Slaatcn, nämlich: Badc», Baycrn,
Bclgirn, Däncmark, England, Hcsscn-Darm-
sladt, Nicdcrlandc, Norwegen, Ocsterrcich, Preu-
ßcn, Sachscn, Svanien, Schweden, Schwciz,
Vcnczucla und Würlemdcrg von der Erlcgung
der Gcdühren sür die von jranzSfljchcn Lcga-
livnen und Eoniuln in dcn dclrcsjcnden Läu-
der» ertheiltcn Paßvisa« vollständig defreit, wie
auch die Franzoscn sür die ihnen vistrlcn Päsie
»ach jcnen Ländern dcil in Frankrcich refldi-
rcnden Vcrtretern derjelben keine Gcbihrr»
mehr zu cntrichlcn habc». Die Päsie jcldst
bteiden bi« aus Weitcre» im Vcrkchr zwischen
Dcnlschland und Frankreich noch aufrecht er-
hallen.

D « u t s ck l « d.

KarlSrude, 16 Ort, Se. KSnigl. Hob.
dcr Großherzog hadcn mil höchslcr Ent-

schlicßung vom 12. d. M. gnädigst geruht, dcn
KrciSgcrichtoralh Steiu iu Mosbach nach
Badcn, und dcn KreiSgrrichlSasicssvr HeinS-
heimcr in LSrrach nach Mannhcim zu ver»
sctzen; de» AmtSrichtcr Gcpx erl in Villingcn
zum KreiSgcrichtSralh iu LSrrach, den Amt»
mann Goll in Psorzhcim zum KreiSgerichtS-
rath i» MoSbach, und dc» KrciSgcrichtSsecretär
Buijjon in Baden zum AmlSrichlcr i„ Vil-
lingcn zu erncnncn; scrncr den GerichlSnolar
Kiescr in LSrrach nach Ladenburg zu »cr-
sctzen.

KarlSrub«, 13. Oct. Gesetzcnlwurf, die
Bcschassuag von HinterladungSgcwchrcn
betreffcnd.

LbSnderung von voidandentn 19,0tX) Jnianrene.)ewrb-
ren rür HmieNadung, jvivie zur Lnjchaftung von 20.000
neuenHinlt' IadungSgervebren ein außerordenilichtr Crcdil
von 1.06L.000 fl. bkwllligl.

Lik. 2. üedcr die Verwmdung diese« Credn« hal
da« Kric>i«ministerium seiner Zeik besonderen Nachwei«
zu qeben.

Boranschlag. 1) LdS-derung von 19.000 Ge-
14 fl., gidl 266,000 fl. ^ 2^Nnianschaffuna von 20.0M

allen Lrmcen 'ei» neuc« Gkwedrjvsttm u^Lnwk»du«g
sich befi dkl. Liich für die g^otztz. Znsanlerie wurde
die^^ü^ n^uen ^In^nrtriege^el'rS rür ^nolb-

9. Lrmeccorx«. Die SlLndc bcwilliglen die ersorde:-
Uchen Miuel im Ganzen mit 620.224 fl. rn dcr Arl,
dast hievon durch Nichlvcrwnidung des ordcnllichen
BudgelS 265,628 fl.. durch ErlöS auS vcrkaufien Gc-
wehren 206.196 fi.. und dui ch besenbkrr Crrdilr 149.400 fl.,
znsammcn 620.224 fl. drr Kriegsverwallung zur Ver-
mgung ,-estelll unb daniil 19.000. dcn vbigen Bedin-
gungcn knlsprrchenbe Voiderladungtzgewehre deigcstciU

Jn den kriegerischen Elcigniffen de« Jabres 1866
^rn^cr^k.^xischcn^Lr'Nk^ eun'riudn

Ldänderung ein^ solchen Gcwchie« ist^mil einem Luf-
wand von 14 fl. zu beftreilen. daber sür 19.000 Ge-
wcbre^dcr Belrast ^von 14 . 19.000 — 266,000 fl. cr-

aewehren zn vkrmklreii. so zwar, daß je^nach dem Be-
dars mindesten« üdcr 40,000 HinterladunaSgewehre, mil
Einrechnung der voibandenrn 1000 HinterladungS-
büchsen, vcifügl wrrdcn könnte. Der Prri« kine« Zünd-
nade! ewehre« mit rr'orberlicher Munition berechner fich
nnn aus nab„u 40 fl.. «o daß 20.000 Zündnadclne-
wrhre ekwa 800.000 fl. deansprucheu würd>n, aus deren
Bewilligung wir glrichfall« deu Anrrag stellen. D>e
-roßb. Regierung erkennl vollstLndig da« Gewicht der

BcrsLumniß der beantragten Maßreg^ orranlaffcn

vou dem Credil zu 4,884.000 fl.. welcher sür Modil-
machung dewilligl wordeu itz. nach drm RechnungSer-
gkbuiß, iusowcil sich dicse« zur Zei! annäbernd beur»
lbeüeu div je^l nichl^ vtraus-

-j-* KarlSruke, 17. Oct. Dcr GesetzeS-
entwurf übcr die Erhebung eineS Steucrzuschla-
geS für daS Jahr 1867 hat in der Budget-
commission nach längerer Berathung keineGnade
gefunden. Dem Vernehmen nach wird die Com-
mission in der Kammer den Antrag stkllcn, daS
Gesetz abzulehnen. Dieser Deichluß ist mit
Stimmcneinhelligkeit gefaßt worden Da die
Budgctcommission medr alS ein Viertel der
Kammermitgliedkr in sich schließt, so ist daS
Schicksal deS Gesctzks auch in der Kammrr
vorauSzusehen. Gewiß ist eS zu bedaucrn, daß
bei dcr gegenwärtig noch fortdauernden Geschäft«-
losigkcit unb bcim Mangel an Derdienst daS
Land noch mit einer Sttuererhöhung beschwcrt
wcrden sollte. Cs wäre wünschenSwerth gewescn,
daß mit allcn nur möglichen Crsparnissen in den
verschiedenen Zweigen der Verwalrung bei der
gcgenwärligen Lagc der Dinge ernstlich vorge.
schritten werde, da der größere Theil des VolkeS
einmal durch die KriegSereignifse diescS Som-
mers und dcrcn Folgcn schwer gelitten dal uad
noch lcidet; sodann, weil die nachtheitigen Wir-
kungen eincs halbeu MißjahrcS, namentlich
durch Theuerung dcr erstcn und allgcmeinsten
Nahrungsmittel. der Fruchl und der Kartoffel,
eincn großcn Thcil unserer Mitbürger, bcson-
derS ahcr dcn kleinen GcwerbS- und GeschäftS-
mann, empfindlich hcimsuchen, und vorauSsicht-
lich im kommcnden Winter üud Frühjahr noch
mehr drücken werdcn.

Wie wir eben erfahren, hat die Commission
auch die Gesctzcsvorlage, wclche einen außer-
ordentlichen Credit von 1,066.000 fl. zum Zweck
der Herstcllung von HinterladungSgewehren von
den Sländen forderr, abgelchnt, da für derar-
tizc AuSgaben die Zeit nach Aüem, waS man
im Laufc dicseS Sommcrs erfahrcn mußtc, nicht
angelhan ift. Jmmcrhin mag die KricgSvcr-
waltung Versuchc mit solchcn Gcwchren machcn,
auch cinc größcrc Anzahl herstellcn lassen durch
lcicht zu bewirkcnde Ersparniffe an den reichen
Mitlcln. dic ihr für den Militäraufwand bc-
rcitS schon frühcr bewilligt worden sind.

ES wärc allcrdingS ein Fall dcukbar, in
welchcm wir dieses Opfcr drächten und anch
zu größeren Opfern noch bereit wären. DaS
wärc der Fall, wenn man unS gleichzeitig mit
der Gcldfordcrung auch cinen militärischen Ver-
trag mit dcm norddeutschcn BundcSstaate vor-
lcgcn könnte. Kann dagegcn cinc solche Zu-
sagc nichl mit der Fordcrung verbunden wer-
den, dann mögcn unsere Abgeordneten dem
Lande die einzigc Frucht der aufgezwungcnen
Vercinzelunz wahren: daß dic Versuche, welche
Waffc die dcste sei, anderwärtS und nichl mit
unscrem Gcldc gcmacht werden. Dann ift die
Million wcit deffer angewandt. wcnn man sie,
wie die „Konst. Ztg." bcmerkt, unserer GcisteS-
armce deS FricdcnS, unseren VolkSjchullehrern
zuwendet.

Sicherlich würde aber jetzt unter den dermaligen
Vcrhältnissen daS KriegSbudget ansehnlich de-
schnillen werden, wenn eS nochmals zu bewilli»
gen wäre; denn jetzt kann man sich nicht mchr
auf den Bundcstag berufeu, um die gewaltigen
Forkerungcn für militärijchc AuSgaden zu rccht-
fertigen, d. i. jeder Kritik zu entziehcn.

Heidelderg. 14. Oct. Der AuSschuß deS
ProtestantenvereinS hat in seiner in Kafsel am
9. abgehaltcnen Sitzung folgendc Crklärung
deschloffcn:
 
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