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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0411

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den oder eincr derselben alS besonderes Regi-
ment zugetheilt wordcn sind, worauS sich er-
gibt, daß einige der 44 Jnfanteriebrigaden statt
3 Jnfanterieregimenter deren 3 enthalten. Au-
ßerdem stchen 4 Regimenter außer jedem Bri-
gade- und DivisionSverband, indem sie einen
zum VIII. Armeecorps gehörenden besonderen
Truppentheil bilden, der den Namen: „Jnspec-
tion der Besatzung von Mainz" führt. Für
die Uebernahme der Generalcommando'S oer 3
nenen Armeecorps sind designirt; für daS IX.
der General der Jnfanterie, Freiherr v. Man-
teuffel, für das X. der Generallieutenant v.
VoigtS-Nhectz und für das XI. der General-
lieutenant v. PlonSki.

Berlin, 18. Oct. Die allerh. Ordre, mit
welcher der König dem Kronprinzen die beson-
dcren Jnsignien des Ordens pour le werite
übersandt hat, lautet wie folgt:

„Berlin, den 20. Sept. 1866. Beim AuSbruch deS
nun qlorreich beendi-iken KriegeS ^habe ich Dir den grSß-

OefterreerHische Ä^onarchse.

Wien, 15. Octbr. Wie das „Vaterland"
erfährt, soll das HinterladungSgewehr für die'
k. k. Armee nach dem Systeme des Engländers
Remington, dcssen Erprobung im Artiüerie-
Arsenal bereits vorgenommen wurde und wel-
ches nicht nur allein einc cinfache und vom
Manne leicht zu versehende Construction besitzt,
sondern auch 60 Schüsse in der Minute abzu-
feuern erlaubt, für dcn Armeebedarf adoptirt,
und sollen die Umgestaltungsarbeiken der bis-
herigen Gewehre in dcrlei Hinterlader demnächst
in Arrgriff genommen werden.

Wien, 18. Oktbr. Das Hauptthema der
heutigen Journale bildet die Jesuiten-Frage,
welche jüngst auch im hiesigen Gemeinderalhe
in einer für die Ultramontanen unlicbsamen
Weisc angcregt wurde. Mit wenigcn Ausnah-
men sprechen sich alle liberalen Blätter gegcn
die Ueberfluthung der österreichischen Provinzen
durch diese lebendigen Additional-Artikel des
italienischen Friedcns aus. Dic meisten Journale
fassen diese Angelegenheit vom socialen Stand-
punkte auf, und weisen auf die allgemcine Auf-
regung hin, welchc die bloßen Gerüchte von
dem Nahen der schwarzen Brüder unter der
Bevölkerung wachriefen. Man möge die Ur-
heber einer Geschichte, welche im Geiste des

deutschcn Volkcs zu ciner wahren Schauer-
legende heranwuchs, man möge die Jesuitcn, an
deren Namen die Erinnerung an die ScbreSen
der Jnquisition, dcr blutigen RetigioikSkriege,
der gehcimen Verfolgungen und der offenen
Gewaltthaten hängt, man Röge DkHenigeü,
deren Orden seit Jahrhunderten scin Haupt-
augenmerk auf die Unterdrückung oer freien
VolkSentwicklung, auf die Knechtung des gcisti-
gen Strcbens gerichtet, von einer Monarchie
fernhalten, dic im Begriffe steht, in die Bahnen
einer neuen, den Anforderungen des Zahrhun-
dertS Rechnung tragenden Aera cinzulaufen.
Nur das „Vaterland", der Stnrmbock unserer
Feudalen, holt auS seincr mittclalterlichett Nüst-
kammer eine verrostete Lanze heraus, um sie
für die frommen Jünger Loyala's einzulegen.

Wien, 19. Oct. Man berichlet unS, daß
im Schooßc des Justizministeriums Berathun-
gen übcr die Grundzügc ciner neuen Justizor-
ganisation gepflogen werden, nach deren Be-
endigung dic Vorlage dem Kaiser untcrbreitet
werden und sogann im Wege der Octroyirung
zur Durchführung kommen soll. Nach dem,
was wir darübet hören, sollen die künftigen
Gerichtssprengel sich an die neue politische Ter-
ritorial-Eintheilung anlehnen und für jeden
politischcn Bezirk ein Bezirksgericht bestellt wer-
den. Dabei soll aber zugleich auch auf die
Einführung des Jnstituts der Friedensrichter,
sowie überhaupt darauf Bedacht genommen wer-
den, die Bagatellsachen von der Amtsjphäre der
neuen Gerichte fern zu halten. Dic croalische
Landtags-Wahlordnung, wic sie der letztc Agra-
mer Landtag beschlossen hatte, soll, so schreibt
man einem hiesigen Blatte aus Agram, die kö-
nigliche Sanction nicht erhalten haben, und
demnach dem Landtage, dessen Vertagung noch
immer sortdauert, rückgestellt werden mit einer
königlichen Proposition, deS ZnhaltS, daß die
Anzahl der Abgeordneten vermindert und sämmt-
lichen Magnatcn und Landcs-Würdenträgern
das Erscheinen und Abstimmcn im Landtage
zugestanden wcrde. » (N. F. P.)

PvÄg, 20. Oct. Die Narodni Listy mel-
den: Dre Jesuiten veranstalten Sammlungen
in Prag und auf dem Lande zur Errichtung
einer Hauptschule und eineS Gymnasiums.

F r a n k r e i ch.

Pnris, 22. Oct. Die Majestäten sind nach
dem „Moniteur" gestern im besten Gesundheits-
zustand (auS Biarritz zurück) in St. Cloud
eingetroffen.

G n g l a n d

London, 22. Oct. Die Kronjuristen er-
klärten die Wegnahme des „Tornado" durch
die Spanier für ungesetzlich.

I t a l i e n.

Rvm, 18. Oct. Franz 1l. hat die Reise
nach Spanien wietcr aufgegcben; er will sein
Schicksal nicht von dem des PapsteS trennen.
Zwar ist im Kirchenstaate die Sicherheit gerin-
gcr als je, -d'och ihm thun die Banditen nichts.
Ueber die Zustände vor Abzug der Franzosen
entwirft ein Deutscher aus Nom in der „Voss.
Ztg." folgendes Bild: „Die Lage der Bevölke-

rung verschlimmert sich, Zustände gleich den
heutigen und eine so allgemeine persönliche Un-
sicherheit sind selbst damals nicht vorhanden ge-
wesen, als die Priester den Kbruzzesen zur Zeit
der Herrschafk deS erften Napoleon begreiflich
gcmachl häÜeu, jeder Franzose wie jeder Jta-
liener, der es mit den Franzosen hiclte, sei vo-
gclfrei, nnd ber Kirche geschähe ein Dienst, wcnn
rnan sich ihre Vertilgung auf alle Weise ange-
legen sein lasse. Jn den letzten Tagen betam
die Regierung sogar Beweise in die Hände,
welche nicht zweifeln lassen, daß die' Banden
vorhatten, vereint einzelne Ortschaften in den
ersten Abendstunden anzngreifen und zu plün-
dern: dieses Schicksal fokte unter anderen An-
ticoli und Guercino in der Umgegend von Ala-
tri treffen. Ein amtlicher Bericht auS Frosi-
none meldet, daß cben drei starke Banden un-
ter Fra Doria, Androzzi's Adjutanten, Cipriani
und Turco in den Territorien von Strangola-
gallt, Bauco und Veroli ihr wildeS Wesen in
einer Weise treiben, die.haarsträubend ist. (K.Z.)

Venedig, 19. Okt. Jn Folge des zwischen
General Möring und General Lebeouf abge-
schlossenen Vertrageö wnrde die Stadt diesen
Morgen um 8 Uhr den Händen dcr Munici-
palität überge ben. Jm selben Augenblia reiste
General Alemann nach Triest ab; überall grüßte
ihn die Menge ehrfurchtsvoll. Gencral Alemann
und sein Generalstab erwiderten die Höflichkeit.
Um 9 Uhr war die italienische Nationalflagge
auf dem Marcusplatze aufgepflanzt und wurde
inmitten einer ungeheuren Begeisterung des
Volkes mit 101 Kanonen schüssen begrnßt. Die
Municipalität, die Nationalga rde und General
Revel begaben sich sodann an den Bahnhof,
den Truppen entgegengehend, welche von leb-
haftem Beifallsruf empfangen wurden. Die
Stadt ist reich beflaggt. Heute wird es eine
große Jllumination geben.

Aus Baden. Jn Auggen ist das Herbst-
ergcbniß eiu sehr schönes, und können im Durch-
schnitt 30 Ohm per Morgen gern angenommen
werdcn, daher ein Resultat von mindestens
10,000 Ohm aus unserer Gemarkung. Der
Most zog nach der Oechsle'schen Wage je nach
Lage von 60 biö auf 82 Gr.; verkauft wurden
bereits ungefähr 150 Ohm zum Preis von 18,
19, 20, 22 u. 26 fl. —Jn Ettlingen wiegt
der Most 63—68 Grade rjnd wird biS heute
mit 12 —15 fl. bezahlt. Der Hcrbstsegen ist
im oberen Berge sehr groß. — Seit Januar d. I.
ist auf der Main-Neckar-Bahn die zweitägige
Giltigkeit der Rctour-Billete ausgesprochen,
leider mit Ausnahme ber Schnellzüge, während
man auf badischer Seite vergeblich auf eine
derartige Verkehrserleichterung hofft. Möchte
doch diesc Angelegenheit bei der jetzt tagenden
Kammer in Karlsruhe zur Besprechung gebracht
und günstig erledigt werden!

Neueste Nachrichten.

Pcrersburg, 22. Oct. Der Uebertritt
der Drinzessin Dagmar zur orthodoxen Kirche
sindel am 24. d. M., die Verlobung am 25.
d. M. statt. Der Generaladjutant Kaufmann
crhielt einen llmonatlichen Urlaub.

Kreisverkündigungsblatt für den Kreis HisiSeSberg,

zuglrich Amstblalt für den Ämts- und Ämtsgcrichtsbezirk Heidctbcrg und Miesloch und deu Ämtsgerichtsbczirk Neckargemünd.

Großh. Bad. Amtsgericht Heidelberg.

Nr. 240M.' Gegen Maurermcister Philipp
Schellenberger vou hier h.rben wir Gant
erkannt und Tagfahrt zum Richtigstellungs- und
Vorzugsverfahken auf

^ ^ Morgcns 8 Ühr, ^

Älle, welche aus irgeud einem Grunde Ansprüche
an die Gantmaffe machen wollen, werden aikfge-
sordert, solche in dieser Lagfahrt, bei Vermeidung
des Ausschluffes von der Gant, persönlich oder
durch gehörig Bevollmächtigte, fchriftlich ober münd-
lich anzumelden und zugletch tte etwaigen Vorzugs-
oder UnterpsandSrechte zu bezeichnen, die der An-
meldende geltend machen will, auch gleichzeitig die
Bewcisuttunden vorzulegcn oder den Beweis mit

In derselbcn Tagfabrt wird ein Gläubigeraus-
schuß ernannt, auch ein Borg- oder Nachlaßver-
gleich versucht, und es sollen dte Nichterscheinenden
in Bezug auf Borgvergleiche und jene Trnennun-
gen als der Mehrhett dcr Erschienenrn beitretend
angesehen werden.

^Heid°lb^m/Än" 9^"Octo'ber 1866.

Kah.

(2) Gisenhut, Act.

Gr. Amtsgericht Neckargemünd.
Fahndung.

^ Der Taglöhner WrUirlm Kuhner von

nats entwendet zn habcn: 1) dem Iakob Meng in
Kleingemünd ein leinenes Tiscktuch, obne Naht,
aus nur einer Piatte bestehend, viel länger als

Neckarucmund, dcn ^^"obcr 1866.

B-rsteigerungs-Ankün digunq.

In Folge richterlicker Verkügung werden
Donnerstag, den 23. October 1866,
Nachmittags 2 Uhr,
in dem Pfandlokale dahier (Plöckstraße Nr. 44):
l Canavec, 1 Waarenschrank, 2 versck. Lifche,

1 erch. Sekretär. 1 Arbeitstischchcn, 1 Commode,

2 Bettladen, Bettcn, 1 einth. tanncner Sckrank,
Herren- und Damenhüte, Spitzcn, Schleier, Man-
scketten, Band, Blumen, 1 Büchse, 2 crnfacke Jagd-
gewehre und sonstizer vcrschiedener Hausrath gegen
Baarzahlung versteigert.

Heidelberg, ^n 22. October^1866^.
 
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